Bewertung

Review: #5.05 Hinter den Kulissen

Foto: Lennon Stella, Maisy Stella, Sam Palladio & Clare Bowen, Nashville - Copyright: CMT
Lennon Stella, Maisy Stella, Sam Palladio & Clare Bowen, Nashville
© CMT

Geht es eigentlich nur mir so oder sprechen sich die Autoren der einzelnen Folgen untereinander überhaupt nicht oder zumindest nur sehr vage ab? Beim Anschauen der Episode stellte ich mir diese Frage gleich mehrfach. Zumal die mir fehlenden Anschlusspunkte der einzelnen Geschichten dann auch das Sehvergnügen oder besser gesagt den Gesamteindruck der Handlungen schmälerten.

Überraschend schnell vorwärts geht es inzwischen bei Maddie und ihrer neuen Bekanntschaft, dem Straßenmusiker Clayton aus Folge "#5.03 Let's Put It Back Together Again". Ich hatte tatsächlich zunächst einmal das Gefühl, eine Episode mit den beiden verpasst zu haben. Mir fehlte eindeutig ein Prozess des weiteren Kennenlernens seit ihrer letzten uns gezeigten Begegnung. So sitzt Maddie bereits bei ihm im Auto und es wird ganz selbstverständlich miteinander telefoniert und per Smartphone getextet. Gut, ich muss jetzt nicht Augenzeuge einer Banalität wie dem Austausch von Telefonnummern werden, aber der Eindruck nach ihrem ersten Aufeinandertreffen fühlte sich noch sehr frisch an und mehr als Namen wurden da in meinem Erleben kaum ausgetauscht. Kurioserweise war es dann gerade eine Aussage von Clayton, die mich in meiner Ansicht quasi bestätigte, als es ihm beim Kuss mit Maddie plötzlich selbst viel zu schnell ging. Ich finde es daher insgesamt etwas schade, wie viel Tempo plötzlich in diese Beziehung gesteckt wurde, die in meinen Augen durchaus Potential für einen größeren Handlungsbogen besitzt. Claytons Zurückhaltung erschloss sich nun nicht gerade auf den ersten Blick, aber auch diesbezüglich wollte man offenbar keine Zeit versäumen und half schon einmal mit der wenig subtilen Kamera-Einstellung auf eine Medikamentenpackung nach, bevor schließlich die eigentliche Bombe platzte. Ich hatte aufgrund Claytons Ablehnung von Intimität kurzzeitig mit einer HIV-Infektion spekuliert, eine bipolare Störung aber nicht auf dem Schirm gehabt. Dazu hat meines Erachtens auch die Szene mit den beiden Schlägertypen keinen Anlass gegeben, zumal wir Zuschauer gar nicht zu Gesicht bekommen haben, was tatsächlich passiert ist. Im Ansatz kann ich Claytons Grund für die Ablehnung seiner Medikamente verstehen, finde es aber zugleich sehr reflektiert von ihm, Maddie aufgrund dessen auf Distanz halten zu wollen. Ihre Reaktion ist zwar löblich, weil sie ihn deshalb nicht allein lassen will, scheint mir zugleich aber auch etwas leichtfüßig und naiv zu sein, weil sie Claytons Situation und die Auswirkungen dieser Persönlichkeitsstörung meines Erachtens gar nicht vollumfänglich einschätzen kann. Dennoch bin ich bereit, dieser Geschichte eine Chance zu geben und mich darauf einzulassen. Was mir wiederum in Sachen Anschlusslogik ebenfalls seltsam erschien, ist die Selbstverständlichkeit mit der Clayton bei Maddie zu Hause auftaucht und dort auf Rayna und Deacon trifft. Ehrlich gesagt hatte ich bis dahin nicht den Eindruck, dass Clayton überhaupt bewusst war, wer Maddie tatsächlich ist. Bei ihrem Kennenlernen wurden lediglich die Vornamen ausgetauscht und seitdem waren ihr Name und auch ihre Eltern auf dem Bildschirm gar kein Thema. Es kam mir erneut so vor, als wäre mir hier ein Teil der Handlung entgangen, zumal ich diese Unwissenheit über Maddies Identität und Bekanntheit ihrer Eltern durchaus als interessanten Nebenaspekt der Handlung gesehen habe. Immerhin gab es eine Kontinuität bei all dem Ganzen, nämlich die schwesterliche Freundschaft von Maddie und Juliette, die tatsächlich gute Ratschläge aus eigener Erfahrung parat hatte, die von Maddie wie wir ja nun Wissen aber gänzlich ignoriert wurden. Es war trotzdem schön zu sehen, dass man diese Freundschaft wieder einmal aufgegriffen hat. Jetzt bin ich gespannt, wie Clayton im Hause Jaymes-Claybourne aufgenommen wird. Trotz aller Kritik war das für mich aber der beste Teil der Episode.

Und wo ich gerade schon bei Unlogik in Sachen Erzählkontinuität bin, gilt das in meinen Augen auch für die Handlung rund um Scarlett und Gunnar. So kann ich es ehrlich gesagt überhaupt nicht nachvollziehen, woher nun schon wieder Scarletts ablehnende bis zögerliche Haltung Gunnar gegenüber herrührt. Für mich waren ihre Bedenken eigentlich mit "#5.02 Back in Baby's Arms" abgeschlossen. Ich kann es auch überhaupt nicht mehr nachvollziehen, wo genau denn jetzt ihr Problem mit Gunnar liegen soll, was zuvor nicht ohnehin schon hinreichend behandelt wurde. Bei den gleichen Gründen muss sie sich dann bitte auch endlich einmal entscheiden, ob sie die Situation akzeptieren und Gunnar trotzdem wieder lieben kann oder eben nicht. Das ständige Hin und Her nervt mich nur noch. Was ich dagegen noch nachvollziehen kann, ist Scarletts Problem, sich für den Videodreh auf die zugegeben doch sehr provozierenden Regieanweisungen einzulassen, weil diese nicht ihrer Persönlichkeit entsprechen. Andererseits sollte sie für das Video aber auch die nötige Professionalität walten lassen und insbesondere nicht mit derart aggressivem Verhalten dem Regisseur gegenüber auftreten. Das war mir persönlich eine Spur zu überzogen. Interessant fand ich dagegen den Videodreh an sich, der aus meiner laienhaften Perspektive doch recht realistisch inszeniert wurde. Genau so einen Blick hinter die Kulissen des Business erwarte ich auch von einer Serie, die das Thema Musik zum zentralen Thema hat. Davon wünsche ich mir gerne mehr.

Weiterhin überrascht bin ich davon, wie sehr Rayna derzeit doch Dreh- und Angelpunkt der aktuellen Staffel ist. Für mich ist vor allem auch auffällig, dass sie nicht nur ihre eigenen Geschichten bekommt, sondern insbesondere in dieser Folge auch in alle anderen Handlungen integriert wurde. Beim Videodreh hat sie ein wachsames und einfühlsames Auge auf Scarlett, während sie in Maddies Story als Mutter weiterhin versucht, ihrer ältesten Tochter ihre Freiheiten zu lassen. Diese die Handlungsstränge verbindende Rolle hat Rayna in den Staffeln zuvor deutlich seltener eingenommen. Etwas verwundert bin ich dagegen bei ihrem eigenen Geschehen. Nach wie vor ziemlich sinnbefreit, ist für mich die Stalker-Geschichte, die mit der Entlarvung von Randall als harmlosen Fanboy noch mehr an Relevanz verliert und zudem mit der nun vermeintlichen Enthüllung des Stalkers in Form eines zuvor nur einmal kurz gesehenen und uns unbekannten Fans von der Straße fast schon absurde Züge annimmt. Mir scheint, die Autoren wissen selbst nicht so genau, wohin sie bei dieser Story wollen. Sollte sich der Fanübergriff im Label jetzt nicht nur als ein Ablenkungsmanöver entpuppen und möglicherweise doch noch Zach dabei eine Rolle spielen, so ist die ganze Handlung und damit auch ihre bislang eingenommene Zeit an Überflüssigkeit kaum noch zu überbieten. Mir ist es aber mit Sicherheit auch nicht unrecht, wenn sich die Sache mit dem Stalker damit erledigt hätte und man sich bei Rayna zukünftig wieder mehr auf ihre Rolle als Label-Chefin und ihre eigenen Plattenaufnahmen konzentrieren würde.

Was mir in Staffel fünf inzwischen schon wiederholt aufgefallen ist, dass durch die Konzentration auf weniger Handlungsstränge pro Folge dennoch auch immer einige Figuren Szenen bekommen, die ansonsten keine eigenen Geschichten haben. In diesem Fall betrifft das neben der bereits angesprochenen Szene von Juliette mit Maddie auch der kurze Dialog von Will und Zach Welles, über dessen Bedeutung sich daher auch nur wild spekulieren lässt. War das bloß eine Alibi-Beschäftigung von Chris Carmack, weil er für eine bestimmte Anzahl an Folgen verpflichtet wurde oder ist das gar der Auftakt eines uns noch bevorstehenden Handlungsbogens? Sollte der erste Fall zutreffen, so ist dies meines Erachtens pure Zeitverschwendung, die man sinnvoller investieren könnte.

Fazit

Nach dem Ansehen der Folge bleibt der Eindruck, die Autoren wissen nicht genau, was sie eigentlich erzählen wollen, in welcher Reihenfolge und vor allem auch in welchem Erzähltempo. Dadurch entsteht Unlogik in der Erzählstruktur, die den Sehgenuss trübt und mich teilweise irritiert zurücklässt. Inhaltlich sind die einzelnen Handlungsstränge dennoch durchaus interessant. Überraschenderweise überzeugt mich derzeit die Geschichte um Maddie und Clayton am meisten, während beispielsweise bei Scarlett und Gunnar nur gepflegte Langeweile herrscht.

Jan H. – myFanbase

Die Serie "Nashville" ansehen:


Vorherige Review:
#5.04 Im Zwiespalt
Alle ReviewsNächste Review:
#5.06 Neuer Mut, neue Kraft

Diskussion zu dieser Episode

Du kannst hier mit anderen Fans von "Nashville" über die Folge #5.05 Hinter den Kulissen diskutieren.