Bewertung

Review: #3.01 Nichts geschieht ohne Absicht

Foto: William Fichtner, Prison Break - Copyright: Twentieth Century Fox Home Entertainment
William Fichtner, Prison Break
© Twentieth Century Fox Home Entertainment

Ich muss ehrlich sagen, dass ich dieser Episode mit gemischten Gefühlen gegenüber stand. Der Cliffhanger im Finale der zweiten Staffel war grandios und lud zu extrem vielen Spekulationen ein, an denen ich mich natürlich immer gerne beteiligt hatte. Jedoch war auch einfach die Befürchtung dabei, dass sich alles nun wieder wiederholen würde, wir wieder eine Staffel lang einen Gefängnisausbruch zusehen müssen, der immer wieder fehlschlägt und am Ende doch gelingt. Außerdem machte mir die aktuelle Diskussion darum, ob Sarah Wayne Callies aussteigt oder nicht, auch ein wenig Kopfzerbrechen, da sie doch eine Schlüsselfigur ist. Doch um es schon mal vorweg zu nehmen: Ich war begeistert!

Welcome to Sona - What's in, never comes out, unless it's dead

Da haben wir ihn nun – unseren vorerst neuen Schauplatz von "Prison Break". Ich sage bewusst vorerst, da Michael ja nun, wie wir wissen nur eine Woche Zeit hat, um aus dem Gefängnis auszubrechen. Eine Woche? Sehr knapp bemessen für einen Gefängnisausbruch aus einem Gebäude, dass Michael nicht kennt. Wenn man bedenkt, dass er an dem Ausbruch aus Fox River mehrere Monate lang hart gearbeitet hat und alle Eventualitäten bedacht hat und deswegen auch Ausweichpläne erstellt hat, erscheint eine Woche völlig utopisch und lächerlich zugleich. Sona ist zwar nicht im mindesten mit Fox River zu vergleichen, doch auch nicht wesentlich leichter zu "überlisten", denn wie wir sehen konnten, zögern die Wärter nicht eine Sekunde und schießen einfach drauf los und gleichzeitig vergewissern sie sich bei den Toten noch mal genau, dass sie auch wirklich tot sind. Positiver Aspekt ist auf jeden Fall, dass Michael Mahone nun an seiner Seite hat und dadurch schnell einen guten Plan auf die Beine stellen könnte, aber dazu später mehr. Warum ich die Tatsache, dass wir hier von einer Woche reden gut finde, ist der einfache Grund, dass sich dadurch eine Wiederholung (eigentlich) ausschließen sollte, denn wir werden (meiner Meinung nach) spätestens nach der Hälfte der Staffel einen Ausbruch sehen und uns dann an anderen Schauplätzen aufhalten.

Sona selbst ist ekelig, abstoßend, brutal und mehr als interessant. Wie weit muss es kommen, dass sich Wärter aus dem Gefängnisalltag raushalten und alles die Gefangenen regeln lassen? Was müssen für Menschen in dem Gefängnis sein, dass sich niemand mehr hineintraut und sogar die Besucher auf sich selbst gestellt sind?

Nun gut wir haben einen kleinen Einblick bekommen. Es gibt keine Gangs, wie es in Fox River der Fall war, sondern es gibt einen Boss und der Rest muss sich unterordnen. Ja, ja, das kennt man: Ein Alphatier scharrt alle um sich und um immer wieder zu zeigen, dass er auch wirklich das Alphamännchen ist, organisiert er Kämpfe, um alle bei Laune zu halten und seine eigene Macht noch einmal zu demonstrieren.

Auf jeden Fall war es eine verdammt gute Wahl ein solches Gefängnis zu wählen, dass sich so vollkommen von Fox River unterscheidet und doch einige Parallelen aufweist. Ich denke die Autoren haben hier einen wirklich guten Job geleistet, da man sich einfach nicht vorkommt, als würde man die Wiederholung von etwas sehen, sondern etwas Neues, etwas Anderes, etwas Interessantes.

M&M = Das Superhirn

Gibt es eigentlich eine Shipper-Bezeichnung für Michael und Mahone? Nicht das ich die beiden als Paar sehen wollen würde, aber als Gespann, als Team, sind die beiden einfach unschlagbar. Schon in der zweiten Staffel habe ich mir nach fast jeder einzelnen Episode immer wieder gedacht, wie dankbar ich dafür bin, dass William Fichtner zum Cast dazu gestoßen ist. Er spielt großartig und jede Szene, die er gemeinsam mit Wentworth Miller hatte, war einfach grandios, da die beiden einfach eine großartige Chemie beim Zusammenspiel haben.

Gefallen hat mir auf jeden Fall, dass wir sofort gesehen haben, dass Alex mit Michael zusammen arbeiten will. Um jeden Preis will er aus dem Gefängnis raus und er weiß genau, dass Michael seine Chance sein könnte. Ich denke die beiden sind, was ihre Intelligenz angeht, auf absolut der gleichen Ebene und somit hoffe ich inständig, dass wir eine Zusammenarbeit von den beiden sehen werden und sich diese beiden Genies einen Plan ausdenken, mit dem sie fliehen können.

Doch auch wenn wir in dieser Episode schon den Grundstein gelegt bekommen haben, der eine Zusammenarbeit einläutete, so blieben sich die Charaktere dennoch treu. Michael schlug nicht sofort ein und machte Alex zu seinem neuen besten Freund, sondern er blieb zurückhaltend und vorsichtig. Er weiß, was Alex ihm angetan hat und wird da sicherlich nicht einfach so drüber hinweg sehen können. Genauso wenig wird Alex vergessen, dass es Michael war, der ihn das Boot voller Drogen gepackt hat und Alex somit einen sicheren Platz in Sona verschafft hat. Doch Michael weiß auch, dass Alex in manchen Dingen mehr Erfahrung hat und nahm somit seinen Hinweis, wie er kämpfen sollte dankbar an.

Mein Highlight war in dieser Episode auf jeden Fall, als Alex in den Kampf zwischen Michael und dem anderen Häftling eingriff. Sein Motiv war sicherlich nicht uneigennützig und nur darauf bedacht Michael zu retten oder, wie er es so schön formulierte, die Gefängnisregeln zu wahren, sondern vielmehr, um Michael zu beweisen, dass er nützlich ist, sich einsetzt und die beiden verschwinden sollten. Ich hoffe dadurch und durch die Tatsache, dass die Dringlichkeit nun da ist, werden die beiden nun ihre Köpfe zusammenstecken und da raus kommen.

Ich würde mich freuen, wenn die beiden sich außerhalb von Sona auch noch weiterhin zusammen tun würden und Alex vielleicht sogar dabei helfen würde das alles auf zuklären, aber das wird sich erst noch zeigen.

Alte Bekannte und neue Gesichter

Den Preis für den beeindruckensten Darsteller in dieser Episode bekommt definitiv Wade Williams von mir. In den ersten beiden Staffeln haben wir meiner Meinung nach den gleichen Bellick gesehen. Ein fieser Typ, der jedoch eigentlich ein Muttersöhnchen ist und im Gefängnis mal richtig einen auf dicke Hose machen kann und seine Macht ausspielt. Ja das typische Bild eines Wächters, der völlig ausrastet, wenn man ihm ein wenig Macht gibt. Nun sehen wir allerdings einen völlig anderen Menschen. Nichts ist mehr von seiner Arroganz zu sehen, die er bis zum Ende der zweiten Staffel noch hatte, kein Stolz, keine Willensstärke, nichts. Wir haben es hier vielmehr mit einem gebrochenen Mann zu tun, der unschuldig im Gefängnis sitzt und sofort aufgefallen ist und nun darunter leidet. Wade Williams hat es wunderbar hinbekommen Bellick bemitleidenswert und abstoßend zu gleich darzustellen, so dass man sich nie wirklich sicher sein kann, wie man eigentlich zu ihm steht.

Doch bei dem Blick, den er hatte, als er sah, wie der Mann erschossen wurde, der sein einziger "Vertrauter" zu sein schien, bekam ich auf jeden Fall Mitleid. Alles Schreckliche was er getan hat, rechtfertigt immer noch nicht, dass er nun so behandelt wird, immerhin hat er hauptsächlich immer nur seinen Job getan.

Davon abgesehen könnte Bellick aber noch entscheidend werden und sich somit ein Ticket beim Ausbruch sichern, denn er scheint die Verbindung zu Whistler zu sein, wenn man davon ausgeht, dass dieser derjenige ist, der hinter der Mauer saß.

Als nächstes haben wir da natürlich auch wieder unseren – öhm – geliebten T-Bag. Meine Güte dieser Typ wird sich nie ändern und von Mal zu Mal abstoßender und unsympathischer. Aber gut, er weiß wie der Hase läuft: Such dir den Stärksten aus, vermittle ihm, dass du ein schwacher Mensch bist und schleime dich so gut ein, wie es nur geht. Somit hat sich T-Bag einen Platz in der ersten Riege im Gefängnis gesichert und vielleicht auch sein Ticket beim Ausbruch.

Neu dabei sind zum einen Whistler, von dem wir noch nicht wirklich viel gesehen haben, der allerdings vorerst der Schlüssel zu allem scheint. Seine Frau, die täglich vor den Gefängnismauern zu warten scheint und sich über jede Nachricht von ihm freut und natürlich der wichtigste Mann im Gefängnis. Alle drei Charaktere wurden meiner Meinung nach interessant eingeführt. Man hat ein Bild von ihnen und ist neugierig geworden. Die Einführung neuer Hauptdarsteller ist immer eine schwierige Sache, da man sich oftmals die alten Charaktere zurück wünscht. Ich muss jedoch sagen, dass mir keiner der alten Charaktere wirklich gefehlt hat. Von LJ und Sara haben wir etwas gehört bzw. gesehen und Sucre passte meiner Meinung nach einfach noch nicht in die Episode (zumindest hat uns der Vorspann verraten, dass er überlebt hat und nach den Ereignissen im Finale gerettet werden konnte). Ich denke er wird auf den Plan kommen, wenn der Ausbruch Formen annimmt.

LJ, der Grund für den Ausbruch

In der ersten Staffel ging es immer wieder darum, wie weit ein Bruder gehen würde, den anderen vor dem sicheren Tod zu retten. Michael hat dafür alles geopfert – Lincoln tut das nicht. Viele mögen diese Tatsache vielleicht an dem Charakter von Lincoln kritisieren, dass er nicht den gleichen Einsatz zeigt, wie Michael es getan hat. Ich tue das nicht. Zum einen ist ganz klar, dass Lincoln nicht die Möglichkeiten hat, die Michael besitzt und zum anderen ist auch (noch) keine Dringlichkeit da, um Michael zu befreien. Er sitzt nicht schon quasi auf dem elektrischen Stuhl, sondern "nur" im Gefängnis. Den legalen Weg zu wählen ist für mich eine logische Konsequenz aus allen Möglichkeiten, die Lincoln zur Verfügung stehen. Und wir können auf jeden Fall sehen, dass Lincoln alles in seiner Macht stehende tut, um Michael zu helfen.

Durch die logische Konsequenz, dass Michael und Lincoln nicht einen erneuten Ausbruch planen, musste natürlich eine andere Situation geschaffen werden, die die Tatsache herbeiführt, dass es zu einem Ausbruch kommt. Hier haben sich die Autoren entschieden LJ und Sara als Köder zu benutzen. Bei der aktuellen Situation um Sarah Wayne Callies fürchte ich nun natürlich, dass sie diejenige sein wird, die dieses Szenario nicht überlebt, aber wir werden sehen.

Die Entscheidung die beiden zu nehmen war meiner Meinung nach nahe liegend, einfach und doch gut gelöst. So haben wir gleich LJ (und Sara) im Handlungsstrang integriert und man muss nicht noch einen Weg finden, LJ nach Panama zu holen, und gleichzeitig ist wieder die alte Dynamik der ersten Staffel hergestellt worden, da es erneut darum geht einen geliebten Menschen von Michael und Lincoln zu retten.

Außerdem wurde uns ein Grund geliefert, warum Michael in Sona ist: Er soll Whistler befreien – wieder eine Handlung die geschaffen wurde und meiner Meinung nach einiges an Spannung bietet.

Fazit

Der Staffelauftakt konnte mich voll und ganz überzeugen. Einige Schwächen sind natürlich da, aber das ist meiner Meinung nach völlig normal bei einer Episode, die eine vollkommen neue Handlung mit einer alten verknüpfen muss, ohne sich dabei zu wiederholen. Ich bin froh, dass die dritte Staffel scheinbar sehr interessant werden kann und die Autoren sich etwas einfallen lassen haben, was gleichzeitig völlig neu und doch sehr vertraut erscheint.

Annika Leichner - myFanbase

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