Bewertung

Review: #4.08 Magie ist Sehnsucht, doch schnell wird sie zum Fluch

Foto: Ginnifer Goodwin, Once Upon a Time - Copyright: 2017 ABC Studios; ABC/Jack Rowand
Ginnifer Goodwin, Once Upon a Time
© 2017 ABC Studios; ABC/Jack Rowand

"Once Upon a Time" bietet uns erstmals eine extralange Episode und das nicht als Staffelfinale oder -auftakt, sondern "einfach so". Eine echte Überraschung, oder wie Anna sagen würde: "Überraschung!" (in tiefem Tonfall). Da wirklich eine Menge in dieser Episode passiert und ich nicht weiß, wo ich anfangen soll, gehe ich, - auch das ist eine Premiere -, einfach mal alphabetisch nach Charakteren vor. Von A bis Z. Ungelogen.

Anna

Anna ist in dieser Episode wieder richtig putzig und bringt uns einige Male zum Lächeln, bis durch Ingrids Zauber ihr Wesen verändert wird. Annas tiefste Abgründe kommen zum Vorschein und bringen sie dazu, Elsa in die Urne zu sperren. Ingrids wiederholte Behauptung, Anna sei für Elsas ungemütlichen Urnenaufenthalt verantwortlich, war also doch nicht gelogen, nur hat die Schneekönigin dabei einige äußerst wichtige Details ausgelassen. Was dieser Zauber aus Anna gemacht hat, gibt uns einen sehr beunruhigenden Vorgeschmack dessen, was nun über die Bürger von Storybrooke kommt. Da Ingrid aber ganz Arendelle einschließlich Anna eingefroren und dort somit die Zeit angehalten hat, erhöhen sich Elsas Chancen auf ein Happy End, denn sie kann wieder in ihr altes Leben zurück.

Explizit herausheben möchte ich noch den Moment, als Anna den eingefrorenen Hans im Schrank findet. Darüber habe ich mich einfach köstlich amüsiert, wohl auch, da ich nun einmal eine Schwäche für Horrorfilme besitze und ich diese Szene durchaus als eine kleine Horrorpersiflage empfunden habe.

Belle

Kennt ihr diesen ironischen Effekt, wenn nur das Zirpen von Grillen zu hören ist und sonst gar nichts passiert? Den müsst ihr euch jetzt hier vorstellen, denn Belle taucht in dieser Episode kein einziges Mal auf.

David

David kann man in dieser Folge fast als überflüssig bezeichnen. Kurzzeitig hält er es für eine gute Idee, dass Emma ihre Kräfte aufgeben will, dann besinnt er sich eines Besseren. Es geht ihm nur um Emmas Wohlergehen, daran besteht kein Zweifel, aber etwas Hilfreiches trägt er nicht bei. Er scheint beispielsweise überhaupt nicht darüber nachzudenken, wie Emma ihre Kräfte eigentlich loswerden will und das dies möglicherweise gefährlich oder eine Falle ist. Es geht hier ja schließlich nicht nur darum, sich mal eben die Haare abzuschneiden.

Elsa

Volle Punktzahl für Elsa. In der Gegenwart rettet sie Emma und in den Flashbacks beweist sie Anna gegenüber sehr viel Liebe und Vertrauen. Mir hat die Dynamik zwischen Emma und Elsa von Beginn an gut gefallen und nicht nur diese Episode bestätigt mich darin, dass sich zwischen den beiden innerhalb kürzester Zeit eine enge Freundschaft entwickelt hat, die schön mitanzusehen ist. Ingrids Überzeugung nach, verstehen sich Elsa und Emma so gut, weil sie dazu bestimmt sind, "Schwestern" zu sein und mit Ingrid zusammen ein magisches Trio zu bilden. Diesem Ziel kommt Ingrid nun durch Elsas Einsatz für Emma näher. Es ist also eine Art Teufelskreis. Elsas und Emmas Freundschaft ist großartig, aber sie unterstützt die Pläne der Schneekönigin.

Emma

Natürlich ist es keine gute Idee von Emma, sich an Mr. Gold zu wenden und ihn zu bitten, ihr die magischen Kräfte durch irgendeinen obskuren Zauber zu nehmen. Allein schon die Tatsache, dass Mr. Gold keine Gegenleistung für seine Hilfe verlangt, wie er es normalerweise zu tun pflegt, hätte sie sofort stutzig machen müssen. Ihre Verzweiflung, die sie in dieser Folge dazu treibt, sich auf Mr. Gold einzulassen, ist aber absolut nachvollziehbar. Sie hat durch ihre Magie versehentlich Henry verletzt, was wohl das ist, vor dem sie am meisten Angst hatte. Man könnte jetzt noch die Frage in den Raum werfen, warum sie nicht bei Regina Hilfe gesucht hat, aber dafür gibt es meiner Meinung nach durchaus verständliche Gründe. Zum Einen ist Emma nach der Sache mit Henry an einem Punkt, an dem sie einen radikalen Schnitt machen will, mit dem ihre Gelegenheits-Lehrmeisterin Regina nie einverstanden gewesen wäre. Ganz davon abgesehen, dass Reginas Kräfte anderer Natur sind und sie nicht all diese Geheimwaffen und Hintertür-Tricks wie Mr. Gold auf Lager hat. Zum Anderen äußert Emma selbst, dass Mr. Gold der einzige Mensch ist, bei dem sie keine Angst haben muss, dass sie ihn verletzen könnte. Sie scheint sich somit auch für Regina als eine Gefahr gesehen zu haben und wollte sie beschützen.

Henry

Er ist wesentlich erfolgreicher darin, Emma aufzuspüren, als seine Großeltern, helfen kann er ihr aber auch nicht. Er steht jedoch zu ihr, das ist entscheidend.

Hook

Der liebe Hook hat schon so manche Herzen gestohlen, sprichwörtlich und wortwörtlich (nachzufragen bei Aurora), nun büßt er sein eigenes Herz, nachdem er es schon metaphorisch an Emma verloren hat, auch mal wortwörtlich ein. Wie ich nach der letzten Folge vermutet hatte, spielt Hook in Mr. Gold Bemühungen, sich vom Dolch zu lösen, eine wesentliche Rolle. Der Pirat ist der letzte lebende Mensch, der Rumpelstilzchen vor dessen Verwandlung in den Dunklen kannte. Hook zu opfern ist der finale Schritt, den Mr. Gold tun muss. Zuvor braucht er aber noch mehr Magie. Dazu will er Hook als Marionette benutzen, so wie Hook und Cora es einst mit Aurora getan haben. Hooks Lage als misslich zu bezeichnen, wäre noch wohlwollend ausgedrückt.

Ingrid

Ingrid bringt einen neuen Fluch über Storybrooke. Das ist der insgesamt ... äh ... dritte? Vierte? Egal, es ist ein wirklich bösartiger und heimtückischer Fluch, der die Menschen dazu bringen soll, sich gegenseitig zu hassen und zu misstrauen und schließlich zu vernichten. Dem sehe ich jetzt schon mit einem Kloß im Hals entgegen, denn das könnte uns sehr hässliche Szenen zumuten.

Durch die Rückblicke in Ingrids Vergangenheit habe ich in der vorangegangenen Episode mehr Mitleid für sie empfunden, als für jeden anderen der bisherigen Bösewichte von "Once Upon a Time", aber sie braucht dieses Mitleid auch sehr schnell auf. Im Endeffekt zeigt sie genau die ich-bezogene Besessenheit, die wir von der Bösen Königin, Zelena und Co. kennen. Sie will etwas erreichen, von dem sie meint, dass es ihr zusteht, und ist bereit, dafür alles und jeden aus dem Weg zu räumen. Sie zeigt zwar Zuneigung für Emma und Elsa, aber es ist eine egoistische Form der Zuneigung. Sie will Emma und Elsa für sich, damit sie selbst glücklich wird.

Mary Margaret

Nach der letzten Folge war ich wirklich enttäuscht von Mary Margaret. Dass ich jetzt wieder absolut mit ihr versöhnt bin, kann ich zwar nicht behaupten, aber sie macht in dieser Episode einen deutlich besseren Eindruck. Es ist erkennbar, dass sie ihre Reaktionen Emma gegenüber bereut und sich Sorgen um ihre Tochter macht. Sie gibt Baby Neal sogar eine ganze Nacht lang ab, um sich nur der Suche nach Emma zu widmen.

Mr. Gold

Wir müssen über Mr. Gold sprechen. Es ist erst wenige Episoden her, dass er an Neals Grab stand und gelobt hat, ein besserer, ehrlicherer Mensch werden zu wollen. Jetzt, eine Handvoll Tage später, tritt er Neals Andenken mit Füßen. Um sich von seinem Dolch lösen zu können, ist Mr. Gold bereit, die große Liebe seines Sohnes heimtückisch zu opfern. Schlimmer könnte er Neal gar nicht in den Rücken fallen. Mit dem Auftauchen des Zauberhuts ist bei Mr. Gold die Rumpelstilzchen-sche Machtgier neu entflammt. Er will das, was ihm vor Jahrzehnten misslang, nun nachholen, koste es, was es wolle. Dafür hintergeht er seine Frau, seinen verstorbenen Sohn, seinen Enkel, einfach alle. Kann man jetzt eigentlich noch daran glauben, dass Mr. Gold sich jemals ändern wird? Wir haben in der dritten Staffel gesehen, wie er sein Leben geopfert hat, um seine Angehörigen vor Peter Pan zu schützen, aber ein einzelner Gegenstand aus seiner Vergangenheit reicht aus, um wieder das Schlechteste in ihm zu wecken, ihn wieder auf den Pfad der selbstsüchtigen, feigen, gierigen Entscheidungen zu führen. Er erklärt Emma, dass er immer die falschen Entscheidungen trifft, immer die Macht wählt. So war es, als er damals seinen Sohn alleine in die Welt ohne Magie geschickt hat und so ist es immer noch, aller empfundenen Reue zum Trotz. Egal, wie diese ganze Geschichte mit dem Zauberhut ausgeht, was Mr. Gold Emma, die im Grunde zu seiner Familie gehört, antun wollte und was er mit Hook macht, lässt mich keine Hoffnung und keine Sympathie mehr für diesen Charakter empfinden.

Regina & Robin

Während Marian immer noch tiefgefroren ist, verbringen Regina und Robin heiße Nächte miteinander. Marian aufzutauen ist gerade sehr zweitrangig für die beiden. Man kann jetzt argumentieren, dass Regina und Robin ja nun einmal füreinander bestimmt sind und Marian eigentlich tot sein sollte, man darf es aber auch als moralisch fragwürdig empfinden.

Die Geschichte mit dem Märchenbuch gefällt mir leider auch immer weniger. Die Frage, woher das Buch eigentlich kommt, ist zwar ein spannendes und wichtiges Mysterium, aber irgendwie versteift sich Regina zu sehr darauf, dass sie den Autor finden muss, damit er ihr ein Happy End schreibt. Als etwas so Dominantes, das quasi über dem freien Willen steht, habe ich das Buch nie gesehen und auch keiner der Charaktere hat dies bisher getan. Von daher erscheinen mir Reginas Reaktionen auf das Buch zum Teil etwas übertrieben.

Will

Will hat nach wie vor keine wirkliche Funktion, außer die, anzudeuten, dass es um ihn herum eine Storyline gibt, die aber noch zurückgehalten wird. Es wäre durchaus eine Überlegung Wert gewesen, diesen Charakter erst in der zweiten Staffelhälfte einzuführen.

Zauberer

Er bleibt weiterhin namen- und gesichtslos, aber ganz und gar nicht machtlos. Der mysteriöse Zauberer, der den Hut erschaffen hat, war auch derjenige, der Ingrid schon 1982 in unsere Welt brachte - mühelos. Wofür Rumpelstilzchen einen mächtigen, zerstörerischen Fluch brauchte, das erledigte der Zauberer ziemlich spielend, bzw. ließ es von seinem Lehrling ausführen, den ich wiederum mehr und mehr in Verdacht habe, in Wahrheit selbst der Zauberer zu sein. Gut, der Lehrling ist nun in dem Hut gefangen, aber vielleicht ist das ja Teil eines Spielchens, das er mit Mr. Gold treibt. Wir wissen jetzt, dass der Zauberer den Hut von Ingrid zurückbekommen hat, also könnte er es gewesen zu sein, der ihn Mr. Gold absichtlich wieder überlassen hat. Zufällig lag das Ding ja nicht da in der Villa rum.

Es ist schon bittere Ironie, dass es für Rumpelstilzchen noch andere Möglichkeiten gegeben hätte, ohne den Fluch in unsere Welt zu gelangen, von denen er aber nichts wusste, bzw. auf die er nicht zugreifen konnte: Antons versteinerte Zauberbohne bzw. den letzten Setzling, Zelenas magische Schuhe, die Macht des Zauberers ... allerdings hätte keine dieser Reisemöglichkeiten die Stadt Storybrooke erschaffen, in die Mr. Gold die Magie bringen konnte. Seine Hilflosigkeit außerhalb von Storybrooke haben wir bei seinem Trip nach New York erlebt.

Maret Hosemann - myFanbase

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