Bewertung

Review: #4.14 Angebote des Feindes

Foto: Wentworth Miller, Prison Break - Copyright: Twentieth Century Fox Home Entertainment
Wentworth Miller, Prison Break
© Twentieth Century Fox Home Entertainment

Wieder haben wir eine Episode überstanden und somit auf dem Weg in Richtung Serienende hinter uns gebracht. Scylla steht noch immer im Mittelpunkt und die Verhältnisse ändern sich im Minutentakt.

Wie ein Wüterich

Self will unbedingt richtig abkassieren und versucht daher, Michael das kleine Teil von Scylla abzuluchsen. Dies will er zunächst mit purer Gewalt durchsetzen. Ohne Nachzudenken schießt er wild um sich. Allein schon die Tatsache, dass er alleine die vier bis fünf Leute auf dem riesigen Gelände zu überwältigen versucht, grenzt an vollkommene Idiotie. Da geschieht es ihm natürlich nur recht, dass Linc ihn überwältigt. In Bedrängnis versucht Self dann wieder den lieben Mann zu spielen, dem alles Leid tut. Man könne doch einfach zusammen abkassieren. Die Company werde schon irgendwie vernichtet werden. Self ist aber auch so was von schlecht gezeichnet, der hätte sich bei den Flop-Charakteren in der US-Season- Rückblickskolumne auch sehr wohl gefühlt. Ich nehme ihm nichts mehr ab. Jedes Satz, den er spricht, ist pure Verschwendung. Sein Verhalten macht kaum Sinn. Die Begründung, dass sein aufopferungsvoller Einsatz für dieses Land kaum etwas für ihn eingebracht hätte, ist für mich noch lange keine Erklärung für seine Kaltblütigkeit, die er plötzlich an den Tag legt. Nachdem Gretchen ihn befreit hat, geht es genauso sinnfrei weiter. Er hat keine Hemmungen, Gretchens Tochter oder die Schwester hinrichten zu lassen und den Kontaktmann knallt er auch einfach ab, wobei man hier wenigstens die Angst um sein eigenes Leben hinzuziehen könnte. Self selbst schiebt es aufs Geld. Wozu braucht er eigentlich so viel? Von Woche zu Woche wird Scylla mehr wert. Self muss nicht alle abknallen. Selbst wenn er nur zehn Prozent zum Schluss abbekommt, hat er mehr als für den Rest seines Lebens nötig. Das macht alles also keinen Sinn und ist daher nur mäßig spannend.

Rückschlag

Michael lässt sich Selfs Verhalten nicht gefallen und auch Saras Drohungen, dass es ihm immer schlechter gehe (was man als Zuschauer nicht merkt), lassen ihn kalt. Michael hat wieder ein Ziel und geht das knallhart an. Sucre versteckt sich im riesigen Kofferraum und weiß nun, wo Self mit Scylla ist. Relativ clever überraschen Michael und Co. Gretchen und Self und ergattern Scylla. Dass im Duell Gretchen vs. Sucre zumindest mal bedacht wird, dass dieser eine Schusswunde hat und dort angreifbar ist, muss ein wahnsinniger Geistesblitz der Autoren gewesen sein, für den man ihnen heute noch auf die Schulter klopfen sollte. Schade, dass es nur so selten geblitzt hat.

Michael hat Scylla nun endlich, doch endlich und vollkommen vorhersehbar überkommt ihm nun seine Krankheit. Natürlich. Ein doppelter Rückschlag für Michael. Er verliert Scylla, denn Self hat man genialer Technik jetzt auch das fehlende Teil. Zudem nimmt ihn die Company gefangen. Diese letzte Szene ist immerhin interessant, weil sie nach dem vielen Hin und Her nun eine wirkliche Entwicklung zur Folge hat. Leider ist auch das alles sehr vorhersehbar gewesen. Linc hatte schon vorher besorgt geäußert, dass Michael sein Leben nicht für all das opfern solle. Dieser hatte sicherheitshalber weit ausgeholt, an den Anfang der Serie erinnert (wie schön damals noch alles war) und erklärt, er würde nichts bereuen. Wenigstens einer. Ich bereue seit zwei Staffeln. Naja. Entsprechend macht sich Lincoln nun zur Company auf. Die können Michael selbstverständlich mit ihrer innovativen Technik retten, aber Linc muss jetzt Scylla für die Company besorgen. Das ist sogar logisch, auch wenn jetzt irgendwie wieder alles von vorn losgeht. Bleibt die Frage, was in der Akte steht. Hoffentlich nicht wieder eine Überraschung, die sich auf dem kreativen Niveau der Autorenideen der Staffel befindet. Das wäre kaum zu ertragen.

Ein kleinerer Rückschlag war der ganze Abschnitt dann auch für Mahone, der absolut passiv mit seinen ehemaligen Kollegen alle Möglichkeiten des Vertrauens und Misstrauens durchspielte. Das war ziemlich langweilig und konnte von William Fichtner auch nicht gerettet werden. Mal schauen, was aus ihm wird. Wenn er Glück hat, war das sein letzter Arbeitstag am Set, aber man wird den besten Mann nicht so unspektakulär aus der Serie schreiben. Für Lisa war das einfacher. Sie hat einfach gekündigt, weil sie jetzt erkannt hat, wie gemein die Company und ihr Vater sind. Dieser ist enttäuscht und verabschiedet sie mit den Worten: "Ich wollte immer einen Sohn." Über diesen trockenen Kommentar konnte man sich amüsieren, auch wenn mir dieser Part völlig egal ist.

Freiheitsspende

Bleibt noch ein Schwerpunkt dieser Episode, der leider ebenso wenig überzeugen konnte. T-Bag passt fleißig auf Gretchens Familie auf, als plötzlich ein Priester vorbei kommt. Statt einfach nicht zu öffnen, erweitert er seine Situation um ein Problem. An der Tür steht ein Priester, der gerade Spenden sammelt. Und zwar nur noch heute. Morgen braucht Gott nämlich kein Geld mehr. Das war Theodore aber nicht seltsam genug. Ein Ring bringt ihn eher zum Stutzen. Also greift er sich den armen Priester. Er müsse von der Company sein. Trotz aller Einwände von Gretchens Schwester und dem Mann selbst will T-Bag nichts weiter hören und ihn letztlich sogar auf Selfs Befehl töten. Und dann fangen die Autoren plötzlich an, hier eine hochemotionale Angelegenheit draus zu machen. Das hätte auch beinahe funktioniert. Irgendwie war es zwar etwas albern, dass T-Bag sich nach drei Tagen voller Angst am Schreibtisch von Cole Pfeiffer nun schon so gut mit ihm identifizieren kann, dass er sein altes Ich ablegen will, aber da fehlt vielleicht auch generell eine Emphatie für diesen Menschen. Der religiöse Bezug zu seiner Vergangenheit machte dann Sinn und ich war richtig gespannt, ob er den Priester nun erschießt oder seinem Flehen nachgibt. Dieser hatte gute Begründungen, eine echte Angst und ein Bibelwissen, dass mich überzeugt hat, dass es wirklich ein Priester ist. T-Bag ist auch überzeugt und befreit ihn. Hier hätte der Part zu Ende sein dürfen. Doch leider müssen die Autoren doch wieder etwas Spannung reinbringen und der Priester ist doch von der Company. Blödsinn und wirklich schade. Das hat der Storyline den Zahn gezogen.

Fazit

Nimmt man nur die reinen Tatsachen am Ende, könnte man fast denken, dass es eine gute Episode gewesen sein könnte. Weiß man allerdings um das Wie und Warum, muss man sich doch fragen, weshalb man sich das noch antut.

Emil Groth - myFanbase

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