Bewertung

Review: #9.11 Unsere Höllenwoche

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Wahrscheinlich musste es so kommen, dass ich wieder auf dem Boden der Tatsachen lande, nachdem mir die letzte Episode doch überaus gut gefallen hat. Die Erwartungen waren entsprechend höher, die Vorfreude ebenfalls, das konnte nicht gut gehen.

Die Fähigkeit, auch mal zurück zu stecken

Dr. Russel Vaughn ist zu Besuch im Krankenhaus und bekommt mit seiner Arbeit, dem Buch über seine Erfahrungen und als wichtiger Spender natürlich gleich eine große Aufmerksamkeit, die Turk gar nicht passt. Immerhin will er als Chef der King sein. Turk hat also die Gelegenheit, in aller Ruhe Kleinkind zu spielen. Auf die Idee, dass auch er was von Russel lernen könnte, kommt Turk gar nicht. Schade, dass Turk hier eine Storyline bekommt, die von seinem Neidverhalten her auch schon in Staffel 1 möglich gewesen wäre, Turk also jegliche Reife vermissen lässt. So wirklich vorwerfen kann man ihm das aber eigentlich nicht, weil Russel äußert arrogant und vereinnahmend dargestellt wird, sodass man auch als Zuschauer nur konsterniert zurück bleibt. Was ist das denn für einer? Drängelt sich gleich mal in den Alltag, übernimmt einfach die Patienten von Turk und rät ihnen etwas anderes und lässt sich wie eine Ikone behandeln. Irgendwie hätte es mir besser gefallen, wenn Turk wieder derjenige gewesen wäre, der Russel hier eine Lektion erteilt, auch wenn das nicht heißen soll, dass Turk nichts mehr zu lernen hätte. Nur ist die hiesige Darstellung zu schwarz-weiß gewesen, zu eindeutig waren die Rollen verteilt. Turk steht wie ein kleiner Möchtegernchef dar, der von Kelso in die "Der Chef gibt nach"-Rolle gedrängelt wird. Das ist prinzipiell eine durchaus richtige Lektion, die Turk erfahren muss, aber Russel war einfach zu unsympathisch, als dass er ein guter Aufhänger für diesen Part gewesen ist. Mit Russel hätte man ganz anders umgehen müssen, weil auch er mit seinem Verhalten noch viel zu lernen hätte. Dass man dies hier völlig weglässt, finde ich sehr unbefriedigend. Die nur einmal auftretenden Charaktere dürfen ruhig eine Dimension mehr bekommen, wenn sie solchen Einfluss auf die Hauptcharaktere ausüben. Erfreue konnte man sich in diesem Teil also nur über Turks misslungene Tanzeinlage und die sehr gelungenen Dialoge mit Denise, die mit ihrem trockenen "Hau-Drauf"-Vokabular einfach immer wieder für Lacher sorgen kann.

Gruppendynamik

Drew muss in dieser Episode die Rolle des geschiedenen J.D. einnehmen, denn Cox braucht mal wieder jemanden, dem er durch gegenteiliges Verhalten die wahre Bestimmung offenbaren und lehren kann. Cox erfüllt bewusst Drews Wunsch, in Ruhe gelassen zu werden, und verbietet es Drew sogar, den anderen Mitgliedern seiner Lerngruppe zu helfen. Diese fällt ohne ihre Führungsperson völlig in sich zusammen, denn Lucy ist völlig überfordert, verliert sich in ihren Ansprüchen und sucht dann immer wieder Halt bei Drew, der sich nicht davon abbringen kann, doch als Hilfe da zu sein. Warum das die so genannte Höllenwoche gewesen sein soll, ist dabei aber völlig auf der Strecke geblieben, denn richtig unter Arbeitsstress ist keiner dargestellt worden. Das Lehrkonzept ist derweil sehr bekannt, sodass man sich denken konnte, dass Drew genau das, was er so sehr vermeiden wollte, natürlich ganz besonders wollte. So ähnlich war es auch schon in #9.07, weshalb man sich dann doch eher fragt, was Drew eigentlich will bzw. wo diese Gedanken plötzlich immer herkommen. Das hätte man doch erstens ein bisschen besser aufbauen und zweitens mit etwas mehr Kreativität umsetzen können. Aber vielleicht irrt man sich als Zuschauer auch, wenn man annimmt, dass man gegen Ende einer Staffel noch mal alle Register zu ziehen versucht, damit das nicht die letzte Staffel sein muss. Neben einem witzig übertriebenen Kampf um die Führungsposition hatte dieser Teil aber dann hinten raus doch noch ein Highlight übrig, dass jedem J.D.-Fan ein Stechen im Herzen erzeugt haben muss. Nachdem Drew seine Bestimmung an der Uni gefunden hat, macht er Cox für dessen Lehrmethode ein Kompliment und Cox zeigt für diese Schmeichelung ein Verhalten, dass sich J.D. acht Jahre lang gewünscht hat. Nanu? Wird Cox etwa richtig weich? Sollte Drew wirklich seine Nummer 1 sein? Nur gut, dass J.D. in dem Moment nicht dabei war.

Funkstille

Nach der Offenbarung der Vorfolge konnte man Drew und Denise natürlich nicht außen vorlassen. Dass sie sich wie zwei Teenies verhalten und erst mal aus dem Weg gehen, nachdem sie die großen Worte gesagt haben, passt zu dem Pärchen wie die Faust aufs Auge. Besonders Denise hat man ihre emotionale Unsicherheit wieder wunderbar angemerkt und die Aufeinandertreffen hatten genau die richtige Spannung, die Mimik und Gestik hat das Unwohlsein der beiden optimal zum Ausdruck gebracht. Herrlich. Die Chemie stimmt und die Autoren haben einen schönen Ersatz gefunden, nachdem alle anderen Pärchen durch abwesende Schauspieler gesprengt wurden. (An dieser Stelle sei erwähnt, dass mir Lucy und Cole besonders durch Letzteren sehr gefallen, aber die beiden fanden in dieser Episode quasi nicht statt.) Der romantische Schluss hat mein Herz dann noch höher schlagen lassen, weil ich mich auf diese Art der Turtelei viel mehr gefreut hatte und während der Episode kurzzeitig das Gefühl nicht losgeworden bin, dass man das Happy End gekünstelt in die Länge ziehen wollte. Im Nachhinein hat man das aber sehr zufrieden stellend gemacht und so bin ich zumindest mit diesem Teil vollends zufrieden.

Fazit

Leider ist diese Episode selbst optimistisch gesehen nur durchwachsen. Die Storylines lassen die letzte Kreativität vermissen, die vorliegenden Problematiken wirken aufgesetzt und zu vorhersehbar, als dass man den Handlungen mit Freude gefolgt wäre. Diese Episode ist leider kein Argument für eine weitere Staffel.

Emil Groth - myFanbase

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