Bewertung

Review: #3.18 Kleine und große Geheimnisse

Nachdem man einmal mehr in der vergangenen Folge auf den Handlungsstrang von Will verzichtete, was mir ehrlich gesagt immer noch unverständlich ist, weil es wohl keinen anderen unter den Hauptcharakteren gibt, der so häufig pausieren muss, hatte dieser nun endlich wieder mehr Präsenz und, oh Wunder, es geht voran in Sachen seines Outings! Es wurde in den vorangegangenen Folgen ja nicht gerade subtil angedeutet, dass es ihm der Songschreiber Kevin während ihrer Zusammenarbeit angetan hat. Es ist natürlich auch irgendwie billig von den Autoren, Will quasi auf jeden schwulen Mann anzusetzen, der ihm zufällig begegnet, aber grundsätzlich bin ich einfach nur froh, wenn es diesbezüglich überhaupt voran geht und wir nun endlich einen ernsthaften Versuch erleben werden, Wills sexuelle Orientierung länger als für einen One-Night-Stand zu thematisieren. Viel haben wir über Kevin bisher nicht erfahren, aber er macht zumindest schon mal einen sympathischen Eindruck und bildet mit Will eine vor allem auch optisch attraktive Paarung. Irgendwie ist es ja auch ganz lustig, wenn man einem Baum von Kerl wie Will dabei zusieht, wie er so linkisch und verschämt einen anderen Mann um ein Date bittet, was er ja im Grunde genommen bei seiner Konzerteinladung dann doch gar nicht getan hat, oder am Ende der Folge so zaghaft fragt, ob sein Interesse an Kevin, möglicherweise auf Gegenseitigkeit beruht. Mal sehen, wohin uns das nun führen wird. Ein erstes Problem sehe ich ja schon auf uns zukommen, wenn Will weiterhin in der Öffentlichkeit vorgibt, jemand anderer zu sein, wohingegen Kevin ja bereits geoutet ist. Ein interessanter und durchaus nachvollziehbarer Konflikt, der uns hier möglicherweise nun bald schon bevorstehen wird.

Inzwischen spielt Jeff schon so lange eine tragende Rolle in der Serie, dass erst mit dieser Episode so recht auffällt, dass wir abgesehen von seiner machohaften und arroganten Art, eigentlich überhaupt nichts bzw. nur wenig aus seinem persönlichen Umfeld wissen. Sicher, es gab vor allem im Zusammenhang mit Layla auch Anzeichen für eine menschliche Seite an ihm, aber das war es dann auch schon. Jetzt also die Offenbarung, er war verlobt und diese Heiratsabsicht wurde nicht von seiner Seite gelöst. Das kann natürlich die Erklärung für seine Unnahbarkeit gegenüber Frauen sein. Frauenheld für Affären, ja. Der Mann für tiefe Gefühle, nein. Die Abfuhr scheint noch immer tief zu sitzen. Ein einfacher, aber durchaus einleuchtender Grund. Der Gastauftritt von Christina Aguilera reiht sich ein, in die zahlreichen Cameos bekannter Künstler und zeitgenössischer Personen, ich denke da noch an Michelle Obamas Auftritt in "#2.21 Alles oder nichts", mit denen "Nashville" schon wiederholt punkten konnte. Nun spielt Christina hier aber nicht sich selbst, sondern eine ihr zugedachte Rolle, die jedoch ebenfalls eine Sängerin ist. Das tut sie, ohne damit groß negativ oder positiv aufzufallen. Ich persönlich hatte aber durchaus meine Schwierigkeiten damit, Christina Aguilera und ihre Rolle voneinander trennen zu können. Ein Auftritt als sie selbst, durchaus auch mit Sprechanteil, wäre mir dann doch lieber gewesen.

Ich bin nun wirklich kein Freund aufmüpfiger Teenager in TV-Serien, daher ging mir Maddies Verhalten in dieser Folge doch ziemlich auf die Nerven. Da man die Auflösung des Ganzen aber bereits mit dieser Episode erhielt und dies auch noch damit verbunden hat, Deacon zur offenen Kommunikation seiner Erkrankung zu bringen, will ich diese Kröte aber gern schlucken. Die Geheimniskrämerei war langsam einfach genug und fast genauso war mir unverständlich, wo denn nun noch sein Problem damit war, bei Rayna einzuziehen, um das neue Familienleben damit auch in letzter Konsequenz zu führen. Das wirkte mir doch etwas zu gewollt konstruiert. Dafür war Deacons Gespräch mit Luke umso besser. Lukes Anteilnahme wirkte auf mich sehr glaubhaft und die Fehde der beiden untereinander, als auch um Rayna, ist damit hoffentlich endgültig beendet.

Besonders gefreut habe ich mich darüber, dass die Autoren endlich einmal wieder daran gedacht haben, dass Juliette und Deacon schon lange keine gemeinsame Szene hatten, obwohl beide in der Vergangenheit doch ein gutes Vertrauensverhältnis hatten. Daher gefiel mir auch die Idee, die beiden gemeinsam an einem Song arbeiten zu lassen. Leider hielt die Freude darüber nicht ganz so lange an, da Juliette letztendlich ihren Egoismus wieder einmal voranstellte und sich dadurch dann auch kein tiefergehendes Gespräch der beiden ergab. Zu dem Zeitpunkt war Deacon ja auch noch nicht so weit, anderen von seiner Krebserkrankung zu erzählen. Das hätte ich mir bei den beiden gut als einen sehr emotionalen Moment vorstellen können.

Aber nicht nur in der Szene mit Deacon war Juliette wieder in ihrem alten Element. Nun brav zuhause die Mutter zu spielen, während der Ehegatte Karriere macht, das entspricht nun wirklich nicht ihrem Naturell. Ich muss zugeben, als sie mit grimmigem Gesicht über die Wiege gebeugt dastand, hatte ich kurzzeitig ein wenig Angst um Cadence. Also jetzt nicht derart, dass ich ihr die mordende Mutter unterstellen wollte, aber mir schwante schon eine Handlung vor, in der sie ihr eigenes Kind grundsätzlich ablehnen könnte. Der Kelch ging aber glücklicherweise an mir vorüber und das Engagement einer Nanny als einfache Lösung passte doch wirklich hervorragend zu Juliettes üblicher Denkweise. Problem erkannt, Lösung gefunden, Karriere kann weitergehen. Das dürfte Avery eigentlich nicht wirklich überraschen. Auch wenn dieser jetzt seine Karriere hinten anstellen will, hier dürfte das letzte Wort noch nicht gesprochen sein.

Ich wette darum, dass Scarlett und Caleb maximal noch bis zum Staffelfinale zusammen sein werden. Auf jeden Fall will ich jetzt nicht noch weiter wochenlang zusehen müssen, wie Gunnar Scarlett hinterherrennt, während diese in die Arme des gesichtslosen Doktors fällt. Grundsätzlich bin ich auch kein Fan davon, diese frühere Paarung überhaupt wieder entstehen zu lassen. Ich will ja gar nicht abstreiten, dass sie beim gemeinsamen Singen eine tolle Chemie versprühen, aber auf der privaten, persönlichen Ebene, würde ich sie lieber als Freunde sehen wollen. Aber "Nashville" ist natürlich eine Soap und da gehören solche Handlungselemente auch zum Standard-Repertoire. Dann würde ich mir allerdings eine etwas innovativere Herangehensweise an die Zusammenführung der beiden wünschen, als einfach eine beliebig austauschbare Figur den Störer spielen zu lassen.

Teddys Storyline würde ich ja am Liebsten einfach ignorieren, aber da es nun einmal ein Teil der Folge war, auch dazu ein kurzer Kommentar. Natasha hat also gegen die Zusicherung ihrer Immunität Teddy in eine Falle laufen lassen. Das könnte mir ehrlich gesagt alles nicht gleichgültiger sein. Ich sehe hier auch einfach weiterhin keinen Zusammenhang zum Rest der Serie. Wen genau soll nun seine drohende Verhaftung, ein Prozess, die Amtsenthebung oder was auch immer in der Serie treffen? Von Rayna ist er doch längst geschieden, Jeff wird es auch mehr oder weniger egal sein und dann bleiben maximal noch die Kinder, wobei Maddie eh schon genug Probleme hat und Daphne ohnehin kaum eine größere Rolle spielt. Bitte diese Geschichte ganz schnell beenden liebe Autoren.

Fazit

Nobody Knows but Me bot einen bunten Strauß an Geschichten, die mal mehr, mal weniger gut bzw. innovativ erzählt wurden. Die Geschichten um Will, das Wiedersehen von Deacon und Juliette sowie der Einblick in Jeffs Vergangenheit sind auf der Habenseite zu verbuchen. Juliettes Rückkehr zu ihrem Alter Ego sehe ich bisher recht neutral, während mir die Anbahnung der Neuauflage der Beziehung von Scarlett und Gunnar sowie einmal mehr Teddys Handlungsstrang weitgehend egal waren.

Jan H. – myFanbase

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