Review: #1.22 Die Antwort
In den letzten Wochen hat sich "Quantico" nicht gerade von seiner besten Seite gezeigt, weshalb ich mit sehr gemischten Gefühlen an dieses Finale herangegangen bin. Doch obwohl ich manche Entwicklungen etwas über den Zaun gebrochen empfand, finde ich es gut, dass man sich sehr bemüht hat, alle losen Fäden mit einander zu verbinden und aufzuzeigen, dass das große Gesamtbild tatsächlich Sinn ergibt.
"To kill the cancer that is the FBI."
Zu allererst muss ich sagen, dass ich sehr erleichtert bin, dass man sich nicht erneut um entschieden hat, was die Identität des Terroristen betrifft. Das man bei der Entscheidung, Liam sei der Drahtzieher, geblieben ist, begrüße ich daher sehr. Betrachtet man sich Sache vom logischen Standpunkt, ist Liam tatsächlich ein sehr guter Kandidat, da er genug Einfluss innerhalb des FBIs hat, um sich Zugang zu allem zu verschaffen und gleichzeitig ist er eine instabile Persönlichkeit, bei der es Sinn macht, dass sie auf Abwege geraten ist. Von Beginn an hatte Liam Kontakt zu den NATs und gibt daher einen viel besseren Schurken als Drew ab, der erst in der zweiten Staffelhälfte zum Cast dazu gestoßen ist.
Im Flashback zum Juli 2015, der schwungvoll mit dem Song 'Digging in the Dirt' von Peter Gabriel unterlegt war, vom ganz zu Beginn der Episode zeigt man uns, dass Liam von Anfang an Hintergedanken hatte. Es wäre in meinen Augen zwar schöner gewesen, wenn die NATs bemerkt hätten, dass sie die ganze Zeit über unter Beobachtung standen und dass sich in ihren Zimmern Kameras befanden, die schließlich auch recht offensichtlich positioniert waren, aber um ein stimmiges Gesamtbild zu erschaffen, musste "Quantico" in dieser Episode an einigen Stellen die Dinge sehr stark zurechtbiegen. Das gilt auch für Liams Versteckspiel mit Alex, bei dem ich nicht ganz verstehe, weshalb er sie von Anfang an auf dem Kieker hatte. Noch bevor Alex ihre Ausbildung begann, setzte Liam Ryan auf sie an. Warum? Wollte er Alex vom korrupten FBI fern halten? Als er gesehen hat, was für eine gute Agentin in ihr steckt, warum hat er da nicht versucht, die Tochter seines ehemaligen Arbeitskollegen auf seine Seite zu ziehen und aufzuzeigen, dass das FBI seine Fehltritte vertuscht? Weil er herausgefunden hat, dass Alex Michael auf dem Gewissen hat? Hat dieses Wissen Liam dazu getrieben, Alex als Sündenbock zu erwählen? Ich gebe zu, dass sich diese Fragen alle halbwegs logisch erklären lassen, dennoch hatte ich nicht das Gefühl, einen Aha-Effekt zu erleben.
Viel besser gefiel mir dagegen die Jagd nach Liam, nachdem Alex und ihr Team langsam dahinter stiegen, dass nicht Miranda sondern Liam der Täter ist. Die Zusammenarbeit von Shelby, Caleb, Simon, Ryan, Nimah und Raina hat viel Spaß gemacht und war gut inszeniert, da man zusehen konnte, wie sie langsam die Puzzleteile an die richtigen Stellen setzen. Mittlerweile habe ich mich auch daran gewöhnt, dass die superschlauen Agenten, die knapp ein Jahr nach ihrem Abschluss das FBI zu leiten scheinen, da keiner der anderen Agenten an ihrer Mission zur Bekämpfung des übermächtigen Feindes mit dabei war, alles richten können, weshalb es kein Wunder war, dass sie Liam zufällig genau zum richtigen Zeitpunkt aufspüren konnten. Die kurze Begegnung mit seiner Tochter wirkte auf mich in diesem Moment zwar etwas Fehl am Platz, aber vielleicht macht man das ja wieder gut, indem Louisa auch in Staffel 2 auftaucht.
Als sich die Zukunftshandlung nach Quantico verlagerte, stieg die Spannung immer mehr und es war wunderbar nervenaufreibend, die Freunde bei der Jagd zu verfolgen, die auch musikalisch sehr schön unterstrichen war. Ich hab zwar bereits zuvor vermutet, dass die Serie keine Atombombendetonation (seit wann ist eine Atombombe unter Wasser ungefährlich? Ich würde nicht im Bikini-Atoll leben wollen) zulassen wird, dennoch war ich gespannt darauf, wie man dies umsetzen würde. Dass sich Simon in diesem Zusammenhang geopfert hat, war an sich schade, aber ich muss zugeben, dass ich in der zweiten Staffelhälfte ein wenig das Interesse an ihm verloren habe, da man Simon so wenig zu Gesicht bekommen hat. Es ist daher kein großer Verlust, denn obwohl der liebeswerte Charakter der Serie nun abhanden kommt, hat man auch schon bei Natalie gemerkt, dass man sich nicht lange mit Trauer aufhält. Ein Gutes hatte die Selbstaufopferung von Simon allerdings: es kam zu einer sehr emotionalen Szene zwischen ihm und seinen Freunden am Telefon. Hier zeigen die Autoren, dass sie sich auch würdig von einer Figur verabschieden können und sie nicht jeden sang- und klanglos rausschmeißen, wie es bei Natalie der Fall war. Alex und Raina vergossen bittere Tränen um Simon und auch dass man ihm eine Beerdigung gönnt, hat mir gut gefallen.
Man schlägt auf der Beerdigung außerdem sofort einen Bogen für eine potentielle Handlung in der zweiten Staffel, indem man durchklingen lässt, dass Claire mit Liam zusammengearbeitet hat. Auch hier muss man sich wieder bemühen, um zu begreifen, dass dies tatsächlich zusammenpassen kann. Claire hatte einen Nutzen aus dem ganzen Drama, da sie somit Vizepräsidentin geworden ist. Dafür das Leben ihres eignen Mannes und das unzähliger anderer Menschen zu opfern, ist in meinen Augen zwar etwas drastisch, aber man hat uns schon häufiger gesagt, dass Claire für ihre Karriere alles tun würde. Etwas unpassend fand ich, dass Alex allein durch die Tabletten, die sie Claire unterjubeln sollte, darauf aufmerksam geworden ist (die Überwachungskamera in ihrem Zimmer hat sie allerdings übersehen...).
"I have plans for you, Alex Parrish."
Nach dem großen Showdown mit Liam sind die letzten Minuten der Finalfolge etwas ruhiger und man befasst sich mit einigen freundschaftlichen Szenen, nachdem man nun zwei der Hauptfiguren verloren hat. Die Annäherung von Alex und Ryan hat sicherlich niemanden überrascht, steigerte bei mir aber den Nerv-Faktor, da sich die beiden in den Flashbacks gerade erst getrennt hatten. Wie uns "Quantico" schon so oft bewiesen hat, lässt Alex keine Gelegenheit ungenutzt, um Ryan abblitzen zu lassen (denken wir zurück an die Folgen #1.01 Run, #1.06 God, #1.09 Guilty, #1.11 Inside, #1.15 Turn), weshalb es mich nicht wundern würde, wenn Alex nun lieber das Jobangebot von der CIA annimmt, statt eine Zukunft mit Ryan zu starten.
Obwohl ich nicht recht verstehe, weshalb Alex nicht länger beim FBI arbeitet, schließlich gibt es dort mehr als Undercover-Jobs, finde ich es gut, dass man auch hier andeutet, in welche Richtung sich die nächste Staffel entwickeln könnte. Das Super-Alex nun sogar in die Reihen der allmächtigen CIA aufgenommen wird, ist nicht verwunderlich.
Die Folge legt einen sehr großen Fokus auf Alex, schafft es aber dennoch in Sachen Shelby & Caleb sowie Raina & Nimah ebenfalls zur Zukunftshandlung vom Beginn der Staffel aufzuschließen. Die Kluft zwischen Shelby und Caleb hat sich noch ein Stück vergrößert und passt daher sehr gut zur uns bekannten Handlung. Etwas weniger logisch finde ich den Abschied zwischen Nimah und Raina. Sie werden nun verdeckt ermitteln und verabschieden sich dafür? Wie bitteschön wollen sie denn Informationen austauschen um nicht aufzufliegen, wenn sie sich nie treffen, um sich gegenseitig auf den aktuellsten Stand zu bringen? Vernachlässigt man diesen Logikfehler, war die Szene zwischen den beiden sehr schön mit anzusehen und man hat ein gutes Gefühl dabei, dass man sich mit einem Gefühl von Versöhnung in die Sommerpause verabschiedet.
Fazit
Überraschenderweise bringt man die Staffel nach einem gewaltigen Hänger zu einem zufriedenstellenden Abschluss, bei dem zwar nicht alles vollkommen logisch ist, aber wenigstens ist die Verknüpfung der Fakten nicht an den Haaren herbei gezogen.
Marie Florschütz - myFanbase
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Diskussion zu dieser Episode
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Informationen zur Episode
Englischer Titel: YesErstausstrahlung (US): 15.05.2016
Erstausstrahlung (DE): 28.09.2016
Regie: Larry Teng
Drehbuch: Joshua Safran
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