Bewertung

Review: #3.10 Alles auf Anfang

Das Winterfinale steht an und ich muss sagen, da hat man uns Zuschauern aber wirklich Einiges geboten und das in jeweils doppelter Hinsicht: Zwei Hochzeiten, zwei Abstürze, zwei Rückkehrer und zwei überraschende Diagnosen. Aber der Reihe nach.

Zwei Hochzeiten

Zugegeben, ich habe mich nicht erst seit dieser Folge gefragt, warum sich Rayna eigentlich für Luke und nicht für Deacon entschieden hat. Und auch zum Auftakt dieser Episode hat man einmal mehr Rayna mehrfach zweifelnd gesehen. Die glückliche Braut sah man ihr weder hier noch in früheren Folgen an und die erneute Diskussion mit Luke darüber, wie sie sich ihr Familienleben vorstellt, offenbarte erneut, dass sie unterschiedliche Ansichten vertreten. Insofern glaube ich auch gar nicht einmal, dass Rayna erst so kurz vor der Hochzeit Zweifel gekommen sind. Diese innere Zerrissenheit beschäftigt sie doch schon viel länger, nur konnte sie es sich erst jetzt eingestehen. Trotzdem kam die Absage der Hochzeit für mich dann schon etwas unerwartet. Ich hatte durchaus damit gerechnet, dass Raynas Unzufriedenheit mit ihrer Ehe zukünftig thematisiert werden könnte. Doch einmal mehr muss ich den Hut ziehen vor den Autoren, die in Staffel drei so häufig schon den Mut bewiesen haben, es alles ganz anders kommen zu lassen und so bin ich ob der Absage letztendlich auch ein wenig erleichtert. Für mich war Luke schon immer nur eine Notlösung oder auch eine Figur zur Herauszögerung des Unvermeidlichen, nämlich einer Paarung aus Rayna und Deacon. Allen Anhängern dieser beiden wird nun natürlich neues Feuer gegeben. Wie wird es nun also weitergehen? Denn vielleicht ist es aus Deacons Sicht nun vielleicht sogar zu spät für eine gemeinsame Zukunft mit Rayna. Doch dazu später noch etwas mehr.

Während also die eine Hochzeit am Ende gar keine war, kam es umso überraschender dann doch noch zu einer spontanen Vermählung, die ich zum jetzigen Zeitpunkt überhaupt nicht auf dem Schirm hatte. Aber das spielt letztendlich überhaupt keine Rolle, denn endlich haben sich Juliette und insbesondere Avery einen Ruck gegeben, ihre verfahrene Situation aufgelöst und sich zu ihrer Liebe bekannt. Das hätte meines Erachtens aber doch etwas mehr Aufmerksamkeit verdient gehabt. Denn rückblickend gesehen nahmen die Szenen der beiden in der Folge doch recht wenig Raum ein, so dass ich doch etwas ungläubig vor dem Bildschirm saß, als Avery nicht nur Juliette um ihre Hand gebeten hat, sondern auch gleich noch die Hochzeit über die Bühne ging. Dafür war eben der Überraschungseffekt umso größer. Jetzt drücke ich aber ganz fest die Daumen, dass die beiden ihre Probleme wirklich überwunden haben und Avery nicht nur wegen des Kindes die Rolle des Ehemannes und Vaters einnehmen wollte. Das (Familien-)Glück ist Ihnen auf jeden Fall zu gönnen.

Zwei Abstürze (und eine Diagnose)

Einmal mehr die Luft anhalten musste ich, als ich Deacon in der Nähe der Minibar sah. Dieses Spiel mit dem drohenden Rückfall wurde uns nicht zum ersten Mal geboten und noch immer erzielt es wohl die von den Autoren gewünschte Wirkung. Ich kann es zum Glück nicht persönlich nachvollziehen, wie groß die Verlockung in schwierigen Situationen für Alkoholkranke wirklich ist. Für Deacon war die ständige Konfrontation mit Raynas und Lukes Hochzeit in Form von TV Berichten und Bildern in Zeitungen und Zeitschriften gepaart mit dem Wissen über das bevorstehende Ereignis sicher nicht einfach. Rayna ist und bleibt seine große Liebe und erst vor kurzem hat er ihr dies noch einmal gestanden. Ein Griff zur Flasche, um den (Liebes-)Kummer zu betäuben, wäre da durchaus nachvollziehbar gewesen. Doch gerade seine Vergangenheit verändert die Lage noch einmal mehr. Letztendlich wurde die Fragestellung "Griff zum Alkohol ja oder nein?“ aber gar nicht konkret aufgelöst, denn Deacons Zusammenbruch rührte von einer ganz anderen Tatsache her, die da lautet: Krebs! Also damit hatte ich ja nun überhaupt nicht gerechnet, da dafür bislang überhaupt keine Anzeichen zu erkennen waren. Doch die Vergangenheit scheint Deacon wieder einzuholen, denn der diagnostizierte Leberkrebs ist sicherlich auf seinen früheren Lebenswandel zurückzuführen. Und auch wenn Deacon den Krebs geheim halten will, so liegt bereits jetzt nahe, dass seine Krankheit ihn und Rayna wieder näher zusammenrücken wird. Aber nach dieser wendungsreichen Folge muss man bei solchen Vermutungen wohl noch etwas vorsichtig sein.

Einen Absturz der anderen Art erfuhr dagegen Layla. Ich muss gestehen, dieses wechselhafte Verhalten von Layla ist mir auf Dauer doch ein wenig zu anstrengend. Im Grunde genommen zeigt es aber vielleicht auch nur, wie jung und unerfahren sie doch noch ist. Ihre aktuellen Lebensumstände mögen in der Tat schwierig sein, aber ich hatte doch den Eindruck, Layla könnte vor allem aufgrund der Anerkennung ihres Gesangstalents durch Jeff wieder neue Kraft und Energie geschöpft haben. Doch letzten Endes ist sie das kleine und naive Mädchen geblieben, das ein kleines Techtelmechtel mit Jeff gleich zur großen Liebe ausmalt. Ich will daher Will auch gar nicht vorwerfen, dass er mit seinen Worten an Jeff so derart in Laylas Leben eingegriffen hat, in dem er als Fake-Ehemann eigentlich gar nichts zu sagen hat. Doch seit einiger Zeit hat er, mehr oder weniger schuldbewusst, auch eine Beschützerrolle eingenommen und versucht, ihr das von ihm durchaus mitverursachte Leid zu lindern. Doch Layla ist innerlich derart angegriffen, dass sie mit der erneuten Zurückweisung, in diesem Fall von Jeff, nicht mehr zurechtkommt und für sich nur den Ausweg mit dem Griff zu den von Jeff erhaltenen Tabletten sieht. Dabei darf natürlich auch nicht vergessen werden, dass sie danach auch noch ihren schwulen Ehemann mit einer anderen Frau im Bett vorfindet. Das alles tut mir für Layla selbst sehr leid, ändert aber nichts daran, dass ich Geschichten mit Tablettenabhängigkeiten ziemlich überdrüssig bin. Doch soweit kommt es vielleicht gar nicht mehr, denn offenbar hat eine Überdosis zu einem vermeintlich schlimmen Unfall im Pool geführt. Wird Layla das überleben? Ihr möglicher Tod könnte vieles in neue Bahnen lenken. Doch dieser Cliffhanger wird erst im neuen Jahr seine Auflösung finden. Etwas unverständlich war mir in diesem Zusammenhang der Anruf von Jeff bei Teddy. Wovor genau hat Jeff Angst? Dass die Tabletten auf ihn zurückzuführen sind? Und wie soll Teddy ihm dabei helfen?

Noch eine Diagnose

In Sachen Gunnar und Micah gab es seit Beginn dieser Geschichte schon einige Überraschungen. Erst ließ Kiley ihren Sohn bei Gunnar zurück und wenig später verließ diesen auch noch Zoey. Doch auch die neueste Entwicklung kam für mich ziemlich unerwartet. Ich wäre wahrscheinlich nie im Leben auf die Idee gekommen, dass Gunnars toter Bruder Jason Micahs wirklicher Vater ist. Das muss für Gunnar in mehrerlei Hinsicht ein schwerer Schlag gewesen sein. Eben noch musste er sich erst einmal mit der unerwarteten Vaterrolle anfreunden und nun wird ihm mit der Offenbarung über die Vaterschaft der Boden unter den Füßen entzogen und sein noch junges Familienglück vermeintlich jäh wieder zerstört. Zusätzlich wird die Erinnerung an Jasons Tod wieder wach und es stellt sich nun die Frage, wie Gunnar mit der neuen Situation umgehen wird. Ich kann mir eigentlich nicht vorstellen, dass er deswegen Micah weniger lieben wird und ihn gar kampflos mit seinen Großeltern wird ziehen lassen. Schließlich ist Micah immer noch sein Neffe und nach wie vor der letzte Verwandte, der ihm geblieben ist. Gunnars Einsamkeit in Sachen Familie wurde ja schon wiederholt thematisiert und Micah ist und bleibt damit sein letzter Strohhalm. Dass Gunnar nach Zoeys Weggang aus Nashville in seiner Verzweiflung schließlich bei Scarlett auftaucht, ist auch nicht weiter verwunderlich. Sie ist nun einmal die einzig ihm verbliebene wichtige Person vor Ort. Mit ihren zahlreichen, überraschenden Wendungen, hat mich dieser Handlungsbogen in den vergangenen Wochen doch erstaunlich gut unterhalten.

Zwei Rückkehrer

Während es mit Jason quasi nur einen posthumen Rückkehrer gibt, ist der Besuch von Raynas Schwester Tandy leibhaftiger Natur. Dass Tandy der Hochzeit ihrer Schwester nicht fern bleiben würde, ist nur allzu verständlich. Grundsätzlich ist ihr Gastauftritt zwar eine schöne Sache, er zeigt zugleich aber noch einmal auf, dass ihr Charakter keine wirklich sinnvolle Rolle mehr spielt. Zur Entwicklung in dieser Folge hatte sie quasi nichts beizutragen und so war es auch zuletzt vor ihrem Ausscheiden.

Mit Sadies Ex-Mann Pete gibt es einen weiteren Rückkehrer, welcher uns Zuschauern persönlich bislang jedoch unbekannt war, zu Sadies Leidwesen aber in ihr Leben zurückkommt. Der Schlag ins Gesicht zeigt uns zugleich mit wem wir es hier zu tun haben. Ein sympathischer Zeitgenosse sieht anders aus. Nachdem Luke nun wieder frei ist und er sich zuletzt auch schon mit Sadie über ihren Ex-Mann unterhalten hatte, könnte es hier vielleicht zu einem Schlagabtausch der beiden Männer kommen. So richtig warm geworden bin ich mit Sadie bislang noch nicht. Ich lasse mich diesbezüglich also einmal überraschen, wie sich diese Geschichte weiter entwickeln wird.

Sonstiges und Skurriles

  • Über Teddy und Natasha will ich eigentlich gar nicht viele Worte verlieren. Die Geschichte ist unsäglich und wie Natasha hier Teddys Zuneigung zu ihren (finanziellen) Gunsten ausnutzen will, ist einfach nur widerwärtig. Zum Glück scheinen Teddy nun aber auch die Augen aufgegangen zu sein und wir können dieses Kapitel nun hoffentlich ganz schnell abhaken.
  • Wem übrigens Deacons und Scarletts Besuch der Duck Ceremony im Peabody Hotel von Memphis etwas skurril vorkam, dem kann ich nur aus eigener Erfahrung nach einem Besuch im Mai 2014 sagen, dass sich das alles tatsächlich so abspielt und dieses “Ereignis” nach “Graceland” die wohl wichtigste Touristenattraktion der Stadt darstellt. Immer wieder amüsant, was man in Amerika alles zu sehen bekommt.

Fazit

Das vollgepackte Winterfinale lässt uns mit einer Menge an Cliffhangern zurück, deren Auflösung im neuen Jahr ich schon jetzt mit großen Erwartungen entgegenfiebere. Die spontane Hochzeit von Juliette und Avery ist für deren Anhänger, mich eingeschlossen, sicher das wahre Highlight der Folge, obwohl diese leider doch recht wenig Raum eingenommen hat. Die Karten für die zweite Season-Hälfte sind neu gemischt in "Nashville". Als kleines Zwischenfazit der laufenden Staffel lässt sich vor allem auch festhalten, dass es den Autoren über weite Strecken sehr gut gelungen ist, erzählerisch an den Handlungssträngen zu arbeiten, was den Geschichten auch (fast) durchgehend gut getan hat. So kann es in 2015 gerne weitergehen.

Jan H. – myfanbase

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