Review: #2.08 Agatha Ripp
Nach der hervorragenden Folge der letzten Woche geht es dieses Mal leider wieder etwas bergab. Kein Wort mehr über den mysteriösen Schlitzer, und die herrlich gehässige Bobbie Broderick ist wohl auch für immer verschwunden. Es könnte also ein Hauch Normalität in die Praxis McNamara/Troy einkehren. Doch Miami hat immer wieder neue Kuriositäten zu bieten. Dieses Mal: ein uraltes Mysterium - die Stigmata.
Wieder einmal bedient man sich also den berühmt-berüchtigten Kreuzigungswunden Jesus', um den Zuschauern die Macht des religiösen Glaubens zu demonstrieren. Zu oft gesehen, zu oft daneben gegangen. Gott sei Dank endet es diesesmal nicht damit, dass eine übernatürliche Macht oder gar der Teufel persönlich sein Kommen ankündigt. Nein, es handelt sich schlicht um die Tat einer Nonne, die erkannte, wie man sich möglichst medienwirksam Aufmerksamkeit verschafft.
Viel mysteriöser als jeglicher Religionskram ist für mich jedoch, warum sich Liz dazu entschieden hatte, tatsächlich Christians Angebot wahrzunehmen und sich von ihm schwängern zu lassen. Gut, es mag vielleicht schwer für eine lesbische Frau in Liz' Alter sein, ein Baby zu bekommen, doch sich von seinem Chef befruchten zu lassen, ist sicherlich keine gute Lösung. Christian sucht noch immer nach einem Ersatz für Wilbur und wäre sicherlich für das Kind aufgekommen, ja vielleicht hätte er es sogar geliebt. Doch Liz' spätere Entscheidung zeigt einmal mehr, dass sie selbst nicht bereit dazu ist, Mutter zu werden - warum sonst traut sie sich nicht zu, ein Baby mit einem genetischen Fehler großzuziehen? Das ist für mich keine Ehrlichkeit, sondern einfach nur blanke Angst, von anderen Menschen ausgegrenzt zu werden. Also ist es kein Grund, ein Kind abzutreiben, aber darüber darf sicherlich diskutiert werden. Schade, dass Christian auch in dieser Episode durch die abstruse Geschichte wieder nur zu einer Nebenfigur degradiert wird, die sich einfach nicht von der Vergangenheit lösen kann und allmählich in Vergessenheit gerät. Aber vielleicht ändert sich dies ja durch Julias Geständnis.
Womit wir auch schon beim Highlight dieser Folge wären. Sean erfährt (endlich), dass er nicht Matts Erzeuger ist. 17 Jahre lang hat er das Ergebnis eines One-Night-Stands seiner Frau und seines besten Freundes als sein eigen Fleisch und Blut großgezogen. Ich kann Seans Wut verstehen und seine harten Reaktionen, sowohl gegenüber Julia, als auch gegenüber Christian, absolut nachvollziehen. Julia konnte sich zwar endlich eine schwere Last von der Seele reden, doch ich befürchte, damit hat sie der sonst schon sehr angespannten Ehe wohl den Todesstoß versetzt. Und einer ehemals tiefen Männerfreundschaft wohl auch. Ich sehe nicht, wie Sean den beiden jemals wieder ohne Wut in die Augen sehen kann. Dieser Betrug schmerzt unheimlich.
Und so endet die Folge in einer Kirche, mit einem niedergeschlagenen, tief verletzten Sean, der den Glauben an sich, die Menschheit und das Leben verloren hat. Seine Welt wurde aus den Fugen gerissen und der Zuschauer darf gespannt sein, wie die Serienmacher es anstellen wollen, dass er seinen Kummer nicht in Alkohl und Drogen ersäuft.
Melanie Brandt - myFanbase
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Informationen zur Episode
Englischer Titel: Agatha RippErstausstrahlung (US): 10.08.2005
Erstausstrahlung (DE): 20.06.2007
Regie: Michael M. Robin
Drehbuch: Ryan Murphy
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