Review: #6.07 Stock und Stein
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Dass uns in dieser Woche eine düstere Geschichte erwarten würde, lag nach dem schockierenden Ende von #6.06 The World Turned Upside Down wohl auf der Hand. Angeleitet von Claire, die von ihren Dämonen gejagt wird, hat man das Gefühl, das Gewicht der ganzen Welt würde auf den eigenen Schultern lasten, so gut versteht es Caitriona Balfe, uns Claires Leiden zu vermitteln. Im krassen Gegensatz dazu steht die Handlung rund um Lizzie, die seltsam komödiantisch wirkt, dadurch allerdings genau die richtige Portion Frohsinn mit sich bringt, um nicht vollkommen in Claires Kummer zu ertrinken.
"Are we all to suffer on the Ridge because you regret marryin' a jealous English woman with a sharp tongue and even sharper knives?"
Der Tod von Malva Christie hat mich unvorbereitet getroffen, denn zuletzt überschlugen sich die Entwicklungen förmlich, wodurch man gar nicht richtig verarbeiten konnte, was nun eigentlich alles geschehen ist. Malva ist schwanger, Malva beschuldigt Jamie, Malva hintergeht Claire, Malva ist tot. Ja, sie wurde im Verlauf dieser sechsten Staffel als äußerst vielschichtiger Charakter angelegt, doch diese Entwicklung habe ich nicht kommen sehen. Es ist besonders der Verrat an Claire, der einen so tief trifft und der auch bei Claire das Fass zum Überlaufen bringt. All die schrecklichen Dinge, die ihr im Verlauf ihres Lebens widerfahren sind, prasseln nun mit enormer Heftigkeit auf sie ein und Claire wird in Form von Lionel Brown mit ihren Dämonen konfrontiert. Was in der letzten Episode bereits mit Zweifeln begann, wächst sich nun zu schierer Panik aus, in der Claire sich nicht sicher ist, ob sie Malva tatsächlich ermordet hat. Diese Szenen der Trauer und Angst, des Unglaubens und der Einsamkeit werden von Balfe meisterhaft gespielt. Die gesamte Staffel über hing Claires Durchhaltevermögen am seidenen Faden, der nun endgültig gerissen ist. Einerseits schmerzt es, Claire so am Ende zu sehen, andererseits ist es eine Erleichterung, dass sie sich nun endlich Jamie anvertraut. Die Liebe der beiden hat etwas Grundsolides, das nie in Frage gestellt werden muss und Jamie strahlt sofort eine Ruhe aus, die heilend auf Claire wirkt. Er erinnert an seinen Zusammenbruch nach der Zeit in Wentworth und möchte nun eben jene Stütze für Claire sein, die sie damals für ihn war. Mit einem Aufatmen nehmen Jamies Worte und Claires Geständnis dem Zuschauer eine große Last ab.
Doch auch wenn die Entwicklung zwischen Claire und Jamie in eine stärkende Richtung geht, hat das ganze dennoch nichts Gutes an sich. Denn die Gerüchteküche auf Fraser's Ridge ist kurz vorm Überkochen und keiner der Siedler macht einen Hehl daraus, Claire für eine Mörderin zu halten. Als Jamie und Claire sich friedlich zum Abendbrot hinsetzen wollten, befürchtete ich schon fast, dass die Siedler nun mit Fackeln vor dem Haus stehen und Claire als Hexe und Mörderin auf den Scheiterhaufen stellen wollen. Beinahe lag ich richtig, denn um Claire zu holen steht niemand geringeres vor der Tür als Richard Brown. Dass er und sein Sicherheitskomitee nichts als Ärger bedeuten, war wohl klar und nun ist er – pünktlich zum großen Showdown in der nächsten Woche – also zur Stelle. Der bedrohliche Unterton der Staffel setzt sich somit fort und wird nochmal eine Zacke schärfer, weshalb man sich sicher sein kann, alles andere als ein Happyend zu erwarten. Das Gefühl von Bedrücktheit wird zudem noch dadurch unterstützt, dass nach dem Weggang von Fergus und Marsali nun auch Roger und Brianna fort sind, wodurch jeglicher Rückhalt für Jamie und Claire weggebrochen ist. Selbst die Bediensteten im eigenen Haus stehen nicht hinter den beiden, wodurch sich alles sehr verletzlich anfühlt.
"I'll see one of them wed to Lizzie or both Beardsleys dead at her feet."
Im starken Gegensatz zu der dramatischen Handlung rund um Claire steht Lizzie mit ihren "Männerproblemen". So eine Geschichte hätte ich wahrlich nicht erwartet und es ist einfach urkomisch, was sich die Autoren – beziehungsweise Diana Gabaldon – da ausgedacht haben. Lizzie, die schon die ganze Zeit über von Josiah und Keziah Beardsley umworben wird, hat sich nun also nicht nur auf einen der Beardsleys eingelassen, sondern gleich auf beide? Das kommt mehr als überraschend, zumal Lizzie bisher immer einen sehr zurückhaltenden und sittlichen Eindruck machte. Ich musste laut losprusten, als Lizzie Claire von ihrem Dreier erzählte und dabei allzu sehr ins Detail ging. Claire, die sich damit auskennt, in zwei Männer gleichzeitig verliebt zu sein, kann hier nicht viel sagen, um Lizzies Gefühle zu bremsen, was das Ganze umso lustiger macht. Auch Jamies Blicke und das Realisieren, als Lizzie Jamie und Roger reingelegt hat, um mit beiden Beardsleys liiert zu werden, waren unbezahlbar. Das lockerte diese sonst so bedrückende Episode genau an den richtigen Stellen auf und stellt gleichzeitig eine ernsthafte Entwicklung in Aussicht. Denn Lizzie ist von einem der Zwillinge schwanger, was zwangsläufig dazu führen muss, dass sie sich in der Öffentlichkeit zu einem der Beardsleys bekennt, auch wenn ihr Herz für beide schlägt.
Randnotizen
- Das ist bisher eine äußerst fruchtbare Staffel. Erst hat Marsali ein Kind bekommen, dann war Brianna schwanger, anschließend Malva und nun Lizzie.
- Die Geschichte rund um den Findungsprozess Rogers hat sich kontinuierlich entwickelt. Es ist schön zu sehen, dass er nun endlich einen Platz in der Welt gefunden hat, auch wenn das bedeutet, dass man ihn und Brianna eine Weile nicht auf Fraser's Ridge sehen wird. Spätestens zur Geburt das Babys tauchen die beiden bestimmt wieder auf.
- Bisher erschienen mir Murdina und Arch Bug nicht als unsympathische Menschen, das hat sich nun aber deutlich geändert.
- Wenn es nicht Claire war, wer hat Malva dann umgebracht? Kurz hatte ich noch an Tom gedacht, der seine Tochter auch gern züchtigte. Ihr mit einem Messer die Kehle durchzuschneiden passt aber nicht zu ihm. Vielleicht war es einer der anderen Männer, mit denen Malva sich eingelassen hat?
- Allans Trauer um Malva war herzzerreißend. Bisher hielt er sich sehr im Hintergrund, doch dieses Mal ist er in Erinnerung geblieben. Wie er den winzigen Sarg in den Armen hielt, war unglaublich traurig.
- Was will Richard Brown mit Claire anstellen? Wurden Menschen damals schon für Mord vor Gericht gestellt, oder wird Mord mit dem eigenen Tod bestraft?
Fazit
Eine grandiose Episode, die einen sehr düsteren Ton anschlägt und ihn die gesamte Zeit über gut halten kann. Ich bin sehr gespannt auf das Staffelfinale, das nach diesen einschneidenden Erlebnissen eigentlich nur sehr tragisch werden kann.
Marie Müller - myFanbase
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Informationen zur Episode
Englischer Titel: Sticks and StoneErstausstrahlung (US): 24.04.2022
Erstausstrahlung (DE): kein Termin
Regie: Jamie Payne
Drehbuch: Danielle Berrow
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