Review: #2.12 Verbindung abgebrochen
Zu Anfang der zweiten Staffel hatte ich das Gefühl, Wentworth Miller hätte viel weniger Platz, um Michael mehr Tiefe zu verleihen, mehr Nuancen seiner Persönlichkeit zu zeigen... aber weit gefehlt. Seit ein paar Folgen schreiben ihm die Autoren in jede Folge etwas hinein, das ihm die Möglichkeit bietet, seine Darstellung in der Vorherigen noch zu übertreffen.
I know this man!
Die Eröffnungsszene in der Wüste zeigt uns Michael, wie wir ihn noch nie gesehen haben! Er steht dort als erwachsener Mann zum ersten Male bewusst seinem Vater gegenüber und wird völlig zum panischen, verängstigten Kind. Sogar die Stimme klingt wie die von einem Jungen, als er schreit, dass er diesem Mann schon mal begegnet ist.
Er ist also als Kind misshandelt worden, sein Pflegevater hat ihn verprügelt und lange Zeit in eine dunkle Kammer eingesperrt, aus der er versucht hat, sich zu befreien. Diese Szene bildet einen Grundstein für die ganze Ausbruchsgeschichte an sich. Michael musste sich also schon in jüngsten Jahren Pläne ausdenken und sich Kleinigkeiten zu nutze machen, um überhaupt zu überleben oder zumindest bei Verstand zu bleiben. Dies ist meines Erachtens eine geniale weitere Komponente zu den Erklärungen der ersten Staffel, wie es in Michaels Psyche aussieht, und was ihn dazu verleitet hat, überhaupt auf diesen Ausbruchsplan zu kommen.
Für einen Moment bleibt unklar, ob es Aldo Burrows selber war, der Michael damals misshandelt hat oder ob es ein Pflegevater war, und es hat mich sehr berührt zu sehen, wie Linc und auch Sucre sich als Beschützer vor Michael aufgebaut haben, um Aldo solange von Michael fernzuhalten, bis sie die ganze Wahrheit gehört hatten. Michael hatte in #2.11 Bolshoi Booze von dem verblutenden Mann gesprochen, bei dessen Anblick er erleichtert gewesen ist. Nun wissen wir also, dass dies sein Pflegevater war. Und nachdem Michael Aldo nun die verständnislose Frage stellt: "How could you do this to another human being with your own hands?", wissen wir auch, dass es Aldo war, der seinen Sohn damals gerettet hat. Dass Michael über die Vorgehensweise seines Vaters so schockiert ist, passt wiederum zu der Feststellung Mahones in #2.10 Rendezvous, dass Michael nicht in der Lage wäre, selber zu töten.
Aber Michael bleibt nicht viel Zeit, sich mit seinem Vater auszusprechen. Mahone ist ihnen auf den Fersen und trifft Aldo tödlich. Wie Michael und Linc da am Grab sitzen, und Michael zum ersten Mal ausspricht, dass er sich fragt, ob all diese Leute wirklich sterben mussten, damit er Linc retten kann, ging mir sehr ans Herz! Solche Gespräche werden in Serien oft nicht dargestellt, daher habe ich mich über diese Szene besonders gefreut, denn nicht zuletzt stellt man sich als Zuschauer ja auch schon von Anfang an diese Moralfrage: Wieviele Leben sollen hier geopfert werden, um eines zu retten?
I'm sorry, this Administration isn't familiar with an Agent Kellerman.
Der einst eiskalte Kellerman hält sich die Ohren zu, um nicht hören zu müssen, wie Sara in der Wanne um ihr Leben kämpft. Ich liebe Paul Adelstein für diese Darstellung! Dass Sara dann allerdings Kellerman mit seinen eigenen Waffen schlägt und ihn mit dem glühend heißen Bügeleisen überwältigt und entkommen kann, gefällt mir natürlich noch viel besser. Die Frau hat einen eisernen Willen und ein enormes Durchhaltvermögen. Als sie sich später noch selber ihre Wunde ohne Betäubung näht, stand fest, sie ist für mich eine der stärksten weiblichen Nebenhauptrollen aller Serien, die ich kenne.
Nun hat Kellerman wirklich ein Problem. Bill Kim duldet kein menschliches Versagen, Kellerman wird aus allen Akten und Bildern eliminiert. Nun frage ich mich wirklich, ob er bald überhaupt noch eine andere Chance hat, als überzulaufen. Ich fänd eine solche Entwicklung großartig, aber wie die Autoren das hinbekommen sollen, dass im Fall der Fälle Sara und er auch nur irgendwas gemeinsam machen, ist mir schleierhaft.
I don't care if you boys were out here whoopin' it without your wives, or... going Brokeback.
Die Geschichte um Bellick hat recht viel Raum eingenommen, obwohl sie mich nicht wirklich überzeugen konnte. Die Polizistin verhört ihn zum Mord an Geary und verhaftet ihn schließlich aufgrund der Nachricht, die er auf Gearys Mobilbox gesprochen hat. Dabei kann die zeitliche Abfolge einfach nicht stimmen, die Polizei müsste feststellen können, dass dieser Anruf ganz genau in dem Moment aufgezeichnet wurde, als die Polizistin Bellick gerade vernommen hatte. Das Schönste an diesen Szenen war Wade Williams' Mimik, während er vom hilfsbereiten Unschuldslamm zum angewiderten Schoßhund mutierte, als die Polizistin mit ihrem "Brokeback Mountain"-Kommentar für ein fragwürdiges Kopfkino sorgte.
Randnotizen
Unter Randnotizen fällt bei mir in dieser Folge nur die tragische Entwicklung rund um die Familie Franklin. Rockmond Dunbar berührt mich zutiefst, wie er als so großer starker Mann, soviel Liebe und Herzschmerz in seinen Gesichtsausdruck legen kann. Seine Geschichte ist einfach wirklich furchtbar ungerecht. Er schafft es, seine Familie an einen idyllischen Ort zu bringen, und alles könnte perfekt sein, wäre da nicht die Tatsache, dass seine Tochter sterbenskrank ist und Medikamente braucht. Er muss mitansehen, wie seine Frau seinetwegen vor seinen Augen vor der Apotheke abgeführt wird, und er kann absolut nichts dagegen tun. Obwohl diese Szenen ganz ganz ergreifend sind, überspringe ich sie meist, wenn ich die Folge wiederholt anschaue, weil sie die Spannung der Folge unterbrechen.
Fazit - Today is the day we stop running
Mit dieser Folge endet also die Flucht. Michael und Linc wollen nicht weiter tatenlos zusehen, wie die Company ihr Leben und das vieler anderer zerstört. Von ihrem Vater haben sie erfahren, dass sie sich mit Sara zusammentun müssen. Ich bin gespannt! Nach einer solch fast perfekten Folge – Abstriche nur wegen der Ungereimtheiten bei der Verhaftung Bellicks - bin ich bester Hoffnung für eine tolle zweite Staffelhälfte. Der Cliffhanger, dass Mahone die Brüder stellt, ist grausam genug!
Nicole Oebel - myFanbase
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Informationen zur Episode
Englischer Titel: DisconnectErstausstrahlung (US): 20.11.2006
Erstausstrahlung (DE): 27.12.2007
Regie: Karen Gaviola
Drehbuch: Nick Santora & Karyn Usher
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