Bewertung

Review: #1.15 Im Kerker

Kurz vor dem großen Staffelfinale von "Outlander" präsentiert man uns die Episode, auf dessen Umsetzung die Buchkenner schon sehnsüchtig gewartet haben. Die Gefangenschaft von Jamie in Wentworth Prison sorgt bei den Zuschauern für Gänsehaut- und Ekelmomente, ebenso für sehr emotionale Momente, welche wunderbar von den Protagonisten in Szene gesetzt worden sind.

Mein Leben für dein Leben

Es sind die großartigen Episoden, die es einem sehr schwer machen, seine Eindrücke richtig in Worte fassen zu können. Neben #1.07 Die Hochzeit und #1.11 Hexenprozess kann sich nun auch #1.15 Im Kerker in diese Sparte einreihen. Doch es ist nicht nur das großartige Konzept dieser Episoden, das sie gemeinsam haben, sondern auch: Die große Liebe zwischen Claire und Jamie. Schließlich steht diese auch hier wieder im Mittelpunkt und ist der ausschlaggebende Punkt, der den Verlauf der Geschehnisse bestimmt.

Nachdem Jamie und Taran von den Rotröcken in Gefangenschaft genommen worden sind, sieht man in dieser Episode, was mit den beiden geschehen ist bzw. wird. Wobei man natürlich sagen muss, dass nur Taran sein Leben lassen musste. Bei dem Szenario seiner Erhängung drehte sich einem schon der Magen um, musste man doch noch einige Minuten mitansehen, wie die letzten Zuckung seinen Körper verlassen und man sich seelisch und moralisch darauf vorbereitet, dass Jamie in wenigen Minuten das gleiche Schicksal ereilen wird. Doch statt sich mit seinem baldigen Lebensende auseinander zu setzen, denkt der Burgherr nur an seine große Liebe Claire.

Genau die ist es, die ihn dazu bringt, auf das 'Angebot' von Randall einzugehen und dafür zu sorgen, dass seine Frau nicht von seinem Erzfeind geschändet wird und womöglich anschließend noch mit ihrem Leben bezahlen muss. Erinnert man sich an seine Erzählungen, wie viel Vergnügen der Hauptmann bei der Auspeitschung Jamies hatte und wie viel Erregung er dadurch erfuhr, seine sexuellen Vorlieben an dem Schotten auszuleben, dann weiß man einmal mehr, wie groß Jamies Liebe zu seiner Sassenach ist, wenn er sich bzw. sein Leben für das ihre gibt. Somit beweist Jamie wieder einmal, wie ernst ihm sein Gelübde ist, Claire mit seinem Blut und seinem Leben zu beschützen - sein Leben, das von Randall "gerettet" worden ist. Als "Rettung" kann man Randalls Handeln wahrlich nicht bezeichnen. Dafür hat man den Hauptmann schon zu oft in Aktion gesehen, die einen den Ekel regelrecht schmecken lassen. Umso rührender ist es eigentlich, dass Jamie sich aus Liebe zu Claire ihm zur Verfügung stellt und ihm sogar dankbar ist, dass Randall zu seinem Wort steht und Claire unbeschadet aus der Sache herausgekommen ist.

Das personifizierte Böse

Besser kann man Randall eigentlich nicht beschreiben. Nicht, nach dieser Episode! Auch wenn man schon durch die beinahe Vergewaltigung bei Claire oder Jenny gesehen hat, wie brutal und zugleich lüstern Randall sein kann, legte man jetzt noch eine Schippe obenauf und sorgt dafür, diesen Menschen einerseits zu hassen, aber anderseits auch seine Genialität bezüglich dessen anzuerkennen, wie selbstgefällig er sich gegenüber seinem Opfer gibt und dabei genau weiß, welch seelischen Schaden er bei ihm angerichtet hat. Genau dieses Verhalten zeigt ein überzeugender Tobias Menzies, der sich richtig in seine Rolle als Badass eingefunden hat und einmal mehr zeigt, wie unterschiedlich Randall und Frank durch diese Darstellung sind.

Der Unterschied liegt vor allem im Detail. Denn Randall weiß nicht nur, wie viel seelischen Schaden er Jamie erneut zufügt, er hat auch sichtlichen Spaß daran und weiß seit dem kürzlichen Vorfall in seinem Büro sehr genau, wie viel sich Claire und Jamie gegenseitig bedeuten. Doch nicht nur das nutzt er aus, sondern er ist sich auch im Klaren darüber, dass die Engländerin über die Vergangenheit von ihrem Mann Bescheid weiß. Schließlich bot sich das als Vorlage dafür an, dass auch Claire erfährt, welches 'Angebot' der Hauptmann gemacht hat und sorgte so dafür, dass sich die beiden für immer verabschieden müssen.

Jedoch ist er ein Mann, der seine Machtposition voll und ganz auskostet und daraus auch keinen Hehl macht. Das zeigt sich nicht nur darin, dass er seinen Untergebenen die Anweisungen gibt, keine Meldung zu machen. Schließlich würde genau das seinen Posten gefährden, wenn herauskommt, was er mit dem Gefangenen treibt. Auch seine Androhungen, Claire zu töten, macht deutlich, dass er auch vor Brutalität nicht zurückschreckt. Diese bekommt auch Jamie zu spüren und man bemerkt, wie sehr es Randall offenbar widerstrebt, dass sein Gefangener so widerstandsfähig ist. Umso schlimmer sind daher auch die Szenen, in denen er Jamie massiv körperlich verletzt und ihm nicht nur die Hand zertrümmert, sondern diese auch noch festnagelt.

Allerdings wandelt sich seine Brutalität, nachdem er dafür gesorgt hat, dass auf sein 'Angebot' eingegangen wurde. Seine Zufriedenheit zeigt sich vor allem in der Bewunderung seiner angeblichen Kunst an Jamies Rücken. Obwohl man es nicht sehen kann, weiß man doch, was Randall vorhat und ist sogar ein bisschen erleichtert darüber, es (noch) nicht mit ansehen zu müssen. Vorstellbar wäre vor allem, dass Randall Jamie jetzt noch mehr sein Verlangen spüren lässt, nachdem Claire ihm seinen Todestag genannt hat und er darüber sehr erstaunt gewesen ist.

Planung der Befreiung

In der letzten Episode hat Claire, gegen den Willen von Dougal, beschlossen, Jamie aus dem Gefängnis zu holen. Schön, dass man nicht länger als nötig auf die Folter gespannt wird und man einmal mehr beweist, wie einfallsreich dieser weibliche Charakter doch ist. Besonders deutlich wird dies bei ihrer Unterredung mit Sir Fletcher, bei der sie nicht nur ihren Mädchennamen, sondern auch ihre Herkunft verwendet, die sie zwar zunächst nicht ans gewünschte Ziel bringt, aber dafür sorgt, dass Fletcher sie sehr freundlich und zuvorkommend behandelt.

Auch wenn es vorhersehbar gewesen ist, dass es nicht einfach wird, an Jamies Verlies heranzukommen, empfindet man tiefes Mitgefühl für Claire, der es ziemlich an die Nieren geht, ihrem Mann selbst nicht helfen zu können und dann noch mitansehen zu müssen, wie die anderen Spaß haben und offenbar keinen weiteren Gedanken an die Rettung verschwenden. Doch gerade die Unbekümmert von Angus war es, die den Befreiungsplan heranreifen ließ. Sehr klug, zwei Gefängniswärter während eines Spiel über ihren Vorgesetzten auszuspionieren. Dazu kommt natürlich noch, dass Claire als Engländerin sicher einen gewissen Vorteil in Sachen Vertrauen hat. Ich glaube, sonst hätte man sie nicht alleine im Büro von Fletcher gelassen. Dass es dann doch zu einer handfesten Auseinandersetzung zwischen einer Wache und Murtagh kam, verschaffte Claire in meinen Augen eigentlich mehr Sicherheit.

Dass diese Sicherheit aber nicht von langer Dauer sein würde, war ebenfalls klar, wie die Tatsache, dass Randall Jamie nicht lange ohne Aufsicht lassen würde. Daher ist es auch nicht weiter verwunderlich, dass auch der zweite Rettungsversuch gescheitert ist, und man sich nach neuen Möglichkeiten umsieht. Sehr interessant fand ich auch, Murtagh ebenso daran beteiligt zu sehen. Meiner Ansicht nach verfestigt man somit noch einmal mehr die Erkenntnisse aus der letzten Episode, in der er Claire klar machte, für Jamie wie für einen Sohn zu empfinden.

Randnotiz

  • Neben der Darstellung von Tobias Menzies muss man auch die von Caitriona Balfe und die von Sam Heughan loben, der vor allem durch seine Mimik und Gestik gesprochen und überzeugt hat. Besonders der Zusammenbruch Claires, nachdem Jamies Hand festgenagelt wurde, setzte Caitriona Balfe wunderbar emotional um.

Fazit

Die Macher bewiesen mit dieser Folge wieder einmal, wie viel Herzblut sie in die Serie stecken und kreierten etwas Grandioses. In #1.15 Im Kerker sah man wie sich die Darsteller über die gesamte Staffel in ihre Rollen eingefügt haben und konnten vor allem durch emotionale Aspekte überzeugen. Ob das Finale das noch toppen kann, wird man dann sehen. Indes bleibt man durch Randalls Verhalten mit einem flauen Gefühl im Magen zurück.

Daniela S. - myFanbase

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