Bewertung

Review: #4.03 Familienbande

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Es war klar, dass sich "Seattle Firefighters - Die jungen Helden" schon bald der beruflichen Zukunft von Robert Sullivan widmen würde, denn auf Dauer ist er als Hauptfigur nicht in der Serie zu halten, wenn er auf der Strafbank verharren muss. Wie im Serienuniversum von "Grey's Anatomy - Die jungen Ärzte" so üblich wird so etwas gerne über eine emotionale Anhörung geklärt, erinnern wir uns nur an die vergangene Staffel der Arztserie, als es um die Zukunft von Dr. Meredith Grey ging. Demzufolge war klar, dass diese Episode entscheidende Weichen stellen würde.

Ohne Frage ist die Storyline rund um Sullivan das Highlight dieser Episode. Der Produktion ist es bislang vor allem in dieser Staffel gut gelungen, den Zuschauer an den ehemaligen Battalion Chief zu binden. Er war doch recht lange sehr kühl und durch seine Position überheblich, aber jetzt dürfen wir auch seine verletzlichen Seiten kennenlernen und es war deutlich zu merken, wie angespannt die Situation für Sullivan war, denn er hat gleichzeitig auch im Kopf, wie schwer es wird, sich gegen seine Sucht zu stellen, wenn er einen Schlag vor den Bug erhält. Da ist es wunderbar, dass Dr. Richard Webber ihm erstmals auch in persona beistehen kann und nicht mehr nur via Video. Die beiden passen von ihrer Geschichte her wirklich wunderbar zusammen und es ist damit eine dieser Crossover-Beziehungen, die man mit Leichtigkeit immer mal wieder einbinden könnte.

Aber zurück zu Sullivans Anhörung. Es war klar, dass seine Fehler noch einmal zusammengetragen würden und auch die, die eigentlich für ihn einstehen wollen, können das Bild nicht eindeutig positiv umwenden, denn sie waren nun mal auch Spielfiguren in seinem Spiel der Sucht. Aber trotzdem war es beeindruckend, wie alle für ihn einstehen, obwohl er nun wahrlich noch nicht das Format eines Pruitt Herreras hat unter Beweis stellen können. Besonders Ben Warrens Einsatz war nachhallend, denn er war eigentlich die ganze Zeit über der stärkste Opponent von Sullivan, weil er dessen Suchtproblem aufgedeckt hat und als Regelprofessor natürlich wollte, dass alles ganz nach den Vorgaben läuft. Bei ihm hätte es niemanden gewundert, wenn er alles dafür gegeben hätte, sein PRT-Team zu retten, aber Ben ist nun mal selbstlos, er hat es sich nicht nehmen lassen, für beide Zwecke einzustehen. Während er bei dem PRT-Team den Kürzeren zieht, kann sein Einsatz sowie der der übrigen Kollegen bewirken, dass Sullivan weiterhin als Feuerwehrmann arbeiten darf. Nur mit einem Kniff, denn er muss wieder ganz unten anfangen. Das hat durchaus viel Potenzial. Zum einen hat Sullivan eine natürliche Autorität, die auf Dauer nicht leicht hintenanzustellen sein wird, zum anderen arbeitet er damit Seite an Seite mit seiner Frau Andy Herrera, mit der er eigentlich Abstand halten sollte. Zudem ist auch schon gezeigt worden, dass Gefühle im Spiel die Arbeit sehr subjektiv werden lässt.

Dennoch gibt es von dieser Entwicklung aus noch einige große Fragezeichen. Überraschend gab es ein Wiedersehen mit den Dixon-Männern. Während Emmett weniger überraschend war, weil er als Zeuge der Überdosis von Sullivan natürlich ungemein wichtig war, so dachte ich wirklich, dass die Zeit mit dem ehemaligen Fire Chief Dixon endgültig vorbei ist. Doch der kommt so schleimig und eklig wie eh und je zurück. Auch wenn unklar ist, ob er nun weiterhin als Nebenrolle dabei sein wird, so ist auch der Gedanke unerträglich, dass er im Off weiterhin ungestraft sein Unwesen treibt. Bei Emmett wiederum wird eine Freundschaft zu Travis Montgomery aufgebaut, da dieser darauf aufmerksam geworden ist, dass er sich neben seiner Feuerwehrfamilie auch Kontakte suchen muss, die aus der LGBTQ-Community stammen. Die Idee ist nett, aber wohin das genau führen soll, weiß ich noch nicht so genau. Zumal Emmett auch keine Figur war, die ich unbedingt weiterhin sehen muss. Bei Ben ist derweil die Frage, wie hart es ihn mitnehmen wird, dass er sein PRT-Team verloren hat. Ich fand dieses für die Geschichte wirklich praktisch und verstehe nicht, warum man diesen Rückschritt in Kauf genommen hat. Zuletzt haben wir auch noch Dean Miller, bei dem deutlich zu merken ist, dass er kein Sullivan-Fan ist. Warum? Das ist noch unklar, aber es ist klar, dass das noch zum Thema werden wird.

Die restlichen Inhalte der Episode konnten in dieser Woche leider nicht wirklich überzeugen. Angesichts von Sullivans Anhörung war das Motto, dass Station 19 eine große Familie ist, vorherrschend. Bis auf die konkreten Momente bei der Anhörung fand ich das aber leider viel zu konstruiert. Um das der Wache noch einmal vor Augen zu führen, ist diesmal auf Drag Queens gesetzt worden, in deren Wohnkomplex durch einen Kurzschluss ein Brand entstanden ist. Nur leider hat diese Idee bei mir nicht gezündet. Das fing bei Travis an, der vollkommen aus dem Häuschen war, seinen Idolen zu begegnen. Von der Idee her passte das ja noch, weil wir ja durch eine Rückblende in Travis‘ Leben wissen, dass er ein Faible für Drag Queens hat, aber innerhalb des Einsatzes wirkte es doch deplatziert. Anschließend sind die Drag Queens oft minutenlang zu sehen gewesen, ohne dass sich aber inhaltlich wirklich etwas getan hat. Dadurch ist bei mir der Eindruck entstanden, nur ein Werbevideo zu sehen, da sich "Seattle Firefighters" rühmen will, die LGBTQ-Community abgebildet zu haben. Das ergibt für mich aber nur Sinn, wenn es nicht wie ein Kunstprodukt daherkommt, sondern wie eine Geschichte mit einer Botschaft. Weiterhin war die "Rettung" von Dean völlig überdramatisiert. Wenn "Seattle Firefighters" nicht gerade die richtig dramatischen Einsätze auspackt, die sich dann gerne über eine ganze Episode strecken, dann wirken die Einsätze leider oft oberflächlich und gekünstelt. Das war schon immer die Schwäche der Serie und es ist schade, dass diese nicht abgestreift werden kann.

Bei Jack Gibson treten wir derweil auf der Stelle. Schon in der letzten Episode ging es darum, dass er sich nicht recht sicher ist, was er für Inara und die kleine Familie empfindet. Statt also einen Schritt nach vorne zu machen, werden diese Zweifel erneut befeuert, nur mit einer minimal anderen Nuance. Diesmal lässt Dean eher unbedacht die Bemerkung fallen, dass Inara nur ein weiterer Rettungseinsatz ist. Jack lässt das einfach nicht los und hängt alle paar Szenen wieder dieser These nach, doch weitergekommen sind wir dadurch auch nicht.

Weitergekommen sind wir dadurch in der Freundschaft von Andy und Maya Bishop, die einen entscheidenden Schritt Richtung Versöhnung machen. Diesen Wink fand ich zwar insgesamt schön, zumal es die Menschlichkeit von Maya weiter stärkt und der gebeutelten Andy mal wieder einen Lichtblick gibt, aber was das sofortige Zusammenziehen sollte, hat sich mir nicht erklärt. Zu Beginn der Episode ist deutlich geworden, dass Maya weiterhin immer noch selbstzerstörerische Gedanken für ihre Beziehung zu Carina DeLuca hat und da soll gleich auch noch Andy alles sprengen? Selbst wenn es ein Ablaufdatum hat, weil Andy ja wieder zu ihrem Mann ziehen will, aber dennoch, ob Carina da gleich in Jubelschreie ausbricht? Apropos Carina: Ich glaube ihre Beförderung zur Hauptdarstellerin ist leider nur heiße Luft, denn außer ein bisschen Frühstück bereiten war diesmal nichts drin. Ich hätte es sinniger gefunden, dass Andy vorerst bei Jack unterkommt, denn das war ihr Zuhause davor und er ist auch alleine. Es hätte auch gut getan, die beiden als Freunde zu erleben, für die Friends with Benefits mal nicht in Frage kommt.

Fazit

Nach dem wirklich starken Staffelauftakt geht es aktuell qualitativ leider immer ein Stückchen mehr bergab. Ein einzelnes klares Highlight wie die Anhörung von Sullivan gibt es definitiv. Hier werden die Stärken eines eingespielten Casts genutzt. Aber gerade die einzelnen Charakterentwicklungen verharren diesmal oder gehen leider in die falsche Richtung. Vielleicht stellt man sich auf Dauer auch mit der authentischen Darstellung der Corona-Pandemie selbst ein Bein.

Lena Donth - myFanbase

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