Review: #5.01 Ogygia
Mit "Prison Break" startet nun das nächste Revival einer einst erfolgreichen Serie und ich habe im Vorfeld doch sehr gemischte Gefühle dazu gehabt. Spätestens die vierte Staffel der Serie war alles andere als gelungen. Das Finale war dafür relativ zufriedenstellend und irgendwie dann noch mal ein guter Abschluss. Dass die Serie nun zurück kommt, erscheint im Gegensatz zu anderen Serien ("Akte X - Die unheimlichen Fälle des FBI" → gelungen, "Gilmore Girls" → ok, "Heroes" → fürchterlich) inhaltlich an den Haaren herbei gezogen. Neugierig bin ich aber trotzdem gewesen und nach zahlreichen Reviews damals fühle ich mich auch innerlich verpflichtet, erneut meine Meinung kundzutun.
"Nicht alle Tode sind gleich. Manche sind echt, manche sind nur Geschichten."
Das größte Interesse und gleichzeitig die größte Sorge liegt natürlich in der Tatsache, dass Michael noch lebt. Wenn man sich an das Ende der Serie damals erinnert, so war Michael quasi doppelt tot. Er hatte eine unheilbare Krankheit im Endstadium und er opferte sich schließlich mit einer Explosion. Außerdem gab es eine Beerdigung. Dass dies alles nun offenbar nicht gilt, irgendwie inszeniert wurde oder wie auch immer nur Schein war, ist als Basis für eine Rückkehr einer ganzen Serie natürlich erst mal völlig daneben. Der Auftakt des Revivals umgeht es aber geschickt, echte Antworten auf diese Fragen zu geben. Vielmehr lässt er Charaktere wie Zuschauer ahnungslos zurück. Und da man nicht weiß, wie alles zustande kommen konnte, kann man sich auch nicht darüber aufregen. Dafür werden viele neue Fragen aufgeworfen, die sich in diesem Zusammenhang ergeben. Wieso hat gerade jetzt jemand T-Bag eine Nachricht zukommen lassen und nicht Lincoln? Wie kam Michael nach Jemen? Wieso trägt er den Namen eines der schlimmsten Terroristen? Wieso tut er so, als wenn er Lincoln nicht kennt? Oder kennt ihn ihn wirklich nicht, weil er sein Gedächtnis verloren hat? Es sind genau diese Fragen, die einen neugierig machen und den Auftakt insofern als gelungen bezeichnen können.
"Mein Leben ist ein Chaos, seit du nicht mehr da bist."
Der Schwerpunkt der Episode liegt in gewisser Hinsicht bei Lincoln, der in den letzten Jahren eigentlich nur Rückschritte gemacht hatte und wieder so bemitleidenswert ist wie zu Beginn der Serie. Er bekommt nicht viel auf die Reihe, ist irgendwie ein Kleinverbrecher und hat sehr heftige Probleme am Hals. Da ist es eigentlich nachvollziehbar, dass er aus der Suche nach seinem Bruder regelrecht Kraft zieht und auch alles dem unterordnet. Sogar seinen Pass gibt er dafür her. Lincoln ist aus seiner Sicht ohne Michael eh nichts wert. Da darf man gespannt sein, wer er nach dem kurzen Aufeinandertreffen reagieren wird. Ansonsten ist es eigentlich schade, dass man nicht wirklich noch was über ihn erfährt. Offenbar hat er keine Freunde, keine Freundin und auch sonst nichts, was er zurücklassen würde. Selbst um Sarah und Michael jr. hat er sich kaum gekümmert, obwohl gerade der kleine Knirps ihm ja auch einen Sinn fürs Leben geben könnte.
"Ich dachte, du hasst mich, weil ich nach Michael wieder heiraten wollte."
Bei Sarah sieht das anders aus. Hier bekommt man zumindest einen kleinen Einblick. Sie hat wieder geheiratet, kümmert sich um ihren Sohn und scheint ein nettes Leben zu haben. Der Ehemann scheint vollkommen in Ordnung zu sein. Er wirkt jedenfalls nicht mysteriös, hat keine Allüren bezüglich Michael jr., akzeptiert sogar spontane Besuche von Lincoln und scheint auch keinerlei kriminelle Energie zu besitzen, wenn man gesehen hat, wie er sich mit der Waffe angestellt hat. Es ist schön, dass man hier offenbar nicht gleich einen potenziellen Täter eingeführt hat. Oder ist das alles nur ein Spiel gewesen? Ich finde es ziemlich seltsam, dass die Profikillerin Sarahs Ehemann nur angeschossen hat und auch später nicht mehr tötete. Immerhin hat er sie gesehen. Ich finde das verdächtig. Auf der anderes Seite scheinen die "Bösen" auch vorsichtig zu sein, wie sie am Flughafen selbst sagten. Töten wäre gar kein Problem, aber das Beseitigen der Leiche müsse man auch bedenken. Auch hier stellen sich also einige Fragen, die grundsätzlich erst mal Interesse wecken. Warum wollen sie Lincoln und Sarah töten? Warum darf das nicht plump passieren? Warum gerade jetzt? Sarah ist jetzt erst mal relativ ungeschützt. Hier hätte ich mir gut vorstellen können, dass Lincoln Sucre einfach zu ihr schickt, wenn dieser schon unbedingt wieder aktiv werden will. Aber das scheinen alles grundlegende Dinge zu sein, auf die ein Lincoln einfach nicht kommt.
"Das hat was mit meinem richtigen Vater zu tun - oder?"
Vielleicht noch ein paar Worte zu Michael jr. Dieser scheint ja ein wohlerzogener, sehr cleveren Junge zu sein, der schon sehr reif für sein Alter wirkt. Offenbar hat er da einige Gene seines Vaters abbekommen. Ich bin gespannt, inwieweit er eine zentrale Rolle in der Serie spielen wird. Er könnte schließlich ziemlich nützlich sein, beispielsweise als Druckmittel gegen Michael oder aber als Möglichkeit, ihn wieder erinnern zu lassen, seine Menschlichkeit rauszukitzeln, die er im Knast im Jemen offenbar vollkommen verloren hat. Mal schauen, ob der Kleine dann auch noch richtige Angst spürt oder so relativ abgeklärt bleibt.
"Durch deine Hand wirst du die Pracht deines Werkes erkennen."
T-Bag, einer meiner Lieblingscharaktere in der Serie, ist wohl auch jetzt wieder ein sehr zentraler Charakter. Er bekommt die Nachricht, dass Michael noch lebt. Er bekommt sogar von einem anonymen Spender eine OP bezahlt, die ihm eine handlungsfähige Hand ermöglicht. Ich kenne mich in dem Metier Prothesen nicht wirklich aus, aber bei den technischen Möglichkeiten und sonstigen Errungenschaften halte ich es gar nicht für unmöglich, dass man so etwas schaffen kann. Jedenfalls ist mir das, anders als beispielsweise die schnelle Enttätowierung von Michael Anfang der vierten Staffel nicht negativ aufgestoßen. Vielmehr sind hier auch andere Dinge interessant. Warum spielt T-Bag überhaupt eine Rolle? Wozu braucht er dieses Geschenk der neuen Hand? Was soll er mit der Nachricht anfangen? Und wer ist der Nachrichtenübermittler bzw. der Spender? Man möchte zunächst glauben, dass letzteres Michael ist, weil er gerne Rätsel aufgibt und eventuell auch die finanziellen Möglichkeiten hat. Außerdem kann man nur ihm zutrauen, dass aus diesen ganzen bisherigen Puzzleteilen tatsächlich noch ein richtiger Plan dazu gehört. Auch das ist animierend für das Einschalten der nächsten Episode.
"Es gibt dort keinen schlimmeren Ort."
Gelungen war eigentlich auch die Rückkehr von C-Note, der im Gegensatz zu Lincoln sein Leben in Freiheit richtig gut genutzt hat. Dass er mit Lincoln erst mal ein Team bildet, könnte erst mal gut funktionieren. Im Hinterhalt waren sie jedenfalls bärenstark und der Kommentar mit dem Gruß aus dem amerikanischen Gefängnis hat auch gesessen. Hier gibt es also auch nichts zu meckern. Sein eher ruhiges Gemüt könnte sich mit Lincolns Spontaneität ganz gut kombinieren. Außerdem braucht Lincoln C-Note natürlich als Dolmetscher und Islam-Experten. Und der Ort des Geschehens ist nun wirklich alles andere als ein Urlaubsparadies.
"Mein Name ist nicht Michael und ich weiß nicht, wer Sie sind."
Nach dieser Auftaktfolge muss man natürlich erst mal sortieren. Es sind unglaublich viele Fragen aufgetaucht und es gibt eigentlich keine Antworten. Michael lebt, bzw. ein Mensch, der wie Michael aussieht, lebt. Michael Scofield ist im Internet ja bereits ein anderer geworden. Die bekannten Charaktere wurden jedenfalls erst mal gut eingeführt. Neue Charaktere bleiben erst mal mysteriös bzw. so im Hintergrund, dass man noch gar nichts zu ihnen sagen kann. Da man die entscheidenden Fragen, die man vor dem Start des Revivals hatte, nicht wirklich beantwortet hatte, kann man erst mal von einem gelungenen Auftakt sprechen.
Fazit
Es gab schon bessere Auftaktepisoden, aber es geht auch viel schlechter. "Prison Break" macht erst mal Vieles richtig. Die Charaktere werden gut wiedereingeführt, die Storyline baut sich gut auf und es gibt erst mal viele neue Fragen, die überdecken, dass die wesentliche Frage nach Michaels Überleben unberührt bleibt. Treue Fans der Serie werden sich schon nach den ersten Takten des Soundtracks wohlgefühlt haben. Dieses Revival wird sicherlich keine Bäume ausreißen und ich kann mir auch nicht vorstellen, dass Menschen, die "Prison Break" bis heute nicht kannten, irgendwie animiert worden sein könnten. Der Auftakt aber ist solide und macht erst mal Lust auf mehr. Wenn sich die Staffel ähnlich verhält, wie die Zusammenfassung zu Beginn, also eigentlich nur aus Staffel 1 und dem Ende von Staffel 4 besteht, dann ist das erst mal ein gutes Signal.
Emil Groth - myFanbase
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Informationen zur Episode
Englischer Titel: OgygiaErstausstrahlung (US): 04.04.2017
Erstausstrahlung (DE): 08.04.2017
Regie:
Drehbuch: Paul Scheuring
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