Review: #4.01 Elsa und Anna von Arendelle
Besonders warm war der Sommer 2014 in Deutschland ja nicht, aber so richtig frostig wurde es, je näher der Start der vierten Staffel von "Once Upon a Time" rückte. Überall, wo man hinsah, nur Eis und Schnee. Die "Frozen"-Storyline rund um die Schwestern Elsa und Anna wurde so heftig beworben, dass man sich schon zu fragen anfing, ob Emma, Regina, Mr. Gold und Co. eigentlich auch noch mit dabei sind. Völlig unverfroren, diese Promotion, aber durchaus nicht unverständlich. Der Disney-Film war 2013 ein großer Erfolg und ein bisschen was davon kann "Once Upon a Time" gut gebrauchen. Die Einschaltquoten der zweiten und dritten Staffel waren ordentlich, sonst hätten wir es schließlich nie in eine vierte Staffel geschafft, aber die Top-Werte wie in Season eins, als man "Once Upon a Time" einen Überraschungshit nannte, wurden nicht mehr erreicht. Das soll sich jetzt ändern. In diesem Sinne ein herzlichen Willkommen zu:
"Once Upon a Time: Frozen"
Natürlich sind Emma, Regina, Mr. Gold und Co. noch mit dabei, wenngleich sich die Flashbacks ganz um Elsa und Anna, den beiden Schwestern aus dem Reich Arendelle, drehen. Arendelle ist kein Teil der Märchenwelt, sondern ein anderes Land. Elsas und Annas Eltern waren auf dem Weg in die Märchenwelt, die den Bewohnern von Arendelle als Mist Haven bekannt ist, als sie umkamen. Was sie in Mist Haven wollten, ist eines der Mysterien dieser neuen Staffel. Die Flaschenpost mit Antworten, die sie für ihre Töchter ins Meer geworfen haben, hat ihr Ziel offenbar (bislang) nicht erreicht. Dafür findet Elsa fünf Jahre später ein bisschen sehr zufällig (warum hat sie überhaupt in den Sekretär geguckt?) das Tagebuch ihrer Mutter, das zu belegen scheint, dass die Eltern Angst vor Elsa hatten. Anna macht sich daraufhin Richtung Mist Haven auf, um das wahre Vorhaben ihrer Eltern zu ergründen. Was ihr dort widerfahren und warum sie nicht nach Arendelle zurückgekehrt ist, stellt das nächste Mysterium dar. Auch wie Elsa zu einer Gefangenen in Rumpelstilzchens magischer Rumpelkammer wurde, ist eine äußerst interessante Frage.
Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich es versäumt habe, meine angekündigten Hausaufgaben zu machen: ich habe den Disney-Film, der in Deutschland unter dem "Die Eiskönigin" bekannt ist, immer noch nicht gesehen. Ich schwöre, ich wollte ihn gucken, aber dann hat der Hund meine DVD gefressen ... ihr kennt das. Mit tiefergehenden Vergleichen zwischen der filmischen Vorlage und "Once Upon a Time" kann ich somit erst einmal nicht dienen, aber das erlaubt mir durchaus mal eine andere Perspektive.
Elsas Fähigkeiten sind auf den ersten Blick machtvoll, interessant und keineswegs ein reiner Segen. Durch starke Emotionen wie Wut oder Angst verliert sie die Kontrolle über ihre Gabe und verwandelt die Welt um sich herum in eine riesige Eisbahn, oder erschafft sogar Killer-Schneemänner, die gerne Menschen zertreten. Sie zweifelt sehr an sich selbst, daran, dass sie ein liebenswerter Mensch ist. Zwar stellt Elsa eine neue Bedrohung für Storybrooke dar, aber sie ist nicht zu Vergleichen mit Big Bads wie Peter Pan oder Zelena. Elsa verfolgt keine finsteren Pläne und wird nicht angetrieben von niederen Beweggründen wie Neid oder Machtstreben. Sie führt keinen bewussten Angriffsfeldzug gegen die Stadt. Vielmehr ist sie durch eine Verkettung von Umständen in Storybrooke gelandet und will nur ihre Schwester Anna finden, die ihr alles bedeutet. Elsa erweist sich somit als eine ganz andere Art von Gefahr. Sie ist eine labile Person mit großen Kräften, die sich in einer ihr völlig fremden Welt auf einer verweifelten Suche befindet. Die Bedrohung für Storybrooke geht von Elsas Instabilität aus.
Vor dem Hintergrund von Elsas und Annas schwesterlicher Bindung sind die Szenen zwischen Emma und Regina äußerst faszinierend. Anna sagt in einer der Flashback-Szenen zu Elsa, die sich zurückgezogen hat, dass diese niemals wirklich allein sein wird, weil sie eine Schwester hat. Emma weigert sich in dieser Episode, Regina mit deren Kummer und Verzweiflung alleine zu lassen, so sehr Regina auch versucht, Emma abzublocken. Ich denke, die Beziehung der beiden Frauen könnte in dieser Staffel ein intensives Hin und Her werden, das sich ausnahmsweise mal nicht primär um Henry dreht. Ich bin gespannt.
Reginas gesamte Situation bietet unheimlich viel emotionalen Sprengstoff. Wird sie nach den tollen Fortschritten, die sie speziell in der zweiten Hälfte der dritten Staffel gemacht hat, doch wieder böse? Und was heißt es eigentlich, "wieder böse" zu werden, nachdem sie die Kraft des Guten in sich gespürt und selbstlose Opfer gebracht hat? Regina selbst weiß wohl am wenigsten, was sie jetzt ist, gut oder böse. Ihr altes Ich und ihr neues Ich prallen gerade direkt aufeinander und duellieren sich. Wir sehen ihr diabolisches Lächeln wieder, als sie einen finsteren Plan ausheckt, aber auch den Schmerz in ihren Augen, als der Magische Spiegel (Welcome Back, Sidney Glass!) ihr zeigt, wie sie damals Marian gefangen genommen und zum Tode verurteilt hat. Ob Regina in der ursprünglichen Zeitlinie wohl wirklich Marians Kopf auf einen Pfahl gespießt und ausgestellt hat? Das Kapitel Regina wird uns in dieser Staffel noch sehr beschäftigen, zumal Regina selbst es umschreiben will, indem sie den Verfasser des Märchenbuches aufspürt. Die Herkunft des Märchenbuches ist eines der großen, übergeordneten Geheimnisse von "Once Upon a Time". Persönlich tendiere ich inziwischen eher dazu, dass das Buch keinen Verfasser im klassischen Sinne hat, aber ich lasse mich überraschen.
Bevor ich mich ganz anderen Aspekten dieser Folge zuwende, noch ein paar Worte zu Emmas Kampf gegen das Schneemonster. Ich musste dabei unweigerlich an die Episode #2.03 Muttergefühle denken, als Emma ihre erste Begegnung mit einem Oger erlebte. Unerfahren, wie sie damals war, hat sie versucht, dem Ungetüm mit einer Schusswaffe beizukommen und musste ungläubig miterleben, wie nutzlos das Schießeisen war. Diesmal, viele Episoden und Erlebnisse später, setzt Emma auf ihre Magie, allerdings auch nicht mit dem gewünschten Erfolg. Wieder bleibt ihr nur der "Seriously?!"-Blick, als der Horror-Schneemann als Reaktion auf Emmas magischen Angriff noch stärker und wütender wird. Einerseits fand ich die Paralelle zum Oger-Ereignis recht amüsant, andererseits ist es aber auch enttäuschend, dass Emma mit ihrer Magie so wenig gegen das Monstrum ausrichten kann. Sollte sie inzwischen nicht schon weiter sein, was ihre Kräfte betrifft? Gegen Zelena sah das bei Emma mit der Zauberei doch schon ganz gut. Regina jedenfalls hat wenig Mühe, den Monster-Schneemann in servierfähige Eiswürfel zu portionieren. Bitte liebe Autoren, vergesst nicht, dass Emma die Retterin ist. Sie darf ruhig öfter mal einen Kampf gewinnen.
Jetzt zu zwei Geschichten dieser Folge, deren filmische Vorlagen ich kenne. Willkommen zu:
"Once Upon a Time: Die Schöne und das Biest"
Die Tanzszene von Mr. Gold und Belle ist stark an die Tanzszene aus Disneys Zeichentrickversion von "Die Schöne und das Biest" angelehnt, wie man allein schon an den Kostümen erkennt. Zuvor hat Mr. Gold den falschen Dolch in Belles Besitz gegen den echten ausgetauscht. Das macht seine Lüge zwar nicht rückgängig, ist aber ein guter Schritt in die richtige Richtung, der abrupt stoppt, als Mr. Gold in dem mysteriösen Haus, das sich Belle für die Flitterwochen ausgesucht hat, eine Schatulle entdeckt. Der Inhalt des geheimnisvollen Behälters führt uns geradewegs zu:
"Once Upon a Time: Fantasia"
In der Schatulle kommt ein Hut zum Vorschein, der frappierende Ähnlichkeit mit dem Zauberhut aus "Fantasia", einem der berühmtesten Disney-Filme aller Zeiten, hat. Das Bild von Micky Mouse mit dem roten Umhang, diesem spitzen Hut und einem Zauberstab ist weltbekannt. Der Film "Fantasia" feiert im nächsten Jahr sein 75. Jubiläum. Sehr gut möglich, dass "Once Upon a Time" kräftig mitfeiert.
Maret Hosemann - myFanbase
Die Serie "Once Upon a Time" ansehen:
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Diskussion zu dieser Episode
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Informationen zur Episode
Englischer Titel: A Tale of Two SistersErstausstrahlung (US): 28.09.2014
Erstausstrahlung (DE): 07.10.2017
Regie: Ralph Hemecker
Drehbuch: Edward Kitsis & Adam Horowitz
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