Bewertung

Review: #6.02 Loyalität

Foto: Sophie Skelton, Sam Heughan & Richard Rankin, Outlander - Copyright: 2022 Sony Pictures Television Inc. All Rights Reserved.; 2021 Starz Entertainment, LLC; Robert Wilson/Starz/Sony Pictures Television
Sophie Skelton, Sam Heughan & Richard Rankin, Outlander
© 2022 Sony Pictures Television Inc. All Rights Reserved.; 2021 Starz Entertainment, LLC; Robert Wilson/Starz/Sony Pictures Television

Der Auftakt hatte den Ton der sechsten Staffel von "Outlander" bereits angekündigt und so geht es in #6.02 Allegiance nun weiter mit den tristen Aussichten für alle Beteiligten. Doch obwohl die Episode voll von Enttäuschungen, Zweifeln und Kummer ist, gibt es auch Lichtblicke. Denn einige der Fragen werden sogleich in Angriff genommen und man merkt, dass sich die Autoren Mühe geben, die Handlung überall ins Rollen zu bringen und zu zeigen, dass man bei jeder Figur neue Aspekte beleuchten will.

"A church in Tom Christie's hands can become a weapon of war."

Nach dem langatmigen Flashback in der vorangegangenen Episode war uns klar, dass Jamie mit Tom Christie alle Hände voll zu tun haben wird und genau das unterstreicht man sogleich. Die Dynamik zwischen den beiden gefällt mir gut, da Tom einerseits als klassischer Antagonist in Szene gesetzt wird, andererseits aber interessante Ecken und Kanten hat, die ihn sehr vielseitig wirken lassen. Sein starker Glaube macht viel seiner Figur aus, doch er scheint Dinge auch kritisch zu hinterfragen und ist nicht einfach stupide "böse". Alles, was geschieht, versucht er mit Bibeltexten zu erklären und es ist äußerst unterhaltsam, wie er damit bei Claire aufläuft, als sie Tom in seine Schranken weist. Er ist es nicht gewohnt, nicht das letzte Wort zu haben, weshalb er Claire gegenüber einerseits ablehnend sein will, andererseits scheint er etwas an ihr zu schätzen, da er sich auf ihre Worte einlässt und einer Operation zustimmt. Ich bin sehr gespannt, in welche Richtung die Geschichte sich entwickeln. Für Reibereien ist nämlich genug gesorgt, denn wir haben da nicht nur Toms Interaktion mit Claire, sondern auch Malvas steigendes Interesse an ihr. Angesichts der Tatsache, was für ein aufbrausender Mensch und Vater Tom zu sein scheint, ist es schon ziemlich mutig von Malva, ihm auf diese Weise die Stirn zu bieten. Mich hat ihre unerschrockene Art sehr überrascht. Ganz anders sieht es bei ihrem Bruder aus, denn Allan scheint um einiges deutlich unter Toms Fuchtel zu stehen und wirkt neben Malva bisher noch etwas farblos.

Zwischen Tom und Jamie liegt unglaublich viel Spannung in der Luft. Beide Männer wollen ihr Revier markieren und man kann die Beweggründe beider nachvollziehen. Sicher dauert es nicht lange, bis es zwischen ihnen zu einem Knall kommt. Auch sonst steht Jamie unter großem Druck, denn nicht nur die dominante Art Toms macht ihm zu schaffen, sondern auch sein neuer Posten als Agent für Indianerangelegenheiten. Wir begleiten ihn zu den Cherokee und auch hier liegt der Fokus darauf, dass Jamie bemüht ist Frieden zu wahren, auch wenn er kommen sieht, wie schwer das in Zukunft sein wird. Da Jamie mit Tom und den Indianern – und auch mit Richard Brown, der dieses Mal aber nicht gezeigt wird – so viel um die Ohren hat, wundert es mich nicht, dass er nicht sieht, wie es Claire geht. Sie täuscht über ihre Albträume sehr gut hinweg und so wird es sicherlich noch ein paar Episoden dauern, bis sie bereit ist, sich jemandem anzuvertrauen.

Matches

Während Jamie und Claire alle Hände voll zu tun haben, bringen Roger und Brianna ein wenig Ruhe in die Episode. Das ist leider ein wenig schade, da sie etwas ziellos nach einem Platz für ihr Können suchen und dabei noch recht verloren wirken. Sowohl Briannas "Erfindung" von Streichhölzern als auch die Trauerfeier, bei der Roger predigt, gehen irgendwie nach hinten los. Was Roger angeht, könnte ich mir vorstellen, dass er eine größere Rolle in der neuerbauten Kirche – oder dem Treffpunkt, wenn es nach Jamie geht – übernimmt und dann später vielleicht versuchen wird, zwischen Jamie und Tom zu vermitteln. Brianna stellt indes etwas frustriert fest, dass sie wohl nur dann Anerkennung bekommt, wenn sie schwanger ist. An sich würde ich mich über Nachwuchs bei Brianna und Roger freuen, vorher hätte ich aber trotzdem gern noch einmal eine ausführliche Diskussion darüber, warum ihre Zeitreise nicht funktioniert hat. Gern würde ich auch Claires Theorie dazu hören.

Henri-Christian Fraser

Den Höhepunkt der Episode stellt die Niederkunft von Marsali dar, denn alles rund um dieses Ereignis weiß emotional zu überzeugen. Wir sehen den strauchelnden Fergus und bekommen von Marsali die Erklärung für seinen Alkoholkonsum und seine Unzufriedenheit. Ich hätte nicht gedacht, dass er sich für die Geschehnisse aus #5.11 Journeycake die Schuld gibt, doch wahrscheinlich war das nur der Tropfen, der das Fass zum überlaufen gebracht hat. Mit seiner Entstellung hatte er bisher schon häufig Schwierigkeiten, einen Platz in der Gesellschaft für sich zu finden und nun wurde ihm dies wieder schmerzhaft in Erinnerung gerufen. Für diese Gefühle gibt es keine Patentlösung und so kann ich mir vorstellen, dass sowohl Fergus als auch Claire noch eine ganze Weile an ihrem Problem zu knabbern haben werden. Neben Fergus' Gefühlchaos ist es wunderschön anzusehen, dass er sich dann doch für die Geburt seines Kindes zusammenreißen kann und Marsali auf fantastische Weise beisteht. Für einen kurzen Moment können wir die bedingungslose Liebe zwischen den beiden spüren, bevor die Stimmung schlagartig umschlägt. Denn als das Baby sich als Zwerg entpuppt, ist Fergus geschockt und scheint einen Grund mehr zu haben, sich zu schämen, da er auch diese Wendung auf sein Versagen projiziert. Marsali hingegen könnte der Kleinwuchs ihres Kindes nicht gleichgültiger sein, was mich als Zuschauer emotional vollkommen gepackt und mir die Tränen in die Augen getrieben hat. Die endlose Liebe, die sie diesem zuckersüßen Baby entgegenbringt, kann einfach nur für Glücksgefühle sorgen.

Kurze Eindrücke

  • Die Reaktion von Ian im Lager der Indianer empfand ich als äußerst unpassend. Das Schmunzeln, als sein Onkel verführt werden sollte, ist einfach nichts, was ich Ian in dieser Situation abkaufe, viel mehr hätte ich peinliches Gestotter erwartet.
  • Es sind nur Krümel, die man uns über Ians Vergangenheit überlässt, doch besser dies als nichts. Er hatte bei den Mohawks also ein Kind? Mit dem? Warum hat er es verlassen? Ist es gestorben? Machte er sich deshalb Vorwürfe und kehrte den Mohawks den Rücken? Mal sehen, wann wir mehr darüber erfahren werden.
  • In der letzten Episode hat Lizzie noch mit Josiah geflirtet und nun mit Keziah. Was geht denn da vor?

Fazit

Die sechste Staffel von "Outlander" ist die bisher düsterste, doch auch wenn jeder Charakter zu kämpfen hat, macht es Spaß, die kleinen Fortschritte zu begleiten. Man kann nur spekulieren, welche Figur zuerst an den Rand der Verzweiflung gebracht wird, denn Grund dazu hätten so einige. Dennoch schafft man es, die in weiten Teilen bedrückende Episode hier und da ein wenig aufzulockern.

Marie Müller - myFanbase

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