Bewertung

Review: #7.10 Zu guter Letzt

Da ist es nun also das Serienfinale von "Seattle Firefighters - Die jungen Helden". Wenn ich rekapituliere, wie wütend ich anfangs war, als das Serienende beschlossen wurde und wie sehr es mich dann auch mit dem Beginn der siebten Staffel noch zerrissen hat, so hat sich meine ganze Gefühlslage über die drei Monate hinweg verändert. Das lag zum einen sicherlich daran, dass diese finale Staffel extrem viel richtig gemacht hat und sich daher der Rahmen würdig anfühlte. Es lag zum anderen aber an den diversen Interviews, die ich mit den Darsteller*innen gelesen habe oder auch der Podcast After We Wrap, den Jaina Lee Ortiz mit einer Freundin führt, in dem viele zu Wort kamen. Dort sah ich meine Emotionen widergespiegelt. Zunächst großes Entsetzen, aber auch dann auch die Möglichkeit, dass neue Herausforderungen warten. Wenn man unfreiwillig vor einer Entscheidung steht, dann ist das nicht schön, aber es gibt Raum für neue Chancen und ich kann gut verstehen, dass gerade die Schauspieler*innen es als Möglichkeit sehen, sich neu auszuprobieren und das ist ihr gutes Recht. Umso besser, dass diese finale Staffel unterstrichen hat, dass "Seattle Firefighters" ein Erbe hinterlässt, das niemand mehr einreißen kann, auch ABC mit seiner Entscheidung nicht.

Wenn wir jetzt konkret auf die finale Episode schauen, dann haben wir einen Großteil immer noch verbunden mit dem Wildfeuer. Mir persönlich war es etwas zu lang gezogen, auch weil noch einmal einiges an Gefahren aufgefahren wurde und ich hatte im Gefühl, dass keine weitere Hauptfigur mehr geopfert werden würde. Dementsprechend war Kate Powell ein Opfer, das der Schwere der Situation angemessen war und was man auch schnell als abgehakt einstufen konnte. Aber wir hatten am Anfang Maya Bishop, wir haben ohnehin Theo Ruiz schon in der Schwebe, dann Andy Herrera und Sean Beckett, der sich noch ins Feuer stürzt. Ja, es wurde nochmal richtig aufgefahren, aber ich finde es auf jeden Fall top, dass so viel Feuerwehrarbeit noch einmal angeboten wurde. Jahrelang war mein Kritikpunkt, dass es Episoden gab, die eigentlich nur privat waren, in denen es die Wache als Setting gar nicht gebraucht hätte. Aber das Finale war noch einmal richtig der Beweis, dass es eine würdige First Responder-Serie war.

Das Finale hat stilistisch auch eine clevere Wahl getroffen, indem die Figuren angesichts der bedrohlichen Situation Zukunftsvisionen sehen, die sie für sich erhoffen und die nun bedroht sind. Ich fand das ein schönes Element, was ich für mich aber erstmal sortieren musste. Denn erst dachte ich, ist es jetzt die Zukunft, bekommen wir wirklich Einblicke? Aber dadurch, dass die Figuren dann jeweils herangezoomt wurden, wurde schnell deutlich, nein, das ist hypothetisch. Aber was einst hypothetisch war, kann ja dennoch auch real werden, weswegen ich es so geschickt gewählt fand, weil es nochmal viel über die Gefühlslage der Figur verrät. Sie wird im Hier und Jetzt geortet, aber dennoch gibt es auch schon eine Perspektive, wohin es gehen könnte. Deswegen werde ich in diesem Finale auch nochmal die einzelnen Figuren abarbeiten. Fangen wir bei Sean Beckett an. Ich musste bei seinem Lauf durchs Feuer daran denken, wo er in Staffel 6 in den Barbershop von Tomás Silva lief und Robert Sullivan später meinte, dass er gemerkt hat, dass er den Tod willkommen geheißen hätte. Von dem Zustand war Beckett weit entfernt. Er hat zwar dieselbe Entscheidung getroffen, aber er hatte es vorher damit begründet, dass er an Familie nichts hat, keine großen Verbindungen und da hatte ich wirklich das Gefühl: Er opfert sich fürs Team. Umso schöner, dass sie ihm dennoch hinterher sind, weil es ihm umgekehrt auch bewiesen hat, dass er ein festes Mitglied ist und nicht mehr der Ex-Captain, der ihnen das Leben ganz ordentlich schwer machen konnte. Dass er sich seine Zukunft mit Jinny, der Schwester von Natasha Ross, vorstellt, auch ein nettes Gimmick, weil auch das zeigt, dass er wirklich rehabilitiert von seiner Sucht ist und ein Leben außerhalb des Jobs sieht.

Sullivan und Natasha sind mir als Figuren individuell und als Paar fast schon etwas zu kurz gekommen. Leider hat es für die Hochzeit in den zehn Episoden nicht mehr gereicht, aber sie haben viele tolle Momente noch bekommen, da will ich mich jetzt also nicht beschweren. Fakt ist, diese beiden werden heiraten. Ich fand aber vor allem die Frage spannend, wie eine Zukunft für sie aussieht. Denn dass es solange mit dem Happy End gehapert hat, lag schließlich daran, dass das Berufliche immer der Keil in der Beziehung war. Nachdem Natashas Leben bedroht war, wurde es uns so verkauft, dass Sullivan auf einmal wie gewandelt wirkte und keine Ambitionen mehr zeigte, aber so 100% ist das nicht er. Daher hätte ich mir für die beiden einfach eine konkrete Perspektive gewünscht, um wirklich sicher zu sein, das geht von hieran gut. Dennoch haben auch ihre Visionen viel ausgesagt. Natasha war fokussiert auf die Hochzeit, eine hoffentlich nahe Zukunft. Aber nachdem sie zu Jinny meinte, dass sie auch Natasha abseits von Fire Chief Ross wieder ergründen muss, kann ich es gut verstehen, dass das Berufliche aktuell nicht ihr Steckenpferd ist, sondern sich privat an den Punkt der Erfüllung zu bringen. Bei Sullivan wiederum kam dann doch das Ambitionierte durch, aber ich fand es dann auch zuversichtlich, dass er sich Natasha als Bürgermeisterin vorgestellt hat. Er ist im Rang dann auch nochmal aufgestiegen, aber jeweils Karriere in verschiedenen Bereichen zu machen, ja, das würde passen. Sie sind Führungspersönlichkeiten, aber besser keine, die gegeneinander konkurrieren.

Theo hat seine Verletzungen überlebt und wird wahrscheinlich auf kurz oder lang zur 19 zurückkehren. Ich fand es gut, dass es mit Victoria 'Vic' Hughes nicht nochmal zu einem Happy End gekommen ist, weil es sich nach Staffel 6 wirklich wie ein richtiges Ende anfühlte. Ich bin auf jeden Fall dankbar, dass es Staffel 7 mit den Drehbüchern wieder so gut meinte, denn Theo geht als Gewinner. War er in Staffel 6 stellenweise unerträglich, hat er sich im Kern doch wieder als der gute Freund bewiesen, der er einst schon für Michael war. Seine Vision war nur in dem Punkt irritierend, dass er sich dort Blanca als Mutter seines Kindes sinniert hat. Ja, ich habe ihr Zusammenstoßen auf der Party wohl wahrgenommen, aber es war nur dieser kleine Moment. Ob da mehr war? Ich nehme es einfach mal an, denn dieses Zusammenstoßen hat für mich kein Liebe auf den ersten Blick-Gefühl verbreitet. Vielleicht übertreibe ich es auch und generell sollte die Familie auch den Kreis rund zu seinem Vater machen. Er ist in der Vision auf jeden Fall auch nochmal befördert worden, was auch gut im Sinnbild passt, weil es diesmal eine Beförderung ist, die verdient ist.

Im Doppelpack muss ich dann Vic und Travis Montgomery angehen. Bei den beiden war nochmal die Frage, geht er mit ihr oder doch nicht? Zwischendurch sah es nach nein aus und ich fand es irgendwie richtig. In meiner letzten Review meinte ich schon, dass es völlig okay ist, wenn es die Menschen gibt, die die Welt erkunden möchten und genauso ist es okay, wenn Menschen da glücklich sind, wo sie Zuhause sind. Dementsprechend wäre es auch sinnig gewesen, die beiden einfach als unterschiedlich im Typus abzuhaken, denn auch mit Entfernung hätten sie sich niemals aus den Augen verloren, never ever. Aber letztlich entscheidet sich Travis doch um und achja, mein Herz ging doch über, weil es dann die Symbolik war: Wo du bist, da ist mein Zuhause. Eine der besten platonischen Beziehungen im TV-Geschäft, das ist mal sicher! Individuell gesehen geht Travis damit ein großes Wagnis ein und dennoch ist Dominic Amaya nicht Geschichte. Wahrscheinlich ist es auch der richtige Weg, denn bislang waren Travis' Beziehungen nach Michael für ihn gewählt, weil sie einfach waren. Mit Dominic über die Entfernung etwas aufrechtzuerhalten, das wird wirklich entscheiden, ob da etwas ist. Vic wiederum wird ihren Weg gehen, das ist klar. Ihre Abschiedsszene unter dem Tisch war nochmal absolut Flutwelle an Tränen. Ich hatte schon vorab gelesen, wie Barrett Doss eine Szene teaserte, in der ihre Tränen echt gewesen seien. Das kann nur safe dieser Moment gewesen sein, auch weil Jaina gleich mitmachte und das hat mich dann auch umgerissen. Genauso wunderschön war aber auch, dass Okieriete Onaodowan als Dean Miller einem Gastauftritt nochmal zugesagt hat. War ein perfekter, kleiner Moment. Generell war es schön, einige Gesichter nochmal kurz zu sehen, wie Tuck, wie Dr. Diane Lewis und selbst Dayna Rutledge und Peggy Knox.

Bei Dayna und Peggy sind wir auch schnell bei Maya und Carina DeLuca, denn die beiden sind für das Paar eine große Hilfe im Off und sie werden sicherlich auch in Zukunft Hand in Hand gehen. Aber konkret zum Ehepaar, noch einmal schöne Momente für die beiden Frauen. Es war genau richtig gemacht, wie Carina ihr ihre Schwangerschaft verraten hat. Letztlich waren die beiden doch das konstanteste Liebespaar (das sich in "Seattle Firefighters" gebildet hat), weswegen auch die Symbolik ideal war, dass sie im Grunde die gleiche Zukunftsvision haben. Carinas hat auch gezeigt, dass sie sich zwei Kinder abseits von Liam wünscht und bei Maya hat sich noch einmal verdeutlicht, ihr Angebot, das Kind selbst auszutragen, ist kein Notnagel, sondern ein eigener Wunsch, der für ihre Entwicklung steht. Um klare Wünsche geht es auch bei Ben Warren, dessen Weg schon vor dem Finale klar geebnet war. Natürlich wird er zu "Grey's Anatomy - Die jungen Ärzte" zurückkehren. Aber es ist nicht übers Bein gebrochen worden, nein, es wurde sauber aufgebaut und ist absolut logisch. Zwar sind die Verträge mit Jason George noch nicht vollständig ausgearbeitet, aber alleine wegen Dr. Miranda Bailey ist es die logischste Entscheidung. Bei Carina wiederum gehe ich eher davon aus, dass die Welt von Shondaland sie verlieren wird.

Zum Abschluss haben wir dann natürlich noch Andy. Sie war damals der Ausgangspunkt des Spin-Offs, deswegen war es legitim, ihr noch einmal das kleine Extra mehr einzuräumen. Dass sie also in Lebensgefahr geraten ist, weil sie sich als Captain geopfert hätte, das war die ideale Wahl, um zu unterstreichen, wie sie sich als Führungskraft definiert. Deswegen waren auch Bens Worte so passend, denn ganz eindeutig hat sie alle Wünsche übertroffen, die Pruitt jemals für sie gehabt haben dürfte. Eine Sache war aber doch sehr überraschend: Andys Zukunftsvision hatte mit Jack Gibson zu tun. Oha. Er ist sicherlich meine große Enttäuschung der Staffel, aber nur in dem Sinne, dass ihm wegen der Absetzung der Serie das richtige Aufarbeiten mit seiner biologischen Familie und seiner Wahlfamilie gefehlt hat. Aber hier war er nochmal präsent, als Stimme aus der Notrufzentrale, aber auch sofort an Andys Krankenbett. Ja, es war nur eine Vision von Andy, die darüber sinnierte, wie alles hätte anders kommen können, wenn sie damals Jack geheiratet hätte. Ich las, dass Jaina selbst sich dafür eingesetzt hat, weil andere eher dagegen waren. Ich selbst bin auch nicht Fan von Andy und Jack gewesen, weil sie als Freunde so viel besser füreinander wurden. Aber ja, vielleicht ist es eine Zukunftsvision, die irgendwann richtig Sinn ergibt. Aber wäre es als in Stein gemeißelt noch eben reingequetscht worden, nein, das wäre daneben gewesen. So kann sich nun jeder selbst ausmalen, ob es für Andy und Jack eine gemeinsame Zukunft gibt. Eine klare Zukunft gibt es am Ende aber doch. Schon beim letzten Mal hatte ich spekuliert, dass die 19 etwas auseinanderbröselt und Andy sie einfach neu aufbaut, wie es ihr Vater auch einst getan hat. Das passiert aber nicht unmittelbar, sondern doch einige Jahre in der Zukunft, denn Pru Miller-Warren ist dann Teil der 19. Andy ist Fire Chief und Maya Captain der 19. Sehr sinnbildlich, dass nur von drei Frauen die Zukunft so klar definiert wurde. Aber es war eine Repräsentation von Frauen in diesem Beruf und dass es gut funktionieren kann. Daher am Ende ideal rund.

Fazit

"Seattle Firefighters" gehen zu lassen, ist keine einfache Sache, aber dennoch eine, die in einem sehr zufriedenstellenden Rahmen erfolgt. Es gab noch einmal kleine Kritikpunkte, aber ich bin dankbar, dass ich im Grunde mit allen gewählten Wegen für die Figuren zufrieden bin. Wenn man über so viele Jahre hinweg Figuren entwickelt, dann muss es am Ende auch auf den Punkt sein und nicht noch einmal alles für den Effekt auf den Kopf gestellt. Aber "Seattle Firefighters" ist bei der Basis geblieben und hat auch noch einmal mit einem sehr emotionalen Schwerpunkt verbunden mit viel Hoffnung den Abschluss geschafft. Hätte es noch weitergehen können? Aber ganz sicher! Aber das Serienfinale ist nicht nur Schadensbegrenzung, es ist etwas, was man sich auch gut einige Staffeln später hätte wünschen können. Daher danke an Cast und Produktionscrew, die noch einmal ihr Herz auf dem Bildschirm gelassen haben.

Lena Donth – myFanbase

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