Bewertung

Review: #4.10 Prioritäten

Im Grunde war es logisch, dass das Niveau der vorangegangenen Episode nicht gehalten werden konnte, aber dennoch hätte ich auch nicht gedacht, dass sich gleich eine so belanglose Folge anschließen würde. Das sorgt doch für eine herbe Enttäuschung.

Die neuste Episode war wieder sehr breit erzählt, es hätte also durchaus viel Entwicklungspotenzial gegeben, aber stattdessen wurden gefühlt die ewig gleichen Themen aufgegriffen und wirklich Bewegung nach vorne war dabei nicht zu erkennen. Das sieht man sicherlich besonders deutlich an Travis Montgomery, für den sich in dieser Woche im Grunde bestätigt, dass sein Vater Paul tatsächlich homosexuell ist. Aber das war im Grunde schon klar wie Kloßbrühe, weswegen ich mir hier eine deutliche Entwicklung in der Vater-Sohn-Beziehung erhofft hätte. Stattdessen gibt es eine ergreifende Ansprache von Travis an seinen Vater, die ich endlich wieder genießen konnte, weil mein Travis wieder zurück ist und Travis durch und durch sein darf, aber was macht Paul? Nichts. Macht möglicherweise unter der Maske den Mund auf, was keiner sehen kann, und heraus kommt nichts. Diese Erkenntnis mit Paul zieht sich nahezu durch die gesamte aktuelle Staffel und wir sind schon hinter dem Bergfest und dennoch nicht sichtbar weitergekommen. Ich verstehe leider überhaupt nicht, warum hier so auf die Bremse gedrückt wird… Ich verstehe auch nicht, warum weiterhin Emmett Dixon als Love Interest für Travis im Spiel bleibt. Hat da draußen wirklich jemand einen Narren an ihrem gefressen? Auch diesmal ist er nur zweimal vor der Kamera zu sehen und bleibt damit so unscheinbar wie eh und je. Dementsprechend schaue ich bei den beiden auch besorgt in die Zukunft.

Schon bei "Grey's Anatomy - Die jungen Ärzte" beklagen meine lieben Kolleg:innen oft, dass die Serie sich thematisch zu sehr an der aktuellen Pandemie anlehnt. Das ist für "Seattle Firefighters - Die jungen Helden" jetzt nicht in dieser Dichte zu bestätigen, aber nach dieser Episode kann ich davon auch ein Lied singen. Zwar wurde mit dem Drive-In auf Wache 19 für COVID-Testung mal eine abwechslungsreiche Idee geboten, aber wirklich etwas dabei herausgekommen ist auch nicht. Und dann haben wir noch Marsha, die immer noch im Krankenhaus liegt. Auch bei ihr zieht sich der Genesungswunsch schon ewig durch die Staffel, auf und ab und auf und ab. Das mag den Kern der Pandemie punktgenau treffen, aber jetzt ist Marsha leider nicht so ein fester Bestandteil der Serie, dass man dort richtig mitfiebern kann. Zumal die inhaltlichen Konsequenzen immer dieselben sind. Jack Gibson hängt sich herein und Inara und Marcus sind besorgt. Der einzig neue Aspekt war diesmal, dass es zur Interaktion zwischen Jack und Carina DeLuca gekommen ist. Zwischen den beiden steht noch viel, denn schließlich war es Jack, mit dem Maya Bishop fremdging, als ihr die intensiver werdende Beziehung zu Carina zu viel wurde. Es ist zwar ersichtlich, dass zwischen den beiden keine Eifersucht mehr steht, aber auch eben Carinas Wissen, dass es Jack egal war, dass Maya in einer Beziehung war. Deswegen war ihre emotionale Interaktion sicherlich besonders. Ich will auch nicht lügen, dass die Abschlussszene wirklich schön war, als Marsha unerwartet doch wieder selbständig atmen kann. Aber wenn das nur wieder dafür sorgt, dass Marsha in der nächsten Episode wieder einen Rückschlag erlebt, dann gehe ich wohl die Wände hoch.

Jetzt habe ich Carina und Maya bereits angesprochen, die wahrscheinlich nicht unerwartet mal wieder meine liebsten Szenen darboten. Gleichzeitig bin ich aber diesmal skeptisch, wohin der Trend ihrer neuen Storyline wohl führen wird. Unabhängig vom ablaufenden Visum für Carina finde ich es bei ihr sinnvoll, dass sie kurzzeitig nach Italien zurückkehren könnte. Ihr Bestreben, Dr. Andrew DeLucas Asche dort an einem Platz ihrer Kindheit zu verstreuen, ist nachvollziehbar und ihr Wille, dem italienischen Gesundheitssystem unterstützend beiseite zu stehen, ist löblich. Auch könnte ich mir vorstellen, dass ein Gespräch mit ihrem Vater überfällig wäre. Selbst wenn das wahrscheinlich alles im Off stattfinden würde, so ist es inhaltlich völlig logisch. Aber das könnte man auch ohne ablaufendes Visum verständlich machen. Warum also dieser Kniff? Jetzt hat Maya am Ende der Episode ja angekündigt, dass sie sie nach Italien begleiten wird. Für sie ist das auf jeden Fall ein beachtlicher Entschluss, denn sie ist immer noch in vielem scheu und zurückhaltend was Beziehungen angeht und Maya ist ein Kontrollfreak. Man hat ihr deutlich angemerkt, dass sie aufgrund der ganzen Brandherde, die Station 19 in den kommenden Wochen zu bewältigen haben wird, nur ungerne das Zepter abgibt. Gleichzeitig kann ich mir auch nicht vorstellen, dass beide Figuren erstmal pausieren. Soll das Visum also zu einer Hochzeit führen? Das würde mich kaum wundern, fände ich aber wenig innovativ und für die Beziehung von Carina und Maya gar einen falschen Schritt. Gerade Maya muss noch viel lernen und eine Ehe kann definitiv unnötigen Druck hereinbringen. Fragen wir da doch mal bei Andy Herrera und Robert Sullivan nach…

Kaum verwunderlich waren Andy und Sullivan als Ehepaar mal wieder der Punkt der Episode, der mich wütend hinterlässt. An seinem Abstieg auf der Sympathieleiste wird fleißig weiter gearbeitet und das nervt einfach nur. Zwar wird die körperliche Komponente bei den beiden immer wieder betont und sie ist auch definitiv für eine Ehe nicht zu unterschätzen, aber was sich dort in den letzten Wochen auf der emotionalen Ebene tut, ergibt für beide keine gute Prognose für die Zukunft. Bei Andy bin ich zwar überrascht, wie bodenständig und damit angenehm ich sie in dieser Staffel finde, aber gleichzeitig schmerzt es mich auch, dass sie Sullivan nicht mehr konfrontiert und in die Ecke drängt und sich letztlich durch die körperliche Chemie zwischen ihnen immer wieder abbringen lässt. Befürchtet sie, seine Abkehr von der Medikamentensucht zu gefährden? Aber das wäre als Begründung schwach, denn auf sich muss sie genauso aufpassen und aktuell steuern beide zu sehr auf eine körperliche Abhängigkeit voneinander zu und das kann wohl kaum der Weg sein, oder?

Zudem finde ich es einfach nervig, dass sich Sullivan von Battalion Chief Gregory vor den Karren spannen lässt, um Dean Millers Klage zu verhindern und dann die Karriereleiter wieder hochsteigen zu dürfen. Geht's noch? Zudem stört es mich gewaltig, dass sich damit zwei schwarze Männer gegen einen schwarzen Mann wenden. Dessen Vorhaben mag zwar utopisch klingen, aber umgekehrt ist ihr Gerede, dass sie von innen heraus für den Umschwung sorgen, nur Schall und Rauch. Damit drängt sich mehr der Gedanke auf, dass wir es mit zwei Männern zu tun haben, die im Grunde nur an ihre eigene Machtposition denken und alles andere ist ihnen doch egal. Bei Gregory sage ich noch okay, den Kerl kennen wir eh nicht wirklich. Aber Sullivan ist wie ein Fähnchen im Weg, der sich mal gegen Dean wendet und mal unterstützend an seiner Seite sitzt. Das ist wirklich enttäuschend. Denn in wenigen Szenen zeigt diese Episode, dass der Weg für Dean wirklich nicht einfach wird. Er hat den Willen, aber er hat er auch die Ausdauer? Man merkt eine gewisse Zermürbungstaktik, die an seinen Nerven zehrt. Aber auch Deans Szenen sind innerhalb dieser Episode der Beweis, dass sich auch hier kaum etwas tut.

Fazit

Leider, leider ist mit dieser Episode der vorläufige Tiefpunkt dieser Staffel erreicht. Denn in dieser Episode hat sich nahezu nichts getan und die getätigten Andeutungen für die Zukunft verheißen alle nichts Gutes. Nach einer solchen Folge sehnt man die nächste wahrlich nicht herbei.

Lena Donth – myFanbase

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