Bewertung

Review: #1.05 Leidet auch ein Herz aus Stein?

Stück für Stück arbeitet man sich bei "Once Upon a Time in Wonderland" durch die Liebesgeschichten der Figuren und so sind nun Anastasia und Will an der Reihe. Da es sich hierbei um eine ganz andere traurige Geschichte handelt, als es bei Alice und Cyrus der Fall ist, fällt die Romantik- und Dramalastigkeit der Serie nicht negativ auf. Zusätzlich hat man sich redlich Mühe gegeben, die anderen Storylines mit reichlich Spannung zu spicken.

"Next Stopp: Wonderland"

Es ist wenig überraschend, dass man uns nun endlich erzählt, wie Will und Anastasia ihren Weg ins Wunderland fanden. Dabei sticht sofort ins Auge, dass Anastasia auffällig gut über diesen Ort informiert ist, womit sich die Vermutung ergibt, dass sie das Wunderland schon einmal bereiste. Womöglich war sie, wie auch Alice, bereits als Kind dort und hat ebenfalls einige Abenteuer erlebt. Leider fällt der Fokus aber nicht weiter auf diese Geschichte und das Paar macht sich schnurstracks auf den Weg zum Schloss. Diese Erzählung geht sehr rasch voran, womit man nur wenig Gelegenheit bekommt, sich mit den beiden anzufreunden. Auch ihre Ziele sind zunächst nicht klar, wodurch man Anastasias Motive nicht auf Anhieb durchschaut. Ist sie tatsächlich in Will verliebt? Oder hat sie ihn nur benutzt, um an den Spiegel heranzukommen, der sie ins Wunderland bringen sollte? Man bemüht sich sehr, uns in die Irre zu führen. Einzig die Gefühlsregungen der Roten Königin und Anastasias Blicke (bevor sie die Reise antreten) weisen darauf hin, dass ihr tatsächlich etwas an Will liegt.

War man sich zu Beginn noch sicher, dass Anastasia Will ebenso sehr liebt, wie er sie, ergeben sich die ersten Zweifel, als Will und Anastasia den Ball verlassen müssen. Offensichtlich wünschte Anastasia sich nichts sehnlicher, als sich am Hof einzufügen und dort zu leben. Als dieser Traum platzt, erfolgt eine seltsame Wendung, denn nun will sie die Juwelen stehlen und in den verzauberten Wald zurückkehren. Will steht dabei immer eher in der zweiten Reihe hinter ihr und stimmt so dem Plan zu. Dass ihm der Einbruch in den Palast zum Verhängnis wird, ahnen wir sehr schnell, doch dass Anastasia in wenigen Minuten ihren Geliebten fallen lässt und zur Königin wird, verwundert dann doch.

Mit dieser Story entsteht nun also die Rote Königin, die, genau wie in der Gegenwart im Wunderland, zu wissen scheint, was sie will. Will hingegen wirkt neben Anastasia eher blass und auch sein Witz, der in den bisherigen Folgen viel zum Unterhaltungswert der Serie beigetragen hat, bleibt neben Anastasia meist aus. Wo die Chemie zwischen dem Herzbuben und Alice tadellos ist, fliegen zwischen dem Liebespaar Will und Anastasia nicht gerade die Funken. Woran mag es liegen, dass Michael Sochas Schauspieltalent neben Emma Rigby verloren gegangen scheint? Die junge Britin hatte bisher selbst Probleme als Rote Königin zu überzeugen und dieser Eindruck färbt, wie zuvor auf Jafar, nun auch auf Will ab.

"Perhaps we can help one another."

Die Situation, die uns seit Beginn der Serie bekannt ist, erfährt nun erneut (nach der Versteinerung vom Herzbuben) einen Wendepunkt, als es Cyrus gelingt aus seinem Gefängnis zu fliehen. Allzu viel haben wir von den Künsten des Flaschengeistes noch nicht zu Gesicht bekommen, was sich mit seiner Flucht nun hoffentlich ändern wird. Schließlich gehört Cyrus neben Jafar und der Roten Königin zu den magischen Wesen des Wunderlandes und da möchte man auch sehen, was für Kräfte in ihm stecken. Um Cyrus und Alice noch ein paar Steine in den Weg zu legen, lassen die Autoren den Flaschengeist natürlich genau zu dem Zeitpunkt fliehen, als es Alice gelingt, die Festung Jafars zu entdecken. Diese Entwicklung entlockte mir zwar ein kleines Stöhnen, doch da uns noch mindestens acht Episoden bevorstehen, war dieser Wendepunkt wohl abzusehen. Dass sich die beiden zufällig genau auf halben Weg treffen, ist recht unwahrscheinlich, doch die Ankündigung Jafars, dass außerhalb seiner Festung jede Menge Gefahren lauern, lässt mich der nächsten Episode erwartungsvoll entgegenfiebern.

Nachdem die Rote Königin sich zunächst Jafar als Verbündeten aussuchte, wendet sie sich in dieser Episode Hilfe suchend an Alice. Bereits in #1.04 The Serpent war die geballte Frauenpower zum Ende der Episode ein schöner Anblick und auch in #1.05 Heart of Stone harmonieren die zwei gut miteinander. Als Alice in diesem Zusammenhang auf die Probe gestellt wird und mit sich selbst ringt, unterstreichen die Autoren, dass wir es bei Alice mit jemandem zu tun haben, der durch und durch gut ist. Dabei fühlt man sich stark an die Mutterserie "Once Upon a Time" erinnert, wo auch Snow/ Mary Margaret mit ihrem selbstlosen Handeln strahlen konnte. Die Rote Königin hingegen stellt unter Beweis, dass in ihren Adern der pure Egoismus strömt. Mit dem Vertrauensbruch der Königin schaffen die Autoren es allerdings, das Interesse weiterhin hoch zu halten, da man so die Momente, in denen man ihren weichen Kern zu Gesicht bekommt, umso mehr schätzt.

Und so sucht sich auch Jafar einen neuen Verbündeten, den er im Weißen Kaninchen findet. Jener hat bereits zuvor gegen Alice gearbeitet und scheint diesem gefährlichen Strudel nicht entkommen zu können. Durch rohe Gewalt gelingt es Jafar, dem Kaninchen zu entlocken, an wem er sich vergreifen muss, um Alice zu schaden. Dass sich die beiden nun auf den Weg in eine andere Welt machen, bereichert die Geschichte sehr. Die Geschichte um Jafar ist bisher ein wenig wächsern und bietet nicht viele Möglichkeiten uns das Gefühlsleben des Charakters näher zu bringen. Daher beschließt man nun, ein wenig mehr Spannung in die Sache zu bringen, was dem undurchsichtigen Jafar zwar an sich nicht zu Gute kommt, aber zumindest ein neues Abenteuer verspricht.

Fazit

Auch wenn "Once Upon a Time in Wonderland" nicht so sehr fesseln kann wie die Mutterserie, lässt sich nicht bestreiten, dass den Autoren die guten Ideen nicht ausgehen. Einzig an der Umsetzung hapert es und auch das Gefühl, dass viele Entwicklungen zu vorhersehbar sind, lässt sich nicht leugnen. Doch mit der Reise Jafars in eine anderen Welt und dem nächsten Schritt in der Befreiung von Cyrus legen die Autoren einen guten Grundstein für ein paar interessante Episoden.

Marie Florschütz - myFanbase

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