Bewertung

Review: #1.01 Der große Plan

Völlig unverspoilert an eine Serie ranzugehen, ist ein interessantes, wenn auch ungewohntes Gefühl für mich. Bisher hatte ich nicht das Bedürfnis, mich mit "Prison Break" zu beschäftigen, doch eigenartigerweise hat RTL es tatsächlich geschafft, mein Interesse dafür zu wecken.

Ich bin eigentlich kein Freund von On-Going-Produktionen – nicht weil ich das Konzept nicht mag, sondern weil es einfach eine Menge Zeit raubt, da man zu bestimmten Zeiten vor den Fernseher getrieben wird und der Tag somit für andere Unternehmungen eigentlich flach fällt, wenn man konsequent sein will. Sicherlich kann ich noch immer selbst über mich bestimmen, doch wer einmal eine Folge einer On-Going-Serie verpasst, der ist raus aus dem Plot und viele Handlungsstränge werden unverständlich. Und da man im deutschen Fernsehen zunehmend tendiert, mehr als eine Folge zu senden, wird der Tag unglaublich lang – schlecht für alle, die morgens früh aus den Federn mussten.

Fünf Jahre Freiheitsstrafe im Gefängnis deiner Wahl

Nun gut, im Frühjahr konnte ich bereits mit "24 - Twenty Four" das lange Wachbleiben trainieren und nun stürze ich mich also in ein Abenteuer, von dem ich nicht viel mehr weiß, als dass jemand sich einbuchten lässt, um seinen Bruder zu befreien, den er für unschuldig zum Tode verurteilt hält. Interessanter Ansatz, wobei mich bereits zu Beginn der Folge wundert, warum die Richterin Scofield fünf Jahre in ein Gefängnis SEINER WAHL steckt, wenn sie eigentlich vorher gewillt war, ihm eine Bewährungsstrafe aufzubrummen. Nun ist mir ja das amerikanische Recht fremd und es mag sein, dass man von Bewährungsstrafe (=Freiheitsstrafe < zwei Jahre) direkt auf fünf Jahre Bau kommt, wenn man eine Schusswaffe abfeuert.

Ideenklau?

Der Charakter Scofield kommt ziemlich geheimnisvoll beim Zuschauer an – er ist die meiste Zeit überlegt und fast schon ein wenig kühl. Stellenweise wirkt es so, als glaube er, er hätte jederzeit die Möglichkeit, einfach munter aus dem Gefängnis herauszuspazieren. Er scheint von seinem Plan vollends überzeugt, ich persönlich wäre bei so einem Vorhaben ja doch ein wenig skeptisch, da dieser Plan von ungeheuer vielen Dingen durchkreuzt werden kann. Doch Tim Robbins hat uns bereits bewiesen, dass man durchaus mit ein wenig Geduld aus einem Gefängnis fliehen kann, ohne viel Aufsehen zu machen. Leider hat Scofield hier nur knapp einen Monat Zeit, während Tim Robbins in "Die Verurteilten" knapp zehn Jahre für den perfekten Ausbruch hatte.

Apropos "Die Verurteilten" - als der Gefängnisdirektor doch tatsächlich angeboten hatte, Scofield könne ihm bei seinen Statikproblemen am ehelichen Taj Mahal behilflich sein, musste ich schmunzeln. Tim Robbins bekam ein ähnliches Angebot im besagten Film. Ideenklau? Nein, "Prison Break" ist immer für Überraschungen bereit, ebenso wie seine Charaktere.

Leichte Schwächen in der B-Note (Logikfehler)

Wo wir bei dem wären, was mich als angehender Apothekerin natürlich am meisten interessiert. Kann man Diabetes Typ 1 vortäuschen? Natürlich nicht, es sei denn man bedient sich alter chemischer Verbindungen wie PUGNAc. Diese ist tatsächlich ein "Insulinhemmer", allerdings wird er weder hier in Deutschland, noch irgendwo in den USA in Apotheken vertrieben. Kanada ist noch immer ein Bezugsort, doch ich frage mich, wie C-Note an so etwas herankommen will. Nun gut, das bleibt das Problem der Drehbuchautoren bzw. man braucht es uns ja nicht plausibel zu erklären, schließlich bekommen wir von der Außenwelt fast nichts mit.

Verschwörungen und Cliffhanger

Über Lincoln will ich mich bewusst zurück halten, da man eigentlich nicht viel über ihn erfährt. Er soll den Bruder der Vizepräsidentin umgebracht haben, doch beteuert noch immer seine Unschuld. Natürlich darf eine fiese und hinterhältige US-Behörde nicht fehlen und dieses Mal scheint der Secret Service gewaltig Dreck am Stecken zu haben. Von Beginn an wird klar, dass bei denen irgendetwas nicht stimmt und Lincoln anscheinend wirklich nur der Sündenbock ist. Was genau passierte, das bleibt unseren verschwörungstheoretisch-geschulten Köpfen zunächst erst einmal selbst überlassen. Und das ist auch gut so.

Die Serienmacher packen unheimlich viel in die erste Folge und obwohl vieles unerklärt oder unverständlich bleibt, so schafft man es dennoch, dem Zuschauer gerade soviel zu vermitteln, dass er nicht vollkommen planlos in die Röhre schaut. Der Cliffhanger am Ende der ersten Episode ist grandios, wobei ich es hasse, dass man immer an einer derartig spannenden Stelle ausblendet. Gott sei Dank ging es ja nahtlos in die zweite Folge über. Übrigens konnte ich beim besten Willen nicht erkennen, wie man in Scofields Tätowierung Baupläne entdecken soll.

Fazit

"Prison Break" ist durchaus interessant, da gerade so viel verraten wird, um den Zuschauer neugierig zu machen. Zwar fehlt es hier und da ein wenig an Logik, doch das tut dem Spaß keinen Abbruch. Definitiv eine Serie zum Weiterverfolgen!

Melanie Brandt - myFanbase

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