Bewertung

Review: #1.13 Meine zweite Chance

Der Cliffhanger der letzten Woche wird in der einzigen, fürs Fernsehen akzeptablen Weise aufgelöst. Das Mädchen in der Röhre entpuppt sich als wahnsinnig sympathische und vor allem gutaussehende Frau, die J.D. vom ersten Blick an in ihren Bann zieht. Das ist jetzt nicht weiter verwunderlich, denn aus irgendeinem Grund existieren in TV-Serien meist nur gutaussehende Charaktere. Wer will auch schon das leicht übergewichtige Pickelgesicht ohne Schminke sehen.

"Newbie, what are you sayin'? That you wanna be like me? Understand that I just barely wanna be like me."

J.D. und Alex stürzen sich sofort in eine Beziehung, die jedoch immer wieder ins Stocken gerät, weil J.D. von seinem Job aufgefressen wird. Das verwundert nicht wirklich. Er ist jung und idealistisch und zum ersten Mal in seinem Leben für Menschen verantwortlich. Da ist es verständlich, dass er nicht eher ruhen möchte, bis er jedem seiner Patienten geholfen hat. Darüber vergisst man schon mal die Zeit.

Interessant ist ja die Tatsache, dass J.D. in seiner professionellen Karriere Dr. Cox nacheifert, der gerne Überstunden macht und so etwas wie ein Privatleben wohl auch schon lange nicht mehr geführt hat. Das mag auf einen Idealisten wie J.D. faszinierend wirken, denn es suggeriert ihm, dass er nur ein guter Arzt werden kann, wenn er sich wirklich in seinen Job reinhängt. Dass er dabei jedoch jegliche soziale Komponente in seinem Leben ausklammert und zu vereinsamen droht, das ist ihm gar nicht so bewusst. Erst als Cox ihm klar macht, dass nicht mal er so sein wolle wie er es geworden ist, wird J.D. nachdenklich.

Alex erweist sich am Ende als verständnisvolle, junge Frau, die bereit ist, J.D. eine zweite Chance zu geben und sein Engagement für seine Patienten zu akzeptieren. Das ist sicherlich der Beginn einer wunderbaren Zeit für die beiden. J.D. sei es gegönnt.

"What if my mother walks in on you while you're in the bathroom, you slip and fall, and I can't afford the funeral costs?"

An anderer Stelle stürzen Carla und Turk in eine Beziehungskrise, da Carla zum ersten Mal nach den berühmten drei Kleinen Worte nicht mehr in der Lage ist, zum Höhepunkt beim Sex zu bekommen. Natürlich machen sich beide darüber Gedanken und verzweifeln fast daran. So sehr, dass sich Turk irgendwann aus Mangel an Gesprächspartnern Todd anvertraut, der nicht verstehen kann, was für ein Problem Turk damit hat.

Carla kommt indes Elliot näher, die sie so lange nervt, bis Carla ihr von ihrem Problem erzählt. Es sind erste, zaghafte Annäherungen der beiden Frauen, die auf den ersten Blick nichts gemeinsam haben und sich manchmal doch vor allem in ihren Unsicherheiten so ähnlich sind. Am Ende gibt Elliot Carla einen guten Rat und Carla verschafft Elliot am Ende den Mut, sich um ihr Glück manchmal einfach selbst zu kümmern. Dies ist wohl der schönste Moment der Episode, denn die beiden Frauen, egal wie unterschiedlich sie auch sind, unterstützen sich gegenseitig, obwohl sie einander nicht einmal gut kennen.

Schließlich gesteht Carla Turk, was für ein Problem sie hat: sie muss seit seinem "Ich liebe dich" andauernd an die Zukunft denken, was ihr jegliche Luft zum Atmen nimmt. Turk ist freilich etwas überfahren, als sie ihm quasi ihre gesamte Lebensplanung erzählt, die sogar darin besteht, dass sie sich fragt, ob ihre Mutter einmal in ihr Haus einziehen wird. Er lässt sich allerdings nicht von ihrer Panik anstecken, sondern versucht sie zu erden. Ganz liebevoll erklärt er ihr, dass er sich um die Gegenwart kümmern wird, während sie sich Gedanken um die Zukunft macht – da haben sich zwei wirklich gesucht und gefunden.

"If you hear hoof beats, you just go ahead and think horsies and not zebras, mkay mister silly bear."

Die dritte, sehr interessante Storyline, beschäftigt sich mit dem immerwährenden Disput zwischen Dr. Cox und Dr. Kelso. Letzterer hat die Nase voll von der täglichen Visite und überlässt sie kurzerhand Cox, der überrascht davon ist, dass die ganzen Assistenzärzte so viel Angst vor dem Chefarzt haben, dass sie bei der kleinsten Unsicherheit fast in die Hosen machen. Schön, dass Cox sich hier auf die Seite der Assistenzärzte stellt und ihnen klar macht, dass es nicht darum geht, auf jede Frage ständig eine Antwort parat zu haben, sondern dass es in der Medizin darum geht, richtig zu kombinieren und nicht locker zu lassen, auch wenn manchmal die Symptome einer Erkrankung nicht aussagekräftig sind.

Cox bringt im Zuge dessen einen sehr schönen Satz, der sich in der Wissenschaft unter dem Begriff "Ockhams Rasiermesser" etabliert hat – wenn du Hufgetrappel hörst, dann denke an Pferde, nicht an Zebras. Und so ist es auch in der Medizin. Denke bei Symptomen an das nahe liegende und nicht an seltene, exotische Erkrankungen. So verhilft er J.D., der zwischenzeitlich in einer Sackgasse mit einem Patienten steckte, zu einem Erfolg bei seinem Patienten und zu der Gewissheit, dass er ein guter Mediziner ist, nicht weil er alles weiß, sondern weil er nicht aufhört, Fragen zu stellen.

Leider tritt Cox mit seiner Art der Visite eine Lawine los und niemand hat mehr Angst vor Kelso. Nicht einmal mehr Ted, der sich sonst ja schon in die Hosen gemacht hat, wenn Kelso ihn nur schief angesehen hat. Und als diese Angst verflogen ist, da verliert Kelso das letzte, was ihm noch geblieben war – seine Autorität. Cox erkennt dies am Ende und sorgt in seiner unnachahmlichen Art dafür, dass Kelso wieder an seine Stelle tritt und die Leitung der Visite wieder übernimmt.

Fazit

Im Großen und Ganzen keine spektakuläre Episode, die aber vor allem aufgrund kleiner Momente überzeugen kann und einmal mehr beweist, wie gut der gesamte Cast miteinander funktioniert, vom Hauptdarsteller bis zum Nebencharakter.

Melanie Wolff - myFanbase

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