Bewertung

Review: #5.02 Kaniel Outis

Foto: Dominic Purcell, Prison Break - Copyright: 2017 FOX Broadcasting Co.; Didier Baverel / FOX
Dominic Purcell, Prison Break
© 2017 FOX Broadcasting Co.; Didier Baverel / FOX

Die zweite Episode des Revivals von "Prison Break" widmet sich im Wesentlichen zwei Geschichten. Lincoln Burrows' Versuch, dem Rätsel von Michael Scofield zu folgen, und Michaels Versuch, aus dem Gefängnis auszubrechen. Fragen werden dabei aber überhaupt nicht beantwortet.

"Dieses Kaugummi setzt eine Reihe von Ereignissen in Gang, die bis ans andere Ende der Welt reichen."

Nachdem die erste Episode nur einen kurzen Moment mit Michael zuließ, bei welchem er sich selbst auch noch leugnete, bekommen wir in dieser Episode richtig viel Screentime mit Wentworth Miller. Nur bringt es einem in der Geschichte so gut wie nicht weiter. Vielmehr hat man das Gefühl, dass man eine Art Wiederholung von Staffel 1 sieht. Michael hat die Zeit im Gefängnis genutzt, um die Leute kennen zu lernen, die ihm offenbar auch bereitwillig Informationen zur Verfügung stellen. Diese nutzt er für seine Zwecke, um mal wieder einen Ausbruch zu planen, bei dem er allen mindestens einen Schritt voraus ist. Ich kann durchaus nachvollziehen, dass sich die Macher der Serie eine Storyline überlegt haben, die sehr an die Glanzzeiten der Serie erinnern. Allerdings muss man zum jetzigen Zeitpunkt doch sehr in Frage stellen, wie Michael all diese Informationen bekommen und den Plan ausarbeiten konnte. Es gibt einfach viel zu viele Lücken. Man weiß weder, wie er ins Gefängnis gekommen ist, noch, was er davor gemacht hatte. Dass man all diese Fragen noch nicht sofort beantworten will, ist verständlich, aber so unwissend kann man die Episode nicht wirklich genießen, weil man die ohnehin schon sehr schwer kalkulierbaren Ereignisse noch weniger glaubhaft darstellt. Das prinzipielle Feeling ist in diesen Szenen mit Michael durchweg zu spüren und irgendwie macht es auch wieder Spaß, ihn nahezu allwissend, abgeklärt und vorausahnend zu erleben, doch mir fehlt die Basis, die erklärt, warum all das überhaupt passiert. Da tangiert mich der vorhersehbare Cliffhanger dann auch kaum, weil er nur Fragen aufwirft, die man zuvor sowieso schon hatte. Wer ist Michael? Wieso ist er in dieser Lage? Wie kam er überhaupt dahin? Wieso gibt er sich jetzt wieder zu erkennen?

"Der Scheich des Lichts"

Lincoln bekommt nach seiner heftigen Abfuhr schnell eine Nachricht von Michael, die natürlich Rätsel aufgibt, die es zu lösen gilt. Dafür braucht er wieder Shebas Hilfe, die sich aber eigentlich gar nicht mehr auf den Terroristen Kaniel Outis und dessen Verbündete einlassen will. Doch Geldprobleme lassen die Überzeugungen und Ideale gerne in den Hintergrund rücken. Also bekommen Lincoln und C-Note doch Hilfe. Sie müssen mitten ins Bürgerkriegsgebiet und dort den Direktor des Stromwerkes holen, damit dieser ein Puzzleteil von Michaels Ausbruchsplan erfüllen kann. Eigentlich hatte dieser Teil auch eine schöne Grundspannung, weil die Situation so gefährlich war. Allerdings fehlte mir hier auch noch etwas der große Zusammenhang. Man hat gesehen, dass mit den Rebellen nicht zu spaßen ist und das auch einstige Freunde nun auf unterschiedlichen Seiten stehen. Man hat auch ein Gefühl dafür bekommen, mit welcher Ideologie und welchen Schwarz-Weiß-Verständnis in dieser Welt agiert wird. Außerdem gab es natürlich etwas Action und Lincoln at his best, der locker in paar Rebellen in Schacht hält. Das ist aber etwas wenig. Ich hätte mir eher gewünscht, dass auch hier wieder deutlich wird, dass jemand eine ganz klare Absicht hat, Lincoln zu töten, wie es im der Auftaktepisode noch von Bedeutung war. Die mysteriösen Drahtzieher traten aber gar nicht in Erscheinung. Nur Michael scheint auch von ihnen zu wissen (woher?), weil er Sara Tancredi eine Warnung zukommen lässt. Unterm Strich hat man also den Eindruck, dass man die gesamte Aktion auch gar nicht gebraucht hat, weil es nichts voran bringt. Das Licht könnte auch ohne eine Erklärung ausgehen, da man offenbar eh davon ausgehen muss, dass Michael für alles einen Plan hat.

"Wenn die Manipulation selbst zum wichtigsten Ziel wird, dann geht es nur noch ums Gewinnen und nicht nur um den Grund des Spielens an sich."

Ein paar Szenen gibt es dann auch noch mit Sara, die unter anderem auf Paul Kellerman trifft, dessen Rückkehr aber durchwachsen ist. Ich habe ihn noch als knallharten, intriganten und klar agierenden Typen in Erinnerung, dem man lieber nicht über den Weg laufen möchte. Jetzt aber ist er so ein Standardbeamter, der sich bedingt engagiert und vor allem gar keine Ahnung mehr hat. Zumindest gibt er sich ziemlich ahnungslos. Einzig weiß er, dass Michael wirklich jemanden getötet hat, was er Sara auch schickt. Mein Ersteindruck war, dass man das auch manipuliert haben könnte, so wie die Perspektive alles zeigt. Na ja, wer weiß es schon. Mehr Neues gibt es hier auch nicht.

Etwas philosophischer ist da das Gespräch zwischen Sara und ihrem Mann Jacob Ness, den sie um Rat fragt und der hier aus der Spieltheorie mit ein paar Phrasen um sich wirft. Ist Michael quasi eine Art Süchtiger, der es braucht, scheinbar unmögliche Situationen zu meistern und dafür alles und jeden benutzt? Man möchte solche negativen Thesen natürlich nicht hören, aber aus Jacobs Mund nimmt man sie eigentlich eh nicht ernst. Auf der einen Seite könnte eine unabhängige Meinung natürlich sehr augenöffnend sein. Auf der anderen Seite fällt es mir noch schwer zu glauben, dass er wirklich unabhängig ist. Spielt er vielleicht auch ein doppeltes Spiel und redet eher über sich? Wirklich vorwärts geht es hier aber auch nicht, außer dass man sehen kann, welches Vertrauensverhältnis Sara zu Jacob hat. Da dies eigentlich enorm gut ist, sehe ich mein Misstrauen in Jacob eigentlich nur bekräftigt.

Fazit

Die Episode konnte richtig gut das Feeling der besten Zeiten der Serie entfalten und kann damit als unterhaltsam bezeichnet werden. Allerdings erscheint die Episode bis auf ein wenig Charakterarbeit äußerst belanglos, weil sie eigentlich keine Fragen beantwortet, sondern nur weitere aufwirft. Das ist in dieser Form für die zweite Episode gerade noch vertretbar, muss sich mit der nächsten Episode dann aber ändern, da man sich schon mit der Auftaktepisode in Bezug auf die wichtigsten Fragen sehr in der Luft hängen gelassen fühlte. Dieses Gefühl hat sich nicht gebessert. Insofern gibt es erwartungsfrohe sechs Punkte.

Emil Groth – myFanbase

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