Bewertung

Review: #7.15 Psych macht Musik: Weltstars singen woanders

Foto: Dulé Hill & James Roday, Psych - Copyright: 2015 Universal Pictures
Dulé Hill & James Roday, Psych
© 2015 Universal Pictures

Lange Zeit war es in der Planung. Schon seit Mitte der ersten Staffel wollte Serienmacher Steve Franks unbedingt ein Musical auf die Beine stellen, doch der Sender schob diesem Unterfangen Jahr um Jahr den Riegel vor und vertröstete Franks auf einen späteren Zeitpunkt. Erst zu Beginn der siebten Staffel zeigte sich USA Network von der Idee nicht mehr abgeneigt und gab den Verantwortlichen grünes Licht für "Psych: The Musical".

"Clearly this is embarrassing for both of us…"

Die Episode sollte etwas besonderes werden und daher entschied man sich seitens des Senders dazu, sie außerhalb der abgeschlossenen siebten Staffel zu zeigen. Genau dies ist jedoch eines der größten Mankos der Episode, denn sie fügt sich überhaupt nicht in das aktuelle Geschehen der siebten Staffel ein, sondern fungiert komplett außerhalb der Serie. Lassiter ist zwar schon mit Marlowe zusammen, aber die beiden sind noch nicht verheiratet. Juliet weiß noch nichts von Shawns vorgespielten medialen Fähigkeiten und auch Gus spricht nicht einmal von Rachel, so dass das Musical wohl irgendwo zwischen Staffel sechs und sieben angesiedelt ist. Angesichts des großartigen Staffelfinales und der darin getroffenen personellen Entscheidungen ist dies schon eine herbe Enttäuschung. Aber gut. Es ist, wie es ist.

Das Musical beginnt mit einer wirklich interessanten Darbietung von James Roday, der eine wirklich grandiose Stimme hat, wie man nach "Santa Barbara Skies" gestehen muss. Es wird jedoch überhaupt nicht erklärt, was hinter der ganzen Musical-Sache eigentlich steckt und warum er ganz plötzlich in Gesang und Tanz ausbricht. Immer wieder beginnen die Akteure während der 90 Minuten aus vollem Halse zu singen, ohne dass klar wird, warum eigentlich. Vergleicht man das Musical mit anderen Episoden bekannter Fernsehsendungen, wie etwa der grandiosen Musicalepisode #6.07 Noch einmal mit Gefühl aus "Buffy - Im Bann der Dämonen" oder auch #6.06 Mein Musical aus "Scrubs - Die Anfänger", dann haben die musikalischen Einlagen hier bei "Psych" leider überhaupt keine Daseinsberechtigung. Hin und wieder verlangt zwar Bösewicht Yang nach einem kleinen Song, als Gegenleistung dafür, dass sie Shawn weiter hilft, doch die meiste Zeit wirkt die Singerei vollkommen fehl am Platz.

Die Songs selbst sind eigentlich gar nicht so schlecht, sowohl musikalisch, wie auch von der Darbietung her. Vor allem, wenn Shawn und Lassiter Tango-tanzend durch den Wald hüpfen, ist das wirklich saukomisch, aber leider eben auch ohne Sinn und Verstand, denn es bringt weder interessante Wendungen mit sich, noch hilft es, die Charaktere irgendwie in einem anderen Licht erscheinen zu lassen. Alles Dinge, die in den oben genannten beiden Serien mit einer famosen Leichtigkeit die Geschichten weiterbringen und den Charakteren Raum für Entwicklungen geben. Bei "Psych" weiß man, dass am Ende alles beim Alten bleibt und das ist extrem schade.

Naja. Ganz so ist es dann doch nicht, denn einer der charismatischsten Nebencharaktere in der ansonsten besetzungstechnich eher kleinen "Psych"-Welt segnet das Zeitliche – die verrückte Serienmörderin Yang. Es ist immer wieder toll, Ally Sheedy in dieser Rolle zu sehen, gerade weil sie Yang so herrlich abgedreht und verquer spielt. Ihr Abgang ist dabei eine herrliche Hommage an die Episode #5.16 Yang 3 in 2D, in der damals Jimmi Simpson Charakter Mary Lightly den Tod durch ein Messer fand. Nun findet auch Yang in der selben Manier ihr Ende und wird im Jenseits prompt von Mary empfangen, der ihr gleich klar macht, dass sie nicht das gelobte Land erwarten sollte. Grandiose Szene mit zwei wirklich großartigen Schauspielern.

Das war leider fast auch schon das einzige Highlight der Episode. Gastdarsteller Anthony Rapp, der über echte Musicalerfahrung verfügt, bringt der Geschichte leider überhaupt keine Facetten, denn seine Auftritte sind sind so kurz gehalten, dass sie kaum der Rede wert ist. Die Geschichte um seinen Charakter, den geisteskranken Z, der angeblich nach schlechten Kritiken ein Theater niedergebrannt hat, ist an den Haaren herbei gezogen und so uninspiriert inszeniert, dass ich irgendwann den Faden verloren habe, was jetzt genau der Hintergrund für seinen Ausbruch war bzw. wer wirklich hinter dem Anschlag gewesen ist und vor allem warum genau. Aber das ist auch vollkommen egal.

Was hingegen wirklich witzig war und worauf sich die Serieverantwortlichen von "Psych" stets verstanden haben, sind die zahlreichen Anspielungen auf bekannte Musicals, wie zum Beispiel die "Rocky Horror Picture Show", die in der Regel so subtil sind, dass man schon ganz genau hinhören muss, um sie überhaupt zu entdecken. Ich will gar nicht wissen, wie viel mir während der Episode entgangen ist, einfach weil ich irgendwann keine Geduld mehr hatte, aufmerksam am Ball zu bleiben.

Ich frage mich auch, wieso Corbin Bernsen sich aus der Verantwortung gestohlen hat und bei seinen zwei Miniauftritten nicht ein einziges Mal einen Ton gesungen hat. Ob er einfach keine Lust dazu hatte oder ob Steve Franks einfach nichts sinnvolles für ihn eingefallen ist, bleibt wohl sein Geheimnis.

Fazit

Angesichts der Erwartungen, die im Vorfeld zu dieser Episode geschürt wurden, hätte man meinen können, dass "Psych: The Musical" etwas ganz Besonderes und Großartiges werden würde, doch am Ende blieb es nur ein Experiment, das man als gescheitert ansehen muss. Vor allem gegen Ende der Doppelfolge wirken die Songs gezwungen in die Geschichte integriert. Sicherlich, James Roday, Dulé Hill und Steve Franks hatten sicherlich Spaß an der ganzen Sache, doch leider überträgt sich dieser Spaß nur in sehr seltenen Fällen auf den Zuschauer.

Melanie Wolff - myFanbase

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