Bewertung

Review: #2.23 Botox und Benehmen

Alex' Abschlussfeier steht an und obwohl es bis zum Staffelfinale noch eine Folge hin ist, liegt über dieser Episode eine Abschlussstimmung, was wohl daran liegt, dass diese Folge mal tatsächlich als Finalepisode gedacht war.

Nicht jeder ist an diesem Tag gut gelaunt. Cameron ist sauer, weil Mitchell bei seinen Missgeschicken keine Empathie zeigt, sondern ihn auslacht – einmal, als er in das Jumbo-Planschbecken fällt, und einmal, als er in Jays Haus gegen den Rahmen stößt. Slapstick-Comedy schön und gut, aber diese hier ist so simpel gestrickt, dass man Camerons Schmerz teilt, wenn auch aus anderen Gründen. Zudem muss man sich mal wieder fragen, warum Cameron und Mitchell überhaupt ein Paar sind – beide scheinen sich nicht einmal richtig zu mögen.

Ausnahmsweise friedlicher gelaunt sind dagegen Alex und Haley. Überraschend ist hier, dass die beiden Mädchen den A-Plot bekommen haben, was selten genug passiert. Aber es lohnt sich irgendwie. Anfangs liegen sie sich noch in den Haaren, weil Alex eine Dankesrede voller Abrechnungen plant, die Haley peinlich und entsetzlich findet. Doch Alex lässt sich umstimmen und als sie dann ihre Rede hält, benutzt sie in einer unausgesprochenen Hommage an ihre Schwester sogar Haleys Zitate, die aus kitschigen Songtiteln wie "Don't Stop Believin'" und "Get This Party Started" bestehen – sehr zu Haleys Rührung. Meist nimmt man die beiden Schwestern nur als Geschwisterklischee wahr: Zwei verwöhnte Mädchen - die eine oberflächlich, die andere klug -, die sich ständig bekriegen. Ähnlich wie in #2.20 Someone to Watch Over Lily kommen sie sich hier mal wieder näher und vor allem Haleys Charakter gewinnt dabei an Liebenswürdigkeit. Man merkt, dass hinter dem oberflächlichen Panzer ein verunsicherter Teenager steckt, der einerseits um die Anerkennung der anderen buhlt, andererseits um seine berufliche Zukunft zittert und sich dabei mitunter auch minderwertig fühlt.

Auch für Claire ist Alex' Abschlussfeier ein besonderer Tag: In einem seelischen Zusammenbruch erzählt sie Phil von ihrer Befürchtung, Alex nun zu verlieren – so wie das bei Haley der Fall war, die seit High-School-Zeiten ihren Eltern gegenüber emotional auf Distanz gegangen ist. Ihre wehmütigen Erinnerungen an Tage, an denen Haley im Schlafanzug auf ihren Vater gewartet hat, haben etwas Rührendes und sehr Ehrliches, das übliche Sitcom-Tropen sprengt. Mir persönlich fehlt allerdings die Sympathie für Claire, um über eine rationale Ebene hinaus wirklich mit ihr mitfühlen zu können – wer ständig den Eindruck macht, als würde er seinen Nachwuchs mit halbem Herzen hassen, muss sich nicht wundern, wenn das Echo kein herzliches ist. Auch die Turbulenzen mit dem auseinanderbrechenden Tandem und der verbundenen Slapstick-Comedy, die folgt (unter anderem das Hereinkullern in den Publikumsbereich), entlocken mir nicht mehr als ein müdes Seufzen. Die Wahrscheinlichkeit, dass Claire und Phil es ohne jegliche Komplikationen zur Feier schaffen würden, war von Anfang an recht gering. Am witzigsten waren noch Phils rudimentäre Spanisch-Phrasen und Claires Freude über Haleys Angebot, mit ihren Eltern essen zu gehen.

Richtig suspekt war Jays Botox-Auge. Eigentlich war man in dieser Staffel soweit, Jay und Gloria nicht mehr nur als Paar darzustellen, bei dem ein reicher alter Onkel sich ein hübsches, junges Anhängsel geangelt hat. Wenn man das Alter unbedingt wieder thematisieren muss – bitte. Dann aber nicht über den Weg einer albernen Botoxinjektion – danke.

Fazit

Die Folge hatte durchaus ihre netten Momente – gerade die Dunphy-Schwestern boten ein zuckersüßes Bild. Leider kam der Comedyfaktor zu kurz und über Camerons kleinen Missgeschicke sowie Jays Botoxaktion hüllen wir lieber den Mantel des Schweigens.

Eva T. - myFanbase

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