Review: #2.10 Das Spiel der Grille
In Storybrooke einen Mord aufzuklären ist wirklich ein verzwicktes Unterfangen. Erstens führen die Beweise grundsätzlich in die falsche Richtung und zweitens sind die Mordopfer immer ausgemachte Mogelpackungen, da sie entweder gar nicht tot sind, wie es in der ersten Staffel bei Kathryn der Fall war, oder falsche Identitäten aufweisen, was wir nun erleben. Emma und Ruby finden zwar eine Leiche, die wie Archie Hopper aussieht, doch steckt dahinter eine List von Cora, die irgendeinen armen Tropf ermordet hat und dessen toten Körper wie Archie aussehen lässt. Der echte Archie lebt und befindet sich in Coras und Hooks Gefangenschaft, um den beiden Schurken als "Who is Who in Storybrooke"-Enzyklopädie zu dienen.
Derweil wird Regina, ganz so, wie Cora es beabsichtigt hat, für Archies Mörderin gehalten. Zwar glaubt Emma lange Zeit an Reginas Unschuld, doch letztlich sind die Beweise einfach zu erdrückend. Regina ist nun völlig ausgestoßen. Sie befindet sich quasi auf der Flucht und ist von Henry abgeschnitten. Eine Feststellung aus meiner vorherigen Review passt nun sogar noch besser, um nicht zu sagen perfekt, auf Reginas Situation: "Regina steht mit Coras Eintreffen in Storybrooke vor der ultimativen Probe, ob sie ihre dunkle Seite wirklich überwinden kann und will, auch wenn es ein schmerzhafter, einsamer Prozess ist, oder nicht." Wenn es Regina jetzt, da sie wieder so angeschlagen ist wie damals nach Daniels Tod, gelingt, dem Einfluss ihrer Mutter zu widerstehen und nicht erneut zur rasenden Furie zu werden, dann besteht für sie wirklich noch Hoffnung. Die Rückblicke in die Märchenwelt geben allerdings wenig Anlass, an Reginas Fähigkeit, sich selbst vom Bösen zu erlösen, zu glauben.
Die Rückblicke zeigen diesmal, was kurz vor der großen Hochzeitsfeier von Snow und Charming, mit der wir in die Serie eingestiegen sind, geschehen ist. Rumpelstilzchen konnte Königin Regina dazu verleiten, den Fluch auszusprechen und (fast) alle Bewohner der Märchenwelt in unsere Welt zu schicken, indem er Snow und Charming innerhalb der Märchenwelt immun gegen Reginas Angriffe gemacht hat. Rumpelstilzchen hat die Böse Königin damit vor die Wahl gestellt, entweder ihre Rachepläne endlich aufzugeben, oder die Atombombe zu werfen, nach der nichts mehr so sein würde, wie es einmal war. Insgesamt erfahren wir dadurch nicht viel Neues über Regina oder Rumpelstilzchen; wir bekommen nur einmal mehr bestätigt, dass Regina völlig von Hass zerfressen war und Rumpelstilzchen geniales Strippenziehen praktiziert hat. Dennoch bieten die Rückblicke drei sehr sehens- und bemerkenswerte Momente, wie ich finde.
Da wäre zum einen die Besprechung von Snow, Charming und ihren Vertrauten am runden Tisch über Reginas Schicksal. Wenn man sich diese Gruppe so beguckt, muss man einfach sagen, dass sie eine gleichermaßen kuriose wie liebeswerte Abwandlung der legendären Tafelrunde ist. Wir haben da einen Prinzen, der eigentlich ein Hirte ist, seine Prinzessin, eine Werwölfin, deren Großmutter (die während der Besprechung häkelt), ein paar Zwerge, eine sprechende Grille und eine Fee. Gut, ein paar standesgemäße Ritter sind auch dabei, aber die dienen eher der optischen Aufhübschung und haben weder Text noch Namen.
Die zweite Szene, die ich hervorheben möchte, ist das Gespräch zwischen Henry Senior und Cora kurz vor der geplanten Hinrichtung. Henry entschuldigt sich dabei für sein Versagen als Vater. Das ist schon sehr interessant, denn obwohl außer Frage steht, dass Henry Senior bis zu seinem Ende stets Liebe und Loyalität für seine Tochter empfunden hat, kann man ihm tatsächlich Versagen vorwerfen, denn er war nicht stark und mutig genug, Regina vor den schlechten Einflüssen durch Cora und Rumpelstilzchen zu schützen. Er war einerseits immer für Regina da, um ihre Bitten zu erfüllen und ihr Zuneigung zu geben, hat sie aber andererseits im Stich gelassen, weil er sie nicht beschützen und sie nicht auf einen anderen Weg führen konnte. So ist Regina letztlich die Tochter ihrer Mutter, nicht die ihres Vaters geworden. Es wäre selbstverständlich interessant zu erfahren, wie Henry überhaupt an eine Ehefrau wie Cora, die ihr Motto "Liebe ist Schwäche" absolut ausfüllt, gekommen ist. Ein Fluch? Eine verlorene Wette? Ein mit Rumpelstilzchen eingegangener Deal?
Die dritte starke Szene ist Reginas Beinahe-Hinrichtung. Obwohl Regina triumphierend lächelt, als sie wieder in ihre Zelle gebracht wird, kann man sich vorstellen, was für eine Qual es für sie gewesen sein muss, das Prozedere durchzumachen und praktisch schon mit dem Leben abgeschlossen zu haben, um dann in allerletzter Sekunde doch verschont zu werden. Die so genannte Scheinhinrichtung, bei der das Opfer lange in dem Glauben gelassen wird, es würde nun exekutiert werden, ist ja tatsächlich eine bekannte und grausame Foltermethode. Als solche war das in Reginas Fall nicht gedacht, aber das Ergebnis ist das gleiche.
In Storybrooke spielen sich freilich ebenfalls interessante Momente ab. Endlich ist die Familie Charming komplett vereint und kann als Team auftreten. Die Szene, in der Emma und Henry (Junior) in Mary Margarets/Snows und Davids/Charmings ganz private Wiedersehensfeier, deren Dresscode "Nichts" lautet, platzen, ist einfach herrlich. Es bleibt nicht lange so unbeschwert, daher ist ein solcher Moment umso schöner. Auf Davids Trinkspruch, dass er froh ist, jetzt mal eine zeitlang nicht nach seiner Frau suchen zu müssen, kann man nur mit anstoßen. Es soll ja Fans geben, die bereits angedroht haben, beim nächsten "We'll always find each other" von Snow oder David ihren Fernseher bis in alle Ewigkeit durch ein Aquarium zu ersetzen.
Blicken wir nun noch einmal auf Cora und Hook: Die beiden Neuankömmlinge haben wenig Eingewöhnungsprobleme und dass es in Storybrooke längst auch Magie gibt, kommt Hook bei seinen Racheplänen zwar ungelegen, ist für Cora dafür aber umso optimaler. Cora läuft zu wahrer Höchstform auf und zeigt einen fies-raffinierten Zaubertrick nach dem anderen: sie macht das Schiff unsichtbar, verwandelt einen Hafenarbeiter in einen Fisch, nimmt Reginas Gestalt an, lässt eine Leiche wie Archie aussehen, nimmt den echten Archie gefangen, friert Archies Hund Pongo für kurze Zeit ein ... habe ich etwas vergessen? Angesichts der Tatsache, dass Magie bisher in Storybrooke eher dezent zum Einsatz kam, zumal sie hier ja auch unberechenbarer ist als in der Märchenwelt, sorgt Cora fast schon für eine Überdosis. Für meinen Geschmack kommt Cora zu gut in Storybrooke zurecht und trumpft etwas zu sehr mit ihren Fähigkeiten auf, aber da Magie bekanntlich immer ihren Preis hat, wird ihr dies vielleicht noch zum Verhängnis. Ich hoffe es.
Den letzten Absatz widme ich diesmal einem kleinen Detail, das vielleicht gar nicht so klein ist: Emma sieht Pongos Erinnerungen mit Hilfe eines Traumfängers, den Mr. Gold ihr gibt. Ein solcher Traumfänger hing damals auch in dem Motelzimmer, in das sich Emma und Neal, Henrys Vater, geschlichen haben. Dies könnte ein Indiz dafür sein, dass Neal tatsächlich Baelfire, der lang vermisste Sohn von Rumpelstilzchen/Mr. Gold, ist.
Maret Hosemann - myFanbase
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Informationen zur Episode
Englischer Titel: The Cricket GameErstausstrahlung (US): 06.01.2013
Erstausstrahlung (DE): 04.12.2013
Regie: Dean White
Drehbuch: David H. Goodman & Robert Hull
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