Bewertung

Review: #4.13 Wer verkauft hier was und wen?

Mit ständigem Wechsel der Voraussetzungen versucht diese Episode den Übergang zum zweiten Abschnitt der Staffel zu schaffen. Self muss dabei feststellen, dass auch er Michael offenbar unterschätzt hat.

Eigene Vorstellungen

Nachdem in der letzten Woche die Katze aus dem Sack war, der General Scylla verloren hat, Gretchen T-Bag töten wollte und Self letztlich alle hereingelegt hat, kämpfen die einzelnen Grüppchen nun um ihre Stellungen in diesem Kleinkrieg. So richtig leicht ist es da im Moment für niemanden. Gretchen ist mächtig sauer, dass ihr Plan nicht aufgegangen ist und will sich mit Michael und Co. verbünden, weil sie in Self nun den gleichen Gegner haben, doch dieser hat eigene Ziele, für die er Gretchen braucht, was deren Schwester und Tochter ins Spiel bringt. T-Bag will einfach weiterhin nur überleben und macht das, was Self ihm gebietet, zumal ihm auch wieder das große Geld winkt. Das ist auf der einen Seite zwar konsequent, langsam aber auch langweilig. So sucht sich jeder seinen Platz in der neuen Situation, die möglichst viel versprechend ist. Doch die vielen verschiedenen Interessen wechseln die Konstellationen ständig, was viel Schwung in diese Episode bringt. Manchmal ist ein hohes Tempo aber auch unförderlich. Es war gar nicht mehr so einfach, den Überblick zu behalten, weil im Minutentakt bedroht wurde.

Am schwerstes weil am überraschendsten ist diese Phase für den General, der gleich wieder zu extremen Mitteln greift und seinen besorgten Berater rigoros ruhig stellt, bevor sich auch nur im Ansatz eine Art Revolte ergeben könnte. Der kaltblütige Schuss passt aber sehr gut zum Führungsstil des Generals und macht auch seine große Anspannung deutlich. Hier ist wirklich etwas vor sich gegangen, was mehr als den schlimmsten anzunehmenden Zustand darstellt. Der General fühlt sich nicht nur angegriffen sonder in erster Linie angreifbar, sodass er dies mit sinnloser Gewalt zu überspielen versucht. Lisa ist natürlich entsetzt, stellt sie jetzt erst fest, wie resolut in der Company gearbeitet wird. Warum dies überhaupt thematisiert wurde, ist noch nicht ganz klar. Allerdings ist zu hoffen, dass Lisa nicht anfängt, ein Gewissen zu bekommen und zu einer unerwarteten Hilfe wird. Das wäre zu einfach.

In Bedrängnis

Schon am Ziel ihrer Träume glaubten sich Michael und die anderen, doch auch sie haben nicht im Ansatz daran gedacht, dass Self von Anfang an ein abgekartetes Spiel getrieben hat. Michaels Krankheit ist eigentlich auch immer noch akut und allgegenwärtig, aber außer Sara nimmt das überhaupt keiner war. Da es Michael auch nicht wirklich schlecht ging in dieser Episode, bleibt Sara auch nur nerviges Wiederholen ihrer drei verschiedenen "Du brauchst einen Arzt/eine OP, du musst ins Krankenhaus" - Sätze übrig. Nur stehen ihre Aussagen immer wieder im Raum, weil Michael einfach nicht ordentlich zusammen brechen will. Da hilft nicht mal ein kräfteraubender und von Sara streng verbotener Sprint zur Flucht vor der Polizei etwas. Wann ist man dieses leidige Thema endlich los?

Doch jetzt ist wieder etwas anderes wichtiger. Die Company soll weiterhin gestürzt und die Freiheit erarbeitet werden. Günstig wäre es dabei natürlich, wenn man Self dann auch noch eins überbraten kann. Vor dem Heimatschutz stellte Self erstmal alles so dar, als wären Scofield und Co. die brutalen Verbrecher, die nun gejagt werden müssten. Unsere Fab Five sind in arger Not, aber wie immer nicht handlungsunfähig. Selbst der erzwungene Verrat durch Gretchen kann sie nicht zurück werfen. Lincoln wird zwar gefangen genommen, hat aber keine so großen Probleme, Selfs Machenschaften aufzudecken und seine Gegner zu überzeugen. Schwupps kommt schon der nächste Deal ins Haus geflattert. Wie praktisch. Schon wieder ändern sich die Vorzeichen, doch Michael ahnt wie immer schon vorher, dass das nicht so glatt laufen wird. Er stellt sich, will Sara und Sucre aber in Sicherheit sehen. Nachdem die Details der Verhandlungen besprochen wurden, hat Herb Stanton dann aber auch wieder eine prima Idee, um seine Karrierevorstellungen nicht in Gefahr zu bringen. Das Hin und Her nimmt seinen Lauf, als der eingeschleuste Mann der Company aktiv wird. Danach geht alles ganz schnell und die unwichtigen Nebenrollen sind alle plötzlich tot. Einzig der Senator kann sich noch mal rausreden und dann war es das auch schon. Gebracht hat es irgendwie gar nichts, außer ein bisschen Spannung und ein paar Charaktere weniger. Schnelligkeit und aufgesetzte Komplexität bedeuten aber noch lange nicht, dass man es hier mit einer guten Storyline zu tun hat.

Wie soll es also weiter gehen? Ach stimmt. Michael war doch wieder cleverer als alle anderen und hat noch ein Ass im Ärmel. Er hat ein kleines Detail aus Scylla entfernt. Dieses ist zufälligerweise auch das entscheidende Stück, damit das Ding überhaupt funktioniert. Self hat also ein Problem, weil er seinen neuen Feind nun doch noch mal braucht. Haha!

Millionendeal

Ein paar Worte muss ich noch über Self verlieren, der sich in den letzten zwei Episoden zu einer Figur entwickelt hat, die man weder symphatisch findet noch in seinen Motiven nachvollziehen kann. T-Bag versucht es im Auto kurz, ein Warum aus Self herauszukitzeln. Doch weder er noch der Zuschauer bekommt irgendeine Antwort. Nehmen wir an, es geht ihm einfach nur ums Geld. Dann kann man seine grundsätzlichen Handlungen durchaus nachvollziehen, seine Kaltblütigkeit aber kann ich ihm nicht abnehmen. Das macht alles überhaupt keinen Sinn. Er knallt Miriam brutal ab, hat kein Problem, T-Bag zu befehlen, Gretchens Schwester zu ermorden, und hat keinerlei Mitleid mit irgendwem sonst, der ihm so unglaublich geholfen hat. Bei den Summen, die hier im Spiel sind, hätte man doch locker auch gemeinsame Sache machen können. Es muss also noch mehr hinter Selfs Absichten stecken. Der jetzige Eindruck und die Erfahrung bisher legen es allerdings nahe, dass auch diese Entwicklung einfach nur eine fixe, nicht gut durchdachte Idee ist, welche die letzten Zuschauer noch durch simple kreierte Spannung unterhalten soll. Es ist also weiterhin kaum Besserung in Sicht.

Fazit

Insgesamt gesehen war es eine ordentliche Episode für die niedrige Messlatte, die man bei "Prison Break" anzulegen hat. Obwohl durchaus Potenzial für gute Storylines vorhanden ist, wird in jeder Szene der Schwerpunkt immer auf Spannung, plötzliche Änderungen und plumpe Überraschungen gelegt, sodass man mögliche Qualität immer wieder im Keime erstickt.

Emil Groth - myFanbase

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