Bewertung

Review: #6.06 Die Welt steht auf dem Kopf

Foto: Caitriona Balfe & Sam Heughan, Outlander - Copyright: 2022 Sony Pictures Television Inc. All Rights Reserved.; 2021 Starz Entertainment, LLC; Jason Bell/Starz/Sony Pictures Television
Caitriona Balfe & Sam Heughan, Outlander
© 2022 Sony Pictures Television Inc. All Rights Reserved.; 2021 Starz Entertainment, LLC; Jason Bell/Starz/Sony Pictures Television

Bereits in der vorangegangenen Episode legte "Outlander" ein ordentliches Tempo vor und in #6.06 The World Turned Upside Down geschieht erneut richtig viel! Man braucht nur kurz zu blinzeln und schon befindet man sich in der nächsten unerwarteten Situation. Dieses hohe Erzähltempo macht viel Spaß, besonders da die Episode sich dennoch nicht gehetzt anfühlt, sondern mit stillen Momenten gespickt ist, die für Entschleunigung sorgen.

The World Turned Upside Down

Es geht ganz gesittet los, mit einem sonntäglichen Besuch in der Kirche, bei dem noch niemand ahnt, dass eine Seuche schnurstracks auf Fraser's Ridge zurollt. Doch bereits die nächsten Szenen, die sich im Haus der MacNeills abspielen, lassen einem das Herz in die Hose rutschen. Die Eltern und die drei Kinder der Familie sind todsterbenskrank und man kann die Panik, die Claire, Lizzie, Malva und Brianna augenblicklich packt, deutlich spüren. Zu keinem Zeitpunkt hegt man die Hoffnung, dass Claire hier etwas ausrichten könnte, was ein schreckliches Gefühl ist – zumal es vollkommen ungewohnt ist, dass Claire tatenlos zusehen muss. Als dann das Baby, die Mutter und die Tochter der Krankheit erlegen sind, bekommt man ein ungutes Gefühl dafür, was dies für eine Episode sein wird. Die Ruhr greift um sich und fordert viele Opfer, doch das alles fühlt sich lediglich deshalb so persönlich und grauenhaft an, weil Claire im Mittelpunkt des Geschehens steht und ebenfalls dem Tode nahe ist. Es ist eine eigenartige Mischung aus Bangen um ihr Wohlbefinden und dem Wissen, dass sie die Hauptfigur der Geschichte ist, weshalb ihr eigentlich nicht Schlimmes geschehen kann – naja, zumindest nichts Tödliches. Mit Voranschreiten der Episode drängt sich die Frage auf, wohin Claires Erkrankung führen wird und warum sie schon mitten in der Folge über den Berg ist. Was wird der Höhepunkt dieser Folge sein und warum wurde die Geschichte auf diese Weise eingeleitet? Niemals hätte ich mit den kommenden Wendungen gerechnet, doch sie sind sehr glaubhaft inszeniert, weshalb sie eine willkommene Überraschung darstellen.

Was sich in den vorangegangenen Episoden bereits angekündigt hat – nämlich die skurrile Seite, die wir von Malva zu sehen bekommen – wächst sich nun zu einer wahrhaftigen Katastrophe aus. Zu Beginn dachte ich, sie sähe mit Ehrfurcht zu Claire auf und könnte durch ihre leitende Hand aus dem Schatten ihres Vaters treten. Nun zeigt sich jedoch, dass Malva eine eigenartige Besessenheit entwickelt hat und viel lieber Claires Platz einnehmen würde, anstatt sich von ihr anleiten zu lassen. Sie hat das vermittelte Wissen genommen und bis zur Unkenntlichkeit verdreht, womit sie ein Spinnennetz aus Lügen gewebt hat, das komplex genug ist, um glaubhaft zu wirken. Malva zeigt uns plötzlich ihre beiden Gesichter, die unterschiedlicher nicht sein könnten und man ist erschreckt darüber, sie zuvor für ein unschuldiges Mädchen gehalten zu haben.

Doch als wäre die Behauptung, Jamie hätte sie geschwängert, nicht genug, geht man in dieser Episode noch einen Schritt weiter und beendet sie mit dem abrupten Tod von Malva. Dieser kommt jedoch keineswegs auf natürlichem Weg, er handelt sich um einen Mord, der ebenfalls vollkommen unerwartet kommt. Alles an der Geschichte weiß mitzureißen, seien es Malvas Anschuldigungen, Claire Versuch, zu ihr durchzudringen oder die letzte Tat Claires, als sie versucht, das ungeborene Baby zu retten. Die Dinge auf Fraser's Ridge sehen im Verlauf der Episode immer düsterer aus, doch das Finale setzt allem die Krone auf, da wohl niemand glauben wird, dass Claire in Malvas Tod keine Rolle gespielt hat. Man lässt zudem auch uns Zuschauer im Dunkeln tappen, da Claires Ether-Trip dafür sorgt, dass man sich nicht sicher sein kann, was Wahrheit und was Traum gewesen ist. Dieses Stilmittel setzt man sowohl bei dem Gespräch mit Malva als auch bei Claires Delirium gekonnt ein, um bei uns Zuschauern einen kleinen Samen des Zweifels zu sähen.

Kurze Gedanken

  • Man kann nur spekulieren, aber es sieht so aus, als wären Claire und Tom nicht an der Ruhr erkrankt. Durch den Schlangen-Traum Claires, das Gespräch über Schlangen und Jamies Hinweis, sein Getränk würde wie das schmecken, das Claire ihm nach einem Schlangenbiss gab, liegt die Vermutung nahe, dass Malva versucht hat, ihren Vater und Claire mit Schlangengift aus dem Weg zu räumen. Eine Bestätigung darüber wird nach Malvas Ableben wohl leider ausbleiben.
  • Neben der ganzen Aufregung war die Beziehung von Claire und Jamie ein entspannender Ruhepol. Auch wenn dieser nach Malvas Anschuldigung kurz ins Wanken geriet, konnte man sich die gesamte Zeit über sicher sein, hier einen sicheren Hafen zu finden.
  • Die Verkündung von Briannas Schwangerschaft hatte ich mir ein wenig anders vorgestellt. Ich verstehe zwar, dass ihr die Worte von der Zunge wollten und dass sie Claire nach der Nahtoderfahrung unbedingt einweihen wollte, aber ich hätte mir gewünscht, dass Brianna ihren beiden Eltern davon berichtet. Wie wohl Jamies Reaktion ausgefallen ist?
  • Es war nur eine Frage der Zeit, bis es zu einem Knacks in der angespannten Freundschaft zwischen den Frasers und den Christies kommen würde. Ich bin gespannt, wie Tom auf den Tod seiner Tochter reagieren wird. Wird er sich nun Richard Brown anschließen und den Frasers das Leben schwer machen?
  • Ich weiß noch immer nicht, was ich von Allan Christie halten soll. Einerseits wollte er seine Schwester und deren Ehre verteidigen, was ihm hoch anzurechnen ist. Andererseits hat seine Figur stets etwas Lächerliches, wodurch man ihn irgendwie bemitleidet. Mal sehen, wohin ihn sein Weg noch führen wird.
  • Dass Ian mit Malva geschlafen hat, hat mich durchaus überrascht. Sehr ehrenhaft von ihm, dass er sie zur Frau genommen hätte. Ob er wirklich der Vater des Kindes war?
  • Und wo wir schon bei Malva sind: wer hat sie umgebracht? Am verdächtigsten sind wohl Claire und Jamie – vielleicht aus Pflichtgefühl für die Familie noch Ian – doch die können wir wohl ausschließen.
  • Mir hat Lizzie und ihre Erschütterung über die Todesfälle bei den MacNeills sehr gut gefallen, das war von Caitlin O'Ryan sehr überzeugend geschauspielert.
  • Alles an der Episode hat sehr gut funktioniert, nur leider fehlt der Bezug zur vorangegangenen Folge, in der die Rebellion extrem im Fokus stand. Auch die Frage nach dem Edelsteindieb wird nicht weiter beantwortet, was wirklich schade und der einzige Wehmutstropfen an dieser Episode ist.
  • Marsali ist nun also auch nach New Bern aufgebrochen. Es ist bedauerlich, dass es auch von ihr keine Verabschiedung gab.
  • Caitriona Balfe sieht selbst mit Kurzhaarschnitt fantastisch aus. Die Reaktionen von Roger, Jamie und Tom waren aber auf jeden Fall Gold wert.

Fazit

Dieses Mal bietet "Outlander" uns eine äußerst bewegende Episode, in der man nach einem kurzen Aufatmen stets mit einer noch gravierenderen Wendung überrascht wird. Alles ist schlüssig erzählt, lediglich dass die Episode von der vorangegangenen recht losgelöst wirkt, ist etwas bedauerlich.

Marie Müller - myFanbase

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