Bewertung

Review: #4.07 Die Tragödie der drei Schwestern

Foto: Victoria Smurfit, Once Upon a Time - Copyright: 2017 ABC Studios
Victoria Smurfit, Once Upon a Time
© 2017 ABC Studios

Zum ersten Mal kann ich das jahrzehntelange Verlangen der Bösen Königin danach, Snow White das Licht auszublasen, irgendwie nachvollziehen. Nach der heutigen Episode würde ich Snow, bzw. Mary Margaret, gerne mal einen Apfel an den Kopf werfen. Er muss nicht gleich vergiftet sein, aber zumindest schön hart. Ich bin sehr enttäuscht von Mary Margaret, die ich im Moment gar nicht mehr Snow nennen möchte, denn mit der tapferen Snow White, die damals z.B. uneingeschränkt zu ihrer Werwolf-Freundin Red gehalten hat und nie Angst vor ihr hatte, besitzt Mary Margaret derzeit nur noch wenig Ähnlichkeit.

Mary Margaret versagt in dieser Episode als Emmas Mutter komplett. Sie reagiert voller Angst, Zweifel und Vorwürfe auf ihre Tochter, was dieser das Herz bricht. Man kann richtig sehen, wie etwas in Emma kaputt geht, als Mary Margaret sich mit Baby Neal von ihr wegdreht und sie dann nach dem Vorfall mit David auch noch anschreit. Jennifer Morrison überragt hier mit ihrem Mienenspiel. Man kann absolut mitempfinden, wie weh ihr diese Zurückweisung tut. 28 Jahre lang war sie ein Waisenkind, jetzt hat sie endlich Eltern und dann zeigt ihre Mutter in einem entscheidenden Moment so wenig Vertrauen und Verständnis. Wenn es aber darum geht, einen Fluch zu brechen oder einen Bösewicht zu besiegen, sind Mary Margaret die magischen Fähigkeiten ihrer Tochter genehm.

Die zweite Schwangerschaft hat sich nicht gerade positiv auf Mary Margaret ausgewirkt. Sie verhält sich gegenüber ihrem Sohn gluckenhaft und verliert dafür den Bezug zu ihrer Tochter. Im Nachhinein gewinnt ihr Geständnis aus der Echohöhle in Neverland, als sie sagte, dass sie sich ein zweites Kind wünscht, weil Emma ja schon erwachsen ist, noch mehr Bedeutung. Es hat sich da quasi schon abgezeichnet, was wir jetzt beobachten können. Natürlich ist es verständlich, dass Mary Margaret diesmal alles mitnehmen will, was sie bei Emma verpasst hat, aber deswegen darf sie nicht aufhören, für Emma eine Mutter zu sein. Emma hat doch gerade erst, nach den Erlebnissen durch die Zeitreise, einen Durchbruch erzielt und erkannt, wie wichtig ihr ihre Eltern sind. Wie gesagt, ich bin von Mary Margaret zunehmend enttäuscht. Sie sieht zwar am Ende der Folge ein, dass sie ihre Tochter im Stich gelassen hat, allerdings spricht sie gegenüber David von "wir" - "wir haben versagt". Das stimmt nicht! David hat nicht versagt, er vernachlässigt Emma nicht, er fürchtet sich nicht vor ihr. Das geht allein auf Mary Margarets Kappe und das sollte sie eigentlich wissen. Sie liebt ihre Tochter, aber was sie in dieser Folge eingerissen hat, wird schwer wieder zu reparieren sein. Ich vermisse die Mutter/Tochter-Momente.

Mary Margarets Reaktionen spielen Ingrid, der Schneekönigin, perfekt in die Karten. Sie kommt ihrem Ziel, die Macht der Drei ... ups, ich meinen natürlich das verlorene Schwestern-Trio, wiederherzustellen. Die Rückblicke in Ingrids Vergangenheit bestätigen meine Spekulationen: Ingrid hat ihre Schwester Helga versehentlich getötet und wurde dafür von ihrer anderen Schwester Gerda in die Urne gesperrt. Bei Regina und Zelena habe ich tragische Ereignisse in der Vergangenheit nie als absolute Entschuldigung für ihre böse Taten gelten lassen, aber ich muss sagen, dass ich in der Hinsicht bei Ingrid fast ein wenig schwach werde. Man sieht in den Rückblicken deutlich, dass sie ihre Schwestern sehr geliebt hat, dass sie unter ihrer Andersartigkeit litt und dass sie niemanden verletzen wollte. Helgas Tod war ein tragischer Unfall und Gerdas Reaktion darauf hat Ingrid endgültig das Herz gebrochen. Auch Elizabeth Mitchell erreicht hier durch ihr Schauspiel, dass man den einen oder anderen Kloß im Hals bekommt.

Nebenbei beschert uns diese Folge auch ein überraschendes Wiedersehen mit Ashley alias Cinderella, die inzwischen schon Baby Nr. 2 zur Welt gebracht hat. Ich hatte eigentlich gar nicht mehr damit gerechnet, dass wir sie noch einmal sehen, außer vielleicht im hoffentlich noch weit entfernt liegenden Finale der Serie. "Once Upon a Time" hat inzwischen natürlich eine stattliche Anzahl an Nebencharakteren angesammelt, von denen die meisten in dieser einen, kleinen Stadt leben und trotzdem in Situationen, in denen man sie durchaus gebrauchen könnte, weit und breit nicht zu sehen sind. Warum werden zum Beispiel die Mutter Oberin oder Tinker Bell nicht zum Kampf gegen die Schneekönigin dazugeholt? Ganz zu schweigen davon, dass Ruby bei Suchmissionen immer erste Ansprechpartnerin sein sollte und früher auch war. Darüber habe ich mich aber schon in Staffel 3 mehrfach beklagt. Andererseits sind die Mutter Oberin und Tinker Bell ja nicht mächtiger als Emma oder Regina und heißt es nicht, dass zu viele Zauberer den Trank verderben? So ähnlich jedenfalls. Alles in allem muss man sich sowohl aus erzählerischer Sicht als auch aufgrund äußerlicher Umstände, wie der nicht immer gegebenen Verfügbarkeit der Schauspieler und dem auch nicht unendlichen Budget, akzeptieren, dass Storybrooke als märchenhaft-mysteriöse Stadt eben manche Charaktere verschluckt und dann und wann wieder ausspuckt.

Die spannende Frage, die sich in finalen Minuten dieser Episode ergibt, ist, was Ingrid Mr. Gold zugeflüstert hat. Was muss er tun, um endlich frei und uneingeschränkt über seine Macht zu verfügen, auch außerhalb Storybrooks? Seine Reaktion lässt nichts Gutes für Leute erahnen, die er nicht mag - und da steht Hook wohl an erster Stelle.

Eine abschließende Bewertung dieser Episode fällt mir alles andere als leicht. Sie ist emotional mitreißend, aber auch aufregend in dem Sinne, dass ich mich über einen Charakter sehr aufrege.

Maret Hosemann - myFanbase

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