Bewertung

Review: #5.01 Ogygia

Foto: Dominic Purcell, Prison Break - Copyright: 2017 FOX Broadcasting Co.
Dominic Purcell, Prison Break
© 2017 FOX Broadcasting Co.

"Prison Break" war für mich eine der ersten Serien, mit der ich regelrecht mitgefiebert und mitgelitten habe. Ich konnte kaum die nächsten Folgen abwarten und habe bei dieser Serie angefangen, die Episoden auf englisch anzuschauen, weil ich nicht warten wollte, bis sie endlich in deutsch ausgestrahlt wurden. Und obwohl ich schon bei anderen Serien für Paare oder für einzelne Charaktere geschwärmt habe, nahm diese Schwärmerei bei "Prison Break" ganz andere Formen an, die ich eine Weile lang sogar im Schreiben von FanFictions ausgelebt habe. Und auch wenn keine der Folgestaffel nur annährend an die Qualität der ersten Staffel rangekommen ist, war ich doch irgendwie traurig als "Prison Break" abgesetzt wurde, einfach weil mein Herz so sehr an dieser Serie hing. Mit dem Abschluss der Serie konnte ich jedoch gut leben, habe ich eigentlich immer gesagt, dass ein Happy-End für Michael Scofield irgendwie nicht zu "Prison Break" passen würde. Dementsprechend war ich auch sehr skeptisch gegenüber einem Revival eingestellt, vorallem weil ich mir nicht vorstellen konnte/kann wie man den lebenden Michael Scofield erklären wollte. Irgendwann habe ich dann ein Rerun der ersten bis vierten Staffel gestartet und plötzlich habe ich mich doch auf das Revival und das Wiedersehen mit Michael, Lincoln, Sara und weiteren Charakteren gefreut. Vor allem auch, weil mich Wentworth Miller und Dominic Purcell in den Serien "The Flash" und "Legends of Tomorrow" erneut unglaublich überzeugen konnten und ich mich freute sie wieder in ihren Rollen zu sehen, in denen ich sie so liebgewonnen und in denen sie mich so begeistern konnten. Trotzdem ging ich mit einer gewissen Skepsis an die erste Folge des Revivals heran, wurde aber von dieser sehr positiv überrascht.

"Well, looks like your brother is alive, after all."

Lincoln hat scheinbar seit der ersten Folge der ersten Staffel nicht viel dazugelernt, er scheint erneut in ähnlichen Schwierigkeiten zu stecken wie damals als er später für einen Mord ins Gefängnis gewandert ist. Er hat sich nämlich wieder bei den falschen Leuten Geld geliehen. Der Grund dafür ist dem Zuschauer noch nicht bekannt, trotzdem war ich irgendwie ein bisschen enttäuscht, dass Lincoln scheinbar nichts dazugelernt hat. Auf der anderen Seite sollte so wahrscheinlich zum Ausdruck gebracht werden, dass Lincoln ohne Michael irgendwie einfach nicht klarkommt, seinen Bruder sehnlichst vermisst und er deswegen sein Leben nicht auf die Reihe kriegt. Meiner Meinung nach hätte man dieses Gefühl von Lincoln auch anders darstellen können, ich gehe aber davon aus, dass diese Geldschulden beziehungsweise der Geldgeber in den nächsten Folgen noch eine weitere Rolle spielen wird, denn wenn nicht, ist diese Anfangssequenz für mich eine der wenigen Enttäuschungen in dieser Episode, vor allem deswegen weil das Thema später in der Folge überhaupt nicht mehr aufgegriffen wird und Lincoln eigentlich nicht den Eindruck macht, als hätte er sein Leben überhaupt nicht im Griff.

So dreht sich der Rest der Folge dann vor allem um Lincoln, welcher der Spur seines totgeglaubten Bruders, der laut einer anonymen Quelle von T-Bag nun doch am Leben sein soll, nachgeht. Scheinbar hat so Lincoln endlich wieder einen Sinn im Leben gefunden und widmet sich deswegen voll und ganz der Suche Michaels. So lässt er sich auch durch die rationalen Argumente von Sara oder durch die fragwürdige Quelle Namens T-Bag nicht beirren und glaubt oder will unbedingt glauben, dass die Möglichkeit besteht, dass Michael noch am Leben ist. Bestärkt wird dieses Gefühl natürlich dadurch, dass Lincoln scheinbar verfolgt wird und seine Verfolger sogar soweit gehen und ihn umbringen wollen. Obwohl Lincoln sich in einer anderen Stadt aufhält, ging mir kurz durch den Kopf, dass seine Verfolger gar nichts mit Michael sondern mit Lincolns Schulden zu tun haben. Lincoln selber schien diese Möglichkeit aber niemals in Betracht zu ziehen, was ich aufgrund der Anfangsszene dann doch etwas schade fand. Irgendwie hat mich der Gedanke die ganze Folge nicht losgelassen, dass Lincoln irgendwie schon geahnt hat, dass Michael noch lebt. Anzeichen dafür gab es aber nicht, dies ist also eine reine Vermutung von mir.

Besonders gut gefallen haben mir die Szenen mit C-Note und auch mit Sucre. Schön, dass so viele Charaktere des "Originals" auch im Revival auftauchen. Sucres Szene war natürlich sehr kurz, hat aber die tiefe Freundschaft, welche sich in den Jahren zwischen ihm und Michael entwickelt hat, schön zum Ausdruck gebracht. Sucre ist ohne Wenn und Aber bereit sein Leben für seinen Freund zu riskieren, auch wenn dieser ihnen durch seinen vorgetäuschten Tod tiefe Schmerzen zugefügt hat. Für Sucre aber ist es scheinbar klar, dass Michael dies getan hat, weil er keine andere Wahl hatte.

Auch C-Note betont, als er von dem scheinbar lebenden Michael erfährt, gegenüber Lincoln, dass er darüber nachdenken soll, dass Michael mit seinem Gefängnisaufenthalt in Jemen sehr wahrscheinlich einen Plan verfolgt, da Michael nie etwas tut, dass er nicht durchdacht hat. Trotzdem ist C-Note nach kurzer Überlebenszeit bereit, Lincoln nach Jemen zu begleiten und mit ihm nach Michael zu suchen und ihn, wenn er wirklich im Gefängnis sitzt, anschliessend auch zu befreien. Denn das dies die Konsequenz aus Lincolns Suche sein wird, ist C-Note sicherlich klar. Lincoln und C-Note bilden überraschenderweise ein wirklich interessantes Gespann und ich habe die Szenen mit den beiden sehr genossen. Das Highlight war für mich aber definitiv C-Notes Spruch nach der Schlägerei in der Garage in Jemen ("Greetings from the US-Prison System, Bitches!").

"I know you want it to be true. I want it to be true, too. But we gotta trust what we know."

Mit Saras Charakter haben die Macher von "Prison Break" bereits in den vier vorhergehenden Staffeln einiges angestellt. Ihr vermeintlicher Tod hat einen Aufschrei der "Prison Break" Gemeinde nach sich gezogen und hatte sicherlich Quoteneinbusse zur Folge, waren sie und Michael doch das Shipperpaar schlechthin, auch wenn das Paar nie ins Zentrum der Serie gesetzt wurde oder vielleicht eben gerade deswegen. So hat man sich kurzerhand dazu entschieden, dass Sara doch noch lebt, was wieder einige Kritiker auf den Plan gerufen hat, da die "Auferstehung" nicht wirklich plausibel erklärt wurde. Nun im Revival sind sicherlich wieder einige Shipperherzen gebrochen, da man Sara nicht als ewig trauernde Witwe, sondern als wiederverheiratete Frau darstellt. Ich zähle mich immer noch zu den Michael/Sara-Shipper, wurde aber in dieser Episode von Sara überhaupt nicht enttäuscht. Es steht nicht zur Diskussion, dass sie Michael geliebt hat beziehungsweise ihn immer noch liebt, sie aber mit ihrem Leben nach Michaels Tod auch für ihren Sohn weitermachen musste und nun in gewisser Weise ein neues Glück gefunden hat. Dass Michael immer noch ein grosser Teil ihres Lebens ist, wird in mehreren Szenen klar. So hat sie ihrem Sohn nie verheimlicht, wer sein richtiger Vater war, auch trägt dieser ein Shirt mit dem Nachnamen Scofield, die Nachricht darüber, dass Michael noch leben soll, wühlt sie auf und man merkt, dass sie sich einerseits nichts sehnlicher wünscht, andererseits aber auch Angst davor hat, zu erfahren, weswegen Michael diesen Weg gewählt hat und somit sie und vor allem ihren Sohn verlassen hat. Sie kann sich momentan keinen einzigen Beweggrund dafür vorstellen, woraus man ihr sicherlich keinen Vorwurf machen kann.

Somit kann man Sara auch nicht wirklich einen Vorwurf machen, dass sie nicht alles stehen und liegen lässt und mit Lincoln nach Jemen fährt. Sicherlich haben sie die Ereignisse (Ausgrabung der nicht vorhanden Leiche durch Lincoln, Überfall auf Sara und ihre Familie) stutzig werden lassen, doch kann sie sich einfach nicht vorstellen, was Michael zu so einer drastischen Massnahme getrieben hat und will dadurch vielleicht auch einfach noch am Gedanken festhalten, dass Michaels Tod der Wahrheit entspricht, denn alles andere würde ihr Leben, ihr Vertrauen in Michael und ihre Liebe zu ihm völlig auf den Kopf stellen. Auch muss Sara natürlich an ihren Sohn denken und somit steht eine Reise mit Lincoln in ein Kriegsgebiet ausser Frage, schliesslich soll Mike nicht zum Waisen gemacht werden.

"Who's behind this?" – "Nobody, nobody is behind this."

T-Bag hat für mich neben Michael die geheimnisvollste Storyline in dieser Episode. Weswegen wird gerade er mit der Nachricht, dass Michael noch am Leben sein soll und sich in einem Gefängnis in Jemen befindet, konfrontiert und nicht jemand wie Lincoln, Sara oder Sucre die Michael nahe stehen? Was hat es mit dem anonymen Spender für T-Bags neue Hand auf sich, der sich scheinbar Outis, griechisch für Niemand, nennt. Der gleiche Name der Lincoln auch in Michaels Anzug aufgestickt findet und der scheinbar zu einem schlimmen Terroristen in Jemen gehört. Denn als Lincoln im Gefängnis diesen Namen erwähnt, entfernt sich sogar C-Notes Kontaktfrau von ihnen. Somit tun sich bei T-Bags Handlungsstrang schon einige grosse Fragen dieser Episode und wahrscheinlich auch dieser Staffel auf. Wer ist Outis, handelt es sich bei ihm und Michael um dieselbe Person oder ist er einer der Verschwörer die hinter der ganzen Geschichte stecken? Weswegen wurde T-Bag auf diese Art in die Story involviert und weswegen wurde ihm eine neue Hand transplantiert?

Abgesehen von der Storyline bin ich natürlich begeistert, dass der Charakter T-Bag wieder dabei ist. Ich freue mich erneut Robert Kneppers hervorragende Darstellung von T-Bag geniessen zu dürfen und bin schon gespannt für was für Überraschungen T-Bag in dieser Staffel sorgen wird, schliesslich ist er ein Charakter dem man nie trauen kann, auch wenn man es manchmal noch so sehr möchte. Gewünscht hätte ich mir auch noch eine Rückkehr von William Fichtner als Agent Alexander Mahone, sein Zusammenspiel mit Wentworth Miller war immer hervorragend und ich habe die Szenen zwischen Michael und Mahone immer sehr genossen.

"The storms they can come back, can't they?" – "The question is, if they come back - is it the same storm or something changed?"

Michael selber hat nur sehr wenig Screentime in dieser Folge, ist natürlich aber trotzdem allgegenwärtig. Die Spur die er hinterlassen hat, schliesst eigentlich darauf, dass er gefunden werden will, doch als Lincoln im Gefängnis auftaucht, scheint das Gegenteil der Fall zu sein. Michael verleugnet Michael zu sein, er scheint Lincoln nicht zu kennen und will scheinbar auch nicht gerettet werden. Somit rankt sich um Michael natürlich sofort viel Geheimnisvolles und es tun sich Fragen über Fragen auf. Ausserdem wird der grossen Frage, weswegen hat Michael seinen Tod und somit wohl auch seine Krankheit nur vorgetäuscht, geschickt ausgewichen. Irgendwann müssen sich die Macher jedoch genau dieser Frage stellen und für mich trägt die Antwort darauf viel zum Gelingen dieses Revivals bei. Denn eine völlig unplausible oder fadenscheinige Erklärung kann meiner Meinung nach viel Gutes des Revivals wieder zunichte machen. Von daher bin ich gespannt, wie lange die Autoren sich mit dieser Antwort noch zurückhalten werden.

Fazit

Für mich ist die Auftaktepisode des "Prison Break"-Revivals gelungen. Viele Fragen bleiben natürlich unbeantwortet und erhöhen somit die Spannung auf die nächste Folge, genauso wie wir es von der grandiosen ersten Staffel gewöhnt sind. Das Risiko, dass einige Antworten das ganze jedoch abwerten werden, besteht natürlich nach wie vor und somit bleibe ich auch weiterhin dem Revival gegenüber etwas skeptisch eingestellt. Nichts desto trotz hat es aber unglaublichen Spass gemacht, Wentworth Miller, Dominic Purcell, Robert Knepper, Rockmond Dunbar, Amaury Nolasco und Sarah Wayne Callies wieder in ihren Paraderollen zu sehen und ich fiebere, wie damals vor gut zwölf Jahren, der nächste Folge entgegen.

Maria Schoch - myfanbase

Die Serie "Prison Break" ansehen:


Vorherige Review:
#5.00 Ein letzter Schritt zur Freiheit
Alle ReviewsNächste Review:
#5.02 Kaniel Outis

Diskussion zu dieser Episode

Du kannst hier mit anderen Fans von "Prison Break" über die Folge #5.01 Ogygia diskutieren.