Review: #7.09 Frühlingsgefühle
Und noch ein Regiedebüt: Dieses Mal war Sophia Bush an der Reihe, sich hinter der Kamera zu versuchen. Doch im Gegensatz zu James Lafferty vor zwei Folgen hatte sie nicht das Glück, den großartigen Abschluss einer Storyline zu inszenieren, sondern sie musste nach der kurzen Verschnaufpause der letzten Folge sehr viele Handlungsstränge unter einen Hut bringen.
Why can't you be the girl who gets the boy and the baby, Brooke Davis?
Aber immerhin war darunter auch Brookes erste Storyline, die man als solche bezeichnen kann und die den Charakter wieder ein bisschen aus der Sidekick-Schiene herausholt. Ehrlich gesagt weiß ich gar nicht, ob ich froh darüber sein soll, dass Brooke nicht schwanger ist, weil eine Schwangerschaft gerade nach dem Gespräch zwischen Julian und Nathan in der letzten Folge eine interessante Alternative und für beide Charaktere eine Herausforderung gewesen wäre. Ich kann verstehen, dass den Autoren nach dem ganzen Drama um Peytons Schwangerschaft die Lust an dem Thema etwas vergangen ist, aber für mich wäre zumindest nach dieser einen Folge eine Schwangerschaft, die ernsthafte Auseinandersetzung der beiden Charaktere damit und dann eventuell eine Fehlgeburt und deren Konsequenzen vielversprechender gewesen, als die doch sehr soapige "Ich werfe die Pille weg und erzähle meinem Freund nichts davon"-Story.
Nach dieser einen Folge, wohlgemerkt, schließlich ist es noch nicht sicher, aus welchem Grund Brooke ihre Pillenschachtel in den Müll wirft – vielleicht braucht sie sie auch deshalb nicht mehr, weil sie erfahren hat, dass sie keine Kinder bekommen kann. Diese Variante würde mich auch nicht ganz zufrieden stellen, weil es bedeuten würde, dass Brooke es Haley verschwiegen hätte und das würde mir mein absolutes Highlight dieser Storyline, nämlich die schönen Gespräche der beiden, ziemlich vermiesen. Aber es wäre zumindest ein Problem, das Brooke sich nicht (wie alles bisherige in der siebten Staffel) selbst machen würde und das ein bisschen mehr Substanz hat, als immer wieder Brookes Selbstzweifel hervorzukramen, ohne sich wirklich mit ihnen zu beschäftigen.
Es hat mir allerdings extrem gut gefallen, wie der Verlauf der Folge Brookes Verhalten trotz aller Skepsis gegenüber der Storyline nachvollziehbar gemacht hat: zuerst erhält sie die beiden positiven Nachrichten, dass Julian bald nicht mehr mit Alex arbeitet und dass ihr Kinderwunsch vermutlich in Erfüllung geht und es ist völlig verständlich, dass sie nach dem negativen Schwangerschaftstest niedergeschlagen und nach Julians Verschwinden gereizt ist. Millie und Rachel tun ihr übriges, um den Abend für Brooke so furchtbar wie nur möglich zu machen, nur damit sie in ein leeres Haus zurückkehren kann, weil ihr Freund beschließt, die Nacht über bei jemand anderem zu bleiben. Als Kurzschlussreaktion ist das Wegwerfen der Pille also nachvollziehbar, aber ich hoffe trotzdem, dass es nicht dabei bleibt, denn dieser Schachzug wäre absolut High-School-Brooke und nicht die Brooke Davis, zu der sie sich entwickelt hat.
It was so quiet in here. And I hate myself when it's quiet.
Richtig begeistert hat mich in dieser Folge Alex! Am Anfang hatte ich zwar noch meine Bedenken, ob die ganze Sache mit dem Koks einfach nur inszeniert war, um Julian von Brooke wegzulocken, aber spätestens das Gespräch zwischen den beiden hat mich davon überzeugt, dass sich hier endlich wieder die Alex gezeigt hat, die man am Ende von #7.03 Hold My Hand As I'm Lowered auf den Stufen von Clays Strandhaus gesehen hat: die authentische Alex, die endlich einmal wieder nicht irgendetwas vorgibt oder vorspielt, sondern einen Einblick in die Abgründe hinter der stets überdrehten Schauspielerin gibt. Klischee hin oder her – Alex kleiner Seelenstriptease war der Moment der Folge, der mich wirklich gefesselt hat, und ihre Storyline war die einzige, die mich von vorne bis hinten überzeugt hat. Das Tragische daran ist natürlich der Schluss mit dem leeren Koksröhrchen, der für den Zuschauer ganz offensichtlich zeigt, dass nichts an ihrer Verzweiflung gespielt war, während es für Julian, der eben nicht die Info hat, dass Millie das Koks genommen hat, der Moment ist, in dem er Alex überhaupt nichts mehr glaubt.
Julian hatte natürlich auch seinen Anteil daran, dass diese Storyline so gelungen war, schließlich ist er derjenige, mit dem man in dem ganzen Szenario am meisten Mitleid haben muss. Er verhält sich vollkommen korrekt und fürsorglich, doch egal was er macht, er kann es keiner der beiden Frauen recht machen, sondern kommt einfach nicht mehr aus dem Dilemma, in das er durch die Zusammenarbeit mit Alex gekommen ist. Schade, dass dieses Dilemma jetzt zumindest vorläufig nur durch ein Missverständnis gelöst wird und nicht dadurch, dass sich sowohl Brooke als auch Alex von ihren extremen Besitzansprüchen lösen und an ihrem Selbstwertgefühl arbeiten müssen.
It's a lot of pressure to fit in and for once I wanna fit in!
Selbstwertgefühl ist das richtige Stichwort für Millie, die sich innerhalb kürzester Zeit um 180 Grad gedreht hat und sowohl in ihrem Vokabular als auch ihrem Auftreten nicht mehr wiederzuerkennen ist. Der krasse Wandel lässt sich natürlich durch die zwei Folgen, in denen sie nicht aufgetreten ist, rechtfertigen, aber mir wäre es doch lieber gewesen, wenn man etwas detaillierter gesehen hätte, wie Millie abrutscht. Der Sprung von ihrem verunsicherten Zusammenbruch zum selbstverständlichen Koksen ging mir zu schnell, als dass man es nachvollziehen und vor allem mit ihr mitleiden könnte.
Vielmehr ist Mouth derjenige, der dem Zuschauer hier Identifikationspotenzial bietet, da er ebenso schockiert Millies Wandel sieht, aber ihrem Verhalten quasi ohnmächtig gegenübersteht. Millie lässt keine vernünftige Diskussion zu und als Mouth ihr vor Augen führt, wie sehr sie sich verändert hat, muss er sich Vorwürfe anhören, dass er sie nicht genügend unterstützt. Diese Ohnmacht von Mouth trotz seiner Besorgnis ist es, die für mich das Interesse an dieser Storyline noch aufrecht erhält, weil ich wirklich gespannt bin, wie sich sein Verhalten ändern wird, wenn er erfährt, dass Diätpillen noch das Harmloseste sind, was Millie einnimmt.
Break a leg! – That's funny, leg wasn't my first option for you…
Vielleicht nicht unbedingt ein Highlight, aber auf alle Fälle eine extrem lustige Abwechslung waren die Szenen rund um Haleys Comeback. Ich fands klasse, dass Miranda wieder aufgetaucht ist und ihr ständiger Schlagabtausch mit Haley ist einfach großartig. Die Chemie zwischen Bethany Joy Galeotti und India de Beaufort hat schon in der zweiten Folge der siebten Staffel gerade was die Kabbeleien angeht gepasst, aber die beiden gefallen mir noch viel besser, seit sie diese kaum als solche zu bezeichnende und doch irgendwie vorhandene Freundschaft haben. Allerdings hoffe ich, dass Haleys Musikkarriere und das Album auch noch ernsthaft behandelt werden, denn es hat bis jetzt zu viel Platz eingenommen, als dass man das Potenzial in ein paar humoristischen Einlagen untergehen lassen sollte.
Dad, it's only three words: I forgive you.
Dan ist zurück in Tree Hill – darauf habe ich mich seit Anfang der Staffel gefreut und das erste Wiedersehen mit Jamie und Nathan und natürlich Rachel im Schlepptau war genau so, wie ich es mir erwartet habe: bissig und schlagfertig zwischen Nathan, Dan und Rachel und rührend wie immer zwischen Jamie und Dan. Die Szene in Jamies Schlafzimmer war einfach nur süß und obwohl man Szenen wie diese seit eineinhalb Staffeln kennt, ist es immer noch überraschend, Dan so aufrichtig liebevoll und freundlich zu sehen. Die beiden haben so ein tolles Verhältnis, dass es absolut kein Wunder ist, dass Jamie Nathan ständig drängt, Dan zu verzeihen, zumal Nathan ihm auch keine vernünftige Erklärung geben kann, wieso er sich nicht mehr mit seinem Vater auseinandersetzen will.
Allerdings muss so langsam etwas Bewegung in das festgefahrene Verhältnis der beiden kommen, denn Dans ständiges Hoffen auf eine Chance und Nathans ständiges Beharren, dass Dan keine Chance mehr bekommt, wird so langsam anstrengend und führt darüber hinaus zu nichts. Der Stoff kann nicht immer angerissen werden, ohne dass sich irgendetwas entwickelt, denn das hat es trotz Dans zweifachem Eingreifen bei Carrie bis jetzt noch nicht. Ich will keineswegs eine überstürzte Annährung – wenn Nathan anfängt, sich mit seinem Vater zu beschäftigen, soll es nachvollziehbar und vor allem glaubwürdig sein. Aber irgendeine Entwicklung muss es geben und ich werte es mal als gutes Zeichen, dass Dan aus genau diesem Grund in Tree Hill bleibt.
I'm tired of being afraid.
Die zweite Storyline, die mir neben Alex richtig gut gefallen hat, war die Annäherung zwischen Clay und Quinn. Auch wenn ich gehofft hatte, dass man sich mit den beiden und vor allem dem ersten Kuss noch etwas Zeit lässt, hat in dieser Folge einfach alles gepasst. Einziges Manko: das Gespräch zwischen Clay und dem Jungen war mir zu konstruiert, vor allem weil Clays Loslassen von Sara für mich schon in der letzten Folge dadurch deutlich wurde, dass er sich Quinn geöffnet hat. Aber alles, was sich zwischen Clay und Quinn abgespielt hat, war toll aufgebaut und wirkte keineswegs erzwungen, sondern völlig natürlich.
Von dem freundschaftlichen Kaffee am Morgen über das spielerische Flirten in der Kindertagesstätte und dem intimen, magischen Moment in der Dunkelkammer bis zum Kuss am Strand – der Wechsel in der Spannung zwischen den beiden, der sich schon in der letzten Folge angekündigt hat, wurde konsequent weitergeführt und wenn man die Entwicklung seit der ersten Folge anschaut, war der Kuss eigentlich auch notwendig. Aber gerade weil mir die Spannung, dieses Kribbeln zwischen den beiden, so gut gefallen hat, hätte ich mir gewünscht, dass man sich den Kuss noch aufspart und die beiden noch ein bisschen zögern und schmachten lässt. Allerdings gehe ich davon aus, dass Nathan nach dem geplatzten Vertrag mit den Bobcats von einer Liaison zwischen Clay und Quinn noch weniger begeistert sein wird und vielleicht sorgt er dafür, dass das Happy End der beiden noch ein bisschen auf sich warten lässt.
Fazit
Es waren zwar extrem viele Storylines, wie man an den ganzen Zwischenüberschriften sehen kann, aber in der Folge fiel es gar nicht so sehr auf, weil keine davon für sich stand, sondern alle miteinander verknüpft waren. Auch wenn einiges wie Brookes Babywunsch, Nathans Ablehnung von Dan und die Basketballprobleme bestimmt nichts Neues sind, haben mir im Ansatz eigentlich alle gefallen und ich hoffe, dass sie mich im weiteren Verlauf auch in der Umsetzung so überzeugen, wie Alex oder Quinn und Clay in dieser Folge.
Lena Stadelmann - myFanbase
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Informationen zur Episode
Englischer Titel: Now You Lift Your Eyes to the SunErstausstrahlung (US): 09.11.2009
Erstausstrahlung (DE): 05.06.2015
Regie: Sophia Bush
Drehbuch: Karin Gist
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