Review: #2.22 Haften Kinder für ihre Eltern?

Dass Claire über ihre Rolle als der strengere Part von beiden Elternteilen reflektiert und ihres "Bad Cop"-Images überdrüssig wird, passiert des Öfteren. Diesmal möchte sie mal wieder Phils coole Rolle übernehmen und versucht, diese vermeintlich lässige Seite an Manny und Luke auszuüben.

Anstatt Haleys und Alex' Aufräumfortschritte im Badezimmer zu kontrollieren, knöpft sich Claire ihren Sohn und Stiefbruder vor, um mit ihnen einen Ausflug zur Go-Kart-Bahn zu unternehmen. Beide kennen Claires anstrengende Seite (wer nicht?) und hätten lieber den entspannteren Phil mitgenommen, doch es gibt kein Entkommen. Claire hat sich in den Kopf gesetzt, an diesem Tag die coole Mutter zu spielen und möchte ihr Vorhaben auch auf Gedeih und Verderb durchziehen. Die Befürchtungen von Manny und Luke erweisen sich leider als nur zu wahr. Sie schafft es, Spaß und Vergnügen zu etwas Gezwungenem, Aufoktroyiertem verkommen zu lassen – ihr Verhalten ist anstrengend, tyrannisch, fast aggressiv und ziemlich gemein. Die eingeschüchterte Reaktion der Jungen rundet das Bild ab. Claire ist schrecklich – vor allem schrecklich anstrengend, wie man an der Imbissbude gut beobachten kann. Aber genau das sorgt dafür, dass man immer wieder hinschauen muss, wie bei einem Unfall, von dem man sich nicht so recht lösen kann.

Phil versucht unterdessen, Claires strenge Mutterrolle zu übernehmen. Als er merkt, dass Haley und Alex seine Anweisungen nicht ernstnehmen, weil sie ihn nur als lässigen Hausclown kennen, wirft er sich in einer rabiaten Aktion auf die Motorhaube, während Haley fährt. Danach verdonnert er die Mädchen zum Putzen des Badezimmers und ist ganz und gar nicht mehr der altbekannte Kuschel-Daddy – im Gegenteil, die Laptops werden abgeklebt und den Mädchen wird die Essenspause erst einmal gestrichen. Würde man diese Diskussion aus einer psychologischen Warte führen, dann ist dieser autoritäre Stil sicherlich grenzwertig, aber aus rein komödiantischen Gesichtspunkten erfüllt er seinen Zweck. Da er sonst so leger ist, entwickelt man vor Phils innerem Tyrannen eine neue Ehrfurcht. Das aus dem Abfluss gefischte Haar ist dann nur noch die Kirsche auf der Sahne dieses Handlungsstrangs. "Modern Family" dürfte gerne öfter diesen dunkel gefärbten Humor an den Tag legen – es muss nicht alles immer gleich auf Friede, Freude und Eierkuchen hinauslaufen.

Für ein paar amüsante Minuten sorgt auch das Haus Delgado-Pritchett. Gloria zeigt mal wieder, dass sie über ein riesiges Herz verfügt und schleppt einen Möchtegern-Unternehmer namens Guillaume an, der Jay seine Geschäftsidee demonstrieren soll. Sein misslungenes Experiment, seine wenig überzeugende Präsentation, Jays trockene Korrekturen und obendrein Gloria als überenthusiastischer Cheerleader – wer kann da noch seinen Lachanfall zurückhalten? Dass Jay am Ende mit dem Hund nach Hause zurückkehrt, wird die Herzen der Hundefans unter uns höher schlagen lassen – lässt es doch darauf hoffen, dass das niedliche Tier bald zum festen Bestandteil des Casts gehören wird.

Die schwächsten Momente dieser Episode sind Mitchell und Cameron zu verdanken, deren komplette Story nur eine WTF-Reaktion zulässt. Mitchells indirekten Versuche, Cam zu überzeugen, ihn gehen zu lassen, ohne die Bitte explizit aussprechen zu müssen, sind ja noch süß – in irgendeiner Form kennt das wahrscheinlich jeder von uns aus dem Alltag. Aber am Ende kommt keiner von beiden gut weg. Mitchell nicht, weil er bis zum Schluss nicht den Mut hat, mit der Wahrheit herauszurücken und zu vergessen haben scheint, wie rücksichtsvoll Cameron ist, wenn die Krankheitsrollen mal vertauscht sind. Und Cameron nicht, weil er eigentlich weiß, wie viel dieser Konzertbesuch Mitchell bedeutet und dennoch die Signale seines Partners ignoriert.

Lässt man die beiden außer Betracht, dann ist auch diese "Modern Family"-Folge komplett gelungen. Der Unterhaltungsfaktor war hoch und ich bin eindeutig Team "Mehr vom bösen Phil!".

Eva T. - myFanbase

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