Review: #4.20 Wieder in den Schlagzeilen

Auch kurz vor der Zielgeraden fällt den Autoren nichts Anderes ein als sich mit dem Spannungsbogen im Kreis zu drehen und zu hoffen, dass der kritische Zuschauer längst abgeschaltet hat, um wesentliche Punkte der Story zu hinterfragen.

Auf der Flucht

Christina hat alles so inszeniert, dass Lincoln und Michael als Täter für den Mord in Frage kommen. Somit sind sie jetzt wieder in aller Munde und werden von allen Seiten eingekesselt. Die Flucht führt sie in den 16. Stock, wo zum Glück gerade ein Bediensteter beim Putzen Reißaus genommen hat. Man stelle sich vor, sie wären schon ein Stockwerk früher ausgestiegen. Ohne den Putzwagen wären Michael und Lincoln chancenlos gewesen. So hat Michael aber schnell eine kleine Bombe gebastelt, schon wieder. Langsam wird es langweilig. Der Einsatzleiter schickt dann glücklicherweise auch nur zwei von seinen geschätzten 150 Männern in den Gang, wo sich Lincoln und Michael ziemlich sicher aufhalten, sodass diese kein Problem haben, zu fliehen. In drei Sekunden ziehen sie die Sachen der Angreifer an und tarnen sich so geschickt an dem Rest der Meute vorbei. Nur der Chef wird misstrauisch und geht alleine (!) den beiden hinterher. Dieser zweite große Fehler wird direkt mit dem Tode bestraft. Immerhin etwas. Der General hat einen Mann geschickt, um Lincoln und Michael zu holen, der es offenbar genauso einfach hatte, wie Don Self, der zwar entdeckt wird, aber ganz überraschenderweise im Kampf von einem Messer Gebrauch macht. Immerhin gibt es auch in der Serie noch Menschen, die ein paar Fakten hinterfragen. Die schnelle Bereinigung des Problems hat aber auch nur für gekünstelte Spannung gesorgt.

Zwangsvollstreckung

Der General ist weiterhin sehr unzufrieden, weil Lincoln keine guten Ergebnisse präsentieren kann. Deshalb macht er jetzt mal ernst, damit klar wird, dass seine Drohungen keine leeren Versprechungen sind. Nicht, dass man das nicht längst wüsste, immerhin sind in der Serie schon zahlreiche Angehörige gestorben. Aber irgendwie war er auch gezwungen, mal wieder jemanden ermorden zu lassen. Es ist auch für das Ego gut, wenn man handlungsfähig bleibt. Krantz legt drei Zettel flach übereinander in eine Schüssel und zieht "zufällig" einen. Kein Falten, kein Mischen. Dann hätte er es auch gleich bestimmen können. Dass es Selfs kranke Frau trifft, war natürlich hässlich. Es hat aber nur dafür gesorgt, dass man etwas mehr über Self erfährt, der offenbar selbst für den Zustand seiner Frau Schuld trägt. Mitleid fällt unterdessen enorm schwer, weil Self dafür viel zu unsympathisch ist. Es ist also das geringste Übel gewesen, das keine Auswirkungen auf den weiteren Verlauf hat und auch nur geringfügig berührte. Das war zu unüberraschend. Self überlebt dann natürlich irgendwie. Mit dem verletzten Bein kann er aber eh nicht mehr viel anrichten.

Voll nach Plan

Christina freut sich, wie perfekt doch alles funktioniert, auch wenn sie Michaels Schicksal nicht positiv beeinflussen konnte. War es doch ihr einziger Sohn, wie sie sicherheitshalber noch mal verdeutlicht, falls irgendjemand vergessen haben sollte, dass vor kurzem erst diese genial idiotische Idee des Adoptivkinds Lincoln umgesetzt wurde. Immerhin scheffelt Christina jetzt richtig Kohle. Der indische Premier hat auch noch nie gehört, dass man nicht im Affekt handeln sollte. Nach zehn Minuten sitzt er bereits bei Christina und beklagt sich über das anhaltende Leid (seit 30 Minuten) durch den toten Sohn, sodass er mal eben 75 Millionen Dollar aus dem Haushalt zusammenkratzt und einen Krieg mit China beginnen will. Das kann man schon mal in ein paar Minuten entscheiden. Christina freut sich ins Fäustchen, hat sie doch genau damit gerechnet. Es ist doch wirklich schön, wenn man davon ausgehen kann, dass sich alle Menschen so unrealistisch benehmen. Das macht den Plan noch beeindruckender. Jetzt noch die Technologie entgegen des Rates ihres Lakaien nach China verkaufen und dann hat man statt 750 Mille weit über eine Milliarde. Super, dann kann sie ja ... was kann sie dann eigentlich? Wozu braucht sie so viel Geld? Worin besteht der Unterschied im privaten Glück zwischen 100 und 200 Millionen? Will sie Real Madrid kaufen und die Champions League gewinnen? Man weiß es nicht, aber der dritte Weltkrieg steht bevor. Unter Umständen fällt dann auch Fußball aus. Der Plan sollte also noch mal überdacht werden.

Sara oder Lincoln

Christina hat aber erst mal andere Sorgen, denn ihr Sohn hat ihr schon wieder einen Strich durch die Rechnung gemacht und ihr einfach Scylla geklaut. Es ist auch zu blöd, dass es nur diese eine Bank gab, bei der man den Zahlungseingang kontrollieren konnte. Daraus entsteht immerhin ein kleiner Lichtblick für die letzten beiden Episoden, denn Michael steht nun vor der großen Frage, wessen Leben ihm wichtiger ist. Christina hat sich Lincoln geschnappt und für den General war es ein Leichtes, Sara zu holen, weil T-Bag weiß, wie ein Navigationsgerät funktioniert und sich beweisen durfte. Wie man Michael kennt, wird er versuchen, beide zu retten. Ein Tipp von mir: Karte schnell kopieren und beiden aushändigen. Selbst ein drittes Exemplar behalten und später von Hawaii aus alles in Ruhe auffliegen lassen. Michael hat aber gewiss eine dramatischere Idee. Zeit hat er allerdings keine, denn Linc ist in fünf Prison-Break-Stunden tot.

Fazit

Das Ende der Episode lässt zumindest auf einen spannenden Rest der Staffel hoffen. Da aber auch diese Episode in erster Linie die Handlung vorantreibt und Spannung konstruiert, ohne darauf zu achten, ob das auch wirklich Sinn macht, bleibt die Frage, ob man das noch genießen kann.

Emil Groth - myFanbase

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