Review: #4.17 Meine Sitcom

Wer schon immer mal wissen wollte, was eigentlich der Unterschied zwischen einer Sitcom und einer Comedyserie ist, dem sei diese Episode "Scrubs – Die Anfänger" ans Herz gelegt, denn besser kann man das kaum darstellen.

Ein Kuss pro Tag

Turk und Carla haben in Jahr 1 nach der Hochzeit doch ganz schön damit zu kämpfen, nicht abzustumpfen und den Alltag siegen zu lassen. Da J.D. und Kylie da nun auch noch einen eigentlich unerreichbaren Zustand als Kontrast bilden, wirkt es auch noch doppelt so schlimm. Mit J.D. und Kylie zu konkurrieren ist da sowieso der falsche Ansatz. Die frühe Verliebtheit, wenn alles ganz neu ist, stellt nun mal ein ganz anderes Stadium dar als die routinierte gut dreijährige Beziehung. Trotzdem wird ziemlich gut deutlich, dass sie sich einfach keine Zeit mehr füreinander nehmen und sich durch Abmachungen jegliche Freude aufeinander nehmen. Diese Pflichtbewältigung lässt natürlich einen negativen Nachgeschmack und damit keinen Spaß. Immerhin ist die Beziehung so sehr intakt, dass sie gemeinsam das Problem erkannt haben und darüber sprechen. Insofern muss man sich keine Sorgen machen, dass dies der Anfang vom Ende sein könnte. Turk und Carla durchlaufen einfach nur ein typisches Tal in einer Beziehung, mit dem man offen und ehrlich umgehen muss. Und das traue ich den beiden allemal zu.

Finanzprobleme

Kelso kommt nicht umher, Einsparungen am Krankenhaus vorzunehmen, was Cox noch der richtigen Motivation durch Jordan gar nicht gutheißt. Kelso verfährt dieses Mal mit der cleveren Learning-by-Doing-Variante und übergibt die Entscheidung an Cox selbst, der schnell einsehen muss, dass Kelso Absicht die einzige Möglichkeit ist. Ein Kündigen widerspricht natürlich völlig seinem Willen, aber die Hände sind ihm gebunden. Selbst die Suche nach dem geringsten Übel ist brutal. Cox muss so endlich mal erleben, dass die Entscheidungen eines Chefs nicht immer getätigt werden, um andere zu ärgern, sondern schlichtweg nicht vermieden werden können. Cox wird sicherlich weiter für seine Meinung eintreten, ein kurzer Blick auf die dunkle Seite der Macht hat ihm aber sicher gut getan.

Sitcom-Tagtraum

Es ist nicht nur der Sitcom-Tagtraum, der in dieser Episode die Lacher zu verzeichnen hatte. Ob Turk beim Armdrücken, J.D. und Turk bei Charles James oder der trockene Humor von Kelso, es gab viele Gelegenheiten. Trotzdem ist J.D.s großer Tagtraum natürlich etwas ganz Besonderes. Die überspitzte Darstellung, wie "Scrubs" als Sitcom aussehen würde, hat einfach nur Spaß gemacht. Die Kleidung der Ärztinnen, der umjubelte Auftritt des Hausmeisters und die ziemlich einfältige Handlung des gesamten Abschnitts offenbarten doch deutlich, wo Unterschiede zwischen den beiden Genres liegen. Der Bruch am Ende hat dabei wunderbar dafür gesorgt, dass man mit J.D. relativ brutal in die "Realität" zurück gedrängt wurde. Die Autoren von "Scrubs" versuchen häufiger, zu verdeutlichen, dass sie sich von anderen Sendungen durch sehr realistische Geschichten abheben, nicht zuletzt wenn Cox fernsehsüchtigen Assistenten erklärt, dass man hier in einem echten Krankenhaus sei. Eine Diskussion darüber soll jetzt nicht geführt werden. Was mir am Ende besonders gefallen hat, ist die Tatsache, dass man trotz der deutlichen Abgrenzung zum Sitcom-Format keine Ausgrenzung bzw. Wertung vorgenommen hat. J.D. hat mit seinem Off-Text wunderbar auch die Bedeutung der Sitcom verdeutlicht und dabei wirklich schöne Worte gefunden. Insofern war der zweite Teil dieser Episode, die sehr viel Freude bereitet und mit dem Ende trotzdem einen kleinen Klos im Hals hinterlassen hat, in meinen Augen auch eine Hommage an das Sitcom-Genre.

Fazit

Diese Episode war nicht nur voller amüsanter Szenen, Dialoge und Momente, sondern konnte auch noch durch seine Tiefsinnigkeit überzeugen, die zwar kein Philosophiestudium erfordert, aber wieder einmal perfekt in Szene gesetzt wurde.

Emil Groth - myFanbase

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