Bewertung

Review: #2.09 Die Hände deiner Mutter

Erneut steht eine richtig erfrischend amüsante, mit Überraschungen versehene Episode an. Die Macher der Serie befinden sich derzeit auf einem Höhenflug und haben den Bogen richtig raus. Nach der richtig guten Vorfolge ist diese nur dezent etwas schwächer, aber erneut beinahe brillant. Es macht immer wieder Freude den Autoren zuzusehen, welche Einfälle sie haben, um die Zuschauer zum Lachen zu bringen und gut zu unterhalten. Klischees werden aufs Korn genommen und Thematiken aus dem Alltag mit einzelnen Skurrilitäten gewürzt. Bestes Beispiel dafür ist Cams auftauchende Mutter Barb Tucker, die auf den ersten Blick wie eine äußerst sympathische Lady wirkt, aber Mitchell gerne zu nahe kommt und dabei ordentlich zugrabscht. Aber der Reihe nach.

Schlussmachen in wenigen Sekunden

"Oh mann", dachte ich nur, als Haley von hier auf jetzt per SMS mit Dylan Schluss machte. Sowohl Claire als auch die von ihr angestiftete Haley erweisen sich als super gefühlslos in dieser Folge. Bei Haley ändert es sich im Verlauf zum Glück, doch Claire regt wirklich nur zum Kopfschütteln an. Ich verstehe nicht, was sie gegen Dylan hat? Er verhält sich zwar teilweise etwas dumpfbackig, zeigt aber Einfühlungsvermögen, Kreativität und schreibt Songs, sieht dabei nicht übel aus und Haley fühlt sich sichtlich wohl neben ihm. Claire ist mir bei dem Punkt etwas suspekt mit dem Glauben, Haley finde bestimmt etwas Besseres. Jedenfalls machte der Nachhilfe-Junge auf mich einen sehr öden Eindruck, wobei man von dem auch bislang nicht viel zu sehen bekommen hat. Claire ist manchmal eine boshafte, gefühlskalte Schlange! So, jetzt ist es raus.

Gelungen ist die Story bei den Dunphys allemal, denn so herrlich wird das Klischee bzgl. Schlussmachen aufs Korn genommen. Der schwarze Peter, also so gefühlskalt und feige eine Beziehung zu beenden, wird ja gerne den Männern zugeschoben. Doch hier wird es genau verdreht zur Geltung gebracht. Claire und Haley verhalten sich ohne Rücksicht auf Dylans Gefühle, während Phil ihn auffängt und aus Mitleid sich an ihn ranmacht. Und so kann man das ruhig bezeichnen, denn die weiteren Szenarien zwischen Phil und Dylan wirken herrlich doppeldeutig. Die Dialoge fielen sehr amüsant aus und ich hatte mal wieder vor Lachen einen Krampf, besonders bei Phils Aussagen und seiner Mimik. Es war aber nicht nur ein amüsanter, sondern auch ein sehr feiner Zug von Phil.

Unbewusst hat er in Haley dann doch Gefühle offensichtlich gemacht, aufgrund des Missverständnisses, da sie gleich dachte, Dylan habe eine Neue an seiner Seite. Auch das führte zu witzigen Momenten, denn eine temperamentvolle, zornige Haley macht ebenso eine große Freude. Der Abschluss ist vor allem schön gelungen, als Haley klar wird, dass (vorübergehend?) eine Trennung mit Dylan feststeht und sie ihn wirklich vermisst. Dabei tröstet sie Phil mit diesen sehr gut getroffenen Worten. Die Situation bezüglich dem Sweatshirt, das eigentlich als Damenmode gilt, fiel nochmals witzig aus. Phil scheint auch ziemliche Multitasking-Fähigkeiten zu besitzen. Während des Telefonats mit Dylan entdeckt er eine Frau mit dem selbigen Sweatshirt, wirft es daraufhin in den Müll, ohne den Call wirklich schleifen zu lassen. Gute Story und gekonnt umgesetzt, so gefällt mir das. Hoffentlich sieht man Dylan dennoch wieder, was ja nun fraglich bleibt.

Gnadenlos optimistisch

Ach, ich hätte mir so gewünscht, dass Gloria letztendlich Recht bekommt. Ihre Ansicht gefällt mir, dass man sich nicht zu schnell Sorgen machen sollte. Und oft ist es wirklich so, dass man sich erst etwas einbildet, nachdem man es gelesen hatte. Auch bei Jay/Manny/Gloria zeichnete sich eine feine Nebenstory ab, die auch zum Nachdenken anregt. Lustig auch, wie hier ebenso wie bei den Dunphys, die Rollen so verdreht wurden. Gloria spielt jedenfalls nicht die sich sorgende Ehefrau, sondern will am liebsten von Jays Bauchschmerzen nichts wissen. Manny, der eigentlich das sorglos spielende Kind mimen sollte, gibt den Erwachsenen der Runde ab, während sich Jay wie ein weinerliches Kleinkind verhält. Die Recherche Mannys und seine Sprüche dazu sind mal wieder erstklassig, so herrlich altklug.

Und der sonst so Sprüche klopfende Jay heult beinahe rum. Jedoch bei dem späteren Resultat nach der Untersuchung ist klar, dass seine Schmerzen unschön sein müssen. Darum ist ihm das natürlich verziehen. Und die Momente im Krankenhaus sind dann auch die lustigsten. Jay muss aufgrund seines Blinddarms schnell in den OP, doch Gloria bremst das Ganze. Dann hat sie plötzlich ein schlechtes Gewissen, da sie Jay tagelang leiden ließ. Und leider muss sie sich in dem Moment wohl den Schuh anziehen, dass sie sich wie eine miese Ehefrau verhalten hatte. Aber wie schon betont gefällt mir Glorias optimistische Denkweise. Nur hat diese sie hier in eine ungute Position gebracht. Jay verzeiht ihr wohl und so ist dann doch alles in Butter, kann man von ausgehen. Als Highlight hier im Nebenpart gilt auch die gezeigte Rückblende, in der Gloria sich selbst die ausgerenkte Schulter an der Wand zurecht rückt, als wäre nichts geschehen. Eine Frau so tapfer wie ein Krieger.

Grabschalarm!

Barb Tucker ist ein herrlich zur Geltung gebrachter Charakter und passt perfekt als Cams Mutter. Ironisch ist jedoch, wenn man zurück blickt zu Cams Aussagen bezüglich Mitchs Mutterverhältnis, wie nahe er seiner eigenen steht. Da ist kaum ein Unterschied zu erkennen, denn beide Söhne kriechen, um als Mamas Liebling zu gelten. Nur ist es so, dass Barb der reinste Sonnenschein und nicht fies ist, während Mitchs Mum eher die Gemeinheit in Person verkörpert. Die Schauspielerin Celia Weston, die Barb darstellt, ist mir übrigens ein Begriff aus "Desperate Housewives". Auch dort gibt sie einen doch etwas schrägen Muttercharakter ab. Hier ist es sogar noch schräger, da Barb ein Problem zu haben scheint. Mitch scheint es ihr ja richtig angetan zu haben und bei jeder möglichen Gelegenheit begrabscht sie ihn. Selbstverständlich ist das unangenehm, selbst, wenn man nicht so scheu wie Mitch ist. Herrlicher Moment übrigens, als Claire dies so deutlich zur Geltung bringt, wie sehr Mitch es hasst, wenn man ihm zu nahe kommt. Die Story um Barb schießt dann aber schon etwas über das Ziel hinaus, was mich aber nicht wirklich stört. Viele witzige Momente kommen zur Geltung, besonders als Mitchell Barb seinen Hintern entgegenstreckt, um Cam die Grabscherei seiner Mutter zu beweisen. Dummerweise für Mitch agiert sie da aber anders und so sieht der Kontext für Cam komplett verkehrt aus.

Cam und seine Mutter haben etwas gemeinsam, nämlich sind beide sehr nah am Wasser gebaut. Barb heult ziemlich schnell los, was wieder den Zuschauer amüsiert, da man weiß, dass im Grunde nichts dramatisches passiert ist. Sie müsste nur die Grabscherei sein lassen und es respektieren, dass dies so zu weit geht. Schade ist, dass man den Grund (noch?) nicht erfährt, warum Barb Mitchell so gerne intim anfasst. Man kann es sich denken, dass sie sich wohl von ihm angezogen fühlt. Die Badewannen-Szene ist dann der absolute Brüller. Natürlich fällt Barb das Armband auch noch zum nackten Mitchell in die Wanne. Natürlich will sie daraufhin darin rumwühlen und hat ihre hellste Freude dabei. Ich verstehe nicht, wieso man ihr da erst sagen muss, dass sie eine Grenze überschritten hat? Ich will unbedingt mehr von Barb zu sehen bekommen, denn ich will mehr über sie erfahren und auch, ob sie sonst Männer auch dermaßen schamlos intim begrabscht? Ein lustiges Szenario ist es allemal.

Fazit

"Modern Family" schießt derzeit eine hammermäßige Episode nach der anderen raus. Diesmal ergibt sich zwar keine Verkettung der drei Storys, bzw. nur eine kleine zu Claire, bzgl. Mitchs Problem mit Cams Mutter, was dennoch super funktioniert. Der Dunphy-Schlussmachen-mit-Dylan-Part amüsiert und ist auch rührend gestaltet. Jays Blinddarm-Situation regt sogar trotz Witz zum Nachdenken an. Und beim Besuch von Cams Mutter Barbs wird Situationskomik von der feinen und schrägsten Sorte geboten. Der letzte Zacken fehlt jedoch für die komplette Krone, sodass ich acht von neun Punkte ganz passend halte.

Samuel W. - myFanbase

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