Review: #4.16 Das Ende
"O.C., California" ist zuende, der letzte Vorhang gefallen. Vieles hatte ich da erwartet. Schnulzige Liebeserklärungen und Heiratsanträge, dramatische Todesfälle, Beziehungsdramen und vielleicht auch mal wieder einen in Rage geratenen Ryan Atwood, der irgendjemandem gehörig eine verpasst. Stattdessen ging es erstaunlich ruhig zu in der finalen Folge – durchaus würdevoll verabschiedeten sich die Newportler nach vier Jahren auf ewig vom Bildschirm.
Vier Jahre sind für eine Serie eigentlich keine lange Zeit. Bei aller Wehmütigkeit fühlt sich der Abschied dennoch irgendwie richtig an. Die ersten beiden Staffeln waren klasse. Alles war neu, die Geschichten waren überzeugend und die Gesichter frisch und viel versprechend. Während die dritte Staffel nie richtig in Fahrt kam und eine abstruse Geschichte nach der anderen lieferte, war die vierte Staffel noch mal wirklich sehenswert. Und man soll ja bekanntlich am besten dann aufhören, wenn es am schönsten ist.
Das Finale war im Großen und Ganzen eine typische Finalfolge, bei der der Zuschauer lachen und weinen durfte, und alle Geschichten aus der letzten Staffel zu Ende gesponnen wurden. Zur Freude des Zuschauers gab es zahlreiche Happy Ends.
Happy End Nr. 1 betraf natürlich Sandy und Kirsten. Nicht nur ihr Kind wurde gesund und munter geboren, wenn auch unter Umständen, die sie sich wohl nicht unbedingt gewünscht hätten, sie kehrten auch zu ihren Berkeley’schen Wurzeln zurück. Nach dem Erdbeben hatte man es ja bereits erahnen können, dass die Casa de Cohen nicht mehr das sein würde, was sie einmal war. Und so kam es dann tatsächlich, die Familie erfuhr, dass sich ein Wiederaufbau nicht mehr lohnen würde. Natürlich war vor allem Kirsten keines der Häuser, das sie sich als mögliche neue Bleibe anschauten, gut genug – wohl ein typisches Architekten-Problem. Doch Seth und Ryan haben die rettende Idee: Warum nicht wieder in das alte Haus ziehen, in dem das junge Paar in Berkeley gelebt hat?
Während man keine Glaskugel brauchte, um das Glück von Sandy und Kirsten auch in der finalen Folge vorauszusehen, stand das Schicksal von Seth und Summer eigentlich bis kurz vor Ende in den Sternen. Wie die beiden plötzlich, sechs Monate nach dem Erdbeben, in ihren Lehnstühlen vor dem Fernseher saßen, war herrlich und traurig zu gleich. Sie waren zu einem alten Ehepaar geworden und existierten nur noch in der "Wir"-Form. (Vielleicht kennen das ja einige aus ihrem Bekanntenkreis...: "Wir machen einen Töpferkurs!", "Unsere Lieblingssendung ist GZSZ!" "Danke, die Party war nett, aber wir wollen schon um 22 Uhr nach Hause gehen!") Summer hatte ihre Leidenschaft für die Umwelt aufgegeben, und sogar nicht bemerkt, dass ihr Kaninchen a) weiblich ist und b) Mutter geworden ist.
Es war stark von Seth, sie zu ermutigen, für GEORGE zu arbeiten und sie somit ziehen zu lassen. Auch wenn Summer sagte, dass es kein Abschied sei, weil die beiden füreinander bestimmt sind, war ich mir nicht sicher, ob an dieser Stelle nicht doch einige Tränchen angebracht sind. Doch die Autoren hatte Erbarmen mit dem Zuschauer, und somit hätten wir Happy End Nr. 2: Das Serientraumpaar steht einige Jahre später vor dem Traualtar und gibt sich ganz romantisch das Ja-Wort.
Offen gelassen wurde hingegen, was aus Taylor und Ryan geworden ist. Dass die beiden sich lieben, war deutlich, doch waren sie nun während Taylors Zeit in Paris ein Paar? Während Seths und Summers Hochzeit tauschten die beiden viel sagende Blicke aus, doch was ist in den Jahren dazwischen gewesen? Ich deute das als halbes Happy End Nr. 3, denn die Tatsache, dass sie sich nicht angeschrieen haben, deutet ja zumindest darauf hin, dass sie, wenn auch kein Paar, zumindest Freunde geblieben sind.
Die Überraschung der Folge und somit ein etwas ungewöhnliches Happy Ende Nr. 4 bot unsere liebe Julie Cooper, die zwischen zwei Männern steht und sich entscheiden muss: Gordon Bullit, der humorvolle Öl-Milliardär mit seinen 13 "Bullits" (in Bullit-Sprache = Söhne), oder Frank Atwood, das ruhigere Abbild von Ryan, für den zwar ihr Herz schlägt, doch von Liebe allein füllen sich bekanntlich der Kühlschrank und der Kleiderschrank nicht. Nun, liebe schwangere Julie, wer soll Dein Herzblatt sein? Sie entscheidet sich nach einem Gespräch mit Summer für den schwierigeren Weg, den wohl niemand vorausgesagt hätte: Julie Cooper geht an die Uni! Jahre später steht sie auf der Bühne, bekommt ihr Diplom überreicht und im Publikum sitzen neben Kaitlin gleich drei Männer: Ihr kleiner Sohn, Frank und Bullit – eine Konstellation, die nicht ganz jugendfreie Assoziationen hervorruft, die hier besser nicht ausgeführt werden. (Hoffentlich hat Kaitlin damit nichts zu tun…)
Julie und Summer waren auch für einen der gefühlvollsten Momente der Folge verantwortlich: Summer schenkt Julie ein Amulett mit einem Foto von Marissa. Schön, dass Marissa auch in der letzten Folge noch einmal erwähnt wurde, immerhin drehte sich die vierte Staffel zu einem großen Teil um die Trauer um sie.
Das humorvollste Highlight der Serie war eindeutig Bullit, der immer für einen Spruch gut ist. Am lustigsten fand ich neben den 13 "Bullits" die Szene, in der Kirsten gerade ihre Bluse öffnet, um das Baby zu stillen, und Bullit mit dem Satz "Nein danke, ich habe eine Lactose-Allergie!" hereinkommt.
Gegen Ende müssen sich die Cohens von ihrem alten Haus verabschieden und Ryan bleibt als Letzter zurück, um sich noch einmal daran zu erinnern, wie er bei den Cohens aufgenommen wurde. Begleitet von Szenen der Pilotfolge durften wir seinen Gedanken folgen und natürlich war auch Marissa Teil davon.
Der obligatorische Blick in die Zukunft durfte am Ende natürlich auch nicht fehlen, damit dem Zuschauer nicht allzu viel über das Schicksal der Serienhelden der Phantasie überlassen bleibt - zumindest der alten Stammbesetzung. Ryan arbeitet als Architekt (Happy Ende Nr. 4), Seth und Summer heiraten, Sandys und Kirstens Tochter ist das Ebenbild der hübschen Mutter, Sandy lehrt an der Berkeley-Universität und sogar Julie hat endlich etwas aus ihrem Leben und vor allem für sich gemacht. Offen blieb hingegen, was beruflich aus Taylor und Kaitlin geworden ist.
Ein wenig idealistisch war die Folge schon, alleine die Geschichte um Sandy und Kirsten, die ihr Haus selbstverständlich zurück bekommen haben, aber vielleicht braucht man so etwas auch in einem Serienfinale. Mir war das jedenfalls lieber als so manche Staffelfinalfolgen von "O.C., California". Somit sind die 9 Punkte nur noch Formsache, denn die Folge war der perfekte Abschluss für eine Serie, die zwar nicht immer perfekt, aber doch meistens sehenswert und humorvoll war.
Sandra G. - myFanbase
Die Serie "O.C., California" ansehen:
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Informationen zur Episode
Englischer Titel: The End's Not Near, It's HereErstausstrahlung (US): 22.02.2007
Erstausstrahlung (DE): 30.09.2007
Regie: Ian Toynton
Drehbuch: Josh Schwartz
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