Bewertung

Review: #6.03 Ängste und Zweifel

Foto: Jessica Reynolds, Mark Lewis Jones & Alexander Vlahos, Outlander - Copyright: 2022 Sony Pictures Television Inc. All Rights Reserved.; 2021 Starz Entertainment, LLC; Jason Bell/Starz/Sony Pictures Television
Jessica Reynolds, Mark Lewis Jones & Alexander Vlahos, Outlander
© 2022 Sony Pictures Television Inc. All Rights Reserved.; 2021 Starz Entertainment, LLC; Jason Bell/Starz/Sony Pictures Television

Mit #6.03 Temperance gibt "Outlander" Vollgas und startet bereits mit der ersten Szene packend durch. Es gibt in dieser Episode viele ergreifende Moment, sowohl erschütternd und traurig als auch fröhlich. Vieles davon hängt mit dem zentralen Thema der Folge zusammen: Familie und ihr Zusammenhalt. Auslöser dafür ist die Geburt von Henri-Christian in #6.02 Allegiance. Der süße Neuankömmling wirft nicht nur Fergus vollkommen aus der Bahn, sondern sorgt bei den abergläubischen Siedlern auf Fraser's Ridge für einige Furore. Man startet die Episode daher mit der Szene, in der ein weinendes Baby in einem Korb auf dem Fluss treibt und sofort ist man vollkommen erschrocken und gefesselt von dem Tempo, das "Outlander" in den ersten Sekunden an den Tag legt. Der hinterherhechtende Roger lässt einem beinahe das Herz stillstehen und die Erleichterung über den Ausgang dieser Auftaktszene könnte nicht größer sein. Alles rund um Henri-Christian weiß ungewöhnlich intensiv zu berühren, denn nicht nur seine Fahrt über den See lässt uns schockiert zurück, die Identität der Übertäter sorgt für die nächste unerwartete Überraschung. Neben ein paar unbedeutenden Dorfjungen sind nämlich auch Aiden und Germain an dem Streich beteiligt und in den nun kommenden Momenten fühlt man sehr mit dem ältesten Sohn von Fergus und Marsali. Man kann deutlich spüren, wie die Erwachsenen grübeln, wie man den Kindern am lehrreichsten eine Lektion erteilen kann und nach dem donnernden Tonfall von Roger findet Jamies Handhabung hier ein wunderbares Mittelmaß. Der Handlungsstrang wird eindringlich erzählt und kann sowohl die harten als auch die weichen Seiten der Männer dieser Serie zeigen, womit man uns ein gekonntes Wechselspiel bietet.

Das eigentliche Highlight der Episode liegt allerdings bei Fergus, der innerlich so zerrissen ist, dass man ihm den Schmerz in jeder Sekunde anmerken kann. César Domboy spielt Fergus' Gefühle vortrefflich, sei es in der Unterhaltung mit Claire, dem Streitgespräch mit Marsali oder beim Selbstmordversuch, der von Jamie unterbunden wird. In all diesen Momenten konnte man sich so gut in Fergus hineinversetzen, dass man selbst die Last gespürt hat, die ihn so sehr zu Boden drückt. Er fühlt sich selbst nutzlos, gibt sich die Schuld an allem Schlechten, was seiner Familie widerfahren ist und bezieht Henri-Christians Kleinwüchsigkeit auf sein eigenes Versagen. Es ist erschütternd, wie wertlos Fergus sich sieht und wie groß seine Angst davor ist, dass sein kleiner Sohn ein noch sinnloseres Dasein führen muss, als Fergus es – in den eigenen Augen – seit dem Verlust seiner Hand tut. Beim Zuschauen bricht es einem fast das Herz, wie sehr Fergus leidet und dass weder die Worte von Claire noch die von Marsali zu ihm durchdringen können. Schlussendlich gipfelt die Geschichte in einem Selbstmordversuch, der bestürzend deutlich macht, wie elend es Fergus geht. Das ist die einzige Szene des Handlungsstranges, von der ich mir etwas mehr erhofft hätte. Jamies Worte sind gut gewählt und erinnern uns daran, dass er Fergus als seinen Sohn empfindet, dennoch hätte man den Schmerz, die Überwindung und das Aufatmen länger auskosten können und sich mehr Zeit für diese bedeutende Wendung nehmen dürfen.

Neben den Geschehnissen rund um Fergus' Familie haben die restlichen Handlungsstränge eher einen begleitenden Charakter. Da hätten wir zum einen Claires Operation an Tom mit einer leichten Annäherung der beiden, zum anderen Ians sich entwickelndes Interesse an Malva. Beide Geschichten werden auf vielversprechende Weise erzählt und wecken die Lust auf mehr. Denn sowohl Tom als auch Malva umgibt eine geheimnisvolle Aura, da man sie nicht so einfach in eine Schublade stecken kann. Tom wirkt einerseits vollkommen borniert in seinem Glauben, andererseits ist er Claire gegenüber stets offen und diskutiert mit ihr auf einer Ebene. Dann macht er im nächsten Moment jedoch zwei Schritte zurück und erscheint genau so abergläubisch, wie die Leute, die Henri-Christian für einen Boten des Teufels halten. Malva wiederum sehnt sich danach, ihrem Vater zu entkommen und erträgt sein Verhalten auf eine stoische Art, die mir imponiert. Sie ist ein Freigeist, der sich allerdings noch nicht traut, richtig gegen den Vater zu rebellieren – doch das passiert ganz sicher.

Den Abschluss der Episode bildet die Waffenlieferung für die Cherokee und Claires Erkenntnis, dass der amerikanische Unabhängigkeitskrieg mit der Boston Tea Party immer näher rückt. Ich denke nicht, dass die Staffel den tatsächlichen Kriegsbeginn noch thematisieren wird, kann mir aber gut vorstellen, dass man das Staffelfinale dafür nutzt, die Frasers zu den Rebellen überlaufen zu lassen.

Kurze Eindrücke

  • Ich habe mich also nicht geirrt, denn auch Roger ist aufgefallen, dass sich zwischen Lizzie und Josiah UND Keziah etwas anbahnt.
  • Roger macht sich als Pfarrer sehr gut und auch Brianna scheint sich wohl zu fühlen, da sie schon wieder etwas neues "erfunden" hat.
  • Nachdem das Problem von Fergus nun – mehr oder weniger – aus der Welt geräumt wurde, ist in der nächsten Episode hoffentlich Claire an der Reihe.
  • Im Gespräch mit Malva hat Jamie doch eindeutig versucht, sie über ihre Mutter auszuhorchen, oder?

Fazit

Eine wunderbare Episode, in der besonders César Domboy sein Können unter Beweis stellen konnte. Wäre das Drehbuch im entscheidenden Moment nicht etwas zu knapp ausgefallen, hätte ich dieser Episode die volle Punktzahl gegeben.

Marie Müller - myFanbase

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