Bewertung

Review: #2.04 Der Fremde im Zug: Reloaded

Der Episodentitel spielt auf den Alfred Hitchcock-Film "Der Fremde im Zug" von 1951 an, worin zwei Männer beschließen, füreinander jeweils einen Mord zu begehen. Zum Glück stehen hier in der "Modern Family"-Episode keine Morde an, was ich schon mal beruhigenderweise vorweg nehmen kann. Allerdings ist es bei den diversen sensible angelegten Charakteren schon verheerend genug, sie mit kritischen Dingen zu konfrontieren. Die hier daran angelehnte Storyline ist eindeutig die stärkste der Folge, während die restlichen im durchschnittlichen Bereich angesiedelt sind.

Eine kleine Abmachung unter Geschwistern

Eine geniale Idee der Autoren, die Sorgen von Claire Dunphy und Mitchell Pritchett in der Folge gemeinsam lösen zu lassen. Schon oftmals brachte es zusätzliche Dynamik mit ein, wenn sich die Situationen diverser Familien-Mitglieder überkreuzten, wie es auch hier der Fall ist. Die Zwei im Kombipack, das bedeutet bissige Sprüche, Wortwitz und Humor der trockenen Sorte. Schon alleine die Szene im Fitnessstudio mit den Beiden ist genial. Wie Mitch da seine "Loga"-Übungen macht - Laufbandtraining und Yoga vereint - während Claire das super nervig empfindet und sich darüber auslässt, ist schon sehr erheiternd. Sie dann die ganze Folge über zu beobachten, wie sie sich bemühen dem Partner vom anderen Kritik zu übermitteln, hält, was es verspricht.

Die vorprogrammierten lustigen und interessanten Szenen treffen ein, wobei das Ganze zwischen Claire und Cameron Tucker ein Tick witziger gestaltet ist als bei Mitch und Phil Dunphy. Schmunzelte ich zuletzt noch in #2.03 über den übertrieben emotionalen Pepper Saltzman, so muss man zugeben, dass Cameron kein Bißchen weniger zu nahe ans Wasser gebaut ist. Die Schluchzerei, welche er im Zimmer von sich gibt, während Claire das irritiert auf der Couch mitanhört, ist einfach zu komisch. Kein Wunder, dass Mitch erst dreimal überlegt, bevor er Cam gegenüber Kritik ausüben will. Witzig ist auch die kurze Annahme Cams zuvor, dass Claire ihn als Modeberater möchte, während seine wirklich unansehnliche Radlerhose einem die Augen wirklich zu sehr tränen lassen. Cams heimliches Anschleichen, während er die Abmachung zwischen Mitchell & Claire am Telefon mitbekommt, sowie seine trotzige Mitchell-ich-finde-übrigens-deinen-Bart-schrecklich-und-verhalte-mich-wie-ein-trotziges-Kind-Aktion, konnten dann weitere Male meine Lachmuskeln reizen.

Während der Cam-Mitchell Part einfach lösbar scheint, ist im Gegensatz die Claire-Phil-Situation komplexer und ließ mich gespannter zusehen. Jemanden zu sagen, dass ihm ein bestimmtes Kleidungsstück nicht gut passt, scheint mir einfacher als jemanden gegenüber eine Charaktereigenschaft zu kritisieren. Indirekt werfen die Macher auch beim Zuschauer die Frage dazu auf: Ist Phil witzig? Ich gebe zu, dass er manchmal zu gewollt witzig wirkt, so ist seine Figur ausgelegt, doch zumeist rockt er die Show mit seinen teils skurillen Sprüchen und Einfällen. Die Folge lehrt aber nur allzu gut, dass er dazu keine Stichwortkarten benötigt. Er ist von Natur aus der Sprücheklopfer und Komiker, und manchmal ist es da schwerer, ihn richtig einzuschätzen. Man kann es Claire nicht sehr übel nehmen, dass sie sich Sorgen um ihren Mann macht. Denn Phil wirkt ebenfalls ziemlich sensibel und so will sie ihm nur Absicherung geben. Anstatt Mitchell auf ihn anzusetzen, was eh herrlich schief geht, oder ihm die Stichwortkarten zu mopsen, hätte sie einfach gleich direkt, in entsprechend sensibler Ansprache, mit ihm darüber reden sollen. Die Schlussszene zwischen den Beide macht dies dann nur zu deutlich, die ist echt zuckersüß zudem. Insgesamt eine durch und durch gelungene Geschichte.

"Wenn es einfach wäre, dann könnte doch jeder beliebt sein"

Die anderen Handlungen stehen dazu deutlich im Schatten, was insbesondere bei Alex Dunphy und Haley Dunphy schade ist. Hier hätte man mehr Screentime benötigt. Was erst im typischen Muster der Zankereien unter den Schwestern scheint, nimmt dann eine interessantere Form an. Haleys Aussagen an Alex sind teils schon richtig krass, sodass einem manchmal der Mund offen bleibt. Wie sie beispielsweise erklärt, dass es beliebte Mädchen gibt und welche wie Alex, da wusste ich nicht, ob ich lachen oder Mitleid für Alex empfinden soll. Okay, die beiden schenken sich darauf bezogen gegenseitig nichts, doch diesmal schwenkte die ganze Sympathie deutlich in Richtung Alex über. Es ist auch ein bißchen klischéehaft inszeniert, dass es Alex als das strebsame kluge Mädchen schwer hat Freunde zu finden. Wobei es eher so scheint, als würde sie Haley als Maß nehmen, doch ich bezweifle, dass zu Alex eine Person á la Mackenzie passt. Haley erwähnt ja, dass die so wie sie sei, und da gäbe es dann wohl auch nur viele Streiterein.

Wahrscheinlich braucht Alex einfach nur mehr Selbstbewusstsein, denn bei aller Liebe für Haleys Tipps zum unnahbareren Gehabe führt daran kaum ein Weg vorbei. Wirklich schade ist, dass man bei der wenigen Screentime für diese Story viel zu wenig Einblick bekommt. Die schwesterlichen Momente zwischendurch sind richtig toll und zu gerne hätte ich das emotionale Gespräch zwischen Alex und ihrer Mum am Ende gesehen. Oder auch mehr Einblicke im Schulumfeld gewonnen. Ich hoffe, dass man diese Storyline noch weiter ausbaut, denn es wäre sonst eine Verschwendung des Potentials.

Einfach nur Chef

Jay Pritchett ist schon immer wieder ein amüsanter Typ, der in seiner festgefahrenen Weise, so manches im Umfeld zu sehr ausklammert. Das kann man eigentlich doch so hinnehmen, jedem wie er es wünscht sozusagen, doch Gloria Delgado-Pritchett sieht das offenbar ganz anders. Immer wieder reiten die Macher auf diesem Punkt rum, in dem Gloria ihren Mann mit aller Gewalt aus der Reserve lockt. Klar, den Tritt braucht er wohl manchmal, doch diesmal fährt Gloria sich selbst damit so richtig ein. Anfangs will das Ganze einen nicht so mitreißen, doch spätestens als Gloria bewusst wird, dass sie auf einer falschen Feier gelandet sind, verspricht es gut zu werden. Und genau so kommt es dann auch. Jay ist der geweckte Stier sozusagen, der seiner Frau unbedingt beweisen will, dass ihm seine Mitarbeiter nicht unwichtig sind. Gloria schafft es nicht, ihrem Mann die Verwechselung der Partys klarzumachen, und die Situation mündet in einem denkbar amüsanten und ebenso blamablen Szenario. Ich habe mich gekugelt, als Jay unbewusst zum Tanz von Braut und Bräutigam moderiert, in der Annahme es handele sich um den Vater- und Tochtertanz seiner Firmenangestellten. Seine Blicke und Sprüche auf der Bühne, die panische Gloria - absolut lustig. Das hat dann der lahmeren Story einen schönen Tritt verpasst und diese konnte sich dank der Abschlussszene ins Gedächtnis einprägen. Manny Delgado kann auch manch`amüsante Spitze abliefern, bleibt jedoch sonst sehr am Rande.

Fazit

Eine insgesamt leicht überdurchschnittliche Episode, die ihre Stärke in der verketteten Story von Claire-Phil-Cam-Mitchell hat. Den restlichen Erzählungen fehlt entweder genügend Screentime oder mehr Schwung anfangs, enthalten dennoch gute Szenen. Sechs von neun Punkten sind es somit. Die Staffel 2 ist bislang ganz solide gestartet, amüsiert und unterhält gut, dennoch fehlten bislang die ganz starken Episoden, wie sie in der Debütstaffel schon oft gezeigt wurden. Die Serie hat die charmanten Charaktere und passende Grundlage inne, erneut solche ganz starken Folgen zu liefern. Ich bin gespannt, wann es wieder so weit sein wird. Einfach mal abwarten und Tee trinken.

Samuel W. - myFanbase

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