Review: #1.11 Gewinner und Verlierer
Eine Reihe von persönlichen Problemen, Konflikten und wichtigen Entscheidungen stehen an. Doch mit dem dicken Cliffhanger werden die Karten neu gemischt und die Rivalität der Konkurrentinnen wird aufs Neue angefeuert.
"I know how hard leaving is. Believe me it was hard when I broke off from Capitol but it doesn’t make staying right."
Rayna tritt mit ihren Eheproblemen derzeit doch ziemlich auf der Stelle. Diese Woche bekommt das Thema lediglich eine neue Note in Form von Calista Reeve, die Rayna von einem Label-Wechsel überzeugen will, womit eine Parallele zur möglichen Trennung von Teddy geschaffen wird. Beiden ist Rayna lange Jahre eng verbunden, hat Ihnen vieles in ihrem Leben zu verdanken und wecken schöne Erinnerungen. Das Loslassen fällt ihr daher bei beidem schwer beziehungsweise sie hadert mit einer Entscheidung, will nichts überstürzen. In Liam hat sie einen Fürsprecher für den Neuanfang, der seine Argumente mit persönlichen und geschäftlichen Details ihres Lebens verknüpft und vorträgt. "Think of Edgehill like your marriage, the only way to get through it is by fantasizing about someone else."
Bei Teddy passiert derweil nicht allzu viel Neues. Er will Rayna zurückgewinnen (wo war eigentlich der mögliche Störfaktor Peggy?) und auch wenn beide sich gegenseitig beteuern, mit ihrer Wahl für den jeweils anderen die richtige Entscheidung getroffen zu haben, ist für mich die Ehe faktisch am Ende. Der Cliffhanger mit Deacon wird Teddys Eifersucht, wenn auch grundlos, nur noch verstärken und den Unstimmigkeiten mit Rayna neues Feuer geben. Und während die Entscheidung über die Ehe vertagt wird, bleibt immerhin Raynas wichtiger Entschluss, bei der bisherigen Plattenfirma zu bleiben, wenn Marshall ihr das eigene Label zugestehen sollte.
"You came knocking on my door, remember? The whole reason you have a career again is because of me."
Die Richtung, die die Autoren mit Liam eingeschlagen haben, gefällt mir ehrlich gesagt nicht besonders. Habe ich gerade noch in der Review zu #1.10 Einsame Spitze geschrieben, dass ich das platonische Verhältnis zwischen ihm und Rayna gut finde, bekommt die Beziehung durch einen Annäherungsversuch plötzliche eine ganz neue Note ("She wants you. Can’t say I blame her."). Raynas Reaktion darauf schwankt dann auch zwischen geschmeichelt sein und verschämtem Blick. Mir wäre ihr lockeres und freundschaftliches Verhältnis auf jeden Fall wesentlich lieber. Leider scheint es aber auch damit nicht mehr weit her zu sein, denn hier hat man sich leider ausgedacht, Liam eine Art Profitgier anzudichten. Dass er Rayna aus Berechnung zu einem anderen Label überreden soll, ist meiner Meinung nach eine Eigenschaft, die dem bislang gezeigten Liam nicht gerecht wird, geschweige denn, ihm auch nur annähernd gut stehen würde. Dass er dann auch noch der Meinung sein soll, er habe Rayna ganz allein zu neuem Ruhm geführt, ist mir dann wirklich zu viel des Guten. Damit wird einer meiner derzeitigen Lieblingscharaktere leider ziemlich ruiniert. Dass Rayna ihm schließlich ihr Vertrauen entzieht, kann ich ihr vor diesem Hintergrund auf jeden Fall nicht verübeln. Zumindest dürfte ihr die Trennung von dem sie erst seit kurzen begleitenden Liam wesentlich leichter gefallen sein, als das Verlassen eines langjährigen Partners wie Teddy oder dem Label.
"The good news is it is not twelve years ago so I’m not your responsibility anymore."
Deacon, oder besser gesagt eigentlich Charles Esten, war für mich die größte Stärke dieser Episode. Es ist natürlich sehr löblich, dass Deacon zugunsten von Scarlett, die falsche Darstellung zu seinem Bandausstieg nicht richtigstellt. Dadurch wird er aber für die Fürsprache von Jolene unglaubwürdig, die ihm ebenfalls am Herzen lag. Richtig beeindruckt hat mich dann aber die emotional, intensive Szene mit ihm und Rayna, respektive Connie Britton. Beide überzeugten mich mit ihrem gefühlsbetonten Schauspiel. Deacon, der kurz vorm Ausbruch der Tränen stand, zeigt sich noch immer verletzt und von tiefem Kummer gekennzeichnet, dass Rayna ihn damals zugunsten von Teddy fallen ließ. Dahinter braucht sich die spätere Szene mit Juliette aber keinesfalls zu verstecken. Zwar nicht betrunken, aber psychisch ausgelaugt, weiß Charles Esten Deacons Innerstes nach außen zu kehren und seine Verzweiflung ob der wohl nun endgültig vertanen Chance bei Rayna zum Ausdruck zu bringen. Dabei gefällt es mir gut, wie Juliette und Deacon inzwischen eine rein platonische Ebene gefunden haben, auf der sie sich gut verstehen und gegenseitig aufeinander aufpassen. Auch wenn Deacon nicht betrunken ist, kennt sie sich mit Personen in seiner Lage dank Jolene bestens aus. Aber auch in einer seiner wohl schwersten Stunden, schafft es Deacon noch, Juliette vor Augen zu führen, dass er bei ihrer Hilfe für ihn in seiner Situation eigentlich keinen Unterschied zu der von Jolene erkennen kann, die Juliette nach wie vor ablehnt.
"I haven’t told you but I didn’t think that what I thought meant anything to you." – “It means something."
Und damit sind wir dann auch schon bei Juliette angekommen. Sie hat diese Woche gegen Rayna und Liam einen schweren Stand. Während für uns Zuschauer Liams bissige Kommentare ("Oh believe me, we’re both painfully aware of your existence.") durchaus zu unterhalten wissen, sind die vielen Nadelstiche für Juliette ein Affront und natürlich schmerzhaft. Hinzu kommt auch, dass sie als Co-Writer von "Wrong Song" nicht ernst genommen wird und außerdem miterleben muss, wie Rayna von einem anderen Label heftig umworben wird. Dabei bin ich der Überzeugung, dass Juliette im Grunde auch nur gemocht oder zumindest als Künstlerin akzeptiert werden will.
Mit der Anhörung ihrer Mutter Jolene hat Juliette noch ein weiteres, schwer verdauliches Thema auf der Agenda. Und mal ehrlich, wer will es ihr verübeln, dass ihr bei der Anhörung nur schwer positive Worte zu ihrer Mutter über die Lippen kommen? Deacon riet ihr noch "speak from your heart". Und ich glaube, das hat sie tatsächlich getan. Wenn man in der Vergangenheit von einem doch eigentlich geliebten Menschen immer wieder aufs Neue enttäuscht wurde, fällt einem die Fürsprache sicher alles andere als leicht. Umso überraschender ist es aber, wie schnell sich Juliette eines besseren besinnt. Wohl unter der Berücksichtigung von Deacons Worten, ringt sich Juliette tatsächlich zu einer Entschuldigung bei Jolene durch. Wir dürfen hier eine sehr schöne, emotionale, aber nicht kitschige Mutter-Tochter-Szene erleben. Und ich muss Jolene auch völlig recht geben: Juliette kann wirklich stolz darauf sein, was sie sich trotz des familiären und sozialen Hintergrundes alles ganz alleine aufgebaut hat. Diese Worte von der eigenen Mutter zu hören, bedeutet selbst der ihr sonst so abweisend gegenüber eingestellten Juliette etwas.
Als kleine Kritik will ich aber doch einmal anmerken, dass mir Juliettes Lernprozesse zuletzt etwas zu schnell gehen. In der letzten Folge war es ihr Einsehen mit Sean, nun bei Jolene. Ich bin grundsätzlich auch kein Freund davon, Entwicklungen über einen zu langen Zeitraum zu ziehen, aber etwas mehr Zeit zugunsten von mehr Glaubwürdigkeit würde der Sache durchaus gut tun.
"I want the good guys to win even if I don’t act like one myself sometimes."
Für mich etwas schade und durchaus enttäuschend war es, dass man den erst letzte Woche eingeführten großen Bruder von Gunnar nicht zu Gesicht bekommen hat, obwohl er thematisch durchaus eine Rolle spielte. Zumindest geht Gunnar das Verschwinden von Jason und damit auch dessen Flüchtigen-Status sehr nahe, macht er sich doch gegebenfalls der Fluchthilfe mit schuldig. Auf jeden Fall ist er dadurch so besorgt und angespannt, dass er die völlig überforderte und unwissende Scarlett mit unbedachten und durchaus ins Persönliche gehenden Worten in Sachen Deacon vor den Kopf stößt. Damit hat er sicher auch das Schuldbewusstsein von Scarlett angesprochen, weil sie sich bestimmt noch immer mit schuldig an Deacons Kündigung bei den "Revel Kings" fühlt. Ich bin mir allerdings unklar darüber, ob Gunnar die wahren Hintergründe dazu überhaupt kannte. Aber Glücklicherweise kommt er schnell wieder zu Sinnen und schließt sich doch noch JT und der Band an.
"I’m an artist just like she is. There’s my reason."
Ähnlich Scarlett und Gunnar gab es von Avery in dieser Folge nicht viel zu sehen beziehungsweise nichts, das uns neue Erkenntnisse über ihn bringen würde. Er ist weiterhin auf seinem Ego-Trip. Dabei ist es fast schon tragisch mit ansehen zu müssen, wie lächerlich arrogant und überheblich er sich doch eigentlich aufführt. Man muss schon ein übersteigertes Selbstbewusstsein haben, um sich bei gerade einmal einem veröffentlichten Song mit einer Künstlerin wie Juliette Barnes mit Millionen an verkauften Platten auf die gleiche Stufe setzen zu wollen. "Hochmut kommt vor dem Fall" sagt man nicht ohne Grund und ich bekomme immer mehr den Eindruck, dass es dafür nicht mehr weit ist. Zum Ende der Folge haben die Autoren es aber meines Erachtens mit dem Zufall etwas übertrieben. Warum sollte Avery ausgerechnet in dem Moment bei seiner Ex-Band inklusive Scarlett und Gunnar vorbeifahren, als sein Song im Radio läuft? Das sollte ihn im Moment seines größten Erfolgs wohl einsam wirken lassen im Vergleich zur geselligen Runde seiner Ex-Mitstreiter, die viel Spaß am Musizieren hatten.
Ganz nebenbei gab es dieses Mal auch wieder eine kleine Referenz an die reale Country Music-Welt. Auf der Party zur Nummer Eins-Single haben die Country-Sänger Chris Young und Brantley Gilbert einen kurzen Cameo-Auftritt als sie selbst im Gespräch mit Rayna.
Fazit
Die Folge lässt mich etwas zwiespältig zurück. Es gab eine Reihe großartiger und emotionaler Szenen, in denen vor allem Charles Esten, aber auch Hayden Panettiere glänzen konnten. Dennoch treten mir beispielsweise die Eheprobleme von Rayna und Teddy zu sehr auf der Stelle oder sind Szenen, wie die oben genannte mit Avery, einfach zu künstlich erzwungen in die Handlung integriert. Außerdem gefällt mir die Richtung, die von den Autoren mit Liam eingeschlagen wurde, überhaupt nicht. Gute Einzelszenen allein reichen dann auch nicht aus, mein persönlicher Gesamteindruck bleibt durchwachsen. Mehr als fünf Punkte kann ich dieses Mal nicht geben.
Jan H. - myfanbase
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Diskussion zu dieser Episode
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Informationen zur Episode
Englischer Titel: You Win AgainErstausstrahlung (US): 23.01.2013
Erstausstrahlung (DE): kein Termin
Erstausstrahlung (Pay-TV): 07.05.2013
Regie: Paul Edwards
Drehbuch: Liz Tigelaar
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