Review: #7.02 Trauerarbeit
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Ich muss es nochmal betonen: wir befinden uns in der finalen Staffel und da diese zweite Episode nun auch schon ins Land gezogen ist, haben wir nur noch acht Episoden vor uns. Das ist natürlich viel zu wenig und am Anfang der Produktion wusste auch noch niemand Bescheid. Wann genau das Wissen da war, nicht ganz klar, aber diese Folge hat mich innerlich genau zerteilt. Einige Handlungsbögen waren so unfassbar bummelig, dass ich gerne in den Bildschirm gekrochen wäre und einzelne Szenen waren dann wirklich was für Herz, für verdammt nochmal ganz viel Herz!
Fangen wir also mit den Bummelzügen an. Das ist zum einen der Krisenfall. Den fand ich viel schwächer als den vom vergangenen Mal, weil es diesmal nicht wirklich etwas mit der Charakterentwicklung zu tun hatte. Gegen Ben Warren und Theo Ruiz zusammen habe ich nichts, aber sie haben auch keine problematische Beziehung, sie haben zwischen sich nichts zu klären und es wurde auch nicht individuell etwas herausgefordert. Stattdessen ging es im Groben um den Waffenbesitz in den USA und dass es beispielsweise in Washington, wo Seattle liegt, möglich ist, einzuwirken, dass bestimmte Personen keine Waffen führen dürfen, wenn sie aufgrund von mentaler Gesundheit etc. eine Gefahr für sich und andere sind. Ich hatte ein wenig den Eindruck, dass die Episode als Werbung dafür diente, diese Möglichkeit den Menschen in Erinnerung zu rufen, damit sie auch darauf zugreifen können. Auch wenn ich die Wichtigkeit nicht absprechen möchte, aber ich fand es nicht ideal umgesetzt und auch ein wenig blauäugig. Deutschland hat ganz andere Waffengesetze und trotzdem finden sich überall in den Zeitungen Meldungen, dass mit Stichwaffen Übergriffe stattgefunden haben. Schusswaffen alleine sind es nicht, die eine Gefahr darstellen, denn so wie Sam inszeniert wurde, der würde sich auch mit einem Messer mit langer Klinge sein vermeintliches Recht verschaffen. In der Absicht also gut, in der Ausarbeitung aber schwach.
Als nächstes würde ich die Beerdigung von Sean Becketts Onkel Vince nennen. Als ich nur den Teaser von der Episode kannte, war ich eigentlich positiv gestimmt, zumal Victoria 'Vic' Hughes auch angekündigt war und das Duo hat schon einmal bestens funktioniert. Aber insgesamt war mir auch das nicht ausgearbeitet genug. Beckett ist also aus dem Entzug raus, Vic will sicher gehen, dass er auch standhaft bleibt und sie geraten mitten in eine Freakshow, die offensichtlich nur dazu da war, dass wir erkennen, warum Beckett ist, wer er ist und warum er dennoch immer noch der Netteste von allen ist. Ja, schön und jetzt? Ich dachte ehrlich gesagt, wir wären mit ihm jetzt weiter, aber das war sehr einfallslos.
Bei Travis Montgomery und seinen beiden Kerlen war es diesmal nicht ganz nervig wie in der vergangenen Woche, wahrscheinlich weil der Stein jetzt ohnehin in den Brunnen gefallen ist und es nicht einfach eben vergessen werden kann. Emmett Dixons pointierte Ansage an Travis war auf jeden Fall ein kleines Highlight. Dennoch sind die Dinge, die er ihm damit vermittelt hat, nicht neu. Denn Travis macht wieder und wieder dieselben Fehler. Der Emmett von vor einem Jahr ist jetzt Eli Stern und wenn ich dann noch denke, was sich Travis für Gedanken gemacht hat, als das mit Andy Herrera als parallel stattfindend rauskam, was er sich da für Gedanken gemacht hat, wie er ihm nochmal eine Chance gibt, dann wird immer offensichtlicher, Travis hat seinen zweiten Michael (soll nicht meinen, dass er ihn ersetzen will) noch nicht gefunden und immer wenn es zu gemütlich wird, verletzt er lieber die Menschen um sich herum als Klartext zu reden. Dafür war es auch ein schöner Moment, als Kitty Dixon endlich eingestehen kann, dass Travis für ihren verstorbenen Mann da auf dem Boden alles Mögliche getan hat. Denn das ist der Zwiespalt bei Travis und das wurde am Ende nochmal deutlich, als Andy meinte, er sei ein besserer Mensch als der Rest, weil er bei Dixons Beerdigung war: Travis ist wirklich ein guter Kerl, aber gerade auf privater Ebene torpediert er sich selbst und dann ist er eindeutig nicht mehr der gute Kerl.
Jetzt sind wir glücklicherweise aber schon bei den guten Sachen und es ist fast schon erschreckend, dass ich Robert Sullivan gleich zweimal hintereinander explizit loben muss. Er war bis dato immer so eine Figur, mal so, mal so, aber gerade wirkt er sehr gefestigt, als sei er ein Mann mit einer Mission. Wie er sich von sich aus mit den Kindern während des Kliniktags beschäftigt hat, das war wirklich süß und hat ihm toll gestanden. Dazu war auch der nächste Antragsversuch an Natasha Ross herzallerliebst. Es ist eine angenehme Atmosphäre gerade zwischen ihnen, die mich sehr hoffnungsfroh stimmt. Weiteres positives Zeichen zu Sullivan: Nachdem er Andy den Rat gegeben hatte, dass man als Captain nicht verhandelt, bekommt er umgekehrt von ihr die Klinikleitung übertragen. Das hat ihn nicht sofort begeistert, was ich auch verstehen kann, denn es war Jack Gibsons Vision und nicht seine eigene, aber ja, er kann so natürlich seine Führungsqualitäten ideal ausleben. Aber es war genial, wie Andy ihn mit seinem eigenen Rat konfrontiert hat und er das auch lachend eingestehen musste. Ich habe zunehmend das Gefühl, dass er mit der Position, in der er gerade ist, gut leben kann.
Maya Bishop und Carina DeLuca bekommen derweil Liam endlich in ihre Arme und es fühlte sich tatsächlich so an, als ob für die beiden gerade alles an den rechten Platz gerückt ist, sie fühlen sich in ihrer Geschichte komplett an und wenn man bedenkt, wie weit der Weg war, es fühlt sich wie ein riesiger Meilenstein an. Deswegen finde ich es passend, dass die nächste Herausforderung wohl nicht die Beziehung an sich belastet, sondern Carina als Menschen und Ärztin. Ich hatte nicht damit gerechnet, dass die von der wunderbaren Christina Moses gespielte Rolle Carina verklagen würde, aber es ist offensichtlich, dass sie ihr die Behinderung ihrer Tochter vorwirft. Richtig aggressiv wirkte sie zwar nicht, aber ausschlaggebend war sicherlich, dass Carina sie nicht mal erkannt hat. Für sie als Mutter war es ein einschneidender Moment und für ihre Ärztin war es ein Tag wie jeder andere, den sie einfach abhaken musste. Natürlich wissen wir noch gar nicht, was bei Ninas Geburt vorgefallen ist, aber das wird sehr sicher die Gefühlslage sein. Für Carina wird es auch insofern spannend, weil sie nun selbst in der Mutterrolle ist und sich ihre Perspektive damit schlagartig wandelt.
Das absolute Highlight war dann alles rund um Jack. Auch wenn er so getan hat, es sei schon alles gut und er käme klar, nichts ist gut. Wie er den Spind ausräumte, wie der Kliniktag um ihn herum ablief, ohne dass er seinem eigenen Baby noch etwas mitgeben kann, das war alles sehr herzzerreißend. Umgekehrt ist es auch für Andy nicht einfach. Alle sind von seinem Schicksal betroffen, aber für sie ist es dennoch anders, denn sie ist seine beste Freundin, sie sind füreinander da und die Erfüllung ihrer Träume sollte direkt mit ihm an ihrer Seite sein. Deswegen fand ich die kleine Andeutung, dass Andy wusste, dass sich Jack dem Essen entziehen wollen würde, so schön, weil es beweist, wie gut sich die beiden Figuren kennen. Als die Episode so ablief und klar war, da soll ein Essen stattfinden, da war ich etwas bedrückt, denn Travis war nicht da, Beckett und Vic waren woanders und ich hatte sofort den Gedanken, dass es doch nicht sein kann, dass bei so einem wichtigen Moment nicht der ganz Cast da ist. Aber es wurde alles gedreht, von Marshas liebevoller Hilfe, bis zum Abholen durch Theo und Ben und dann das Abendessen, zu dem Carina und Maya mit Liam auftauchen. Perfektion. Aber es ging noch besser, indem wir für "Seattle Firefighters - Die jungen Helden" nun eine traditionelle Szene bekommen haben. Anschließend an #2.15 Allzeit bereit und #5.15 Gegenwehr kamen alle für Jack unter dem Tisch zusammen, nachdem er dort mit seinem Namen sein Ausscheiden endgültig besiegelt hat. Starke Szene und eben genau die Gefühle, die bei mir in einer finalen Staffel erzeugt werden müssen.
Fazit
Die finale Szene hätte eine bessere Episode insgesamt verdient gehabt. Es war keine schlechte Unterhaltung, der Eindruck soll nicht entstehen. Aber ich hatte so ein zweigeteiltes Gefühl, dass auf der einen Seite wertvolle Sendezeit verschwendet wird und auf der anderen Seite ist die Bewandtnis sehr wohl eingesickert und bietet uns SOLCHE Unterhaltung. Daher ist mein Wunsch, dass sich jetzt mehr und mehr durchsetzt, sollte #SaveStation19 nicht wirken, dann muss auf den Punkt abgeliefert werden und dass die Produktion das kann, wurde in Teilen hier deutlich bewiesen.
Lena Donth – myFanbase
Die Serie "Seattle Firefighters - Die jungen Helden" ansehen:
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Informationen zur Episode
Englischer Titel: Good GriefErstausstrahlung (US): 21.03.2024
Erstausstrahlung (DE): 15.07.2024
Erstausstrahlung (Pay-TV): 08.07.2024
Regie: Tessa Blake
Drehbuch: Meghann Plunkett
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