Bewertung

Review: #2.01 Reise ins Ungewisse

Das Warten hat ein Ende und "Outlander" meldet sich nach einer langen Pause mit Staffel 2 zurück. Gewohnt stark bot man dem Zuschauer eine gehörige Portion Emotionalität, die einmal mehr beweist, wie sehr die Liebe zwischen Jamie und Claire in den letzten Jahren gewachsen ist, so dass man tiefes Mitgefühl für die Krankenschwester empfindet, die in ihr altes Leben mit Frank zurückkehrt und einen Neuanfang mit ihrem anderen Ehemann wagt.

Zurück ins andere Leben

Nach den Geschehnissen im Staffelfinale der ersten Staffel war man als Zuschauer gespannt, wie es in der zweiten Staffel weitergehen würde. Anders als von den Buchkennern erwartet, entschied sich Ron Moore dazu, von der Buchvorlage etwas abzuweichen, und ich muss sagen, dass ich sehr froh über diese Entscheidung bin, da man meiner Meinung nach, viel emotionaler auf die Ereignisse in #2.01 Through a Glass, Darkly reagiert hat.

Es beginnt schon mit der Anfangsszene, in der man Claires Stimme hört, die vom Tod spricht. Von dem Moment an weiß man schon, dass etwas Schlimmes passiert sein muss. Etwas so Schlimmes, was die sonst so starke und robuste Claire dazu bringt, nicht mehr am Leben sein zu wollen. Der genaue Grund für diesen Wunsch wird uns Zuschauern recht schnell klar, auch ohne dass es große Erklärungen bedarf: Jamie ist weg. Sie ist alleine, befindet sich dort, wo alles vor einigen Jahren begonnen hat – am Craigh na Dun und ihr wird immer bewusster, dass es das Leben mit Jamie nicht mehr gibt. Dass seit den Anfängen einige Zeit vergangen ist, merkt man vor allem an der Darstellung von Caitriona Balfe, die sich meiner Meinung immer mehr in ihre Rolle einfindet bzw. eingefunden hat und alleine sehr überzeugend spielt, so dass es einem fast das Herz bei ihrem emotionalen Zusammenbruch zerreißt, der dafür sorgt, dass sie ins Krankenhaus eingeliefert wird, wo sie schließlich auf Frank trifft.

Das Aufeinandertreffen mit Frank bedeutet vor allem aber auch, dass Claire wieder in ihr anderes Leben zurückkehrt. Ein Leben, welches ihr mit der Zeit vollkommen fremd geworden ist, ebenso wie ihr Ehemann Frank. Anders als noch zu Beginn der ersten Staffel wirkt Frank nicht mehr so, als sei ihm seine Liebe zu Claire nicht bewusst genug. Hier muss man wieder einmal Tobias Menzies ein Lob für seine schauspielerische Leistung aussprechen. Franks Freude und Erleichterung darüber, seine Frau wieder bei sich zu wissen, erwärmt einem das Herz und man leidet nicht nur mit Claire mit, sondern auch mit ihm, weiß man doch, dass die kommende Zeit sehr schwer für beide werden könnte und es ein langer Weg sein wird, um vielleicht irgendwann einmal wieder zur Normalität zurückzukehren. Wie schwer dies für beide ist, wurde nicht nur durch die Zurückhaltung Claires deutlich, als sie in ihrem Ehemann Randall gesehen hat, sondern auch dadurch, dass Frank nicht weiß, wie er mit ihr umgehen soll.

Um dies zu ändern, fungieren die einzigen Menschen als Hilfe, die sich in die Eheleute hineinversetzen können: Reverend Wakefield und Mrs. Graham. Wenn wir uns an die erste Staffel zurückerinnern, war es der Reverend, der Frank von seinen Vorfahren berichtet hat und es war Mrs. Graham, die Claire ihre Zukunft mit Jamie vorausgesagt hat. Sie ist zunächst diejenige, die zwar Verständnis für die Trauer hat, ihr aber auch klar machen kann, ihrem Leben mit Frank eine (zweite) Chance zu geben. Dass Claire diesem Rat folgt, zeigt auch, dass sie mit Jamies Tod versucht zurecht zu kommen und ihr Wort, ihn loszulassen, zu halten.

Um aber auch wirklich ein neues Leben mit Frank in Boston beginnen zu können, sieht Claire auch ein, ihm nichts zu verheimlichen. Sehr emotional war dann die Offenbarung, ein Kind zu erwarten. Auch in diesen Szenen konnte man tiefes Mitgefühl mit den beiden empfinden, war es doch erst so, dass der Kinderwunsch der beiden erfolglos blieb. Zusammen mit Frank und ohne weitere Worte begriff man als Zuschauer, dass das Kind nicht nur von Jamie sein kann, sondern es auch bedeutet, dass Frank selber zeugungsunfähig ist. In meinen Augen war es zwar nicht allzu nötig, dass man durch Franks aufbrausende Reaktion, die einen bedrohlichen Moment für Claire schafft, darauf nochmals an Randalls abscheuliche Art erinnert, aber es hat auch wie in #1.08 Im Steinkreis gezeigt, wie verzweifelt er ist. Wie schon einmal in dieser Folge, wendet er sich Hilfe suchend an den Reverend und warum auch nicht? Schließlich weiß der ziemlich genau, wie es ist, nicht sein eigen Fleisch und Blut aufzuziehen. Doch es ist nicht nur der Reverend alleine, der Frank die Erkenntnis bringt, auch ein fremdes Kind lieben zu können. Einen Anteil daran leistete der kleine Roger, der zwar weiß, dass sein Onkel nicht sein Vater ist, diesen aber als solchen akzeptiert. Das erinnert mich an ein Sprichwort: "Blut schafft keine Familie, Liebe schon". Ich denke, genau daran wird sich nun Frank klammern und mit den Jahren vielleicht erkennen, wie viel Wahrheit darin steckt.

Ein neues Leben in Frankreich

Der Cliffhanger vom Staffel 1-Finale wird dann nach etwa zwei Drittel der Folge fortgesetzt. Obwohl wir als Zuschauer nichts von der Genesung Jamies innerhalb der Reise nach Frankreich mitbekommen, wird uns doch klar, dass sich der Schotte auf dem Weg der Besserung befindet und deutlich mehr Lebenswillen bei der Ankunft in Frankreich als noch bei der Abfahrt in Schottland zeigt. Das lässt darauf schließen, dass Jamie mit den Ereignissen rund um Randall besser zurechtkommt, auch wenn er noch immer von den Erinnerungen daran gequält wird, und sich mehr und mehr darauf konzentriert, zusammen mit Claire die Zukunft zu ändern und dabei sogar soweit geht, dass er seinem Cousin Jared seinen vernarbten Rücken zeigt. Wurde dies einst noch von Claire bei Dougals Pachteintreibungen verurteilt, dient es jetzt als eine Art Vorwärtskommen, um die Schlacht von Culloden zu vereiteln und damit den bevorstehenden Tod sämtlicher Schotten und das Auslöschen der Highlander-Kultur zu verhindern. Dass Jared die Narben vollkommen ausreichen, um Jamie Vertrauen entgegen zu bringen, zeigt auch, wie sehr die Engländer verachtet werden.

Das neue Leben in Frankreich basiert aber auch auf einem Netz aus Lügen, schließlich wissen nur Geillis und Jamie, dass Claire aus der Zukunft kommt und sie niemanden darüber in Kenntnis setzen können. Obwohl ich mir doch irgendwie gewünscht habe, Murtagh würde die Wahrheit erfahren, fand ich die Szene zwischen ihm, Claire und Jamie sehr schön. Es untermalt für mich einmal mehr, wie nahe sich Jamie und Murtagh stehen. In den Folgen #1.14 Die Suche wie auch #1.16 Erlösung konnte man sehr schön mitansehen, wie eng das Vertrauensverhältnis zwischen den beiden ist, welches Jamie jetzt zugutekommt und Murtagh einmal mehr sympathischer werden lässt.

Neue Feinde

In einem neuen Land gibt es natürlich auch neue Feinde, wobei es die vielleicht nicht geben würde, wäre Claire nicht so eigensinnig und starrköpfig vorgegangen. Durch ihr Einmischen in die Hafenangelegenheiten ist es nämlich im Prinzip ihre Schuld, dass sie nun mit dem Comte St. Germain einen Feind haben, der schon jetzt recht bedrohlich wirkt und sicherlich über kurz oder lang seine Bezahlung für die verbrannte Ladung einfordern wird. Ich denke, uns erwartet noch sehr viel Spannendes und zahlreiche Herausforderungen in Frankreich für Jamie und Claire. Nichtsdestotrotz ist davon auszugehen, dass die Liebe der beiden daran nur noch wachsen wird.

Randnotizen

  • Ist es nur mir aufgefallen, dass es im Vorspann nicht nur neue Bilder gibt, sondern die Melodie etwas langsamer und französischer klingt?
  • Wie auch schon in der ersten Staffel streute man auch diesmal hin und wieder ein paar humorvolle Dialogfetzen ein. Zum Beispiel, als Wakefield anmerkte, dass auch der Teufel seine Maßstäbe hat, oder als Jamie bemerkt, dass er nun ein Bett habe, welches nicht mehr schaukelt.
  • Sehr gut hat mir die Schnittstelle innerhalb der Zeiten gefallen, in der Claire ihre Hand Frank beim Verlassen des Flugzeugs reicht und man wenige Sekunden später sieht, dass sie sich mit Jamie in Frankreich befindet und ihm ebenfalls, allerdings beim Verlassen eines Schiffs, ihre Hand reicht. Eine ähnliche Symbolik kann man auch auf den DVDs der ersten Staffel erkennen.
  • Obwohl man den kleinen Roger schon zu Beginn der Serie gesehen hat, fiel mir erst in dieser Folge auf, wie süß der Kleine doch ist und ich hoffe einfach mal, dass man irgendwann nochmal etwas von ihm zu sehen bekommt.

Fazit

Sehr selten schafft es eine neue Staffel einer Serie gleich mit der ersten Folge so zu überzeugen, doch "Outlander" ist hier eine exzellente Ausnahme. Durch die Wiedervereinigung von Claire und Frank bot man den Zuschauern einiges an Emotionen, die einfach wunderbar von den beiden Hauptdarstellern in Szene gesetzt wurden und Mitgefühl erzeugen konnten. Ebenso gelang es Ron Moore einen überzeugenden Bogen nach Frankreich zu schlagen, bei denen die bisherigen Ereignisse schon jetzt neugierig auf die weiteren Erlebnisse machen.

Daniela S. - myFanbase

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