Bewertung

Review: #3.21 Einige unerwartete Reisen

In einer der vielleicht schönsten Szenen der dritten "Modern Family"-Staffel lernte Phil, kurz nachdem er beim Bau eines Baumhauses für Luke realisierte, wie sehr er sich nach den unkomplizierten Freundschaften seiner Kindheit zurücksehnte, in #3.07 Treehouse erstmals seinen langjährigen Nachbarn Andre kennen, der innerhalb kürzester Zeit zu seinem besten Kumpel avancierte. Seitdem warteten so einige Fans der Serie sehnlichst auf die Rückkehr von Phils "brotha from anotha motha" und werden in #3.21 Planes, Trains and Cars nun endlich für ihre Geduld belohnt. Denn Kevin Hart wird in der Folge tatsächlich wieder für einen kleinen, aber feinen Gastauftritt zurückgeholt, der den Dunphys zu einer starken Storyline verhilft.

"Phil, I did cartwheels." – "Without me?"

Dabei deutet Phils Kauf eines Sportwagens ohne Claires Wissen zunächst auf einen schrecklich abgedroschenen Sitcom-Plot hin, wurde diese Materie doch schon in zahlreichen Beziehungs- und Familienkomödien abgehandelt. Was die "Modern Family"-Variante dieser überstrapazierten Thematik jedoch so besonders und dementsprechend auch sehenswert macht, ist Claires überraschende Reaktion und die Entwicklungen, die sie nach sich zieht. Denn so erbarmungslos sie sich normalerweise auch gibt, lässt sie hier ihren erhobenen Zeigefinger ausnahmsweise mal stecken und nimmt Phils Impulsivkauf scheinbar gelassen hin. Schließlich sei er ja alt genug, um seine eigenen Entscheidungen zu treffen. Nicht einmal als Phil realisieren muss wie ungeeignet der neue Zweisitzer für seinen Beruf ist, macht sie ihm rechthaberische Vorwürfe, sondern erklärt sich vielmehr ganz ohne Diskussion bereit, ihm für den Tag den größeren Familienwagen zu überlassen. Als Zuschauer ist man davon erstmal genauso irritiert wie Phil ("What's your game, woman?"), allerdings auf eine sehr angenehme Art und Weise, weil es insbesondere für jemanden wie Claire durchaus Größe verlangt, bei solchen Situationen loszulassen und seine Lieben selbst von ihren Fehlern lernen und zur Vernunft kommen zu lassen. Mehr noch, lässt sich Claire beim Fahren des Cabrios von Phils Unvernunft anstecken und landet plötzlich am Strand, wo sie in einem befreienden Anflug von Pflicht- und Sorglosigkeit auch noch anfängt, Räder zu schlagen. Dass sie dabei ihre Autoschlüssel im Sand verliert, zeugt natürlich von fieser Ironie, schafft aber auch die Grundlage für eine wirklich unheimlich schöne Szene zwischen Claire und Phil, in der nicht nur abermals mehr als deutlich wird, weshalb die beiden sich als Paar so gut ergänzen, sondern auch Phil selbst realisiert, dass der Sportwagen eine Schnapsidee war, zumal er nicht nur unpraktisch ist, sondern ihn auch des Glücks berauben würde, das er beim Lauschen der Gespräche seiner Kinder auf den Rücksitzen ihres Familien-Vans empfindet. So fällen die beiden gemeinsam die Entscheidung, das Auto doch lieber wieder abzugeben und schließen dafür einen Pakt, den alltäglichen Familienpflichten mindestens einmal im Monat den Rücken zu kehren, um zusammen Zeit am Strand zu verbringen. Räderschlagend. Welchem Zuschauer geht da nicht unweigerlich das Herz auf?

"Daddy lost Bunny."

Der Handlungsstrang um Mitchell, Cameron und Lily erscheint zumindest oberflächlich betrachtet deutlich humorlastiger, ist allein deswegen aber noch lange nicht unterhaltsamer. Eher im Gegenteil, wird hier ein für Lily so traumatisches Verlust-Erlebnis zunächst vielmehr bloß als Basis für sinnlose Schuldzuweisungen genutzt, die – wie mittlerweile leider so oft bei ihren Vätern – eher ermüdend sind, als dass sie amüsieren. Dabei ist die Grundidee an sich eigentlich gar keine schlechte, finden sich doch wohl so gut wie alle Eltern irgendwann an eben jenem Punkt wieder, an dem sie ihr Kind über ein verlorenes Lieblingsspielzeug hinwegtrösten müssen. So sind auch sowohl die Interview-Szene, in der Cameron nach einer tränenreichen und dementsprechend schlaflosen Nacht vor laufender Kamera mit geöffneten Augen eindöst, als auch das später folgende Gespräch mit Lily über das Schicksal ihres geliebten Bunny samt ihren herzigen "He has a boyfriend"- und "I'm going to St. Louis"-Bekundungen wirklich gelungen und nah am Leben. Durch das fragwürdige Ende mit dem ach so unhygienischen Obdachlosen verscherzt man es sich jedoch gleich wieder, indem man auf einen schrecklich billigen Gag setzt, der eine äußerst bedenkliche Botschaft sendet. Hier wäre es einfach sehr viel angebrachter gewesen, dem armen Mann Bunny aus Güte anstatt aus Abscheu zu überlassen und Lily bei der Gelegenheit gleich mal beizubringen, wie gut sie es in ihrem Leben hat und wie wichtig es ist, mit seinen Mitmenschen zu teilen. Schließlich ist das ja auch eine Lektion, die sie spätestens dann lernen muss, wenn der zweite Kinderwunsch ihrer Eltern tatsächlich in Erfüllung gehen sollte.

"This never would have happened if we were in the air."

Ebenfalls nicht ganz unproblematisch verläuft die Storyline der Delgado-Pritchetts. Glorias panische Flugangst, Mannys Hotelkomfort-Ansprüche und insbesondere Jays verzweifelter "hobo adventure"-Vorschlag, gemeinsam auf einen durch den Ort fahrenden Güterzug aufzuspringen, als alle anderen Transportmittel versagen, können zwar den ein oder anderen amüsierten Schmunzler ernten, die Auflösung am Ende wirkt jedoch leider ziemlich konstruiert. Denn auch wenn Glorias unerwartete Begeisterung darüber, von Jay lediglich zu Angeberzwecken auf sein Treffen mitgeschleppt zu werden, noch recht erfrischend wirkt, ist Schüchternheit einfach kein Wesenszug, den man einfach so ablegen kann, weshalb es entsprechend schwierig ist, sich ausgerechnet den so taffen und selbstbewussten Jay als verlegenen Kerl auf der Ersatzbank vorzustellen. Selbst bei einem zufriedenstellenderen Ende könnte man diesen Teil der Folge jedoch bestenfalls als mittelprächtig verbuchen.

Letztendlich leidet #3.21 Planes, Trains and Cars leider nicht nur an zum Teil höchst heiklen Auflösungen der erzählten Geschichten, sondern auch am völligen Fehlen einer übergreifenden Struktur, welche die drei gänzlich voneinander unabhängigen Storylines über das titelgebende und rein oberflächliche Thema der Fortbewegung hinaus verbinden würde. Glücklicherweise weiß aber zumindest der A-Plot der Dunphys, gepaart mit der langersehnten und überaus gelungenen Rückkehr von Kevin Hart als Phils Nachbar Andre, derart zu überzeugen, dass die Folge trotz ausgeprägter Schwächen noch sehenswert ist.

Paulina Banaszek - myFanbase

Die Serie "Modern Family" ansehen:


Vorherige Review:
#3.20 Adieu Walt
Alle ReviewsNächste Review:
#3.22 Vergnügungstour ohne Gewähr

Diskussion zu dieser Episode

Du kannst hier oder in unserem Forum mit anderen Fans von "Modern Family" über die Folge #3.21 Einige unerwartete Reisen diskutieren.