Bewertung

Review: #6.05 Freiheit ist ein hohes Gut

Foto: Richard Rankin, Outlander - Copyright: 2022 Sony Pictures Television Inc. All Rights Reserved.; 2021 Starz Entertainment, LLC; Jason Bell/Starz/Sony Pictures Television
Richard Rankin, Outlander
© 2022 Sony Pictures Television Inc. All Rights Reserved.; 2021 Starz Entertainment, LLC; Jason Bell/Starz/Sony Pictures Television

In den letzten beiden Episoden wurde stets nur eine kleine Gruppe von Figuren in Szene gesetzt und die Handlung blieb überschaubar. #6.05 Give Me Liberty fühlt sich dagegen ganz anders an, denn es gibt viele Schauplätze und überall rollt die Handlung fleißig voran. Alle angestoßenen Geschichten bringen dabei kleinere und größere Überraschungen mit sich, wodurch die Episode insgesamt einen gehaltvollen Eindruck hinterlässt.

Give Me Liberty

Die Episode beginnt mit einem Flashback, der die Flucht von Prinz Charles nach der Niederlage bei Culloden zeigt. Zum Glück fällt dieser Flashback nicht so ermüdend lang aus, wie der aus dem Staffelauftakt. Während das Wiedersehen mit Prinz Charles ganz nett war, dient diese Reise in die Vergangenheit eher dazu, uns mit seiner Retterin Flora MacDonald bekannt zu machen. Diese schottische Heldin soll nun in der Gegenwart genutzt werden, um die immer eigenwilliger werdenden Siedler in Amerika an ihre Loyalität zur Heimat zu erinnern. Die Szenen in Wilmington machen deutlich, dass die Lager sich hier immer mehr spalten und das Gefühl der wachsenden Distanz zwischen Britannien und Amerika wird durch das Gespräch von Lord John und Jamie unterstrichen. Die Freundschaft der beiden konnte man nie als einfach bezeichnen, zu viele Gefühle, Verwicklungen und Abhängigkeiten liegen zwischen den beiden in der Luft. Man konnte Jamies Absage an den Gouverneur, nicht länger als Agent für die Indianer tätig zu sein, gut nachvollziehen, doch es schmerzte zu sehen, wie schwer sich sein Umdenken Lord John erklärt lies. Es war Jamie an den Augen abzulesen, dass er seinen alten Freund nur zu gern reinen Wein eingeschenkt hätte und dass es ihm nicht leichtfiel, sich so öffentlich gegen John und die Krone zu stellen. Die Szenen mit Lord John und Jamie haben der Episode Gewicht verliehen und man nutzte sie gut, um uns noch einmal vor Augen zu halten, wie kompliziert es für Jamie ist, nun den Kurs zu ändern und sich von seinem Heimatland abzuwenden.

In der Zwischenzeit sorgte Claire mit Flora und Jocasta – ebenfalls ein nettes Wiedersehen – für ein paar lustige Momente, aber sie regten auch zum Nachdenken an. Was mich überrascht, ist, dass Claires Ether-Konsum noch immer niemandem aufgefallen ist. Dieses Mal war es die Erinnerung an den – auch nicht ganz einvernehmlichen – Sex mit König Louis XV, der sie in innere Panik verfallen ließ. Es fühlt sich skurril an, dass Claire nach außen hin so stark tut, ihre Ängste lassen sie dann aber jedes Mal wieder zur Betäubung greifen, was man von ihr so nicht kennt. Mittlerweile glaube ich, dass man sich ein klärendes Gespräch mit Jamie hier bis zum Ende der Staffel aufsparen wird.

Kurze Eindrücke

Diese Episode hatte so viele kleine Nebenhandlungen, dass ich sie hier nur kurz beleuchten will:

  • Wir sehen Jamie nicht nur mit Lord John, sondern lernen auch eine neue Figur, Cornelius Harnett, kennen. Er vertritt die Rebellenorganisation "Sons of Liberty". Ich bin gespannt, ob Jamie zukünftig viel mit ihm interagieren wird. Jamie hat auf jeden Fall schon einmal klargemacht, dass er kein Fusssoldat sein wird, sondern eher einer der führenden Köpfe der Rebellen.
  • Auf wessen Seite steht Jocasta nun eigentlich? Da sie Murtagh so liebte, hätte ich gedacht, dass sie seines Andenkens Willen die Rebellen unterstützt. Es sieht jedoch so aus, als würde sie deren Gedankengut dafür verantwortlich machen, dass Murtagh zu Tode kam.
  • Jocasta hat Fergus eine Druckerei gekauft? Das kommt überraschend. Ebenso wie die Offenbarung, dass er bereits in New Bern ist und Marsali ihm mit den Kindern bald folgen wird. Nachdem er in der ersten Staffelhälfte sehr präsent war, hätte ich mir eine größere Verabschiedung von ihm gewünscht. Es ist sehr schade, ihn nun von der Bildfläche verschwinden zu sehen, genau wie Marsali. Allerdings gibt es neben Malva als Claires neuem Lehrling wohl wenig Platz für Marsali.
  • Apropos Malva: das seltsame Gefühl aus der letzten Woche verstärkt sich nun immer mehr. Ich war vollkommen verblüfft, sie mit Obadiah Henderson zu sehen. Noch weniger sah ich jedoch die Szene mit dem toten Sin Eater – hat sie ihn eigentlich selbt umgebracht? – kommen, dessen Leichnam Malva missbrauchte, um Knochen für einen Liebeszauber auszuführen. Wo sie zu Beginn der Staffel noch unschuldig und wissbegierig wirkte, erscheint sie nun berechnend und abschreckend. Das ist eine interessante Kombination und ich bin sehr gespannt darauf, wie sich ihre Figur weiter entwickeln wird. Es ist wohl klar, dass sie sowohl mit ihrem Vater als auch mit Claire anecken wird, wenn die beiden irgendwann hinter Malvas Fassade schauen können.
  • Ich dachte tatsächlich, dass Malva Recht hat und dass Amy hinter dem Liebeszauber stecken muss. Es war schon ein wenig auffällig, wie gut Roger sich in diese Familie eingefügt hat.
  • Roger und Brianna bekommen ein Baby! Was für schöne Neuigkeiten! Mal schauen, ob sie dadurch ein wenig präsenter werden, irgendwie habe ich das Gefühl, dass ihre Suche nach einer Beschäftigung sich eher im Hintergrund abspielt.
  • Den Malaria-Schub von Lizzie empfand ich als etwas eigenartig. Was soll der Sinn dahinter sein? Will man ihn nutzen, damit Josiah und Keziah ihr noch näher kommen?
  • Die letzte Szene mit dem Pfeifen des Colonel Bogey March war wunderbar und mir stellten sich gleich die Nackenhaare auf. Wer hat auch gleich an Wendigo Donner aus #5.12 Never My Love gedacht? Ich dachte, er auch wäre ermordet worden, mal sehen, wann das wieder aufgegriffen wird.

Fazit

Es war eine äußerst ereignisreiche Episode, die die zweite Hälfte der sechsten Staffel von "Outlander" eingeläutet hat. Man hat den Eindruck, dass in den verbleibenden drei Episoden noch sehr viel erzählt werden soll und ich hoffe, dass die kommenden Folgen ebenso bedeutungsvoll sein werden wie diese es war.

Marie Müller - myFanbase

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