Review: #4.03 Die letzte Reise
Oh je, was war DAS denn bitteschön? Es ist wirklich kaum zu glauben, aber die Autoren haben es tatsächlich geschafft, nahezu jeden Charakter in dieser Folge unausstehlich wirken zu lassen. Dazu wurde noch mehrfach derart penetrant moralisierend der Zeigefinger gehoben, dass ich einfach nur froh war, als die Folge endlich zu Ende war.
Zunächst einmal muss ich auch noch gestehen, dass ich zum Ende der letzten Folge wohl etwas voreilig Beverlys Tod angenommen hatte. Rückblickend nach dieser Episode, wäre das in meinen Augen wohl auch die bessere Entscheidung der Serienmacher gewesen. Ich fand es einfach nur unerträglich langweilig und ermüdend, nun noch eine weitere Folge darauf warten zu müssen, diesen Augenblick dann doch noch erleben zu dürfen. Wahrscheinlich dachte man sich beim Schreiben der Folge, dass es besonders dramatisch sei, Scarlett die Entscheidung über Leben und Tod ihrer Mutter fällen zu lassen, aber bei mir trat genau das Gegenteil ein. Es war einfach zu schnell absehbar, wie sich Scarlett letzten Endes entscheiden wird. Zusätzliche Brisanz wollte man dann wohl noch schüren, in dem man parallel daran arbeitete, Scarlett und Caleb weiter zu entzweien und sie einen weiteren Schritt zurück in die Arme von Gunnar machen zu lassen. Es ist fast schon absurd, dass ich nun ausgerechnet auch noch Caleb zur Seite stehen muss, der meines Erachtens gegenüber Scarlett die richtigen Worte wählte. Er kann nicht die Person sein, die Scarlett bei der Entscheidung helfen kann, aber er kann sie in ihrer bzw. nach ihrer getroffenen Entscheidung unterstützen. Stattdessen ist es aber dann Gunnar, dem sie in ihrer schweren Stunde und Verzweiflung in die Arme fällt, um Trost zu suchen. Wie passend. Als wäre dieser Teil des Dramas aber nicht genug, muss natürlich auch Deacon darin noch eine Rolle spielen und es ist wirklich das erste Mal seit langem, dass mir seine Reaktion einfach nur auf die Nerven ging. Es mag verständlich sein, dass man nach der Eröffnung der schlimmen Nachricht eher emotional statt rational reagiert, letzten Endes war das jedoch völlig übertrieben in der Darstellung und zudem war er ja auch noch bis zum Ende uneinsichtig und konnte Scarlett nicht einmal zur Seite stehen, als sie Abschied von ihrer Mutter nehmen musste. In dieser letzten Szene kam, wohl vor allem auch unterstützt durch die melancholische Musikuntermalung, auch bei mir das erste Mal in dieser Folge Mitleid auf. Immerhin hat also dieser letzte Moment doch noch funktioniert. Trotzdem bleibt der Eindruck, dass man hier unnötig Zeit mit einer Handlung vergeudet hat, die man schon längst mit der Trauerbewältigung hätte verbringen können. Vielleicht traut man sich hier ja noch einen kleinen Zeitsprung, um sich jetzt nicht noch folgenlang zum Beispiel mit Schuldvorwürfen von Deacon konfrontiert zu sehen.
Mindestens genauso furchtbar war auch Juliettes Handlungsstrang. Das will ich daher auch schnell abhandeln. Schön und gut, die Paarung Luke und Juliette mal ins Rampenlicht zu rücken, aber bitte nicht in diesem Ausgangsszenario. Juliettes spontan organisierte Party war letzten Endes nicht mehr als eine überdimensionierte After-Show-Party, wie wir sie in den letzten Folgen doch schon wiederholt erleben durften. Anonyme Party-People, jede Menge Alkohol, laute Musik und eine Juliette, die man am Liebsten einfach nur wachrütteln will. Da half auch kein Duett mit Luke, das mir im Übrigen auch gar nicht gefiel. Den Weckruf übernahm dann stellvertretend Luke mit einer moralinsauren Predigt darüber, das Aufwachsen seiner Kinder verpasst zu haben, die nun wirklich einem Wink mit dem gesamten Lattenzaun glich. Selbstverständlich konnte aber auch das Juliette nicht beeindrucken und so geht es hier sicher schon bald in die nächste Party-Runde. Ein wenig Hoffnung keimte bei mir noch auf, als Avery beim Scheidungsanwalt war. Insgeheim hatte ich nämlich gehofft, dass dies ein von ihm angewandter Trick sei, damit sich Juliette mit ihm in Verbindung setzen muss. Aber auch diese Hoffnung wurde direkt wieder im Keim erstickt und so mussten wir also eine weitere Moralpredigt erleben, die dieses Mal Emily übernehmen durfte. Nein, das war wirklich mindestens eine Predigt zu viel. Zu Gute halten will ich hier aber immerhin noch, dass man Avery Glenn und Emily zur Seite gestellt hat und somit wenigstens noch ein paar Sympathiepunkte sammeln konnte, weil man diese Figuren und ihrer Beziehung zu Juliette und Avery nicht in Vergessenheit geraten ließ.
Die nächste Moralpredigt durfte schließlich Rayna ihren Töchtern halten. Da ging es doch tatsächlich weiter mit der Geschichte um Teddys Verhaftung, der ich ja mit der Verstrickung von Tandy und dem in Raynas Label geflossenen, gewaschenen Geldes tatsächlich mal etwas Brisanz abgewinnen kann. Aber irgendwie scheint man sich nun doch nicht zu trauen, diese Variante in den (Handlungs-)Ring zu werfen, denn nach dieser Folge bleibt doch das Gefühl zurück, dass man sich Teddy und damit auch dieser Handlung möglichst schnell entledigen will. Nun gut, Eric Close wurde bereits vor dem Staffelbeginn zum Nebendarsteller degradiert, da durfte man wohl nicht mehr allzu viel erwarten. Dennoch wurde mir da einfach viel zu schnell durch die Story gehetzt. Dabei empfand ich das Verhalten von Daphne und Maddie nach Teddys Geständnis auch reichlich übertrieben. Da werden mal eben die Erinnerungen aus den Fotoalben zerstört und dann reicht bereits eine pathetische Ansprache von Rayna aus, um die verärgerten Mädchen wieder in die Arme von Teddy zu treiben. Das war einfach zu viel des Guten.
Doch damit sind wir ja immer noch nicht am Ende der Predigten angekommen, denn da gab es ja auch noch den Appell von Jill, einer lesbischen Freundin von Kevin, an Will, seine Popularität lieber dafür zu nutzen, den Schwulen und Lesben in der Country Music Szene eine Stimme in der Öffentlichkeit zu verleihen, anstatt sich aus dieser zurückzuziehen. Das hätte jetzt nicht wirklich auch noch sein müssen. Darf der gute Will denn nicht einfach mal mit seinem eigenen Leben zurechtkommen, das mit seinem Outing erst vor kurzem aus den Fugen geraten ist? Nein, da muss er natürlich gleich den Leader der Gay Community spielen. Also bitte, platter geht’s wirklich nicht. Versöhnt hat mich dabei dann immerhin noch das Gespräch von Will und Kevin, denn Wills Liebesgeständnis an Kevin kam für mich wirklich überzeugend aus tiefstem Herzen und es ist einfach schön zu hören, dass Will zu solchen Bekenntnissen inzwischen im Stande ist. Das ist hoffentlich auch bei Kevin angekommen und beide können sich nun die Zeit nehmen, gemeinsam mit der Situation klar zu kommen. Das würde ich mir für beide wirklich wünschen. Außerdem wäre es auch mal wieder an der Zeit, etwas Positives in "Nashville" zu zeigen, denn die ganzen Familiendramen mit all den Tränen, drücken die Grundstimmung der Serie enorm. Dramen gab es zwar schon immer, aber dennoch lag auch immer eine gewisse Leichtigkeit über allem und die geht gerade völlig abhanden.
Fazit
Abgesehen von Wills Liebesbekundung gegenüber Kevin und dem Beistand von Glenn und Emily für Avery bleibt leider nicht viel Positives hängen nach dem Ansehen dieser Folge. Es wird dringend nötig, dass "Nashville" neue Wege einschlägt. Mit dem vermeintlichen Ende der Geschichte um Teddy und dem Tod von Beverly wäre jetzt zumindest Platz für Neues. Das hilft zwar nicht bei der Bewertung dieser Episode, schürt aber zumindest Hoffnungen für die Zukunft.
Jan H. – myFanbase
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Diskussion zu dieser Episode
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Informationen zur Episode
Englischer Titel: How Can I Help You Say GoodbyeErstausstrahlung (US): 07.10.2015
Erstausstrahlung (DE): kein Termin
Erstausstrahlung (Pay-TV): 02.08.2016
Regie: Stephen Cragg
Drehbuch: Debra Fordham & Callie Khouri
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