Bewertung

Review: #5.06 Neuer Mut, neue Kraft

Foto: Charles Esten, Nashville - Copyright: CMT
Charles Esten, Nashville
© CMT

Warum genau dieser Song von Sara Evans titelgebend für diese Folge war, will sich mir nicht so recht erschließen, geht es darin doch um die Bewältigung einer gescheiterten Beziehung im Alltag. Das war jedoch nicht wirklich ein Thema in der aktuellen Episode, so dass sich allenfalls mit etwas gutem Willen eine Deutung im übertragenen Sinn herstellen lässt, indem frühere Ereignisse und Rückschläge die Protagonisten in etwas gestärkt haben. Jedenfalls war wieder eine Menge los und es hätte der Folge sicher gutgetan, die Anzahl der Handlungsstränge ein wenig zu reduzieren.

Gerne will ich aber gleich mit dem Positiven anfangen und so habe ich mich sehr gefreut, Will Chase wieder in der Rolle des Luke Wheelers in "Nashville" erleben zu dürfen. Sein Charakter ist mir vor allem in Staffel vier immer mehr ans Herz gewachsen und ich bedauere es sehr, dass seine Rolle ein Opfer des Sparzwangs im Rahmen des Senderwechsels wurde. Sehr lobenswert war auch die Art und Weise, wie sein Gastauftritt eingebunden wurde. Immerhin war Luke auch ein Gesangsauftritt vergönnt und besonders gut gefiel mir auch die anschließende Szene mit Rayna, die noch einmal ihre gemeinsame Vergangenheit aufgriff und diese zu einem versöhnlichen Abschluss führte. Das hinterließ insbesondere von Seiten Lukes noch einmal einen mehr als positiven Eindruck und macht es umso schmerzlicher, dass dieser Sympathieträger nicht mehr Teil der Serie sein wird. Wenn man also doch noch einen inhaltlichen Bezug zum titelgebenden Song herstellen will, dann am ehesten hier, denn insbesondere Luke ist nach der Trennung von Rayna charakterlich gewachsen und hat an Stärke gewonnen. Inhaltlich betrachtet hatte Lukes Rückkehr auch einen sinnvollen Bezug, nämlich das Übernahmeinteresse von Highway 65 an seinem Label. Raynas finanzielle Schieflage ist zwar mit dem Einstieg von Zach als Teilhaber und Geldgeber sicher wieder stabilisiert, aber die Übernahme eines anderen Labels ist natürlich auch kostspielig und kann eigentlich nur allein durch Zach finanziert werden. Das wiederum erhöht die Abhängigkeit Raynas von ihm oder anders gesagt, es erhöht auch seinen Einfluss, selbst wenn es sich nicht in erhöhten Label-Anteilen niederschlägt. Ich bin daher gespannt, ob das im weiteren Staffelverlauf nicht noch Konfliktpotential bieten wird. Etwas schade finde ich, dass man Bucky in diesen Prozess nicht auch noch eingebunden hat. An seiner Stelle würde ich mich doch etwas übergangen fühlen. Eine interessante Nebenhandlung spielte sich im Rahmen der Geschichte mit Zach und Will ab. Schon das kurze Aufeinandertreffen der beiden in der vergangenen Folge ließ mich kurz überlegen, ob Zach ein persönliches Interesse an Will haben könnte, aber richtig spruchreif war das noch nicht. Umso eindeutiger standen die Zeichen in diesem Fall, auch wenn Will von Zachs Sympathie für ihn noch keine Notiz genommen hat. Ich muss gestehen, obwohl ich der Beziehung mit Kevin noch hinterher trauere, dass dies eine spannende Entwicklung ist. Die Chemie zwischen den beiden ist für mich schon einmal stimmig und ich bin neugierig, wie schnell die Autoren diesen Handlungsstrang vorantreiben werden.

Damit komme ich dann auch zu den eher mittelmäßigen Geschichten. Ich weiß noch nicht so recht, ob mir Juliettes aufkommende Gläubigkeit zusagen will. Nach einem traumatischen Ereignis wie dem von ihr erlebten Flugzeugabsturz mag das zwar irgendwie nachvollziehbar sein, dass der Glaube aufkommt, eine höhere Macht habe ihr das Leben geschenkt und ihr die Chance zur Veränderung gegeben, aber mir fehlt noch das eigentliche Ziel, worauf das alles hinauslaufen soll. Juliette als christliche Fanatikerin? Also darauf kann ich gut und gerne verzichten. Etwas besser gefiel mir dagegen die Einbeziehung der musikalischen Komponente in diesem Zusammenhang und vor allem auch deren Vielfältigkeit, die insbesondere von Hallie transportiert wurde. Sie ist nicht nur im Gospel zuhause, sondern auch in traditionellem Country mit der ungewöhnlichen Ausrichtung auf Kinder. Überhaupt wird Hallie in der Art ihrer Darstellung fast schon als Heilige glorifiziert, die aufopferungsvoll nur Gutes vollbringt. In Juliette hat sie bereits eine begeisterte Anhängerin gefunden. Positiv sei außerdem Juliettes Begegnung mit Rayna vermerkt. Einmal mehr stellt Rayna das die Handlungsstränge verbindende Element dar. Ich mag es sehr, wenn die beiden Charaktere aufeinandertreffen und damit an die Anfangszeiten der Serie erinnern. Juliettes Wunsch der Aufnahme eines Gospel-Albums wurde mir von Rayna jedoch etwas vorschnell gutgeheißen, schließlich dürfte diesem nicht gerade ein großer kommerzieller Erfolg bevorstehen. Bewundernswert verhält sich nach wie vor Avery, der Juliette weiter bedingungslos zur Seite steht, obwohl ihm diese nun wirklich keine Anzeichen liefert, dass ihr derzeit viel an ihm gelegen ist. Da er nun selbst wieder in den Fokus als Künstler rückt, könnte ihm etwas mehr Egoismus durchaus gut zu Gesicht stehen. Die Zeit des einst noch so schönen Traumpaars ist leider schon lange dahin und die Zeichen deuten auch nicht darauf, dass sich daran so bald wieder etwas ändern wird. Erwähnen will ich aber auch noch, dass mir Glenn in dieser Staffel unglaublich fehlt. Gerade er könnte Juliette derzeit doch mit seinem "väterlichen" Rat zur Seite stehen.

Die Handlung um Maddie und Clayton bot für mich diese Woche nur Füllmaterial. Nachdem man in Folge "#5.05 Love Hurts" plötzlich ein enormes Erzähltempo bei den beiden vorgelegt hat, wird nun auf die Bremse getreten und stattdessen Zweifel gestreut, ob diese Beziehung überhaupt funktionieren kann. Das war nur mäßig unterhaltsam und gipfelte zudem in Maddies lächerlichen Vorwurf Rayna sei rassistisch. Das kann Maddie doch nicht ernsthaft so gemeint haben? Ich hake das mit Kopfschütteln jetzt einfach unter Rückfall ins Teenager-Gehabe ab. Es war aber auch klar, dass Maddie am Ende wieder einen Schritt auf Clayton zugehen wird. Daher hoffe ich nun einfach, dass es in dieser Beziehung bald wieder spannendere Szenen zu sehen geben wird.

Es ist wirklich löblich, auch Daphne eine eigene Geschichte geben zu wollen, aber was genau sollen wir denn mit einem so harmlosen Schulflirt? Da kann ich nur müde gähnen. Mir gefiel Daphne zuletzt eigentlich als wohldosierter Sidekick mit spitzen Bemerkungen in Richtung ihrer großen Schwester oder in Unterhaltungen mit Rayna und Deacon ganz gut. Dass in diese harmlose Handlung dann auch noch ein weiterer Auftritt von Raynas Stalker eingebunden wurde, hat die Situation auch nicht entscheidend verbessert. Mir fehlt einfach jegliches Grundinteresse an der Stalker-Handlung. Dazu war die Situation auch für Daphne überhaupt nicht bedrohlich, so dass ihre Reaktion immerhin gut und souverän war. Grundsätzlich ist es mir aber einfach unverständlich, wie lasch offenbar die rechtliche Situation bezüglich Stalkern immer noch ist. Näherungsverbote sind zwar schnell erteilt, aber deren Einhaltung schwer zu überprüfen. Aber auch in diesem Fall scheint nun keine echte Konsequenz zu drohen. Leider geht in alldem Deacon momentan etwas unter. Ihm gönne ich eine eigene Geschichte oder man legt nun endlich einmal auch den Fokus auf die Arbeit von ihm mit Rayna an deren geplanten neuen Album. Diese noch zum Staffelauftakt so prominent inszenierte Sinnsuche Raynas verbunden mit dem Wunsch, auch musikalisch wieder aktiv zu werden, wurde inzwischen völlig ad acta gelegt, was ich persönlich sehr schade finde.

Völlig unverständlich ist mir außerdem, warum man die Szene mit Scarlett und dem Regisseur ihres Videoclips auch noch unbedingt in diese Folge quetschen musste. Die Episode war ohnehin schon so reich an Handlungssträngen, dass diese Stand Alone-Szene völlig fehl am Platz war. Abgesehen davon war Scarletts oder besser gesagt Clare Bowens Minenspiel zwar durchaus beeindruckend, aber auch nicht wirklich etwas Neues.

Fazit

Luke Wheelers Rückkehr nach "Nashville" bot einen stimmigen Gesamteindruck und führte noch einmal schmerzlich vor Augen, dass mir diese Figur als Sympathieträger in Staffel fünf ein wenig fehlt. Ansonsten war die Folge mit zu vielen Handlungen völlig überfrachtet und zeigt damit einmal mehr die Orientierungslosigkeit der aktuellen Staffel, die dringend eine Themen-Fokussierung der Autoren benötigt.

Jan H. – myFanbase

Die Serie "Nashville" ansehen:


Vorherige Review:
#5.05 Hinter den Kulissen
Alle ReviewsNächste Review:
#5.07 Stürme des Lebens

Diskussion zu dieser Episode

Du kannst hier mit anderen Fans von "Nashville" über die Folge #5.06 Neuer Mut, neue Kraft diskutieren.