Review: #2.22 Sprung ins Ungewisse

Im Konstrukt des Serienuniversums von "New Girl" gibt es in der Theorie fünf zentrale Hauptcharaktere, wobei der Stellenwert der einzelnen Figuren doch stark schwankt. Ist Schmidt als sympathischer, manchmal einfühlsamer, aber insgesamt doch knallköpfiger Sprücheklopfer konzipiert, tragen neben ihm doch im Kern Jess und Nick den Hauptteil der Serie. Ein wenig versäumt hat man es dagegen, dem vierten Mitbewohner Winston einen größeren oder wichtigeren Part im Kontext der Serie einzuräumen, was schade ist und hier auch schon zu Genüge kritisch angemerkt wurde. Bei Winston ist es aber schlussendlich so, dass er zumindest noch in jeder Folge auftaucht, meist zwar nur versteckt in häufig belanglosen Nebenstorys, doch seine körperliche Anwesenheit ist zumindest unbestreitbar. Bei der nominell fünften Hauptfigur Cece ist die Sache da schon anders gelagert: Sie taucht nur sporadisch auf, oft auch nur in einer kleinen Szene mit Jess und konnte sich nur im Kontext der Pseudo-Beziehung mit Schmidt ein wenig entfalten. Nach dieser Trennung ist ihre Bedeutung aber kontinuierlich gesunken und man wurde nie das Gefühl los, dass auch die Autoren nicht immer wirklich wussten, was sie mit Cece nun genau anfangen sollen. Kurz vor dem Staffelfinale steht sie nun mal wieder mehr im Mittelpunkt, in einer Folge, die insgesamt ganz gut funktioniert, aber auch die momentanrn Schwächen in der Darstellung der Cece deutlich macht.

"I don't know how to pronounce your name?"

Die anstehende Hochzeit von Cece und Shivrang hat man als Zuschauer schon fast wieder vergessen, wurde diese doch nach der aus dem Nichts kommenden Verlobung nicht mehr wirklich groß thematisiert, da sich die Autoren viel mehr auf die ganzen Liebeswirren zwischen Nick und Jess konzentriert haben. Um dies ein wenig nachzuholen und auch Cece kurz vor den finalen Folgen nochmal näher in den Fokus zu rücken, hat man nun eine Folge kreiert, in der die gleichermaßen hübsche wie sympathische Brünette im Zentrum steht. Grundsätzlich eine sehr gute Idee, kann man sich dadurch auch ein wenig von dem alles dominierenden romantischen Geplänkel zwischen Nick und Jess erholen.

Doch so witzig und nett diese ganze Jungesellinnen-Party auch erzählt und umgesetzt ist, man wird das Gefühl nicht los, dass diese ganze Storyline nicht wirklich gut funktioniert. Das liegt vor allem daran, dass diese, wie eben schon beschrieben, komplett aus dem Nichts entstanden ist und erzählerisch nicht wirklich plausibel entwickelt wurde. Dass Cece gerne Kinder haben will und dass sie nach einem verlässlichen und bodenständigen Mann sucht, ist nachvollziehbar, warum sie sich aber für den komplett nichtssagenden Shivrang entschieden hat, bleibt weiterhin unklar, genau wie der komplette Charakter des Shivrang, bei dem man gar nicht erst versucht hat, ihm irgendwelche Charakterzüge zu verpassen. Die Storyline läuft also schnurstracks ins Leere und dient wohl nur dazu, Schmidt und Cece noch eine Weile auseinanderzuhalten. Der Figur der Cece tut dies aber nicht wirklich gut und so leidet auch sie einerseits an ihrer wenigen Screentime und andererseits an ihrer momentan kaum überzeugenden Storyline. Ganz gut funktioniert haben hingegen die zahlreichen Interaktionen zwischen den besten Freundinnen Cece und Jess, die trotz vieler charakterlicher Unterschiede im Ernstfall immer füreinander da sind und auch die immer wieder vorkommenden kleineren oder größeren Streits überwinden können.

"Will you be my girlfriend?"

Die stärkste Storyline in dieser Folge ist dann doch die von Schmidt, in der sich dieser mit seiner Vergangenheit auseinandersetzen muss und dem Zuschauer Schmidts erste feste Freundin präsentiert wird, mit der er immerhin vier Jahre zusammen war. Als Aufhänger dient hier der Versuch Schmidtd, eine seiner zahlreichen Bettgeschichten als Date für die Hochzeit von Cece zu gewinnen und diese Cece gegenüber als feste Freundin vorzustellen. Wie Schmidt seine ehemaligen kurzen Affären aufsucht und diese auf eine seine unnachahmliche Art danach fragt, ob sie wieder mit ihm zusammen sein wollen, ist schon sehr witzig und sorgt für allerhand tolle Momente. Als dann im Kontext der Begegnung mit seiner ersten großen Liebe auch noch auf seine Entwicklung von einem moppligen, unsicheren jungen Mann zu dem durchtrainierten Sprücheklopfer eingegangen wird, gewinnt diese Storyline noch eine ernsthaftere und charakterbezogenere Ebene, die in einer schönen Schlussszene mündet, in der der alte Schmidt nochmal in Erscheinung tritt. Generell ist Schmidts Ex-Freundin Elizabeth auch äußerst sympathisch angelegt und man kann nur hoffen, dass sie in Zukunft noch öfter zu sehen sein wird.

"We need a photo for Cece!"

Für den albernen Teil dieser Folge zeigen sich in dieser Woche Nick und Winston verantwortlich, die versuchen, ein Bild von Shivrangs Penis anzufertigen, damit Cece diesen vor ihrer Hochzeit zu Gesicht bekommt. Das mündet dann in allerhand "New Girl"-typischen Albernheiten, die mal mehr und mal weniger witzig umgesetzt sind und im Kern eher vom gelungenen Zusammenspiel zwischen Nick und Winston leben, als vom kreativen Einfallsreichtum der Autoren. Dass Nick dann im Übermut sein eigenes Genital fotografiert, welches dann schließlich auch Jess zugespielt wird, ist ganz amüsant, besonders auch aufgrund der Reaktion von Jess. Das Highlight hier ist dann aber eher Nicks wunderbar-geschmackloser gelber Jogginganzug, den er die ganze Folge über trägt und sein ständiges Einsetzten seiner "dead father card". Meistens reicht es schon, wenn Nick einfach nur Nick ist, um gelungene Momente zu kreieren.

Fazit

Die Folge macht insgesamt durchaus Spaß, weist einige kleinere Highlights auf und versucht nach der ganzen Jess-Nick-Dramatik ein wenig Abwechslung in die Serie zu bringen. Dies gelingt auf erzählerischer Ebene dann aber leider nur bedingt, ist doch vor allem die Cece-Storyline viel zu schwach erzählt. Dafür entschädigen dann aber zumindest teilweise noch ein gut aufgelegter Schmidt und Nicks grandioser gelber Jogginganzug.

Moritz Stock - myFanbase

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