Bewertung

Review: #5.08 Letzte Worte

Durch das laute Kampfgetümmel war die vorangegangene Episode #5.07 The Ballad of Roger Mac sehr aufreibend. Das stille und leidende Gegenstück dazu stellt nun #5.08 Famous Last Words dar. Einerseits birgt diese Episode mit der Erkenntnis bezüglich Rogers Überleben große Erleichterung, andererseits sieht man ihn als gebrochenen Mann, was sich wie ein Stich in ein bereits verwundetes Herz anfühlt.

"People live and die by their words. They shape our thoughts and deeds. Often, they define us. Like bullets, once fired, we can't take them back. They have impact, so choose them wisely."

Das Ende der letzten Episode war niederschmetternd und der zerbrechliche Strohhalm der Hoffnung, Roger könnte doch irgendwie überlebt haben, knickte kurz, als man mit einem Flashback zu einem euphorischen und in sich ruhenden Roger begann. Dazu dann noch der Episodentitel und ich war mir sicher, dass wir nach der Ballade der letzten Episode jetzt noch einmal in ein paar schönen Erinnerungen an Roger schwelgen würden, bevor wir uns gänzlich von ihm verabschieden. Doch ich lag falsch und man nutzte den Ausflug stattdessen dafür, Roger in seinem Element zu zeigen und den Zuschauer daran zu erinnern, dass Roger ein Meister der Worte ist. Verbunden mit der Eröffnungsszene der letzten Episode, in der Roger seinem Sohn ein Abschiedslied sang und dem anschließenden Schnitt zum Stummfilm, der Rogers Erhängen in all seinen grausigen Details zeigte, war schnell klar, dass wir es nun mit zwei gegensätzlichen Polen zu tun bekommen werden, die beide stark an Roger zerren würden. Ich empfand die Stummfilm-Szenen zwar etwas gewöhnungsbedürftig, die sie kinematographisch so ganz anders waren, als das, was wir sonst von "Outlander" gewohnt sind, dennoch haben sie mir als Stilmittel dafür, dass Roger sich in einer stummen Welt gefangen fühlt, wahnsinnig gut gefallen. Sie stellten die innere Zerrissenheit viel eindringlicher dar, als es "normale" Aufnahmen des Erhängens hätten tun können. Eine gekonnte Parallele bildeten sie außerdem zu der Welt rings um Roger herum. Wenn er in sein schmerzerfülltes Inneres eintauchte, herrschte da nur Stille, die er nach außen hin reflektierte, wohingegen die Menschen um ihn herum nicht sehen konnten, wie es in Roger aussah, weshalb sie gedankenlos vor sich hin plauderten. Fatal an diesem Beinahe-Tod – der für Roger nach der ersten unerfreulichen Begegnung mit Jamie bereits die zweite schreckliche Erfahrung war – war besonders, dass der wort- und musikverbundene Roger nun das Einzige verloren zu haben scheint, dass ihm stets Sicherheit gegeben hat. Ein weiterer Stich wurde Roger versetzt, als er Brianna für ihren Sohn singen hörte – genau das Lied, das er zum Abschied vor dem Kampf sang – und als man Rogers Schmerz darüber, nie wieder so unbeschwert singen zu können, mit jeder Faser selbst spüren konnte. Es war eine wahrlich glorreiche Episode für Richard Rankin, der allein durch Blicke, ein Zucken mit dem Mundwinkel und seine Körperhaltung zu vermitteln wusste, wie traumatisiert Roger durch dieses Ereignis wurde. Der einzig kleine Kritikpunkt liegt für mich an dem Zeitsprung von drei Monaten. Gern hätte ich Rankin über einen längeren Zeitraum bei Rogers Genesung verfolgt und nicht nur eine Momentaufnahme kurz vor der Besserung zu sehen bekommen. Der Entschluss jedoch, seinen Schmerz zu überwinden, konnte wieder vollkommen überzeugen und wurde wunderbar damit untermalt, dass der Stummfilm ganz allmählich an Ton und Farbe gewann, ganz genau so, wie Roger langsam wieder auflebte.

Außerdem

  • Diese ohnehin schon sehr emotionale Episode wurde durch die Rückkehr von Ian weiteres Gewicht verliehen und ich bin begeistert davon, wie gut sich dieses Wiedersehen in die Handlung eingefügt hat. Wo Roger still leidet und in seinen Augen der Schmerz abzulesen ist, war es bei Ian die stoische Distanziertheit, die man von ihm so nicht kannte und durch die auch John Bell zeigen konnte, dass das Leben seiner Figur aus den Fugen geraten war.
  • Ganz am Rande fand man auch noch die Zeit, die Trauer um Murtagh zu zeigen. Der Gesang Jocastas sowie die Worte, dass Murtagh weder ihr Mann, noch Jamies Vater war und man ihn dennoch schmerzlich vermissen wird, trafen genau ins Herz.
  • Lord John Grey wiederzusehen, hat mich mit Freude erfüllt und er konnte auch aus Brianna ein kleines Lächeln hervorzaubern.

Fazit

Es war das erste Mal, das ich mich vollkommen in die neue Melodie des Intros einfühlen konnte. Langsam, mit einem Hauch von Traurigkeit, abgewendete Gesichter, die in die Ferne blicken. Genau so passend, wie das Intro einen in bedrückte Stimmung versetzt hat, rollten beim Hören des Abspannes die Tränen, als Roger und Brianna gemeinsam "Oh My Darling" sangen. Für mich war dies eine durch und durch perfekte Episode. In fast jeder Minute, glitzerte eine neue Träne auf der Wange und Richard Rankin wusste den Zuschauer mit einer Leichtigkeit Rogers Schmerz fühlen zu lassen, die einem wie ein Stein im Magen lag. Ebenso erleichtert konnte man am Ende gemeinsam mit ihm und Ian aufatmen, auch wenn das Ende nur bittersüß war und nichts von den schrecklichen Geschehnissen jemals vergessen werden kann.

Marie Florschütz - myFanbase

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