Bewertung

Review: #3.22 Vergnügungstour ohne Gewähr

Nachdem sich die ersten gemeinsam verbrachten Ferien der Dunphy-Delgado-Prichetts auf Hawaii in #1.23 Hawaii und die Theorie der Entspannung als eines der absoluten Herz- und Humor-Highlights der ersten Staffel entpuppten, war es eigentlich bloß eine Frage der Zeit, bis man die gesamte Familie erneut in den Urlaub schicken würde. Und was bietet sich da bei einem Sender wie der zur Walt Disney Company gehörenden ABC natürlich automatisch an? Richtig, ein Ausflug ins Disneyland. Denn…

"Who doesn't love a day at Disneyland?"

Nun ja, da wäre zumindest einmal Manny, der sich zum Ärger seiner Mutter wieder einmal nicht wie ein normales Kind aufführt und wie Luke fast platzt vor Freude auf all den Spaß und Nervenkitzel, den der Themenpark zu bieten hat, sondern sich stattdessen vielmehr Sorgen um ein Schulprojekt macht. Das ist natürlich typisch Manny, aber genau deswegen auch ein großes Problem. Denn seine ach so erwachsene Masche hat sich nach fast drei Staffeln ohne jegliche nennenswerte Entwicklung außerhalb der grandiosen #2.08 Manny Get Your Gun-Folge mittlerweile einfach totgelaufen. Die Tatsache, dass sein frühreifes Verhalten noch dazu zunehmend extremere Ausmaße annimmt, erweckt den Eindruck, dass die Autoren sich bei ihm in eine Ecke manövriert haben, aus der sie momentan keinerlei Ausweg zu finden fähig sind. So musste man als Zuschauer in den letzten Wochen mit ansehen, wie aus dem etwas altklugen, aber prinzipiell dennoch sehr liebenswerten Naseweis zunehmend ein verwöhnter, aufgeplusterter kleiner Schnösel geworden ist, der sich seit Neuestem offenbar selbst über Mädchen, die ihm aus einem fliegenden Elefant flirtend zulächeln, erhaben fühlt. Diese Entwicklung Mannys ist deswegen so fatal, weil der Frust darüber auch auf die Wahrnehmung anderer Figuren überzuschwappen droht. Daher wird es wirklich höchste Zeit, dass man seine problematischen Eigenschaften endlich in den Hintergrund rückt und ihn in anderer Form ins Geschehen integriert.

"I hate to say this, but these rides are killing me."

Mit anderen Worten sollte man sich einfach ein Beispiel an Luke nehmen, der sich innerhalb der letzten zwei Staffeln nicht nur zum eindeutigen Zuschauerliebling unter den "Modern Family"-Kids gemausert hat, sondern mit seinem Vater/Buddy Phil inzwischen auch noch ein derart perfekt eingespieltes Dreamteam bildet, dass die beiden einem selbst in einer recht unspektakulären Storyline wie hier in Disneyland, in der sie nicht viel mehr zu tun bekommen als den ganzen Tag gemeinsam Achterbahn zu fahren, immer noch ein fettes Grinsen ins Gesicht zaubern. Dabei wird einmal mehr deutlich, dass sie sich in ihren wohl wichtigsten Wesenszügen – ihrer humorvollen Schlagfertigkeit, einnehmenden Naivität und intrinsischen Herzensgüte – im Grunde nahezu ebenbürtig sind, so dass man beim Genießen dieser so unheimlich unterhaltsamen Luke-and-Phil-Dunphy-Show-Within-the-Show mittlerweile gar nicht mehr so genau weiß, wer denn nun in diesem einzigartigen Vater-Sohn-Gespann de facto der eigentliche Held und wer "nur" der charmante Sidekick ist. Zum Knutschen sind sie jedenfalls alle beide, auch wenn Ty Burrell hier nach seinen Achterbahn-Szenen erschreckend blass, veschwitzt und somit wirklich überzeugend grippekrank aussieht.

"Oh my God, you guys, is that Dylan?"

Die überraschende Rückkehr von Dylan und seine prompte Wiedervereinigung mit Haley lassen den fiebrigen, schwindelgeplagten Phil aber natürlich dennoch innerlich Luftsprünge machen, hielt er ihn im Gegensatz zu Claire insgeheim doch schon immer für den perfekten potentiellen Schwiegersohn. Als Zuschauer hingegen weiß man, wie Haley im Übrigen auch, zunächst nicht so recht, was man von Dylans heimlicher Heimkehr halten soll, zumal man ihn in der dritten Staffel auch nicht sonderlich vermisst hat. Spätestens bei der über alle Zweifel erhabenen Little-John-Szene ist man aber ganz auf Phils Seite. Denn wie der immer noch völlig ahnungslose Dylan hier in voller Disney-Maskottchen-Montur tänzelnd vor Haley Rechenschaft ablegt und ihr vor Claires Traumschwiegersohn Ethan noch dazu offen seine Liebe gesteht, bevor er von letzterem schließlich zu Boden geschubst wird und verzweifelt versucht, wieder aufzustehen, ist wahrlich ein Bild für die Götter. Selbst als Zuschauer, der Haley ohne männliches Anhängsel lieber mag, muss man da einfach zweifellos anerkennen, dass Dylan eine ganz eigene Art von Humor mit sich bringt, die der Serie momentan sicherlich ganz gut tun könnte.

"Really? Those shoes?"

Jay und Gloria, die von den Autoren in letzter Zeit des Öfteren etwas vernachlässigt wurden, tut wiederum dieser eine grandiose Moment gut, in dem Jay seiner überaus dankbaren und plötzlich so liebevollen Frau knallgelbe, kuschelweiche Pantoffeln kauft, weil er es einfach nicht mit ansehen kann, wie sie in ihren High Heels stillschweigend leidet, und ihr kurz darauf auch noch das Geständnis entlockt, manchmal womöglich nur deswegen wütend auf ihn zu sein, weil sie unbequeme Schuhe trägt. Die Zahl der männlichen Zuschauer, die hier oder auch während Jays Jacken-Monolog zu Beginn der Episode einfach nicht anders konnten, als ihrer neben sich auf dem Sofa sitzenden Partnerin einen amüsierten, viel sagenden Blick zuzuwerfen, lässt sich natürlich nur sehr vage schätzen, aber im fünf- bis sechsstelligen wird sie garantiert gelegen haben. Was diese simple, aber so lebensnahe kleine Storyline erst so raffiniert macht, ist jedoch vielmehr die Tatsache, dass sie Jay auf die Lösung für das Problem von Mitchell und Cameron bringt. Deren Sorge um die kopflos weglaufende Lily und die öffentliche Schmach einer Kinderleine – ein bis dahin noch recht harmloser und ebenfalls stark auf Identifikationspotential beim Publikum setzender Handlungsstrang – endet für die beiden Väter nämlich unverhofft plötzlich mit der wunderbaren Pointe, die Jay mit seinem geistreichen Einfall, Lily in Stöckelschuhe zu stecken, setzt.

"Staying with my kids was more important than leaving my wife."

Allgemein ist Jay in der Folge ungemein präsent, kommt ihm doch zusätzlich zu seiner Rolle als empathischer Ehemann und Problemlöser auch noch eine eigene kleine Storyline zuteil, aus der man als Zuschauer zunächst nicht so recht schlau wird. Denn seine zum Teil unnötig ausführlich scheinenden Anekdoten über einen Ehezwist mit Dede machen anfangs noch einen sehr willkürlichen Eindruck und reißen einen auch immer wieder aus dem eigentlichen Geschehen. Glücklicherweise folgt während dem Besuch der Abraham-Lincoln-Attraktion schließlich doch noch der große Aha-Moment, als Jay rührend seine Arme um Claire und Mitchell legt, weil er sich an den Tag erinnert, an dem er beschloss, seine Familie trotz all der Scherereien mit Dede doch (noch!) nicht zu verlassen, nur um dafür Jahre später in Form von Gloria "vom Universum belohnt" zu werden. Diese Schlusspointe entschädigt allemal für die etwas ungelenke Vorarbeit zuvor, stimmt einen in Bezug auf die Implikationen seines Handelns damals jedoch auch ein wenig nachdenklich. Vielleicht ist genau das im Endeffekt aber auch der größte Verdienst dieser Folge.

Alles in allem hat #3.22 Disneyland durchaus seine Momente, schlägt auf dem Weg dorthin jedoch nicht immer die interessanteste Route ein. So profitieren die prinzipiell eher durchwachsenen und allzu alltäglich geratenen Storylines fast alle immens von ihren gelungenen Pointen. Selbst diese können aber leider nur bedingt über das zunehmende Ärgernis hinwegtrösten, das der zu extrem und unsympathisch gezeichnete Manny mittlerweile darstellt.

Paulina Banaszek - myFanbase

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