Bewertung

Review: #5.13 Hercules gegen Zerberus

Mit Beginn der zweiten Staffel von "Once Upon a Time" standen wir, die wir die Serie nicht nur gucken, sondern auch über sie schreiben, vor einem Problem: wie sollten wir die Charaktere jetzt nennen? Mit ihren Storybrooke-Namen oder ihren wahren Namen aus der Märchenwelt? Das Problem hat sich schnell weitestgehend erledigt, da die Charaktere sich untereinander überwiegend weiter mit ihren "Fluchnamen" angeredet haben, es sei denn, sie waren zufällig mal wieder in der Märchenwelt unterwegs. Man hat aufgehört, sich großartig Gedanken darüber zu machen. Nun aber will Mary Margaret überall, egal ob in Storybrooke, in der Märchenwelt oder in der Unterwelt, Snow White genannt werden. Oh je. Bei Reviews war ich dahingehend zwar sowieso immer flexibel eingestellt und habe mich von der Stimmung leiten lassen (die zuletzt "Mary Margaret" und nie "Snow" schrie), aber in Bezug auf Episoden- und Charakterbeschreibungen ist das jetzt etwas unpraktisch. Es kann zumindest zu leichten Irritationen führen.

Grundsätzlich darf man es durchaus begrüßen, dass wieder mehr Snow White angesagt ist. In den vergangenen Staffeln hat Mary Margaret die bogenschießende, meisterlich reitende, rebellische, gegen das böse Establishment kämpfende Banditin in sich des Öfteren völlig verdrängt und war allzu oft eine unglücklich agierende, die Dinge nicht durchschauende Kleinstadtlehrerin und Mutter. Nach der vergangenen Folge schien es noch, als würde sich das nicht wesentlich ändern. Jetzt vielleicht doch. Es wird Zeit, dass die beiden Teile ihrer Persönlichkeit - Snow White und Mary Margaret Blanchard - wieder besser miteinander verknüpft werden und wenn dafür der eine Name dem anderen vorgezogen werden muss, dann soll es so sein.

Nach etwas längerer Zeit sehen wir auch die junge Snow endlich mal wieder. Es fasziniert mich nach wie vor, wie überzeugend Bailee Madison in dieser Rolle agiert. Sie übernimmt die Gestik und Mimik von Ginnifer Goodwin perfekt. Wir lernen gewissermaßen Snows erste Liebe kennen, die niemand geringeres als Herkules ist. Mit seiner Hilfe hat Snow die ersten Schritte in Richtung Heldentum gemacht. Nun ist also klar, dass Prinz Charming einst von Anna aus Arendelle und Snow White von Herkules dem Halbgott unterrichtet wurden. Wow. Auch nach fünf Staffeln finde ich diese Vermischung so unterschiedlicher Legenden immer noch faszinierend und amüsant, wenngleich dieses Muster, dass jeder Held einen speziellen Lehrmeister hatte, der aber lange Zeit nie erwähnt wird, an sich nicht immer überzeugt. Zudem geht das mit der Heldenwerdung immer etwas sehr schnell und einfach. Eine Trainingsstunde, zwei bis drei Motivationsreden, fertig ist der neue Streiter für das Gute und Besieger von Schwerverbrechern.

Auch die Verknüpfung des Märchenuniversums mit der griechischen Mythologie ist wahrlich nicht unkompliziert. Ist der Olymp als eine weitere, eigene Welt zu verstehen, so wie das Wunderland oder die Heimat von Dr. Frankenstein? Im Moment gehe ich davon aus, aber bedeutet das auch, dass alle Verstorbenen, deren Seelen erlöst sind, in diese griechisch-antike Welt kommen oder gilt das jetzt nur für Herkules und Megara. Ist diese bessere Welt für jeden etwas anderes? Kommen die einen auf den Olymp, die anderen in den Garten Eden, wieder andere in einen riesigen Starbucks mit Gratis-Kaffee bis in alle Ewigkeit?

Die Sage von Herkules ist natürlich ziemlich bekannt, aber ich denke, der Moment, in dem sich Herkules und Megara begegnen, dürfte für viele Zuschauer nicht so besonders gewesen sein, denn das Herkules und Megara in der Sage verheiratet sind, gehört nicht unbedingt zum Standardwissen. Es ist jetzt nicht so ein Aha-Moment, als würden sich Adam und Eva oder Cäsar und Kleopatra begegnen.

Dass Zerberus, der dreiköpfige Höllenhund, nur durch Teamwork besiegt werden kann, ist zwar eine nette Message, aber ging dann letztlich auch zu einfach, insbesondere, nachdem die Dritte im Bunde, Megara, über weite Strecken der Folge als verzweifeltes bis hysterisches Häufchen Elend dargestellt wurde, dann aber im richtigen Moment zur Monsterkillerin wird. Muss wohl an Herkules' olympischer Ausstrahlung liegen, dass ängtliche Teenager-Mädchen durch sein Zuspruch zu Amazonen werden.

Insgesamt haben mich als Fan der griechischen Mythologie weder Herkules noch Megara oder Zerberus so richtig begeistert, wohingegen Hades durchaus Eindruck macht. Er sieht, wenn seine Haare nicht gerade in blauen Flammen stehen, aus wie ein Anwalt oder Versicherungsvertreter, besitzt aber die kalte, sadistische Grausamkeit, die zu einem Herrscher der Unterwelt passt. Diese Vorhölle, die aussieht wie eine amerikanische Kleinstadt, ist sein Reich und wer dort nicht nach seinen Regeln spielt, der muss damit rechnen, die fiese Rache eines verärgerten, in seiner Eitelkeit verletzten Despoten zu spüren zu bekommen.

Sehr gut gefällt mir außerdem die Blinde Hexe, deren Ableben wir damals in der Hänsel-und-Gretel-Folge 1.09 Im Haus der Hexe miterlebt haben. Dass sie zwar zu den Bösen gehört, aber es unseren Helden nicht krumm nimmt, dass diese eben ihr Ding durchziehen, finde ich irgendwie sympathisch. Im Moment ist sie so etwas wie eine Kriminelle, die den Helden als Informantin dient.

Dann haben wir noch Cruella "Hi Darling" De Vil, die ihr erwartetes Comeback gibt. Sie bringt sofort wieder diabolischen Unterhaltsungsfaktor ein ("Oh, how I miss it. The music, the gin, the glamour... the gin"), dennoch ist mir ihre Story mit Henry suspekt. Dieses Konzept, dass die zebrochene Zauberschreibfeder offenbar eine Art lebendiges Wesen war, das nun auch in der Unterwelt gefangen ist, erscheint doch ziemlich ... ich würde es euch sagen, aber ich habe leider gerade meine Tastatur zur Hölle geschickt. Ehrlich, ich finde das momentan eher absurd, aber vielleicht reißt Cruella da noch was raus. Dass Henry sich erneut manipulieren lässt, von einer so offensichtlich nicht vertrauenswürdigen Person, nervt allerdings schon wieder.

Götter, Höllenhunde, Grabsteine, Schreibfedern und ein äußerst abwesender Mr. Gold, was von dieser Folge bleibt ist ein durchschnittlicher Eindruck, der die guten Eindrücke der Staffelhälften-Premiere aber nicht wesentlich trübt. Das Potential ist weiterhin zu erkennen und die Bösewicht-Parade (Hades, Cruella, Blinde Hexe, Peter Pan, James ...) macht was her.

Maret Hosemann - myFanbase

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