Bewertung

Review: #7.03 Akzeptanz

"Seattle Firefighters - Die jungen Helden" hat in sieben Staffeln viel für die Repräsentation von LGBTQIA+ im US-amerikanischen Fernsehen (aber eigentlich auch weltweit) geleistet, da ist es eine runde Sache, einem Pride in Seattle nun noch einmal eine solche Plattform zu bieten und das Queer sein zu feiern. Dazu passend ist es eine Episode, die sich im Besonderen Travis Montgomery und seiner Geschichte widmet. Was sonst so los war? Tauchen wir ein:

Sean Beckett ist nun offiziell im Dienst zurück. Für ihn war es eine gute Episode, denn er ist immer noch er und doch etwas anders. Dass der Pride nichts für ihn ist und er liebend gerne auf der Wache zurückbleibt, das passte gut. Dennoch kam der Pride in Form von Drew zu ihm. Auch wenn Beckett lange maximal emotionslos mit ihm agiert hat, aber darunter hat man doch deutlich rausgelesen, dass er Drew wirklich nicht per se verurteilen wollte. Seine kritischen Fragen wegen der Abnehmpillen zielten zwar in eine solche Richtung, aber alles in allem war er in dem Moment quasi der Mediziner, der auch aufrütteln muss. Aber Beckett hatte auch recht, er und Drew waren sich nicht unähnlich, denn beide haben Wege gesucht, sich besser anpassen zu können. Aus der eigenen Haut raus, um akzeptiert zu werden. Der eine mit Alkohol, um lockerer zu werden, der andere mit Gewichtsreduktion. Beide sind auch am Ende der Folge nicht wesentlich näher an dem Gefühl, dass sie geliebt werden für das, was sie sind, aber sie haben zusammen einen Moment geteilt. Da beide nicht unterschiedlicher sein könnten, ist das noch eine schöne Botschaft, denn man kann sich auch Menschen nahe fühlen, von denen man es nie erwartet hätte.

Eine für mich überraschende Nuance waren die Andeutungen zu Victoria 'Vic' Hughes und Theo Ruiz. Es war klar, dass es trotz der Ansprache, wir kriegen es wie Erwachsene hin, noch Probleme geben würde, dafür war die gemeinsame Geschichte auch zu lang. Aber es ist ja auch kein Augenauskratzen, was wir hier erleben, sondern mehr ein unbehagliches Miteinander, bei dem man lieber zu viel als zu wenig die Grenzen des anderen respektiert. Aber Sienna, die die Auren der beiden analysiert hat, hat für Theo Bedauern festgestellt und für Vic Wut. Bei Theo verstehe ich es noch eher, denn ja Eigentor, er hat eine großartige Frau verscheucht. Bei ihm hatte ich auch die große Befürchtung, dass er für diese Staffel der Buhmann wird. So ist es erfreulicherweise nicht gekommen, weil es wieder der Theo ist, als den wir ihn kennengelernt haben. Nachdem er sich durch die Verantwortung verändert hat, ist er zurück zu seinem kameradschaftlichen und demütigen Ich. Also natürlich sieht er nun klar, was er angerichtet hat. Aber warum diese Wut bei Vic? Hat sie gar nichts mit Theo zu tun? Und wenn doch, warum? Natürlich wurde sie verletzt, das ist klar, aber ich hatte bislang auch ein wenig den Eindruck, dass sie auch offener ist, nach vorne zu schauen. Von daher kann ich auch nicht richtig einschätzen, was ich davon halten würde, sollte es wieder eine Annäherung geben. Für mich waren sie eigentlich Geschichte.

Robert Sullivan wagt seinen nächsten Versuch eines Heiratsantrags und das wird offenbar ein lieb gewonnener Running Gag dieser Staffel. Aber in diese Episode hätte Natasha Ross' Zusage auch nicht gepasst, dafür war sie viel zu sehr gefrustet. Es war ja schon zu erahnen, dass das Gespräch zwischen ihr und Robel Osman aus dem Krankenhaus bewusst ausgespart wurde, aber nun ist klar, sie ist seine Puppe, die entweder macht, was er will, oder die ihren Job für mehr Freiheit aufgibt, dafür das SFD vielleicht wieder um Jahrzehnte zurückwirft, wenn es eine willenlose Marionette des Bürgermeisters wird. Oh weh. Natasha ist in einer wirklich undankbaren Position. Die Aufgabe, so viel Personal zu entlassen, dass sie auf 10% Budgetkürzung kommt, das wird keine leichte werden. Und es wird ihr zutiefst zuwider sein. Auch wenn sie nach ihrem Antritt gleich eine ganze Wache geschlossen hat, deren Personal aber verteilt wurde, so ist sie inzwischen emotionaler viel mehr involviert. Und das zeichnet sie aus. Sie sieht die Menschen hinter dem Job und sie sieht auch, was es für eine Stadt wie Seattle bedeutet, wenn die Kräfte fehlen, die Leben retten. Natasha ist noch nicht völlig willenlos. Sie hat gegenüber Osman doch so gut es geht Kontra gegeben, aber spätestens nach Drohgebärden gegenüber ihrem Job ist sie schachmatt gesetzt. Umso besser, dass sie in der Parade so einen starken Moment geschenkt bekommen hat. Natasha ist gar nicht die für hinter den Schreibtisch. Auch dort kann man wirken, ohne Frage, aber sie ist draußen viel besser aufgehoben. Wie sie die Ruhe nach dem Knall bewahrt hat und dann sofort agiert und koordiniert hat, das war stark. Nah dem bisherigen Verlauf der Staffel würde es mich nicht wundern, wenn Natasha und Sullivan am Ende wo zusammen auskommen, was wir bislang noch nicht erahnen können.

Bei Maya Bishop hatte ich nach dem Teaser gedacht, dass sie wieder auf ihren Vater Lane trifft. Das hätte für mich insofern einen runden Eindruck verschafft, weil sie ihn zuletzt vor ihrer Hochzeit konfrontiert hat, aber seitdem hatte sie noch einen schweren Rückschlag, also hätte sich jetzt eine weitere Begegnung durchaus angeboten. Aber es war Mason, der zuletzt in Staffel 1 aufgetreten ist, den hatte ich bald schon wieder vergessen, auch wenn ich mich an seine Episoden damals noch gut erinnern kann. Die spannende Frage ist nun natürlich, taucht er nochmal auf? Die Andeutung alleine würde mir nämlich nicht helfen. Vor allem wäre es für Maya auch ein anderer geschlossener Kreis, wenn sie Mason helfen kann, so wie ihr geholfen wurde. Da Maya auf der Wache gebraucht wurde, war Carina DeLuca ziemlich auf sich gestellt mit Baby Liam. Und auch wenn es die große Erfüllung eines Traums ist, aber richtig genießen kann sie es nicht, weil die Anklage gegen sie ihr davon etwas wegnimmt. Ich fand sie mit Dr. Miranda Bailey hier gut zusammengeführt, denn sie hat schon sehr ähnliche Erfahrungen als junge Mutter, aber auch als Ärztin, die es sich mit ihrer Art auch oft schwer gemacht und damit bei Patienten angeeckt ist. Carina ist eigentlich so gar nicht so, weswegen sie auch so geweint hat, als sich ihre Aufzeichnungen mit dem des Pflegepersonals decken. Es war keine Erleichterung, es war vor allem auch Wut, warum ihr das widerfährt. Deswegen glaube ich auch, dass Wendy nochmal auftauchen wird, denn selbst wenn es abgewiesen wird, es ist für beide Frauen schon längst persönlich geworden. Aber auch wenn Carina immer noch eine Bürde verspürt, es war schön, wie sehr sie und Maya ihren Neustart mit Liam im Eigenheim genießen konnte.

Wenn wir schon Pride haben, dann war es wirklich schön, dass Roz Warren mal wieder aufgetaucht ist. Auch die wie immer herzallerliebste Pru war am Start. Dazu ist es der erste Pride für Paul Montgomery, nachdem er wirklich offen als schwuler Mann lebt. Es war wirklich sehr gut, was hier alles zusammengeführt wurde, auch nochmal um den Pride auch gegen Protestgruppen zu stellen. Es ist keine heile Welt, sie ist sehr bedroht und deswegen war die Botschaft wichtig. Wenn die laut sind, müssen wir lauter sein. Detailliert war es aber die Episode von Travis. Als die Folge so losging, da habe ich länger gedacht, oh weh, wird das jetzt so ein langgezogener und aufreibender Prozess wie bei Jack Gibson und Maya jeweils in Staffel 6? Denn Travis hat zum dritten Mal hintereinander wirklich hässliche Seiten gezeigt. Er ist in einer schwierigen Situation, weil sein Vater ihm so viel genommen hat, aber eine Entschuldigung für charakterliche Hässlichkeit ist das nicht. Deswegen waren in dieser Episode auch so viele großartige Szenen. Eli Sterns Ausbruch war der erste Moment dieser Art. Sein Umgang mit Andy Herrera und Travis war auch nicht ideal und fair. Dementsprechend hat sich Eli auch weniger in seine Ansprache reingesteigert, weil er betrogen wurde, sondern weil er das Emotionale gesehen hat. Dass Travis quasi nur auf die ideale Gelegenheit gewartet hat, es Eli vor den Latz zu knallen, in dem Fall nach dem Moment, in dem er Verständnis für Paul und Kyle signalisiert hat. Das gefiel Travis nicht, also erstmal was rausgehauen, was verletzt. Und das hat Eli wirklich verletzt, weswegen er all diese Dinge gesagt hat, die auch richtig waren.

Das führte dann zum nächsten wichtigen Moment, in dem Vic es Travis auch spiegelt. Auch wenn wir bei ihr die Wutthematik natürlich auch noch im Hinterkopf haben müssen, sie war aufgepuscht, aber sie ist auch seine beste Freundin und wenn ihm einer die Wahrheit sagen kann, dann sie und sie hat es wirklich auch in einem Rahmen gemacht, der okay war. Die ganze Aufregung auf der Parade war für Travis dann natürlich ein harter Bruch, aber die Sorge um seinen Vater hat auch verdeutlicht, wie wichtig er ihm doch ist. Dann das zweite Gespräch mit Eli. Ich bin mir nicht sicher, ob das jetzt der Abschluss dieses Charakters ist, könnte es mir aber vorstellen. Dementsprechend fand ich es wichtig, dass sie noch einmal friedlich miteinander gesprochen haben. Eli hat sich schließlich in Travis verknallt, weil er gute Seiten hat und das Kompliment, was er ihm gemacht hat, wunderschön. Eli war von Anfang als eloquent eingeführt worden und es passte zu ihm, dass er, wenn er sich wieder abgeregt hat, in Frieden gehen will. Der letzte große Moment war dann abgesehen von Travis, der selbst die tolle Party auf der Wache organisiert, natürlich sein Gespräch mit seinem Vater. Da war es für mich dann endgültig vorbei, weil ich die Ernsthaftigkeit von Paul spüren konnte, aber weil Jay Hayden es auch großartig gemacht hat, wie Travis bei jedem weiteren Wort emotionaler wurde. Er wollte es nicht hören, weil der Damm brechen würde, aber letztlich ist er gebrochen und das war gut so. Nun habe ich wieder mehr Hoffnung für Travis in dieser Staffel.

Fazit

Auch wenn ich von dieser Staffel bislang keinesfalls enttäuscht wurde, aber diese Folge stellt doch den bisherigen Höhepunkt dar. Der Pride als übergeordnetes Thema, um die DNA der Serie nochmal zu betonen, dazu eine Vielzahl von Figuren, die länger nicht mehr zu sehen waren und sinnvoll eingebunden wurden, dazu viele Storylines, die einfach funktionieren, mit Travis Montgomery im Mittelpunkt und gebacken ist eine sehr ereignisreiche und emotional mitreißende Episode.

Lena Donth – myFanbase

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