Bewertung

Review: #6.04 Die Stunde des Wolfes

Foto: Sam Heughan, Outlander - Copyright: 2022 Sony Pictures Television Inc. All Rights Reserved.; 2021 Starz Entertainment, LLC; Jason Bell/Starz/Sony Pictures Television
Sam Heughan, Outlander
© 2022 Sony Pictures Television Inc. All Rights Reserved.; 2021 Starz Entertainment, LLC; Jason Bell/Starz/Sony Pictures Television

Hier ist nun endlich die Episode, auf die ich so lange gewartet habe, denn man nimmt sich nun die Zeit, um die Lücken in der Geschichte von Ian zu schließen. Es war ein großes Rätselraten, was ihn dazu bewogen hat, den Mohawks den Rücken zu kehren. Seine Geschichte ist rührend und traumatisch sogleich, womit sie durch die Geheimniskrämerei gestiegenen Erwartungen durchaus erfüllen kann. Dennoch kommt diese auf Ian ausgerichtete Episode etwas plötzlich daher und man lässt die anderen Erzählungen dadurch recht abrupt hinter sich.

"You will be called Okwaho'rohtsi'ah, Wolf's Brother."

Während man sich in Staffel 5 zu Ians Zeit bei den Mohawks noch relativ bedeckt hielt, streute man in Staffel 6 vermehrt kleine Hinweise. Dass Ian noch immer tieftraurig aufgrund der Geschehnisse ist, konnte man somit deutlich spüren und nun wurde das ganze Bild gezeigt. In der Zeit bei den Mohawks fand Ian nicht nur seine große Liebe, er verlor sie auch bald darauf an einen anderen Mann. Als wäre das nicht schon traurig genug, erfahren wir auch noch von zwei Fehlgeburten und dass es Ians Vertrauter, Kaheroton, war, für den sich Wahionhaweh schließlich entschied. Das sind viele Informationen auf einmal, die hier in die Flashbacks gepackt werden.

Es gefällt mir gut, dass man Ians Erlebnisse an die von Jamie anlehnt, denn auch er hat einst ein Kind verloren und auch er wurde kurz darauf von seiner Frau getrennt. Durch diese Parallelen entstehen starke Szenen, die tief zu berühren wissen.

Die bedrückende Komponente dieser Episode wandelt sich im Verlauf der Erzählung, als Ian in der Gegenwart erneut auf Kaheroton trifft. Die Wut über den Verrat, die Ian ereilt, war gut gespielt, da ging es mir schon fast ein wenig zu schnell, dass Ian so kurz darauf bereit war, Kaheroton zu vergeben und ihm das Leben zu retten. Wenn man allerdings bedenkt, dass seit Ians Rückkehr schon viele Monate vergangen sind, kann man ihn dann doch recht gut verstehen. Dennoch hinterlässt die Umsetzung der vielen Gefühlswellen, die Ian uns hier zeigte, einen etwas hastigen Eindruck.

Kurze Eindrücke

  • Sehr schön umgesetzt war Jamies aufrichtiges Gespräch mit Chief Bird aka. Kwiskwa. Der Gedanke an den Untergang der Indianer-Kultur ist sowohl für Brianna als auch für Jamie sehr erschreckend, weshalb seine ehrlichen Worte an Kwiskwa von Jamies ehrbaren Absichten zeugen.
  • Das Finale des Ausfluges zu den Cherokee stellt das Duell dar, das mich nicht ganz überzeugen konnte. Scotchee zeigt innerhalb dieser Folge so viele Facetten, dass er viel zu aufgedreht wirkt. Erst Freund, dann Trinkkumpane, schließlich Verräter und Feigling, da kommt man nur schwer hinterher.
  • Ich bin gespannt, ob wir die Cherokee in dieser Staffel noch einmal wiedersehen werden, denn die Hälfte ist nun bereits rum und ich habe das Gefühl, dass es so viele Baustellen gibt, dass gar nicht mehr alles in der kurzen verbleibenden Zeit bearbeitet werden kann.
  • Eine dieser Baustellen stellen die Christies dar. Ich muss gestehen, dass ich Malva als immer seltsamer empfinde, denn ihre anfangs interessierte Art nimmt langsam etwas gruselige Züge an. Hält sie Claire für eine Hexe? Haben ihre Worte über die Betäubung durch den Ether eine tiefe Bedeutung? Warum beobachtet sie Claire und Jamie heimlich beim Sex? Ihre Blicke und Taten lassen erahnen, dass sich hier etwas Unerfreuliches zusammenbraut.
  • Die Beardsley-Zwillinge haben wir in den vergangenen Folgen häufiger gesehen und erst jetzt ist mir wieder eingefallen, dass Keziah doch eigentlich taub gewesen ist. Haben die Autoren das vergessen? Arch Bug hat darüber vor kurzem doch sogar noch einen Scherz gemacht.
  • Zwar ist es schön zu sehen, dass Fergus' Selbstmordversuch aus #6.03 Temperance thematisiert wird, doch man spricht es nur sehr knapp an und schickt ihn dann auf eine Reise. Hier hätte ich mir ein paar intensivere Nachwehen gewünscht.

Fazit

Bereits die erste Folge dieser Staffel zeigte, dass es viel zu erzählen gibt und leider merkt man dieses Mal sehr deutlich, dass es nicht immer gelingt, allen Schauplätzen einen Besuch abzustatten, um die Handlung dort voranzutreiben. Wo zuletzt Fergus im Vordergrund stand, verliert man über ihn nun kaum ein Wort, stattdessen wird das Augenmerk auf Ian gerichtet. Dieser Übergang wirkt äußerst holprig und auch das Ende der Geschichte lässt es so aussehen, es würde man nun einen eindeutigen Haken hinter diese Erzählung setzen, um sich den vielen anderen Handlungen zuzuwenden. Dieses ruckhafte Vorgehen ist etwas schade.

Marie Müller - myFanbase

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